Um dem Winter in Santiago zu entfliehen – habe ich meinen Urlaub genutzt und knapp zwei Wochen in Rio de Janeiro verbracht. Warum genau Rio? Im Rahmen meiner Bewerbung habe ich drei Städte in Mittel- und Südamerika vorgeschlagen bekommen. Neben Santiago de Chile standen Rio de Janeiro (Brasilien) und San José (Cosa Rica) zur Auswahl. Deshalb wollte ich zumindest für eine kurze Zeit in die Welt von Rio eintauchen.
Lebensfreude & Unsicherheit
Wie auch in Santiago könnten die Gegensätze in Rio de Janeiro nicht größer sein. Auf der einen Seite verspüre ich pure Lebensfreude, ich sehe so große Lächeln, wie ich sie selten zuvor gesehen habe, viel Musik & Tanz. Ich nehme jedoch sofort wahr, dass die Rhythmen, als auch die Tänze, andere sind. Brasilianischer Funk und Samba sind hier täglich zu hören. Live Bands spielen auf der Straße oder in kleinen Bars & die Menschen können sich selten halten ein paar Samba-Schritte zu tanzen. In den ersten Tagen laufe ich sehr viel durch Rio, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Ich treffe auf viele Brasilianer*innen und kaum ausländische Touristen. Ich reise nämlich gerade außerhalb der Session und über einen brasilianischen Feiertag, weshalb viele Brasilianer*innen selber reisen.
Auf der anderen Seite – ganz klar der Aspekt der Unsicherheit und der Kriminalität. Auf all meinen Reisen habe ich mich selten so unsicher wie in Rio gefühlt. Bei Einbruch der Dunkelheit bin ich in den ersten Tagen nie allein rausgegangen und auch am Tag hatte ich in eignen Gegenden kein gutes Gefühl. Woran das liegt? In Rio sind die Gegenden wo es tendenziell sicherer oder unsicherer ist, nicht wirklich voneinander getrennt. Das kann sich von einer Straßenecke zur anderen sehr schnell ändern. Generell sind die Grenzen sehr verschwommen und die Armut an jeder Ecke anzutreffen. Crack ist in Rio eine sehr verbreitet Droge, welche von vielen Obdachlosen genommen wird – das macht vieles sehr unberechenbar.
Meine Highlights in Rio de Janeiro
Trotz all dieser Aspekte hatte ich eine unvergessliche Zeit in Rio de Janeiro, die ich niemals vergessen werde. Woran das lag? An den Freundschaften, die ich geschlossen habe, der Musik und den kleinen Momenten.
- Meine Rio Family: Nach den ersten Tagen und einem Hostelwechsel habe ich meine „Rio Family“ kennengelernt. Es war ein Match auf dem ersten Blick. Ich habe mein Hostelzimmer betreten und einen Chilenen getroffen, der in Rio war um den Marathon zu laufen. Wir haben uns direkt sehr gut verstanden und er erzählte mir, dass er hier eine tolle Gruppe von Argentinier*innen getroffen hat, die ebenfalls im Hostel sind. Ich wurde direkt in die Gruppe aufgenommen und hatte selbst in Rio nicht das Gefühl allein zu sein. Was ich definitiv vermisse: der argentinische Akzent und die Begrüßung von Freunden, wenn ich in den Gemeinschaftsraum komme: „¿Cheeee que onda Niki?“
- Die kleinen Momente: ein spontanes Fußballspiel am Strand mit Kindern aus Rio, der leckerste Mais aus einer kleinen Verkaufsbude, der Ananaskuchen im Café gegenüber, der Geruch von Kokosnuss in den Straßen,…
- Brasilianischer Funk: Erneut spielt Musik eine gigantische Rolle. Der brasilianische Funk nimmt mich in eine ganz andere Welt. Die Rhythmen und die Tänze sind einzigartig. Was mich besonders fasziniert – ist dass einige Tänze oder Choreografien bei allen bekannt sind und der ganze Club, die selben Schritte tanzt. Direkt zu Beginn haben wir eine Gruppe Brasilianer*innen kennengelernt, die uns die essenziellen Schritte beigebracht haben – direkt waren wir Teil der Gruppe und es wurde wieder spürbar wie sehr Musik verbindet. Ich kann am anderen Ende der Welt sein, die Sprache kaum verstehen, aber durch die Musik und gemeinsame Tänze ist man auf eine andere Art & Weise verbunden. Ein Lied zu welchem wir sehr viel getanzt haben ist folgendes: