Nägemist Eestimaa

Tere inimised,

so nun hocke ich mal wieder am Werbellinsee und seminare so vor mich hin. Und quatsche und lausche und schlafe und esse und schlafe und esse und schlafe…. Und so mir-nichts dir-nichts hat sich der Freiwilligendienst an mir vorbeigeschlichen und wird am Dienst-tag auf’m Weg bleiben. Ein ganzes halbes Jahr hat somit seinen Abschluss gefunden. Und was auch immer ich am Anfang gesagt haben mag, Estland im Sommer ist einfach so wunderbar, dass man den Winter und all seine Unannehmlichkeiten fast (bitte nur fast) vergisst.

Weiße Ostsseestrände in der heißen Sonne…

frischgekühltes Kvass….

Blaubeeren en masse….

gut gelaunte Menschen soweit das Auge reicht….

und wieder Strand. 🙂

Denn die letzte Woche habe ich im Hause meines Chefs (hier noch mal den aller größten Dank) verbringen dürfen. Nur eine Straße vom Wasser entfernt. Im herrlichen Stadtteil Pririta, wo nur die reicheren und schöneren Residieren. So habe ich dort die letzten Tage mit faulenzen, sonnenbaden, kleineren Stadterkundungen (oder Verabschiedungen) und viel gutem Essen verbracht. Um es Freitag mit ein paar lieben Freunden würdig ausklingen zu lassen. Und dann 48 Stunden nach Hause.

Hier fragt man sich, warum der Depp 2 Tage für eine Strecke braucht, für die ein Fluzeug allenfalls 3 Stunden benötigt. Nunja, mein Besucher, die Anna, und ich wählten die Fähre ab Liepaja. Die Fahrt nach Liepaja nimmt schon 8 Stunden in Anspruch. Ein bisschen Wartezeit und 27 Stunden Fährfahrt mit vielen (sehr vielen) estnischen und russischen Truckfahrern und voila… da haben wir 2 Tage….

Ich muss aber zugeben, dass die Fährfahrt sehr schön war, dass ich Schweden und Bornholm gleichzeitig sehen konnte und dass uns 4 leckere Mahlzeiten auf dem Schiff gegönnt wurden. Ich kann mich also nicht beklagen.

Nun aber noch die Zeit vor dem Großen Strandurlaub 🙂

Glücklicherweise hatte sich mit dem Ende der Schule (nachdem dann endgültig alle Deutschen Kollegen auf dem Weg in die Heimat waren) viel Besuch bei mir eingestellt. Da kam die Mama und mein Bruder zum Beispiel. Mit Hilfe eines lieben, kleinen Leihautos, das irgendwie vom Verleiher auf einer Bordsteinkante direkt hinter einer Laterne geparkt wurde, haben wir Estland erkundet. Erst ein Trip nach Tartu (schon ganz nettes Städtchen, im Sommer etwas leerer) und dann an den Peipsisee. Wenn ihr denkt, ihr habt einen großen See gesehen (in Deutschland), dann einfach vergessen und ab zum Peipsisee. Der ist RIESIG. Und schön. Wie eine Meer. Mit Wellen, Häfen und Segelboten. Und genauso wie beim Meer kann man das gegenüberliegende Ufer nicht sehen. Man versucht es zu erahnen. Und man weiß: Dort hinten, irgendwo am Hotizont beginnt Russland. Ich muss sagen, dadurch wird dieses Land sehr mystifiziert. Unerreichbar nahe.

Am nächsten Tag sind wir dann über Keila-Joa (wunderschöner Wasserfall an einer Abbruchkannte im Schieferstein, moosbedeckt, mit Gräser. Ein 20 Meter breiter Wasserfilm stürzt sich 6 Meter in die Tiefe) und Paldiski (einer atemberaubende und unerwartete Steilküste mit Heidelandschaf tund Leuchtturm) nach Haappsalu. Diese kleine Ostsee-Kurstadt ist hübsch anzuschauen, wird dominiert von einer Burg und einem Kursaal und war an dem Tag fast ausgestorben.

Abgeschlossen wurde das ganze mit einem Bad in Pärnu, der Sommerhauptstadt Estlands.

Und dann kam mich noch die Veronika besuchen. Von dem Kulurweit- Team nach Warschau geschickt war meine bescheidene Wohnung ein Zwischenstopp auf Ihrer Baltikumstour. Und dank ihr habe ich ich Lähemaa, das ich schon mit meinem Vater besuchte und ein Naturschutzpark im Osten Estlands ist, neu kennen gelernt. Ich glaube an dieser Stelle sollte ich 2 Fotos sprechen lassen.

Ich denke recht ansehnlich oder?

😛

Nun so verlebte ich meine ,mal noch ein Tag in Padise mal in Prita. Bis ich dann eine 27 Stunden Busfahrt nach Berlin in Angriff nehmen durfte. Denn ich begleitete 3 Schüler auf ein EU-Camp in Kolberg bei Berlin. Dort wurden wir dann eine Woche beköstigt und unterhalten und sind dann 25 Stunden zurückgefahren. Aber ich habe viel noch Estnisch  gelernt, sozusagen auf’m letzten Drücker und auch meine Schüler habe ganz neue Seiten erkennen lassen. Um nicht zu sagen: es war eine sehr lustige Woche….

