Permalink

1

Prolog: Über die Entstehung einer Geschichte

 

Erste Tage in Saigon

 

Die Großstadt Saigon und ihre Dynamik sind die Welt in der ich nun lebe und diese Geschichtensammlung beginnen will. Mittendrin und mitgerissen, in dem Chaos aus Verkehr und Kultur und so laufe ich mit rastlosen Blick durch die Straßen und staune und bin noch nicht bereit die Worte zu finden. Deswegen sind meine ersten Eindrücke bewegte Bilder, der Blick einer Ankommenden in Vietnam

Ich möchte Geschichten erzählen. Weil es vielleicht genau darum geht,bei diesem Freiwilligendienst,  darum Geschichten zu erzählen und zu hören. Erfahrungen zu teilen. Damit bekannte Horizonte zerbrechen, ein Zwielicht entsteht aus Gewohnheit und Neuheit und so etwas von Bedeutung zum Vorschein kommen kann. So begreifen kann, dass wir gerade leben und wie viele Facetten so ein Leben doch haben kann. Erfahrungen, von denen wir glauben, dass sie für immer andauern und in denen Konturen verloren gehen können. Es geht um Erfahrungen, die man zerteilen, vergleichen und bennenen muss um sie zu verstehen und sie dann zu einer Geschichte zusammenfügt, seinen Narrativ erfindet. Doch ich will versuchen trotzdem ehrlich und ungeschliffen zu erzählen und bin mir gleichzeitig dem dauerhaften Scheitern, dieses Versuches ungefiltert zu sein, schmerzlich bewusst. Ich möchte es immerhin versuchen, versuchen mir Erfahrungen nicht einfach zurecht zu reimen. Geschichten erforschen gehen, von deren Existenz ich noch nichts weiß und immer weiter fragen. Ich will Erfahrungen machen, die mit dem Schema brechen, welches meine Sozialisation mir geboten hat.  Unbekannte Phänomene sind schwer zu benennen, sie überfordern und so möchte ich Sprachlosigkeit zulassen. In dieser Stille ist dann vielleicht ein Raum, in dem man wachsen kann. Ich hoffe, wenn ich offen bin, so offen ich mit all meinen bereits erlebten und erzählten Geschichten eben sein kann, dass meine Zeit hier in Vietnam vielleicht mehr ein Aufnehmen und Anerkennen, ein Hinzufügen und Finden ist.  Ein Fühlen und Leben, in neuen Schattierungen und in staunenden sprachlosen Momenten, dann ein Reflektieren, ein zaghaftes Erahnen wer ich in diesem Wirbelsturm aus Erlebnisfundstücken eigentlich sein will und kann.

Zur Werkzeugleiste springen