21. 12. – Der Mann und seine Erbse (griechisches Märchen)

Es war einmal ein junger Mann, der hieß Penteklimas, und der ging in die Welt, um sein Glück zu suchen. Als er eine Weile gegangen war, fand er auf dem Weg eine Erbse liegen und hob sie auf. Indem er sie aufhob, fiel ihm ein, daß er ausgezogen sei, um sein Glück zu suchen, und da er nun die Erbse gefunden, so müsse diese sein Glück sein. Als er darüber nachdachte, wie das sein könnte, sagte er bei sich: »Wenn ich die Erbse stecke, so werde ich übers Jahr hundert Erbsen haben, und wenn ich diese das andere Jahr säe, werde ich das Zehnfache ernten, und im vierten Jahr werde ich viele tausend Erbsen haben; ich bin also gut daran und will die Erbse wohl aufheben.« Er wickelte sie also in sein Taschentuch, hatte aber seine Gedanken immer nur auf die Erbse gerichtet, und sooft er irgendein Geschäft vornahm, ließ er es in der Hälfte, holte sein Taschentuch hervor und sah nach, ob er seine Erbse noch habe. Darauf nahm er eine Feder und rechnete aus, wieviel Erbsen er in dem einen und wieviel er in dem andern Jahr ernten werde, und so fort, und wenn er mit dem Rechnen fertig war, sprach er: »Ich bin gut daran.«

Nachdem er es so eine Weile getrieben hatte, machte er sich auf und ging an die Küste und verlangte zweihundert Schiffe zu mieten, und als ihn die Leute fragten, was er denn mit so vielen Schiffen vorhabe, sagte er, daß er darauf seine Habe verschiffen wolle. Da staunten die Leute und glaubten anfangs, er wolle sie zum Narren halten. Als er aber fort und fort nach Schiffen fragte, verlangten sie von ihm genau zu wissen, wie viele Schiffe er benötige. Da holte der Mann seine Erbse hervor, machte nochmals seine Rechnung und schloß danach seine Verträge mit den Schiffern. Bald danach liefen die Schiffer zum König und berichteten ihm, daß ein Mann in den Hafen gekommen sei, so reich, daß er zweihundert Schiffe verlange, um darauf seine Habe zu verschiffen.

Als das der König hörte, wunderte er sich sehr und ließ den Menschen zu sich kommen, um selbst mit ihm zu sprechen. Der Penteklimas war aber von Gestalt recht ansehnlich und hatte sich so schöne Kleider machen lassen, daß ihm von seinem Vermögen nur zweihundert Piaster übriggeblieben waren; aber er machte sich keine Sorgen, denn er hatte ja die Erbse, mit der er sein Glück machen wollte. Er erschien also guten Mutes vor dem König, und der fragte ihn, wo er denn sein ganzes Geld habe. Der Penteklimas aber antwortete: »Ich habe es an einem sicheren Ort und brauche zweihundert Schiffe, um es hierherzuschaffen.«

Da dachte der König: ›Das wäre ein Mann für meine Tochter!‹ und fragte ihn also, ob er nicht seine Tochter heiraten wolle.

Als der Penteklimas das hörte, wurde er ganz nachdenklich und sagte bei sich: »Ich bin meiner Sache freilich noch nicht sicher, doch wenn ich nein sage, so gibt mir der König die Schiffe nicht.« Als ihn aber der König um eine Antwort drängte, sprach er endlich: »Ich will erst hingehen und mein Vermögen holen, und dann soll die Hochzeit sein.« Da nun der Penteklimas bei einem solchen Vorschlag so bedenklich tat, das machte den König nur noch hitziger, und er sprach also: »Wenn du erst die Reise machen willst, so verlobe ich dich wenigstens mit ihr, und nimm sie, wenn du zurückkommst.« Damit war der Penteklimas zufrieden.