Und nun bin ich im verregneten Deutschland…

Aber nun heißt es Abschied verdauen und eine Kapitel Leben abschließen. Nochmal „Vielen Dank“ an all die lieben Leute, die mir so viel geholfen haben. Aithä

That’s all folks

 

 

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Mis maa see on? XI Noorte Laulupidu 2011

Tervist inimised,

Dieses Wochenende fand in Tallinn das 11. Jugend-Tanz- und Sängerfest statt. Bevor ich hier zu schreiben anfange, kommt ein Youtube-Link zu meinem Lieblingslied vom Fest, sozusagen als musikalischen Hintergrund:

Mis maa see on?

🙂

Nun ja, also das Noorte Tansi- ja Laulupidu ist die Jugendlichen- und Kinderversion des Laulupidu, des Sängerfestes, einer baltischen Erscheinung, die in der Zeit des „Nationalen Erwachen“ im frühen 19. Jahrhundert seinen Anfang nahm und besonders während der Sovjetbesetzung eine gewaltige Bedeutung als gewaltloser, nationalbildender Protestakt gewann. Hier versammeln sich Esten aus dem ganzen Land und auch aus Exklaven wie Toronto, der Schweiz, Finnland.

Drei Tage währt dieses Fest, an dem 10000’e von Jugendlich aktiv teilgenommen haben, in Trachten Volkstänze tanzend oder Volkslieder singend, von hunderttausenden Zuschauern beklatscht und bejubelt…. Eine wahnsinnig berauschende Atmosphäre…

Sängesrplatz

Alles voller Menschen, kilometerlange Schlangen vor den Kvas-Tankwagen (Kvas/Kali = ein sehr schmackhaftes Malzbier), am Eisstand und am Schlaschlikzelt. Ein unglaubliches Gedränge, ständige Bewegung, permanenter Geräuschteppich, erbarmungsloser Sonnenschein… ein wahres Erlebnis.

Und was mich aus  musikalischer Sicht wirklich begeistern konnte, war die schier unglaubliche Größe des Chores. Tausende Sänger (als dann alle Teilnehmer gleichzeitig sangen wohl zehntausende) auf der Bühne, von einem Dirigenten zusammengehalten singen in einer unglaublichen Synchronität und mit viel Gefühl. Und brechen nach jedem Lied in wahre Begeisterungsstürme aus.

 

 

Bühne des Sängerfestes

PS: All diese Menschen unter der Kuppel sind der Chor… Riesig… Unglaublich viele… und total begeistert

Und alles voller blau-schwarz-weißen Flaggen. Hier findet definitiv Gemeinschaftsbildung zwischen den Esten statt. Es kommt auch aus fast jeder Stadt mindestens eine Delegation, Sänger, Tänzer oder Blaßorchesteraner… In einer Prozession vom Freiheitsplatz zu diesem Sängerfestplatz habe ich sage und schreibe 3 Stunden an einer Stelle gestanden (oder auch mal gesessen) und mir diesen Marsch angeguckt. Alle Sänger und Tänzer sind an mir vorbei marschiert. Und alle Regionen in ihren eigenen Trachten… und zwar Jugendliche!!!!!

 

Sängerfest

 

Ich denke, wer Estland entdecken will, muss einmal ein Sängerfest erlebt haben. Ich bin unglaublich beeindruckt und mir fehlen ehrlich gesagt auch ein wenig die Worte… Man kann das Gefühl in einer La-Ola-Welle zu stehen zwischen hunderttausenden von Menschen nicht beschreiben… oder diesen Jubel, wenn ein Lied erfolgreich zu Ende gesungen wurde… oder diese Wütigkeit, mit der der Dirigent den Chor bearbeitete… diese Fröhlichkeit der Menschen…

Da hilft nur Miterleben.

That’s all folk

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Jaanipäev

Tervist inimised

Endlich ist es soweit. Der Höchste Feiertag hier in Estland ist angebrochen. Jaanipäev, Johannistag, Mittsommernacht… Wie man es auch nennen mag. Und ich hatte das Glück zu einer kleinen Feierlichkeit bei einer russischen Familie eingeladen zu sein.

Bei einem netten ca. 6 stüngigem Abendbrot mit Schaschlik ohne Ende, riesigen Kartoffeln, Pilzsalat, einer Schüssel voller geviertelten Tomaten und Gurkenvariationen. Und Tee aus dem Samowar…und Kuchen…und Cidre…komischer Weise kein Wodka 😉

Es war ein wirklich schönes Abendbroten. Dann wurde ein Johannisfeuer entzündet und ich bin mit einem Wunsch im Gepäck durch die Flammen gesprungen. Ohne als Broiler auf der anderen Seite wieder anzukommen. Und dann noch einmal. Weil es so schön warm war in dieser lauen Sommernacht. Der längsten Nacht hier. Die Weißen Nächte wird diese Zeit genannt. Und wirklich war es zumindest bis halb zwei noch hell am Horizont. 🙂

Amazing. Ich wünsche allen einen schönen Jaanipäev. 🙂

That’s all folks

PS: Mein ürsprünglicher Anfang:

„ich habe heute etwas gemacht, dass darf man keinem Esten erzählen. Ich habe ihren Lieblingsfeiertag (Mittsommerfest/Johannisfest hier Jaanipäev) mit einer Estenrussischen Familie verbracht. :)“

ist natürlich eine maßlose Überteibung. Dank eines freundlichen Kommentares wurde ich mir dessen falsche Bedeutung  erst bewusst. Ich möchte diesen Abschnitt trotzdem nicht aus meinem Blog entfernen, da er ja die Spannungen zwischen Esten und Russen gut widerspiegelt. Aber halt nicht realistisch sondern karrikiert.

