Von Busreisen, Taxis, dem Großstadtdschungel und Mee(h)r

Nach meinem ersten Schultag im Fremdsprachengymnasium ging es dann übers Wochenende auch schon direkt in die Hauptstadt Sofia, wo wir Kulturweit-Freiwilligen zu einer kleinen Einführungsveranstaltung in der Deutschen Botschaft eingeladen waren.

Meine Fahrt nach Sofia war eigentlich ganz gut geplant: Es gibt ein sehr gut ausgebautes Fernbussystem in Bulgarien und der Bus von Blagoevgrad nach Sofia braucht nur ca. 1,5- 2 Stunden. Perfekt, also hatte mir meine Betreuerin am Tag zuvor den Weg zum Busbahnhof gezeigt und ich hatte mir eine Fahrkarte für den Bus um 11:00 Uhr gekauft. So weit so gut. Soooo und alle meine Freund_innen und Verwandten, die mich nur allzu gut kennen, wissen bestimmt schon, was jetzt kommt: zu spät angefangen zu packen, Stress, panische Wo-zum-Teufel-ist-meine-Fahrkarte?-Gedanken… und Halt— “ Wie genau komme ich eigentlich vom Busbahnhof in Sofia zur Deutschen Botschaft??? Egal. Das kriege ich schon irgendwie hin. Nichts wie los zum Busbahnhof! Schließlich wurde mir erzählt, dass der Bus häufiger auch ein paar Minuten früher abfährt!“ Aber ich kann euch beruhigen: Nein, ich habe den Bus nicht verpasst und nein, ich habe mich auf dem Weg zur Deutschen Botschaft auch nicht im Großstadtdschungel verirrt. Es gab nämlich zum Glück zwei überaus nette Menschen, die extra einen Umweg fuhren, nur um mich vom sofioter Busbahnhof abzuholen. 🙂 Und ich konnte wirklich froh sein, dass Helli (Freiwillige in Plovdiv) und  Yanko (ein Schüler, der Helli spontan nach Sofia begleitete) mit mir gemeinsam zur Deutschen Botschaft fuhren, denn mit der Metro in die richtige Richtung zu fahren und dann sogar noch einmal umzusteigen, hätte ich bestimmt nicht allein geschafft, so planlos wie ich war! Da wir also auf direktem Wege zur Botschaft kamen und uns nicht verfuhren, waren wir eine ganze Stunde zu früh dort. Das war aber überhaupt nicht schlimm, denn Helli und ich hatten uns von unserer Ankunft und unseren ersten Eindrücken viel zu erzählen. Außerdem nutzte Yanko die Zeit, uns das längste bulgarische Wort und einen Zungenbrecher beizubringen. Letzteren habe ich leider vergessen. Ich weiß nur noch, dass ich kläglich darin scheiterte ihn auszusprechen, da er aus undenkbar vielen Konsonanten und gefühlt keinem einzigen Vokal bestand. Das längste bulgarische Wort hingegen ließ sich leichter aufsagen:

Непротивоконституцион­ствувателствувайте (viel Spaß beim Kyrillisch entziffern 😉 )

Doch schon nach einer halben Stunde Wartezeit wurden wir in die Deutsche Botschaft hineingelassen und sofort mit Tee und leckeren Keksen versorgt. Nach vielen Informationen über Bulgarien, das bulgarische Schulsystem, das Deutsche Sprachdiplom(DSD) und regen Gesprächen über unsere Unterkünfte, Einsatzstellen und Freiwilligenprojekte, gingen wir Freiwilligen noch gemeinsam ins Happy (ein sehr beliebtes Restaurant) zum Abendessen.

Schopska- Salat und Tarator

Schopska- Salat und Tarator

Am nächsten Tag erkundeten wir Sofia und schlossen uns der empfehlenswerten Free Sofia Tour an,bei der wir einige Sehenswürdigkeiten abklapperten und viel Interessantes über Sofia und ihre Geschichte lernten.

Die...