Über dieses Gespräch war es Abend geworden, und der König wollte ihn nicht von sich lassen, sondern befahl, daß er in seinem Schloß schlafen solle. Um nun zu sehen, ob er auch wirklich gewohnt sei, gut zu leben, befahl der König heimlich, daß man ihm zerrissene Bettücher und eine zerlumpte Decke ausbreite und daß ein Diener ihn die Nacht über beobachten solle, ob er schlafe oder nicht, denn: ›Wenn er schläft‹, dachte der König, ›so ist er ein armer Schlucker, wenn er aber nicht schläft, so ist er gut erzogen und in neuem Bettzeug zu schlafen gewohnt und kann also in den Lumpen nicht schlafen.‹

Am nächsten Morgen erzählte der Diener dem König, daß der Penteklimas die ganze Nacht über sehr unruhig gewesen sei und kein Auge zugetan habe. Das kam aber daher, weil der Penteklimas fürchtete, in diesen Lumpen seine Erbse zu verlieren und sie nicht mehr zu finden. So konnte er nicht schlafen und griff immer wieder dahin, wo er sie verborgen hatte, um sich zu überzeugen, daß sie noch da war. Darauf befahl der König, ihm in der nächsten Nacht ein so weiches und so schönes Lager wie nur möglich zu bereiten. In diesem aber schlief der Penteklimas ganz vortrefflich, weil er da keine Angst hatte, daß er seine Erbse darin verlieren könnte.

Als das der König hörte, war er überzeugt, daß dies der rechte Mann für seine Tochter sei, und drang nun darauf, daß Verlobung gefeiert werde. Am Verlobungsabend legte sich die Prinzessin zu ihm. Er hatte jedoch wenig Aufmerksamkeit für sie, denn sein Sinn war auf die Erbse gerichtet und auf die Ernten, die er von ihr erwartete. Kaum war er eingeschlafen, so träumte ihm, daß er sie verloren habe. Da wachte er im Sprung auf und griff so hastig nach seiner Erbse, daß diese zu Boden fiel. Nun fing er an zu schreien und zu schluchzen: »O Unheil! O Unheil! Wo ist mein Glück? Wo ist mein Glück?« Er suchte und klagte, klagte und suchte so lange, bis er sie wiedergefunden hatte, und die Prinzessin wunderte sich nicht wenig über das sonderbare Treiben ihres Verlobten. Hm, so trieb er es eine Weile und vertiefte sich mehr und mehr in seine Rechnungen, bis er endlich, auf Drängen des Königs, zur See zu gehen, beschloß, sich mit zweihundert Schiffen auf den Weg zu machen. Als er aber während der Fahrt wieder einmal über seinen Rechnungen saß, da fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen, wie unsinnig sein Treiben sei, denn noch habe er ja nicht einmal für ein Feld gesorgt, um die eine Erbse zu säen, und nun gehe er mit zweihundert Schiffen, um die Ernte zu holen, die sie erst nach vielen Jahren liefern könne.

»Ich bin ein Wahnsinniger«, sagte er zu sich, »aber was soll ich nun anfangen, wo ich den König und so viele Leute betrogen habe? Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich ins Meer zu stürzen.« Er sann nun auf einen Vorwand, wie er von den Schiffen loskommen könne, und sprach zu den Schiffern, als sie der nächstbesten Küste nahe kamen: »Hier sollt ihr mich ans Land setzen und so lange warten, bis ich euch rufe, denn, um meine Schätze aufzusuchen, muß ich allein sein.« Als er aber ans Land kam, da ging er in einen Wald und versteckte sich darin und wollte nicht eher wieder hervorkommen, bis die Schiffer, des Wartens müde, abgefahren wären. Die Schiffer warteten lange Zeit vergeblich auf ihn, und als er so gar nicht kommen wollte, beschlossen sie, ihn zu suchen. Sie suchen hier, sie suchen da, sie durchsuchen also den ganzen Wald.

Nanu? Da entdeckten sie plötzlich eine Höhle, die ein Arapis mit dem Schwert in der Hand bewacht. Und was sehen sie? Die ganze Höhle ist mit Goldstücken angefüllt! Und nicht weit davon entdeckten sie den Penteklimas, der im Dickicht hockt und sich versteckt. Hi, hi! Sie rufen: »Komm her! Komm her! Wir haben deinen Schatz gefunden.«

Als das der Penteklimas hört, mag er anfangs seinen Ohren nicht trauen, doch faßt er sich ein Herz und kommt hervorgekrochen. Er befiehlt den Schiffern, den Arapis totzuschlagen.

Dann beluden sie die zweihundert Schiffe mit den Schätzen, die sie in der Höhle gefunden haben, und kehrten damit nach Hause zurück. Der König aber empfing den Penteklimas in größter Pracht mit Fackeln und Laternen, und dieser hielt darauf seine Hochzeit mit der Königstochter und wurde ein großer Mann.