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Ralley Café oder Nächste Haltestelle: Das Ende

Tervist inimised,

Järgmine Peatus: Lõp!  Das Ende ist nah. So schnell sind die Stunden, Tage, Wochen und Monate verflogen, dass ich mich jetzt schon mit Abschiedsszenen konfrontiert sehe. Offizielle Verabschiedungen, tonnenweise Schokolade (mit Erdnuss übrigens) und viele “Viel Glück auf deinem Weg noch”‘s…

Aber erstmal Schritt für Schritt.

Meine Schüler (ja ich sag’ jetzt schon meine Schüler) haben ja schon seit zweieinhalb Wochen Sommerferien, bis auf einige die noch ein wenig nacharbeiten durften. Und ich beschäftige mich seit eben dieser Zeit viel mit Büchern… Nein nicht lesen, auf Eselsohren und Risse kontrollieren, nach Nummern ordnen und/oder in Kisten verpacken. Und noch mehr Bücher und noch mehr Bücher. Und Akten. Und Bücher…………

Dafür kam ich in den Genuß dreier Zeugnisübergaben. Eine für alle 7. bis 10. Klässler (ohne 9.). Dann die letzteren. Eine edle, aufwendige Veranstaltung mit vielen gutangezogenen Menschen. Und die der 12. Klasse. Ein nette Abiturfeierlichkeit. Mit Hymnen en masse. Estnisch, deutsch, schulisch…..

Und dann hatte ich Besuch aus minu isamaa (so langsam schleift sich diese Sprache hier ganz schön ein). Die liebe Jette beglückte mich mit ihrer Anwesenheit und vielen, vielen netten Gesprächen. Da das Wetter sich nicht immer von seiner schönsten Seite zeigte, haben wir die Cafés dieser Stadt zu unseren Hauptaufenthaltsorten erwählt. 5 Heißgertränklokale in 3 Tage. Eine echte Kaffeerally. 🙂 Tja, und natürlich gehörte auch ein Besuch beim Cubanita dazu, bei dem wir uns einen nette Mojito gönnten. Mit schwarzen Johannisbeeren. Ein Genuß. Ach ja. Auch selbstgemachte Hefeklöße für eine Hundertschaft waren Bestandteil dieses Besuches. Und eine höchst erfreute Helen, die ihre Speicherkarte mit unseren Gesichtern füllen wollte. In nuce eine wunderbärliche Zeit! 🙂

Was soll ich sagen? Jetzt sind es nur noch ca. 5 Wochen bis zur letzten Woche, die ich hier in Tallinn verbringen werde… Und dazwischen gibt es noch Jaanipäev (morgen und heißt auch Mittsommernacht bei uns), Laulupidu (Sängerfest, aber nur das der Schüler), Besuch von meiner Ma und Landeskunde… Viel zu tun also…

Vor einer Viertelstunde habe ich übrigens erfahren, dass heute meine Zimmerbesetzung auf vier anschwillt, weil 2 Freunde von Aybars meinem türkischen Zimmergenossen zu früh ihre Wohnung gekündigt bekommen haben. Mal sehen wie das so wird. Also normaler Weise funktioniert es ja ohne Kommunikation ganz gut zwischen Aybars und meiner Wenigkeit, aber völlig unvorbereitet jetzt zwei weitere hier zu haben, würde schon eine kleine Warnung beinhalten können. Aber wir sind ja jung und flexibel. 🙂 Und ich muss morgen nicht zeitig aufstehen.

Nii, ich hatte schon mal irgendwann erwähnt, dass ich die Miriam vorstellen möchte. Leider habe ich mir jetzt kein Fragenkatalog herausgearbeitet und sie einem peinlichen Verhör unterzogen. Aber es wird auch so klappen. Okay, also die Miriam ist eine 17’järige 10’Klässlerin, mit einer österreichischen Mutter und einem russischen Vater, der in Estland geboren wurde. Und die Miriam hat mir ziemlich am Anfang mal ihre Handynummer gegeben: „Wenn es dir hier mal schwerfällt, ruf mich an“ (hier der Querverweis zu Don’t worry, be happy). So und eines schönen Tages habe ich sie dann angerufen und wurde zum Mittagessen eingeladen. Es folgten noch etliche dergleichen, sowie einige Cafébesuche und Kuchenesstreffen. Sehr nett. Ich bin sehr glücklich, jemanden gefunden zu haben, der sich so um mich sorgt. An dieser Stelle mal ein Danke schön. Und ich wurde nicht nur mit Essen gefüttert sondern auch mit vielen Informationen über Estland und Umgebung. Auch dafür bin ich sehr dankbar.

Okay, ich wünsche allen ein schönen Jaanipäev und viel Spaß!!!!

That’s all folks

 

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Kevad on Eesti

Liebe Leute

da ham‘ was. Endlich ist der Frühling angekommen. Annähernd alle Bäume sind grün oder Blühen, die Temperaturen schwingen sich zu zweistelligen Zahlen im Plusbereich auf und die Menschen lümmeln sich im Park. Auch ich lümmle und genieße die Sonne auf meiner Winterhaut. 🙂 Leider funktioniert dies wirklich nur in Bodennähe, da der Wind ein in höheren Lagen zu schaffen macht. Aber direkt vor dem Eingang in die Altstadt, neben der Einkaufslandschaft Virukeskus befindet sich der frisch ergrünte Tamsaarre-Park, in dem die Menschen vor der Sonne Schutz suchen.

