Art for EAST

Tere

ja ich bin noch in Tallinn, die letzten zwei Wochen, in den ich nicht schrieb, waren ziemlich anstrengend aber dazu später mehr, und ja man sieht auch noch vereinzelte Schneehaufen. Aber der Frühling kommt mit allergrößten Schritten. Man berichtete mir auch schon von einem Schneeglöckchen in der Nachbarschaft. 😉 Dennoch, die Sonne geht erst um acht Uhr unter und hell ist es noch bis neune, man erkennt Wege und Wiesen, die Vögel zwitschern und wenn einem so die Sonne auf die Pelzmütze scheint, so kann man sich richtig glücklich fühlen. Estland, Tallinn, Karu 17 und ich, wir sind bereit für einen ungehörigen Frühlingsausbruch mit rauschender Farbenpracht, schillernden Grüntönen, azurblau, rot violett, rot-violett, Bordeauxrot-violett…, mit T-Shirt-Temperaturen, mit eisfreier Ostsee (ist bis heute um 16:00 Uhr noch zugefroren gewesen und ich denke nicht, dass sich das in den letzten 4 Stunden geändert hat), mit auf dem Balkonsitzen ohne Decke, mit langen Ostseespaziergängen, ohne dass einem die Gliedmaßen abfallen, mit … ich weiß nicht, einfach nur Frühling.

Aber die Zeit und die Sonne arbeiten ja für mich und mit so gewichtigen Verbündeten fürchte ich nicht um die Erfüllung meiner Wünsche.

Heute, bei der Untersuchung der Eisdecke der Ostsee, hat mich der Weg in ein Musikschulkonzert, mit der Teilnahme mehrerer Schüler meiner Schule, geführt, 2 Stunden Ensemblemusik, mit Gitarren und Klarinetten, mit Geigen- und Zitherklängen und dem Sinfonieorchester als klanggewaltigen Abschluss, ach ja und einem geschmackgewaltigen Apfelkuchen bei Miriam im Anschluss. Es hat mir sehr gefallen und es ist schön so einen Samstagnachmittag in kuchenbackender Gesellschaft genießen zu können. Natürlich erfolgte prompt einer Einladung meinerseits zu einem Sonntagsabendbrot. (Wer Ideen für ein leckeres, deutsches und bitte auch relativ einfaches Essen hat nich‘ zögern, sondern hier herausposaunen) Ich denke Miriam braucht irgendwann noch eine nähergehende Vorstellung, da sie sich zum Ziel gesetzt hat, sich hier um mich zu kümmern, ich bin überglücklich dafür.

Am Freitagabend, ich mach das heute anachronistisch, habe ich zusammen mit Johannes, oder eher Johannes hat mich dazu gebracht, die EAST-Gallery besucht, um mich einem 2 stündigen Klangexperiment (anders kann man diese Art der Komposition nicht nennen) hinzugeben. Durch allerhand Verzerrungen und Loops wurde ein sehr sphärischer und auch angenehmer Klangteppich gewebt. (hier der Querverweis zu GONG) Leider war die Ausstellung irischer Künstler schon wieder abgenommen und um den weißen Wänden, die mich doch etwas störten,  entgegenzuwirken, haben Johannes und ich  über ein Schülerprojekt mit dem Titel „Art for EAST“ spekuliert. Leider scheint dieses Etablissement im Sommer zumachen zu wollen, ich bin mir nicht sicher, ob sich dann noch so ein Projekt lohnt…

Aber ich bin diese Woche mit dem ersten Teil meines Kunstprojektes Photorealismus fertig geworden. Ich bin ziemlich zufrieden:

(verzeiht mir meine Eitelkeit, aber mir gefällt das Bild)

