深圳 – Shenzhen
11. Oktober 2011Endlich habe ich wieder ein bisschen Zeit gefunden um zu berichten. Seit Samstag sind die Feiertage vorbei und der Unterricht findet wieder statt, heute war bereits mein vierter Arbeitstag. Es wurden nämlich am Samstag und Sonntag die Stunden von Donnerstag und Freitag nachgeholt.
Am Donnerstag und Freitag haben Franzi und ich, nach Zhuhai, einen zweiten Ausflug unternommen, nämlich nach Shenzhen. Wir wollten uns ein wenig die Stadt anschauen und vor allem Nuri, die an einer Schule in Shenzhen arbeitet, besuchen. Dort hatten wir bereits ein Hostel für eine Nacht reserviert, am nächsten Abend sollte es auch schon wieder zurückgehen.
Donnerstag Mittag ging es mit dem Schnellzug, dessen Aussehen sowohl von außen als auch von innen sehr an einen ICE erinnert, von Guangzhou East los. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir auch schon da. Shenzhen liegt wie bereits erwähnt am Ostufer des Perlfluss-Deltas, genau an der Grenze zu Hongkong, etwa 150km von Guangzhou entfernt. Dort angekommen haben wir ohne Probleme die Metro gefunden und sind auch gleich an der richtigen Haltestelle zu unserem Hostel ausgestiegen.
Doch dann begann eine Odyssee ohnegleichen…Zuerst von den hohen Hausnummern verwirrt (überall waren 3000er-Nummern, wir suchten eine 2000er…) gingen wir einmal komplett um einen falschen Block. Dann zum Glück den richtigen Block gefunden, suchten wir weiter. Die gesuchte Nummer lautete „2057“. Es sah immer vielversprechender aus: „2083, 2077, 2071, 2067, 2065, 2061, 2055, 2053…- Halt Stop, was?! Ok nochmal zurück.“ Wir bemerkten einen Eingang zu einem Hinterhof zwischen der 2061 und der 2055, da musste ja die 57 sein – also rein. Es erwartete uns ein großes blaues Gebäude mit vielen Feuertreppen. Das sieht doch eigentlich nach einem Hostel/Hotel aus, oder? Ok, also um die Ecke und schauen ob dort der Eingang ist. Leider Enttäuschung, nur Restaurant an Restaurant. Inzwischen standen wir schon in einer anderen Straße, in der wir wie Marsmenschen angeschaut wurden. Es half nichts, allein würden wir es nicht finden, also mussten wir jemanden fragen. Lusitgerweise zeigte jeder, den wir fragten in eine andere Richtung, als wir nach dem „Hi Inn Hostel“ fragten. Mir wäre es von Anfang an lieber gewesen die Adresse und den Namen des Hostels auf Chinesisch dabei zu haben, aber es gab sie auf der Webseite, auf der ich das Hostel gebucht habe, einfach nicht. Irgendwann schienen uns die Leute zu verstehen: „Hayan Hotel, da lang“. Und tatsächlich, die Menschen zeigten alle in die gleiche Richtung. Wir wunderten uns zwar und fragten auch nach ob „Hayan“, nicht „Hi Inn“, denn stimmen würde. Aber alle waren sich sehr sicher und einer führte uns sogar direkt hin. Tatsächlich waren wir beim Hayan Hotel angekommen. Doch an der Rezeption merkten wir, dass es nicht unser Hotel ist und gingen wieder den ganzen Weg zurück. Nachdem wir dreimal um den Block gerannt waren, wir das Hostel angerufen haben und gefragt haben, ob sie uns eine Wegbeschreibung geben können landeten wir beim nächsten Hotel. Die freundliche Dame, die fast kein Englisch sprach machte sich die Mühe beim Hostel anzurufen und fand dadurch den chinesischen Namen heraus und schrieb ihn uns mit Schriftzeichen auf einen Zettel. Dann veranlasste sie den Empfangsjungen uns in die Straße des Hostels zu begleiten. Sie war uns inzwischen sehr vertraut, nach bestimmt fünfmal hoch- und runterrennen. Auch die Leute kannten uns schon gut, inzwischen war eine Stunde vergangen. Dann zeigte der Junge die Straße hinunter und meinte da müsse es sein – aber da waren wir doch schon!?! Ok, höflich bedanken, in die Richtung gehen und dann einfach ein anderes Hostel suchen. Wir wollten ja schließlich noch was von Shenzhen sehen! Aber einen Trumpf hatten wir ja noch: Die chinesischen Schriftzeichen! Also, letzter Veruch! Wir gehen zu einem Wächter, halten ihm den Zettel hin – er lacht und zeigt auf das große blaue Gebäude, wo wir am Anfang schon waren. Schriftzeichen an der Wand mit denen auf dem Zettel vergleichen…und Tatsache! Nochmal zu dem Gebäude, diesmal aus einer etwas anderen Richtung. Aber das sind doch nur Restaurants?! Erstes, zweites, drittes – und da! Irgendwo zwischen zwei Restaurants gab es einen kleinen Eingang über dem „Hi Inn Hostel – Welcome!“ stand. Wir haben es endlich gefunden!