Wie dem unser Herrgott beigestanden hat! Denn wenn der Schatz nicht gefunden wäre, so hätten ihn die Schiffer unfehlbar totgeschlagen. Siehst du, wie ihn trotz seiner Narrheit mit der Erbse der liebe Gott nicht zugrunde gehen ließ?

 

Dieses Märchen habe ich dem Buch „Märchen aus Griechenland“ von Constanze Ott-Koptschalijski entnommen. Erschienen ist es 2014 in der Reihe Märchen der Welt

20. 12. – Karavaki

Statt einem Weihnachtsbaum gibt es in Griechenland schon lange die Tradition, ein Schiff aufzustellen und mit Lichterketten zu schmücken. Das Karavaki, wie es genannt wird, steht sowohl im kleinen  Modellschifformat in den Häusern wie auch in Lebensgröße auf den Hauptplätzen vieler Küstenorte. Denn die Griechen sind und waren schon immer ein Seefahrervolk, und in der Weihnachtszeit wurden diese Schiffchen früher aufgestellt, um an die derzeit auf See weilenden Männer zu denken. Wie lange genau es diese Tradition schon gibt, weiß man nicht genau. Heute muss das Karavaki leider immer mehr dem Weihnachtsbaum weichen; zumindest hier in Athen ist es schwieriger aufzufinden als noch vor ein paar Jahren (wurde mir erzählt). Aber die Symbolik ist nach wie vor präsent.

18. 12. – Attische Feste im Winter

Weihnachten ist für uns so selbstverständlich geworden, dass es einem manchmal seltsam erscheint, dass man in Europa früher im Winter ganz andere und anders Ereignisse feierte. Um mehr über die athenischen Feste in der Antike zu erfahren, habe ich mich in die Bibliothek des DAI gesetzt und ein bisschen recherchiert. 

Zuallererst muss man vielleicht sagen, dass die einzelnen griechischen Stadtstaaten je nach Region und nach ihrer Schutzgottheit teilweise recht unterschiedliche Feste zu verschiedenen Zeiten feierten. Alle, über die ich im folgenden berichte, wurden im 6. – 4. Jh. v. Chr. in der Region rund um Athen und in der Stadt selbst begangen.

Die Athener kannten wie wir heute zwölf Monate, die jedoch etwas anders verteilt waren. Das Jahr begann für sie im Sommermonat Hekatombaion, der in etwa Juli/August entspricht. Die ersten acht Tage eines jeden Monats waren per se verschiedenen Göttern heilig, die eigentlichen Feste wurden meist in der zweiten Hälfte des Monats gefeiert. Von Frühjahr bis Herbst war außerdem die Hochzeit für Feierlichkeiten.

Pompaia

Die Pompaia wurden im Monat Maimakterion gefeiert (November/Dezember). Zu Ehren des Zeus Melichios (der Beiname bedeutet in etwa „der zu besänftigende“) fand eine großer Festzug statt, bei dem ein „magisches“ Fell von einem zuvor geopferten Tier herumgetragen wurde. Vermutlich diente diese Zeremonie dem Schutz der im Herbst gesäten Saat.

Maimakteria

Das für den Monat namensgebenden Fest wurde in frühester Zeit zu Ehren des Zeus Maimaktis, des Stürmischen, begangen. Vielleicht um winterliche Stürme abzuwehren, vielleicht aus ganz anderen Gründen – viel genaueres weiß man heute leider nicht mehr.

Haloa

Am 26. Posideion (Dezember/Januar) feierte man in Eleusis und Athen die Haloa. Das war ein Fest der Fruchtbarkeit, bei welchem man vor allem Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, und ihre Tochter Persephone/Kore ehrte. Es wurden Opfer dargebracht und Fruchtbarkeitszauber zum Schutz der Saat durchgeführt (s. ein Gefäß im British Museum).

Ländliche Dionysia

Zu Ehren des Dionysos wurden die Dionysien in den ländlichen Regionen rund um Athen ebenfalls im Monat Posideion zelebriert, je nach Deme (Bezirk) an unterschiedlichen Tagen. Es fand eine Prozession statt, bei welcher Wein, Weintrauben und ein Ziegenbock herumgeführt und (ähnlich wie bei den Haloa) große Phalli herumgetragen wurden. In Piräus wie in Salamis wurden zu diesem Anlass Tragödien vorgetragen.