Mit wachsenden Temperaturen schwindet die Schulzeit zu dahin, sodass die Schule nicht einmal mehr 3 Wochen offen ist. Dann erwartet die Schüler 3 (in Worten drei) Monate Sommerferien. Und was sind deren Pläne? Man könnte ja mal ’n Buch lesen. Oder schwimmen gehen. Auf alle Fälle schlafen. Und sonst? Hmmm. Vielleicht noch ein zweites Buch lesen. Ein bissl Eis verkaufen. Und wenn man dann etwas Geld verdiente, sich ein Eis am Strand leisten…. Tja 3 Monate sind doch etwas unüberschaubar.  🙂

Vor ungefähr 2 Wochen fand hier der Europatag statt, an dem so manche Botschaft von innen bestaunen konnte. Und so fügte es sich, dass ich den Weg in die Finnische Welt fand und dort nach einem gepflegten Eierkuchen auf dem fast noch barocken Balkon eine herrliche Aussicht über die Tallinner Altstadt genießen konnte. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, teilt sich dieses Weltkulturerbe in eine Oberstadt auf dem Domberg, wo die schwedischen, dänischen, deutschen und später russischen Adligen gelebt haben und heute das estnische Parlament tagt und eigentlich die gesamte Verwaltung sitzt, und einer Unterstadt für Kaufleute und die Esten, mit dem berühmten Rathausplatz, der ein „Muss“ für jeden der hier täglich bald 5000 Kreuzfahrtouristen ist.

Naja auf alle Fälle habe ich versucht diesen netten Blick mit meinem Handy festzuhalten. ich entschuldige mich als für die Qualität.

Niguliste-Kirche

Das ist die alte deutsche Kaufmannskirche, die heute als Museum genutzt wird. Hier lagert der berühmte Knochentanz. Für alle die den berühmten Knochentanz nicht kennen, ich bin in die Kirche und erzählte später meiner Estnischlehrerin enttäuscht von diesem Museum, bis ich auf die Bedeutung dieses Meisterwerkes lübischer Schnitzkunst hingewiesen worden bin. 🙂

Ganz bestimmt kann ich sagen, dass Tallinn am schönsten aus der Vogelperspektive ist. Die ganzen winzigen Gässchen und die Türme und die Bürgerhäuser und die roten Dächer und die Hochhäuser der Banken und die riesigen Luxusliner und und und…… Sehr zu empfehlen: die Turmbesteigung der Olevistekirche. 235 steile Wendeltreppenstufen zum besten Aussichtspunkt der Stadt. Es lohnt sich. 🙂

Wenn wir schon dabei sind, entwerfe ich hier mal ein Tourismusprogramm Tallinn. So, anfangen sollte man am Ursprungsort der Stadt auf dem Toompea (Domberg) neben dem Schloss, dass auf den Grundmauern einer alten Estenburg, die von einer dänischen Burg abgelöst wurde, gebaut ist. Die Fassade, barock-pink, unter Katharina der Großen errichtet, wurde auf das besagte Dänengemäuer aufgesetzt (hier für alle Ethymologie-Fans Tallinn kommt von Taani linn was Dänenstadt bedeutet) und versteckt das estnische Parlament. Auch der Lange Hermann, ein Turm der alten Burg, ist hier zu finden. Dem Schloss gegenüber die Alexandr-Newski- Kathedrale. Ich kannte bis dato kein russisch-orthodoxen Kirchen, aber ich muss sagen, sie hat mir sehr gefallen. Auch war ich beeindruckt von der Tiefgläubigkeit der dortigen Kirchgänger, die jede Ikone küssen und sich verbeugen, ich war sehr gerührt, es gefiel mir außerordentlich.

Ansonsten kann man der Domkirche noch ein Besuch abstatten (jeden Samstag und Sonntag um 17:00 kostenloses Orgelkonzert) und die 2 Aussichtsplattformen betreten. Das war die Oberstadt.

Nii, die Unterstadt. Hier ist der Rathausplatz der Schlüssel zu allem. Wenn man also das Kurze oder Lange Bein von der Domstadt herunter läuft, sollte man sogleich (nach einer kurzen Betrachtung der Nigulistekirche) den Rathausplatz mit der Ratsapotheke (Europas 2. älteste noch arbeitende) aufsuchen.

Und das ganze beendet man dann bei einer Heißen Schokolade bei St. Pierre in der Vene-Straße. 🙂

Den Rest gilt es selbst zu entdecken.

Okay vielleicht noch ein paar Wörtileinchens zu meiner Arbeit. Viel hat sich nicht verändert, außer dass ich jetzt in einer 2. Klasse war und mit Applaus verabschiedet worden bin. Die waren so süß und freundlich und lieb und still aber nicht abweisend sondern einfach ruhig. Ein Genuß. Und die Tatsache, dass wir Bingo gespielt haben hat alles noch ein wenig aufgeheitert. Noch mehr. Und ein Abzählreim haben sie jetzt auch drauf. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, meine Mutter….

Ich muss aber feststellen, dass so eine Unterrichtsstunde nichts einfaches ist. Ungeahnterweise ist es doch schwer sich durchzuringen vor der Klasse zu sprechen, ihre Aufmerksamkeit am Anfang zu gewinnen ohne sich zum Dödel zu machen und die ersten Worte zu sprechen. Es sind die ersten Worte, zu denen man sich durchringen muss. Und dann kann man sich immer noch nicht sicher sein, dass die Idee, die man nach stundenlanger Überlegung doch noch fand, auch wirklich bei den Kleinen ankommt. Aber nota bene: Bingo ist immer gut.