Mit einer deutlichen Verspätung konnten wir dann endlich Shenzhen angucken und mit Nuri, die inzwischen zu uns gestoßen war, etwas unternehmen. Wir waren natürlich erstmal was essen, was denn auch sonst in China. Danach sind wir ein wenig durch die Gegend gefahren, haben uns dies und das angeschaut, haben bei Starbucks lecker Kaffee getrunken und sind abends noch ein wenig in unserer Gegend rumgeschlendert. Dort wollten wir uns eigentlich noch in eine Bar setzen. Doch der „Eintritt“, eigentlich viel mehr der Preis für einen Tisch, lag bei 1000 Yuan (so 115€). Das war es uns dann auch nicht Wert und außerdem kamen wir uns in unserem Touri-Outfit mit Rucksack etwas fehl am Platze vor.
Am nächsten Tag hat uns Nuri ihre Schule gezeigt, wir haben ein paar andere Ecken Shenzhens kennenglernt, waren lecker essen (bei der muslimischen Minderheit der Hui) und haben uns die Grenzgegend zu Honkgkong angeschaut, die ist jedoch nicht sonderlich spektakulär. Das liegt vor allem daran, dass nicht wie bei Macau die Stadt gleich auf der anderen Seite anfängt. Das Hongkong, das wir kennen, das mit den vielen Hochhäusern und der beeindruckenden Skyline, liegt hinter dem Hügel, wodurch wir nur grüne Berge sehen konnten. Was aber wirklich faszinierend war, war der Markt durch den wir gegangen sind. Nur etwas von der großen Straße weg gibt es kleine Gässchen, in denen sich das wahre Leben abspielt. Hier konnte man alles bekommen: Frühstück, „frisches“ Fleisch, Obst und Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte, Schuhe, Kleidung, lebende Tiere, usw. „Frisches“ Fleisch deshalb, weil es ohne Kühlung, ohne Abdeckung einfach auf dem Holztisch lag. Ich hätte es nicht unbedingt essen wollen…Trotz der engen Gassen wird mit dem Moto-Roller gefahren und man wird oft zur Seite gehupt. Wenn das geschieht, sollte man schleunigst zur Seite hüpfen und aufpassen nicht überfahren zu werden. Der Markt war in dieser modernen Großstadt mit vielen Hochhäusern ein echter Kontrast und ein wahres Highlight.
Am Abend hat uns Nuri dann noch zum Bahnhof gebracht und wir sind wieder zurück nach Guangzhou gefahren. Insgesamt war es echt nett, v.a. Nuri mal endlich getroffen zu haben und mal nach Shenzhen gekommen zu sein.
Gerade bereite ich den Unterricht für morgen vor. Meine Mentorin ist nämlich die ganze Woche bei einer Fortbildung und ich übernehme den Unterricht in der 10. Klasse. Außerdem werde ich morgen zwei Stunden bei den 12ern zum Thema Europa halten. In dem Fach geht es um Touristik und ich werde vor 50 oder mehr Schülern morgen eine Diashow mit ein paar Bildern aus Europa halten und ihnen ein wenig was dazu sagen. Das muss aber auf Deutsch und Französisch geschehen, da nur ein Teil der Schüler Deutsch lernt. Der andere lernt eben Französisch. Vielleicht rede ich einfach Englisch, dann muss ich nicht alles zweimal erklären. Das Problem ist aber, dass nicht alle Schüler Englisch sprechen…Naja, mal schauen. Das wird sich morgen schon von selbst ergeben.
Ansonsten probiere ich in den nächsten Tagen etwas mehr zu schreiben, bloß kann ich dafür nicht garantieren. Ich muss mich erst noch an den Rhythmus nach den Ferien gewöhnen und darf natürlich die Unterrichtsvorbereitung nicht zu kurz kommen lassen. Also, bis bald!