Nii, nach fast kuus Wochen (mein estnisch ist am sich entwickeln kuss=sechs) wird es langsam Zeit von den alltäglichen Abenteuern zu berichten, die mich so zwischen Schule, Bus und Kaubamaja ereilen. Also zuerst: ich versuche, ich betone versuche, jeden Tag um siebzehn nach sechs aufzustehen. Dann erfolgt ein mehr oder weniger langer Spaziergang zum nächsten Bus. Ich darf mit so einem wunderbaren Trolleybus fahren, das ist so ein Ding, das aussieht wie ein Bus aber eine Oberleitung hat. Nach meiner Erfahrung fährt der Bus meistens direkt vor meiner Nase los, aber ich kann mir einfach nicht bis zum nächsten Morgen merken, wann das nun war…. hmm aber es sind nur sieben Minuten, da kommt schon der nächste und ich kann meinen circa 25 minütigen Schulweg antreten, wobei mit meist Hesse oder ähnliche Klassiker die Zeit vertreiben beziehungsweise es versuchen sollen, da meine Aufnahmebereitschaft in den frühen Morgenstunden etwas eingeschränkt ist.

Ich komme dann meistens 1o Minuten vor Unterrichtsbeginn an (früher als einige meiner Kollegen muss ich an dieser Stelle mal sagen), werfe meine Jacke auf den fast zusammenbrechenden Kleiderständer und begebe mich (ich werde mal heute den Montag als Vorbild nehmen) ersteinmal zu einem Wasserhahn, da meine Kollegen überzeugt sind, dass nur ein von mir gebrauter Kaffee sie entlasten kann. Zur Zeit arbeite ich eine Streitschrift über den Sinn von Kaffeekochen in der Freiwilligenarbeit heraus. Aber ich bin ja ein netter Mensch und habe am Montag in der ersten Einheit nichts Geplantes und setze dann den Kaffee an und wasche die alten Tassen.

Dann habe ich einen Konversationskurs mit sieben (wenn denn alle den Weg finden) 6. Klässlerinnen, ein lustiger und alberner Haufen liebenswürdiger Quasselstrippen, die mit mir über ihre nicht vorhandene Planung von drei Monaten (!!!) Sommerferien sprechen. Ach, das ist die Arbeit, die mir unheimlich viel Spaß macht und die auch den Schülern gefällt.

In der letzten Woche kam es dann vor, dass ich spontan mal die siebte Klasse beaufsichtigen sollte, die eine selbstständige Gruppenarbeit erledigen durfte und einfach nach einen Aufsichtsfaktor verlangte. Diese Klasse war doch sehr eigenartig. Ich kam in der Raum und sprach: „Eure Lehrerin bringt euch gleich die Aufgaben, solange dürft ihr rumschreien und rumtoben, wir ihr wollt“. Da war es mucksmäuschen still. Sehr eigenartig. Wunderlich. Naja, dann gibt es zumeist eine Liste von der Zahlen oder Namen oder beides, die in eine andere Liste übertragen werden soll und dann noch möglichst kopiert. Wenn jetzt noch ein vergessener Kollege zufällig Geburtstag haben sollte, ist es an mir die dazugehörigen Blumen zu kaufen, 8 Tulpen zu fünf sechzig. Der Montag ist der etwas kürzere Tag, doch da jetzt Abiturarbeiten und etwaige Aufnahmeprüfungen sind, gibt es immer was zu kopieren, schneiden, zusammenheften und wieder kopieren, dass ich meistens nicht vor halb fünf oder eher um fünf zu Hause war.

Und dann steht noch Einkaufen im Kaubamaja, Abendbrot kochen und Abwaschen an. Stundenvorbereitung auch mal, desweiteren Estnisch lernen. Doch die kommende Woche wird es wohl etwas weniger zu tun geben. Aprospros Abendbrot kochen. An meine Homezone: Ich habe jetzt beschlossen, wenn ich für mich koche, nur noch sonntags Fleisch zu essen. Natürlich lehne ich es nicht ab, wenn mal ein Küchengenosse mir was anbietet, aber im großen und ganzen hat sich mein Fleischkonsum erheblich gesengt. Tja was so ein Vorbereitungsseminar bewirken kann. 🙂

Ach ja und an Anne. Diese Woche ist leider mein Tangokurs zu Ende geganngen, aber meine Tanzpatnerin und ich haben beschlossen, noch weiter die „Übungsstunden“ in Anspruch zu nehmen.

So that`s all folks

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