 

Ich hoffe dieser kleine Ausflug in die Welt der Antike hat euch gefallen. Meine Informationen habe ich hauptsächlich aus Ludwig Deubner, Attische Feste, 1932 und Charlotte Trümpy, Feste zur Vollmondzeit. Die religiösen Feiern Attikas im Monatslauf und der vorgeschichtliche attische Kultkalender, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 121, 1998.

17. 12. – Granatäpfel

Granatäpfel gelten seit der Antike als Symbol für Fruchtbarkeit und Glück. Im Herbst und Winter werden sie hier reif – und wenn sie nicht gegessen werden, dann gibt es an Neujahr eine andere Verwendung dafür.

Wenn die Familie aus dem Gottesdienst zurückkommt, dann wird ein Junge ausgewählt, der, bevor alle das Haus betreten, einen Granatapfel mit voller Kraft auf der Haustürschwelle  zerschlägt. Der Granatapfel bleibt erst einmal noch einige Tage liegen, bevor irgendjemand die ganze Sauerei beseitigt. Dieses Ritual bringt Glück für das gesamte Haus, ebenso wie es wichtig ist, bei der Heimkehr zuerst mit dem rechten Fuß ins Haus einzutreten.

16. 12. – Griechische Weihnachtskekse

Im Gegensatz zu Deutschland, wo es zig verschiedene Sorten an Weihnachtsgebäck gibt und jede Familie ihre eigenen Sorten hat, gibt es in Griechenland ziemlich genau drei verschiedene Weihnachtskekse.

Melomakarona

Ein Gebäck mit Honig, welches nach purem Weihnachten schmeckt.

Kourabiedes

Mürbe Plätzchen mit sehr viel Butter und noch mehr Puderzucker


Diples

In Sirup getränkte Rollen, die aber eigentlich erst im Laufe der Feiertage gegessen werden.

 

 

Ich habe dieses Jahr allerdings keine selber gebacken, sondern mich an die der Bäckereien gehalten und lieber meine Weihnachtsbäckerei (siehe Foto) an meinen Familienrezepten ausgerichtet. Allerdings gibt es im Internet zahlreiche Rezepte für die Plätzchen, unter anderem auf der Seite Greek Cuisine. Dort findet ihr die Anleitungen für Diples, Kourabiedes und Melomakarona.

15. 12. – Kalanta

In Griechenland gibt es, ähnlich wie in einigen Regionen Deutschlands, die Tradition der Sternsinger. Kinder ziehen an Weihnachten und Silvester von Haus zu Haus und singen die Kalanta, Weihnachtslieder. Dafür bekommen sie Geld oder Süßigkeiten.

Jeder Tag hat sein eigenes Lied. Das folgende Lied Kalanta Christogennon (Κάλαντα Χριστογέννων) wird an Heiligabend gesungen.

Καλήν εσπέρα άρχοντες,
Kalon espera archontes (Guten Abend, ihr Herrschaften),
κι αν είν – κι αν είναι ορισμός σας,
Ki an in – ki an ine orismos sas (wenn es euch genehm ist),
Χριστού τη θεία γέννηση
Christou ti theia jennisi (die göttliche Geburt Christi)
να πω – να πω στ΄αρχοντικό σας.
Na po – na po st‘archontiko sas (ins Hause zu führen).

Χριστός γεννάται σήμερον,
Christos jennate simeron (Christus ist heute geboren)
εν Βή – εν Βηθλεέμ τη πόλει,
En vi – en vithleém ti poli (In der Stadt Bethlehem)
οι ουρανοί αγάλλονται,
I ourani agallonte (der Himmel jubelt),
χαίρει, χαίρει η φύσις όλη.
Cheri, cheri i fysis oli (es freut, es freut sich die ganze Natur).

Εν τω σπηλαίω τίκτεται,
En to spileo tiktete (in der Höhle zappelt er)
εν φα – εν φάτνη των αλόγων,
En fa – en fatni ton alogon (in der Krippe im Stall),
ο βασιλεύς των ουρανών
O vasileus ton ouranon (der König des Himmels)
και ποιητής των όλων.
Ke poiitis ton olon (und Schöpfer von allen).

14. 12. – Der arme und der reiche Mann (griechisches Märchen)

Es lebte einmal ein armer Mann mit seiner Familie in einem kleinen Haus. Sein Nachbar war ein reicher Mann, ein Händler. Der arme Mann musste jeden Tag ganz in der Früh aufstehen und den ganzen Tag schwer arbeiten. Auch seine Frau musste früh aufstehen und den ganzen Tag schwer arbeiten gehen. Und so konnten sie sich selbst und ihre Kinder ernähren. Jeden Abend nach dem Essen, da saßen sie noch ein bisschen zusammen. Und auch wenn sie nicht viel zu essen hatten, so wurden sie doch jeden Tag satt. Dann holte der Vater immer seine Bouzouki heraus und spielte ein Lied nach dem anderen. Die Kinder sangen mit und tanzten und waren ausgelassen und fröhlich. Auch seine Frau tanzte mit und klatschte dabei fröhlich in die Hände.

Das beobachtete der reiche Mann, wenn er am Abend von seinem großen Haus in das kleine Haus des armen Mannes schaute. Und er dachte sich: ‚Das muss ein guter Mensch sein… Fröhlich und fleißig ist er auch. Ich will ihm tausend Goldstücke borgen, und dann kann er selber auch ein reicher Mann sein’. Am nächsten Morgen da packte er das Geld zusammen und brachte es seinem Nachbarn hinüber. „Hier hast du tausend Goldstücke, da kannst du auch ein Händler werden und ein reicher Mann sein. Na, was sagst du? Und du brauchst es mir auch erst zurückgeben, wenn dein Geschäft richtig gut läuft.“ Der arme Mann nahm das Geld dankend an.

Und dann setzte er sich an den Tisch und schaute den Sack mit Gold an. Er nahm ein Goldstück heraus und drehte es in den Fingern. Und er verfiel in tiefe Grübelei. Vor lauter Grübeln, da vergaß er sogar arbeiten zu gehen. Und er dachte sich: ‚Soll ich mir jetzt ein paar Olivenbäume kaufen? Oder soll ich Schafe züchten?Oder soll ich mir ein Boot kaufen und Fischer werden?‘

Als die Zeit des Abendessen gekommen war, da schickte er die Kinder fort. Er schimpfte mit seinen Kindern und seiner Frau und die Bouzouki blieb an diesem Abend stumm. Der Mond war schon lange aufgegangen, und er saß immer noch am Tisch und dachte darüber nach, ob er vielliecht Weinhändler werden sollte. So konnte er sie ganze Nacht nicht schlafen. Als ihm seine Frau am nächsten Morgen fragte: „Wie geht es dir, Mann?“ Da sagte er nur so etwas wie „Whrghrchm“. Und dann saß er da wieder den ganzen Tag und dachte darüber nach, was er mit dem ganzen Geld machen könnte. Und auch diesen Abend wurde keine Musik gespielt. Als der reiche Mann hinüber sah zu dem armen Mann, da ging ihm das ab, die Musik und der Tanz. Er konnte kein Lachen und keine Fröhlichkeit hören und die Kinder zogen auch ganz lange Gesichter.

Der arme Mann dachte wieder die ganze lange Nacht nach. Und als die Sonne aufging, da schnappte er sich den ganzen Sack mit den Goldstücken und brachte ihn zurück zu seinem Nachbarn. „Vielen Dank für dein Angebot, Nachbar“, sagte er, „aber hier hast du jetzt dein Geld zurück. Mit diesem Geld kommen so viele Sorgen mit, die kannst du dir auch gerne behalten.“ Dann ging er wieder arbeiten. Und am Abend aß er wieder zusammen mit seiner Familie am Tisch, dann holte er die Bouzouki und sie spielten Lieder und tanzten und waren fröhlich, wie an den anderen Tagen auch. Und so lebte er weiter, sorgenfrei und arm, aber zufrieden.

 

Dieses Märchen, welches zu meinen absoluten Lieblingsmärchen gehört, habe ich aus dem Hörbuch „Zweisprachig erzählen: Volksmärchen aus Griechenland, erzählt auf Griechisch und auf Deutsch“ abgeschrieben. Dieses ist 2017 in der Erzählwerkstatt produziert und veröffentlicht worden und wurde von Tommi Horwath und Olga Kessaris gesprochen.

11. 12. – Kallikantzeroi

Kobolde oder Dämonen, die zwischen den Jahren aus der Erde hervorkriechen und böswilligen Schabernack treiben – keine schöne Vorstellung. Der Glaube an diese Kallikantzeroi war aber lange in Griechenland verbreitet und führte zu mehreren Ritualen, von denen gewiss heute noch einige überlebt haben.