Statue der Sofia

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die orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale

mit den anderen Freiwilligen

mit einigen anderen Freiwilligen

Banja-Baschi-Moschee

Banja-Baschi-Moschee

Vitosha Straße

Vitosha Straße

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Nationaltheater Ivan Vasov

Danach ging der Tag ganz gemütlich und entspannt zuende. Erst liefen wir noch ein bisschen durch die Stadt, tranken im Art Café eine Grapefruit-Schorle, machten ein kleines Nickerchen im Park und lauschten noch einem kleinen Jazz-Ensemble. Dann stürmten wir den Supermarkt, um anschließend schön im Park zu picknicken und den gigantischen sofioter Sternenhimmel zu betrachten (wir haben nach langem Hinstarren sogar vier Sterne gesehen! 😉 ).

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Nach zwei Schultagen in Blagoevgrad, an denen ich mich in vielen Klassen vorstellte und in den Deutschunterricht hineinschnuppern durfte, stand schon wieder ein verlängertes Wochenende vor der Tür. Am 22.09 wurde nämlich der bulgarische Unabhängigkeitstag gefeiert und Seline (Freiwillige in Sofia), Helli und ich beschlossen spontan die freien Tage zu nutzen, um quer durch Bulgarien ans Meer zu fahren.

So planten wir, dass Seline und ich am Mittwochabend zu Helli nach Plovdiv fahren und wir von dort aus zu dritt am nächsten Morgen  den frühen Fernbus Richtung Meer um 06:45 Uhr nehmen. Die Durchführung des Plans erwies sich schon am Mittwochabend am Busbahnhof in Sofia mal wieder als etwas komplizierter: Nachdem ich mir erfolgreich auf einem Bulgarisch-Englisch-Mischmasch eine Fahrkarte für den Bus um 18:00 Uhr gekauft hatte, wollte Seline das Gleiche tun….nur erhielt sie statt einer Fahrkarte mehrmals die Antwort: „No more. Number 14. “ Etwas verwirrt gingen wir also zum Schalter 14 und versuchten da unser Glück. Ein paar Minuten später hielt Seline dann endlich eine Fahrkarte in den Händen- allerdings für den Bus um 19:00 Uhr! So musste sie leider eine ganze Stunde alleine am Busbahnhof warten und auch die zweistündige Busfahrt war etwas langweiliger als gedacht.

Am nächsten Morgen standen wir um 05:15 Uhr auf, um den ersten Stadtbus von Hellis etwas außerhalb gelegenen Schülerwohnheim zum plovdiver Busbahnhof zu erwischen. Doch als wir um kurz vor Sechs frierend an der Bushaltestelle standen, tauchte kein einziger Bus auf und einen Fahrplan gab es auch nicht. Natürlich hatten wir für diesen Fall schon Alternativen parat: zwei Taxinummern und zusätzlich noch eine Taxi- App, die sehr zuverlässig funktionieren soll. Erste Nummer: „Hello. Do you speak english?“- Tuut, tuut, tuut. Aufgelegt. Wir probierten es beim nächsten Taxiunternehmen. Das hatte zwar nach langem Erklären verstanden, wo wir warteten, doch gab uns nur die Auskunft: “ No taxi there.“ Blieb uns also noch die hochgelobte Taxi- App. Die zeigte uns nach ein paar Minuten sogar “ Taxi arrived“ an, aber auf der großen, übersichtlichen Straße, war weit und breit kein Taxi zu sehen. Uns blieb also nichts anderes übrig, als wieder ins Schülerwohnheim zu gehen, ein bisschen Schlaf nachzuholen und den späteren Fernbus zu nehmen.

Zwar mehrere Stunden später als geplant, doch trotzdem guter Laune, kamen wir in der Küstenstadtimg_4102 an.

