Spiele, Pantomime und Lieder

Ich mache gerne viele Wanderungen. Ich spiele gern Klavier.

Manchmal bin ich sehr faul. Mein Lieblingshobby ist Schlafen und Ruhe haben.

Ich liebe Bücher und Musik, vor allem vom „Herrscher der Ringe“.

Ich bin schön, lustig und reizvoll.

Ich bin sehr nett und freundlich zu allen.

Ich bin ein positiver Mensch, der fast alles mag.

Das Essen ist meine größte Liebe.

Ich interessiere mich für Geschichte;

und auch schreibe ich in meiner Freizeit Gedichte.

Habe ich nicht fantastische und liebe Schüler_innen?! Bei einem Kennlernspiel in meiner ersten Stunde in einer 10.Klasse sollten die Schüler_innen fünf Merkmale aufschreiben, die sie besonders kennzeichnen, anhand derer dann erraten werden musste, wer das geschrieben hat. Anstatt der von mir erwarteten Sätze „Ich mag… .Meine Hobbys sind…“ formulierten viele solche wunderbaren und kreativen Sätze. Das hat mich unglaublich gefreut, wobei ich natürlich auch sehr über den umfangreichen Wortschatz meiner reizvollen, essenliebenden und positiven Schüler_innen gestaunt habe :D!

In meinen ersten zwei Wochen hier bestand meine Arbeit hauptsächlich aus diesem Spiel und einem fünfzehnminütigen Vortrag über mich und meine Heimatstadt. Mittlerweile  ist meine Arbeit aber zum Glück etwas spannender und abwechslungsreicher. Ich habe nun einen festen Stundenplan und gehe jede Woche in zwei Achte, zwei Neunte und zwei Zehnte Klassen.

Die Achtklässler_innen sind die Jüngsten hier am Fremdsprachengymnasium und lernen erst seitdem ich hier in Blagoevgrad bin Deutsch. Allerdings haben die zwei Klassen, die ich unterrichte, ca. 22 Schulstunden Deutsch pro Woche und lernen die Sprache deshalb ziemlich schnell. Trotzdem ist es natürlich klar, dass sie mich und meine Erklärungen nach diesen paar Wochen Deutschunterricht noch nicht ohne Pantomime verstehen können. Daher hampele ich sehr häufig vor der Klasse herum: Ich rühre wie ein Koch im großen Suppentopf, ich spiele Luft-Geige, ich mache kräftige Schwimmbewegungen und fliege wie ein Vogel mit flatternden Flügeln in die Lüfte. Auf diese Art und Weise habe ich ihnen etwas über mich erzählen und ihnen schon viele neue deutsche Wörter beibringen können. Natürlich ist auch noch eine bulgarische Lehrerin dabei, die notfalls übersetzen kann, aber das versuche ich möglichst zu vermeiden.

Ansonsten machen wir oft Aussprachetraining, wobei deutsche Zungenbrecher besonders gut ankommen. Aber nicht nur meine Schüler_innen müssen sich abmühen schwierige Sätze auf einer Fremdsprache auszusprechen! Auch ich kriege ab und zu mal Zungenbrecher vorgesetzt:

 In den neunten und zehnten Klassen habe ich in den letzten zwei Wochen sogar ganze klasseninterne Zungenbrecher- Wettbewerbe gestartet und dabei festgestellt, dass einige meiner Schüler_innen Wörter wie „Zwetschgenzweige“ schneller aussprechen können als ich :D.

Diese Sätze wurden in einem Affenzahn aufgesagt

Diese Sätze wurden in einem Affenzahn aufgesagt

In meinen beiden zehnten Klassen wurde außerdem schon über einige deutsche Zeitungsartikel diskutiert, bunte Werbeplakate gebastelt und deutsche Lieder besprochen. Letzteres macht glaube ich beiden Seiten am meisten Spaß. Zum Thema Reisen und Urlaub habe ich zum Beispiel neulich das Lied „Deutsche Bahn“ von den Wise Guys mitgebracht. Die Schüler_innen waren total begeistert, begannen auf ihren Plätzen zu tanzen und mitzupfeifen. Als ich dann den Text austeilte kam plötzlich die Frage: “ Dürfen wir mitsingen???“ So hatte ich ein paar Sekunden später sechsundzwanzig fröhlich singende Zehntklässler_innen vor mir sitzen: „Meine Damen, meine Herrn, danke, dass sie mit uns reisen. Zu abgefahrnen Preisen, auf abgefahrnen Gleisen…“ Und ich glaubte vorher sechszehnjährige Zehntklässler_innen bestimmt nicht zum singen überreden zu können…

Insgesamt macht mir meine Arbeit hier superviel Spaß! Auch wenn es natürlich manchmal  echt schwierig ist, hundemüde Schüler_innen in der siebten Stunde zum Mitmachen zu motivieren… doch bisher hat auch das relativ gut geklappt. 🙂

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