Der Legende nach sägen 18 Kobolde das ganze Jahr über in der Unterwelt an dem Baum, der die Erde hält. Zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar, zwischen der Geburt Christi und dem Epiphanie-Fest, wenn die Tage am dunkelsten sind und sich deren Länge nicht verändert, besteigen die Kallikantzeroi ein Schiff und kommen damit aus der Erdoberfläche hervor.

Wer nun in den folgenden Tagen nicht aufpasst, dass er sein Essen abdeckt, Kreuzzeichen an allen Eingängen seines Hauses anbringt oder ein Feuer über diese zwölf Tage brennen lässt, der kann eine böse Überraschung erleben. Die Kobolde schleichen sich überall hinein, stehlen das Essen oder verderben es, stiften Unordnung oder zwingen nächtliche Heimkehrer, die ganze Nacht hindurch zu tanzen. Der Mantrakoukos, der angeblich gefährlichste und hässlichste der Kobolde, versteckt sich beispielsweise tagsüber in Pferdeställen und kommt nachts hervor, um Frauen zu belästigen. In Deutschland nennt man diese Zeit auch die Rauhnächte, in denen Geister und ähnliche Wesen ihr Unwesen treiben. Lange erzählte man sich in Griechenland, dass ein während der Rauhnächte geborenes Kind so schnell als möglich getauft werden muss, damit es sich nicht in einen solchen Kobold verwandelt.

Heutzutage sind die Kallikantzeroi jedoch ruhiger geworden und die meisten Griechen müssen nicht mehr so sehr aufpassen. Vielleicht haben die Kobolde jedoch nur ihr Verhalten den modernen Zeiten angepasst und ihre Gestalt geändert?

 

10. 12. – Das Byzantinische Museum von Athen

Das Byzantinische und Christliche Museum Athen ist das größte Museum, welches sich der byzantinischen Kunst widmet. Die Sammlung umfasst über 25 000 Objekte, darunter zahlreiche Ikonen, Wandmalereien von Klöstern und Kirchen und anderen Kunstschätzen.

Das Byzantinische  Reich entstand nach der Teilung des Römischen Reiches 395 n. Chr. Während im Weströmischen Reich die Hauptstadt Rom, die Sprache Latein und das kirchliche Oberhaupt der Papst war, wurde im Oströmischen Reich und seiner Hauptstadt Byzanz/Konstantinopel griechisch gesprochen und der Kaiser als Oberhaupt der orthodoxen Kirche angesehen. Neben den zahlreichen Kriegen, die Byzanz zur Verteidigung seiner Grenzen führen musste, blühten aber auch immer wieder Kunst und Kultur auf. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen hörte das Reich auf zu existieren.

Die Ausstellungsräume des Museums befinden sich zum größten Teil unter der Erde, was aber durch die geschickte Präsentation und Beleuchtung kaum auffällt. Der Rundgang beginnt mit der Rezeption der klassisch römischen und griechischen Zeit in der byzantinischen Kunst, und führt dann über die koptische Kunst bis zur Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453. Anschließend wird auch die weitere künstlerische Entwicklung der christlichen Bevölkerung im Osmanischen Reich bis in die heutige Zeit thematisiert.

Es ist ein wirklich sehr gut gestaltetes Museum, welches genau die richtige Anzahl an Exponaten und Informationstexten ausstellt. Wenn nicht gerade eine Schulgruppe laut lärmend durch die Räume geführt wird, kann man sich hier sehr viel anschauen und lernen.

Wie ich bereits erwähnt hatte, hat Weihnachten in der orthodoxen Kirche eine eher zweitrangige Bedeutung. Nichtsdestotrotz habe ich mich im Museum umgesehen und Darstellungen der Weihnachtsgeschichte gesammelt.

9. 12. – Rakomelo

Glühwein kennt man in Griechenland nicht wirklich, stattdessen wird im Winter gerne  Rakomelo getrunken. Ein hochprozentiger Alkohol (je nach Region Raki oder Tsipouro) wird mit Honig und Gewürzen erwärmt und dann in kleinen Gläschen serviert. 

Rezept

  • 250 ml Raki
  • ca. 3 Tl Honig
  • 1 Zimtstange
  • 1-2 Nelken
  • optional Orangenschale, Kardamom oder Salbei

Alkohol mit Gewürzen und Honig erwärmen, aber nicht kochen lassen. 10 Minuten ziehen lassen und servieren.

 

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