Für alle, die noch kein Kyrillisch können;): img_4103

Das Schwarze Meer

Das Schwarze Meer

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Unser Hostel war zwar nicht gerade das, was wir uns unter einem Hostel vorgestellt haben, sondern „more like home“, wie uns der Besitzer erklärte. Genauer gesagt gab es ein kleines Achterzimmer für die Gäste, eine Küche und ein Badezimmer. Zwar war es generell recht kalt in dem Zimmer, laute Musik lief bis nachts um Vier und der Hund legte sich auch gerne mal auf ein Gästebett, doch es ließ sich für ein Wochenende ganz gut aushalten und für den Preis konnte man sonst nirgends ein Bett, eine warme Dusche und sogar freies Wlan finden.

Das Erste, was wir in Burgas unternahmen, war natürlich den Strand und das Meer aufsuchen. Das Wetter war super, es war sonnig und auch das Wasser war recht warm, was wir mit den Füßen und sogar auch bei einer nächtlichen Badeaktion testeten.


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Ansonsten sind wir durch die Fußgängerzone gelaufen, haben in so manchem Buchladen gestöbert, einen Handmade-Market besucht, uns durch verschiedene Sorten „CupCorns“ probiert, mal wieder gepicknickt, und an einem Abend haben wir sogar noch Mareike(eine Freundin aus Hannover) und ihren Freund Hagen getroffen, die gerade Urlaub in Bulgarien machten. Zuerst genossen wir den wunderbaren Meerblick von ihrem Balkon aus, kochten dann gemeinsam ein leckeres Abendessen, spielten Karten und diskutierten über so essentielle Dinge, wie die Benennung eines Apfelrestes, das vorletzte Intervall vom Peter-Motiv aus „Peter und der Wolf“von Prokovjew, die Schildkröten aus dem Karneval der Tiere (Helli, falls du das liest: Du hast die Wette übrigens leider gewonnen) und den Namen des giftgrünen Getränkes, das vorher in der Flasche noch wie Bier aussah (es wurde später als Waldi-Waldi- Limonade  identifiziert:D). Natürlich hatten wir uns noch sehr viel mehr über unsere bisherigen Erlebnisse in Bulgarien und unsere Zukunftspläne zu erzählen und waren so fleißig am Karten spielen, dass es etwas später wurde…. als wir dann in der Nacht mit dem Taxi wieder an unserem Hostel ankamen, mehrfach klingelten und niemand öffnete, waren wir zunächst etwas ratlos. Wir gingen durch den Garten zur Küchentür, die natürlich auch verschlossen war, klopften energisch an sämtliche Fenster und beteten verzweifelt den Hund des Hostelbesitzers durch  das Küchenfenster an, er solle doch bitte nur einmal für uns bellen, damit uns jemand bemerke. Da uns der Hund jedoch nur verständnislos stumm anblickte, und alles andere auch nicht half, kehrten wir schließlich wieder zur Eingangstür zurück und versuchten noch einmal die Türklinke herunterzudrücken und siehe da: Es funktionierte doch tatsächlich! Wenn auch mit viel Mühe, da die Klinke schon etwas abgebrochen war.

in der Fußgängerzone in Burgas

in der Fußgängerzone in Burgas

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CupCorn: warmer Mais mit Parmesan oder anderen Zutaten

eine süße CupCorn Variante mit Schoko

eine süße CupCorn Variante mit Schoko

Das leckere Abendessen, das wir bei Mareike und Hagen kochten

Das leckere Abendessen, das wir bei Mareike und Hagen kochten

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3 Antworten zu Von Busreisen, Taxis, dem Großstadtdschungel und Mee(h)r

  1. Franzi sagt:

    Oha das klingt nach einer Menge Aufregung, aber auch viel Spaß 🙂
    Bin gespannt auf weitere Berichte!

  2. Peter Eblenkamp sagt:

    Deine Berichte sind richtig gut und unterhaltsam geschrieben. So als wäre ich selbst dabei. Auch die Fotos prima! Bin schon sehr gespannt auf die nächsten Erlebnisse und Überraschungen! Peter

  3. Lea sagt:

    Na Toni da gab es ja ganz schön viele Komplikationen ?? aber klingt trotzdem nach viel Spaß ?❤

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