Jedenfalls muss man mit imaginären Brecheisen arbeiten, um die Schüler zum rollen zu bringen. 🙂

Leider bin ich ein Typ Mensch, der Bestätigung braucht für seine Ideen, sonst setzt er sie nicht um. So sind schon einige Ideen hier bei mir im Kopf gestorben… Aber noch ist die Hoffnung auf ein persönliches Projekt nicht tot. Meine 6. Klässler wollen mir sogar einen Kuchen backen. Ach, das sind diese Momente, bei denen man sieht, dass sich arbeiten auch lohnt. Und die einen glücklich machen.

Noch ein Moment, der mich glücklich macht, hat heute seinen Anfang genommen. Ich habe mit Helen aus Äthiopien einen Deal. Ich lehre sie malen und ich lerne dafür amharisch, ihre Landessprache. Kulturweit. Und philippinisches Essen. Und Diskussionen über den Gründer von Facebook auf Englisch bis halb 3 Morgens. Und Stadtspaziergänge. Und wieder philippinisches Essen. Kulturweit. Hier im Dormitorium funktioniert es am besten. Kulturweit.

Ach ja zum Thema Kulturweit. Ich habe hier meine ersten 9.Mai-Feierlichkeiten erlebt. Ich muss zugeben, dass ich bis dahin nichts von den Spannungen zwischen Esten und estnischen Russen bemerkt habe. Aber hier, mit den vielen jungen,  Fahnen schwenkenden Russen, die sich an einem Sowjetdenkmal versammelt haben, gab es mir doch zu denken. Ich möchte nicht sagen, dass alle Russen und Esten Nationalisten sind, dass ist absolut falsch. Ich habe viele ausgesprochen nette Russen und Esten getroffen. Aber diese kleine Minderheit regiert das Klima hier.

Okay. Die Hälfte meines Aufenthaltes hier liegt hinter mir. Das Glas ist also halb leer. Oder ist es halb voll. Mal sehen, was die nächsten 77 Tage so noch bringen

bis dahin wünsche ich eine geruhsame Zeit.

that’s all folks

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Art for EAST

Tere

ja ich bin noch in Tallinn, die letzten zwei Wochen, in den ich nicht schrieb, waren ziemlich anstrengend aber dazu später mehr, und ja man sieht auch noch vereinzelte Schneehaufen. Aber der Frühling kommt mit allergrößten Schritten. Man berichtete mir auch schon von einem Schneeglöckchen in der Nachbarschaft. 😉 Dennoch, die Sonne geht erst um acht Uhr unter und hell ist es noch bis neune, man erkennt Wege und Wiesen, die Vögel zwitschern und wenn einem so die Sonne auf die Pelzmütze scheint, so kann man sich richtig glücklich fühlen. Estland, Tallinn, Karu 17 und ich, wir sind bereit für einen ungehörigen Frühlingsausbruch mit rauschender Farbenpracht, schillernden Grüntönen, azurblau, rot violett, rot-violett, Bordeauxrot-violett…, mit T-Shirt-Temperaturen, mit eisfreier Ostsee (ist bis heute um 16:00 Uhr noch zugefroren gewesen und ich denke nicht, dass sich das in den letzten 4 Stunden geändert hat), mit auf dem Balkonsitzen ohne Decke, mit langen Ostseespaziergängen, ohne dass einem die Gliedmaßen abfallen, mit … ich weiß nicht, einfach nur Frühling.

Aber die Zeit und die Sonne arbeiten ja für mich und mit so gewichtigen Verbündeten fürchte ich nicht um die Erfüllung meiner Wünsche.

Heute, bei der Untersuchung der Eisdecke der Ostsee, hat mich der Weg in ein Musikschulkonzert, mit der Teilnahme mehrerer Schüler meiner Schule, geführt, 2 Stunden Ensemblemusik, mit Gitarren und Klarinetten, mit Geigen- und Zitherklängen und dem Sinfonieorchester als klanggewaltigen Abschluss, ach ja und einem geschmackgewaltigen Apfelkuchen bei Miriam im Anschluss. Es hat mir sehr gefallen und es ist schön so einen Samstagnachmittag in kuchenbackender Gesellschaft genießen zu können. Natürlich erfolgte prompt einer Einladung meinerseits zu einem Sonntagsabendbrot. (Wer Ideen für ein leckeres, deutsches und bitte auch relativ einfaches Essen hat nich‘ zögern, sondern hier herausposaunen) Ich denke Miriam braucht irgendwann noch eine nähergehende Vorstellung, da sie sich zum Ziel gesetzt hat, sich hier um mich zu kümmern, ich bin überglücklich dafür.

Am Freitagabend, ich mach das heute anachronistisch, habe ich zusammen mit Johannes, oder eher Johannes hat mich dazu gebracht, die EAST-Gallery besucht, um mich einem 2 stündigen Klangexperiment (anders kann man diese Art der Komposition nicht nennen) hinzugeben. Durch allerhand Verzerrungen und Loops wurde ein sehr sphärischer und auch angenehmer Klangteppich gewebt. (hier der Querverweis zu GONG) Leider war die Ausstellung irischer Künstler schon wieder abgenommen und um den weißen Wänden, die mich doch etwas störten,  entgegenzuwirken, haben Johannes und ich  über ein Schülerprojekt mit dem Titel „Art for EAST“ spekuliert. Leider scheint dieses Etablissement im Sommer zumachen zu wollen, ich bin mir nicht sicher, ob sich dann noch so ein Projekt lohnt…

Aber ich bin diese Woche mit dem ersten Teil meines Kunstprojektes Photorealismus fertig geworden. Ich bin ziemlich zufrieden:

(verzeiht mir meine Eitelkeit, aber mir gefällt das Bild)

Nii, nach fast kuus Wochen (mein estnisch ist am sich entwickeln kuss=sechs) wird es langsam Zeit von den alltäglichen Abenteuern zu berichten, die mich so zwischen Schule, Bus und Kaubamaja ereilen. Also zuerst: ich versuche, ich betone versuche, jeden Tag um siebzehn nach sechs aufzustehen. Dann erfolgt ein mehr oder weniger langer Spaziergang zum nächsten Bus. Ich darf mit so einem wunderbaren Trolleybus fahren, das ist so ein Ding, das aussieht wie ein Bus aber eine Oberleitung hat. Nach meiner Erfahrung fährt der Bus meistens direkt vor meiner Nase los, aber ich kann mir einfach nicht bis zum nächsten Morgen merken, wann das nun war…. hmm aber es sind nur sieben Minuten, da kommt schon der nächste und ich kann meinen circa 25 minütigen Schulweg antreten, wobei mit meist Hesse oder ähnliche Klassiker die Zeit vertreiben beziehungsweise es versuchen sollen, da meine Aufnahmebereitschaft in den frühen Morgenstunden etwas eingeschränkt ist.

Ich komme dann meistens 1o Minuten vor Unterrichtsbeginn an (früher als einige meiner Kollegen muss ich an dieser Stelle mal sagen), werfe meine Jacke auf den fast zusammenbrechenden Kleiderständer und begebe mich (ich werde mal heute den Montag als Vorbild nehmen) ersteinmal zu einem Wasserhahn, da meine Kollegen überzeugt sind, dass nur ein von mir gebrauter Kaffee sie entlasten kann. Zur Zeit arbeite ich eine Streitschrift über den Sinn von Kaffeekochen in der Freiwilligenarbeit heraus. Aber ich bin ja ein netter Mensch und habe am Montag in der ersten Einheit nichts Geplantes und setze dann den Kaffee an und wasche die alten Tassen.

Dann habe ich einen Konversationskurs mit sieben (wenn denn alle den Weg finden) 6. Klässlerinnen, ein lustiger und alberner Haufen liebenswürdiger Quasselstrippen, die mit mir über ihre nicht vorhandene Planung von drei Monaten (!!!) Sommerferien sprechen. Ach, das ist die Arbeit, die mir unheimlich viel Spaß macht und die auch den Schülern gefällt.

In der letzten Woche kam es dann vor, dass ich spontan mal die siebte Klasse beaufsichtigen sollte, die eine selbstständige Gruppenarbeit erledigen durfte und einfach nach einen Aufsichtsfaktor verlangte. Diese Klasse war doch sehr eigenartig. Ich kam in der Raum und sprach: „Eure Lehrerin bringt euch gleich die Aufgaben, solange dürft ihr rumschreien und rumtoben, wir ihr wollt“. Da war es mucksmäuschen still. Sehr eigenartig. Wunderlich. Naja, dann gibt es zumeist eine Liste von der Zahlen oder Namen oder beides, die in eine andere Liste übertragen werden soll und dann noch möglichst kopiert. Wenn jetzt noch ein vergessener Kollege zufällig Geburtstag haben sollte, ist es an mir die dazugehörigen Blumen zu kaufen, 8 Tulpen zu fünf sechzig. Der Montag ist der etwas kürzere Tag, doch da jetzt Abiturarbeiten und etwaige Aufnahmeprüfungen sind, gibt es immer was zu kopieren, schneiden, zusammenheften und wieder kopieren, dass ich meistens nicht vor halb fünf oder eher um fünf zu Hause war.

Und dann steht noch Einkaufen im Kaubamaja, Abendbrot kochen und Abwaschen an. Stundenvorbereitung auch mal, desweiteren Estnisch lernen. Doch die kommende Woche wird es wohl etwas weniger zu tun geben. Aprospros Abendbrot kochen. An meine Homezone: Ich habe jetzt beschlossen, wenn ich für mich koche, nur noch sonntags Fleisch zu essen. Natürlich lehne ich es nicht ab, wenn mal ein Küchengenosse mir was anbietet, aber im großen und ganzen hat sich mein Fleischkonsum erheblich gesengt. Tja was so ein Vorbereitungsseminar bewirken kann. 🙂

Ach ja und an Anne. Diese Woche ist leider mein Tangokurs zu Ende geganngen, aber meine Tanzpatnerin und ich haben beschlossen, noch weiter die „Übungsstunden“ in Anspruch zu nehmen.

So that`s all folks

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Polarexpedition: Kadriorg

Tere und Guten Tag,

liebe Leute es hört einfach nicht auf. Es schneit und schneit und schneit…. und taut…..und friert… und schneit.

Aber die Hoffnung stirbt zu letzt. Der Sommer muss einfach irgendwann kommen. 🙂

Gestern hatte ich das große Glück meine Arbeitswoche, die nur aus Mathematiknachhilfe und Katze füttern zu bestehen schien, kurz unterbrechen zu können und wurde zu einem Mittagessen und einem anschließenden Spaziergang eingeladen und zwar von Miriam, die mir eine äußerst schmackhafte russische „Hähnchenhaxen“-Variation zubereitete. Nach einem kurzen Kaffee mit Kuchen haben wir unsere Polarexpedition (so waren ihre Worte zum Ende hin, es war eher als kurzer Spaziergang geplant) in Angriff genommen und haben den Kadriorgpark erobert. Dieser Park, ein Geschenk Peter des Großen an seine Frau, ist auch im Winter hübsch anzusehen und liegt, wie soll es auch anders sein, unter einer 30cm starken Schnee oder Eisdecke begraben, der Todestoß für alle Frühlingsblüher, dachte ich.

Und es hört nicht auf zu schneien, auch während ich schreibe.

Aber Schnee beiseite. Wie es sich für gute Feldforscher gehört, führte uns dann der Weg auch abseits der bekannten Pfade, mitten ins Getümmel der Schneekristalle. Wir bezwangen vereiste Abhänge, wadentiefen Verwehungen (daher der Schnee in den Schuhen) hin zur mit meterhohen (ja eine Übertreibung)  Eisschollen, die panzerhaft die baltische See verdecken, wir kämpften gegen eisige Stürme, Schneetreiben, mit abgestorbenen Gliedmaßen….

Aber hinter dem Windschatten eines Baumes, ein Fleckchen Erde, der auch mal die Sonne zu sehen bekommen haben muss, die Überraschung. Da hat doch ein Frühjahrsblüher die widrigen Umstände überlebt und bereitet sich auf seine Knospung, sein Erblühen, seine Pflanzwerdung vor.

Expedition erfolgreich.

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Tom kha gai oder die Welt kommt zu Besuch

Tere und Guten Tag,

Nun ist es schon geschehen. Meine ersten estnischen Ferien haben mich eingeholt und nun habe ich Zeit zu reisen und das Land zu entdecken. Halt. Einmal zurückspulen bitte. Zeit?! Während meine Kollegen sich fast alle auf den Freitagnachmittagflug nach Frankfurt gefreut haben, erklärte ich mich bereit die Stellung zu halten, die Schüler an allen Ecken zu unterstützen und drei Tage lang Mathenachhilfe Klasse 9 und 12 zu geben. Was man nicht alles für seine Schüler macht. Die Angst meiner Kollegen: die Schüler lassen mich hängen. Dann Pech gehabt. Aber da die Abstinenz der Deutschlehrer auch die Versorgung der Katze des Chefs (natürlich auf freiwilliger Basis und mit guten Auskommen) beinhaltet, bin ich sowieso gezwungen, hier zu bleiben.

Und das bei Schneefall am Samstag.

Die Angst meiner Kollegen, dass die Schüler nicht aufkreuzen könnten, scheint nicht ganz unbegründet zu sein, da meine 2 Tutorien, die ich zur Zeit anbiete, wohl vergessen worden sind, so kurz vor der Zeugniszeit. Aber ich lasse mich davon nicht beeindrucken, sondern verliere nicht den Glauben an lernenwollende Kinder. 🙂

Ich glaube die Schüler nehmen Notiz von mir. Ja, ich komm nicht umhin festzustellen, dass sich was zu bewegen scheint. man wird gegrüßt und nicht nur in der Schule sondern sogar in der Stadt. Die Schüler sprechen mit mir. Und sie lächeln. Nach den Ferien fängt wieder die heiße Phase vor etwaigen Abschlüssen an, ich habe mir schon ein schönes Projekt zurechtgelegt, das kann nur gut werden….. 🙂

Am Donnerstag, bei meinem obligatorischen Filmvorführungsbesuch (diesmal in Begleitung meiner „Roommates“), hab‘ ich den mit Abstand chaotisch-komisch-verwirrend-lustigsten Film gesehen, der mein Leben bisher kreuzte. Anlässlich der 150-jährigen „unificazione“ Italiens ein dem Thema gemäßer Streifen. (Ein Mann der nicht weiß was er will und im Endeffekt immer alle verrät) Dank des guten Rotweins, der im vornherein kredenzt wurde, und dank dieses Filmes ein wunderbarer Donnerstag.

Heute rang ich mich dann endlich dazu durch Lateinamerika noch mehr mein hiesiges Leben bestimmen zu lassen, da ich nicht nur Tangotanzen will, sondern mich dem Capoeira verschrieben habe. Also suchte ich nach einem Trainingsplatz und prompt fand ich auch jenen (man sagte mir, dass dieser Kampfsport auch in Polen vor Jahren beliebt war. verstehe dies wer wolle. also ich denke eher an seit Jahren beliebt ist) in der Tanzakademie. Und tapfer wie ich bin stürze ich mich ins Getümmel und finde mich vor einer Gruppe wieder, die mindestens 1 Jahr weiter als ich ist und Aufwärmübungen macht, zu dessen Erlangung mir nicht 2 Stunden gereichen. Und das alles auf estnisch. Aber eine nette Einladung zum nächsten Training folgte „subito“. Also werde ich nochmals meine Zähne zusammenbeißen und durch pures Anschauen atemberaubender Artistik ein Intensivtraining erhalten. 🙂

Aber nicht nur Lateinamerika durchdringt mein Hauptstadtleben, (Übrigens hält jeder Este diese 412341 einwohnerzählende Stadt für ein Provinznest) sondern auch der asiatische Raum. So habe ich malaiische Fischgerichte und Manna kennenlernen dürfen. Und das mit Abstand beste Gericht, hier in philippinischer Variation: Tom kha gai!!!!! Hühnchen in Kokosmilch und Lemongrass…. wer da nicht schwach wird, der hat nie gelebt. Für alle Interessierte ein Link:

http://en.wikibooks.org/wiki/Cookbook:Tom_kha_gai

(Ja wikipedia hat auch Kochbücher)

Dieses Gericht ist ein Traum. Und meine Küchenbesatzung arbeitet daran, dies zum Sonntagsgericht zu etablieren. Eine Utopie mit Zukunft??????

That’s all folks

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Abenteuer ungeplant

Tere und Guten Tag,

heute gab es ein unvorhergesehenes, unerwünschtes AbenteuerTallinn: Ein 3’stündiger Krankenhausaufhalt nach dem Verzehr estnischer Tomatensoße mit nicht allzu geringem Erdnussanteil….. Und zack liegt man mit einem Tropf in der Notfallambulanz.. 🙁

Tja, da schickt man mich extra nicht nach Afrika, damit ich mir im kühlen Norden eine Portion Krankenhaus abholen kann.. Oh my…

Aber nach zwei Infusionen und diverser anderer Medikamentation sitzt ich zu mindestens wieder in meinem Zimmer. Und das ist auch gut so, da Krankenhäuser doch sehr unwohnlich sind und die Verständigungsschwierigkeiten es nicht gerade einfacher gemacht haben….

Ich glaub‘ mir steht noch eine lange Nacht bevor….

That’s all folks

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Nordischer Tango

Tere und Guten Tag,

So. Die erste Woche ist mehr als geschafft, die Tage sind verflogen und ich hab‘ das Gefühl noch nie woanders gewesen zu sein. Das ist natürlich eine Übertreibung, da ich immer noch mit Stadtplan unter der Nase meine Abenteuerstationen aufsuchen muss. Aber dennoch wird einem der Schulweg schon sehr vertrauter.

Tja, und offiziell bin auch hier registriert und werde eine estnische ID-Card erhalten….. Meine Integration ist vollkommen. Mehr oder weniger, denn der Kontakt zu meinen estnischen Schülern ist doch immer noch nicht übermäßig ausgeprägt, sondern basiert eher auf einem „Wenn er mich nicht sieht, dann sieht er mich nicht“ Verhältnis, was ich eigentlich schon sehr traurig finde. Und dennoch konnte ich mal länger mit einer Schülerin, die jedoch Wurzeln in Österreich hat, sprechen, ich war sehr erfreut und bin auf eine richtig nette Person getroffen, die mir bei meiner sozialen Integration helfen will. 🙂

Gott sei Dank.

Mein Schulalltag ist noch nicht klar zu erkennen. Ich habe mir zwar eine Art Stundenplan herausgearbeitet, aber dass heißt noch lange nicht, dass ich nach diesem Stundenplan auch arbeiten kann. Aber mal abgesehen von etwaigen Freistunden fange ich an, die Arbeit mit den Schülern zu genießen, den Geschichtezirkel mit der 11, den Deutschzirkel mit der 7 und bald 6. Ach ja Mathe 12 und 9 sowie Physik 10 sollen auch noch hinzukommen. Und es macht Spaß in so kleinen Runden den  Schülern etwas zu helfen, vor allen Dingen, wenn sie dann darauf kommen, dass sie auch dafür was tun müssen und sie von allein arbeiten. Ein wahrer Genuss, arbeitende Schüler… 🙂

So.

Abenteuerstation 1: Tallinn ist eine nette Stadt. Und sie ist so nett, dass sich hier ein EU-Center eingerichtet hat. Und Tallinn ist so nett, dass in diesem Center europäische Filme (natürlich in originaler Sprache mit englischem Untertitel) abgespielt werden. Und Tallinn achtet so nett auf ihre Freiwilligen, die ja immer knapp bei Kasse sind, dass diese Filme gratis sind. Jeden Donnerstag ein anderes Land. Jeden Donnerstag ein schöner, meist ernster Film – für mich. Wunderbar.

Zweitens. TeaterNo99! Ja, was ist das bloß…. Hier wird die Estnische Jazzszene gepflegt, jeden Freitag um 21:30 Uhr von  Swing über Latin bis Avantgarde. Kadri Voorand!!!! Eine atemberaubende Jazzsängerin hat uns letzten Freitag mit Estnischer Poesie beglückt, eine Stunde leichten Modern Jazz.  Ich denke, dieses Etablissement könnt mein Lieblings-Freitags-Ziel werden. Ach ja…. wie ich Musik liebe….

Und zu guter Letzt hab‘ ich mir sagen lassen, dass Tango tanzen Nationalsport der Finnen ist. Nun ist Tallinn keine halbe Flugstunde von Helsinki entfernt. Ergo… Habe ich mich entschlossen, dass die Esten diesen Tanz auch lieben und tatsächlich wurde ich fündig und mein Mittwoch ist gefüllt. Und ja, die Esten tanzen diesen Tango nordisch, also etwas majestätischer oder cooler. Ich fand ’ne nette Tanzpartnerin (übrigens der erste Tanzunterricht mit Männerüberhang, den ich ja erlebt habe), und ’ne Lehrerin, die ihren Kurs für mich ins Englische übersetzt und schon gehst es los.

Mal sehen, was sich noch so findet…. Oh Gott nicht zu vergessen: mein Cafe. Eine Chocolaterie französischer Art, Inneneinrichtung 20’ger Jahre, herrlicher Ort für Zeichenversuche… 🙂

That’s all folks

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