La Zona Colonial

Wir schreiben das Jahr 1492, die Schiffe La Pinta, La Niña und Santa Maria legen im Norden der Insel Hispaniola an. An Bord: Der weltbekannte, verhasste und geliebte Christoph Kolumbus. Als hätte es das Schicksal so gewollt, mussten die Spanier zwei Mal den Standort ihrer Hauptstadt verlegen bis sie Nueva Isabela gründeten. Das heutige Santo Domingo.

Ich weiß nicht, wie viele Taínos, die vorherigen Bewohner Hispaniolas, ihre Ehre, ihre Familie und ihr Leben diesem gewissen spanischen Eroberer lassen mussten. Doch fest steht: Es befindet sich genetisch nachweislich nur noch wenig Taíno-Blut in der heutigen Bevölkerung der Dominikanischen Republik.

Was jedoch übrig geblieben ist von dieser grausamen Eroberer-Zeit, ist das UNESCO Weltkulturerbe, die Zona Colonial in Santo Domingo. Hier kann man sich gut bewegen, das ist die touristische Gegend der Stadt. Man fühlt sich an einigen Stellen als wäre man gerade in einem kleinen spanischen Dorf – sehr nett. Totales Kontrastprogramm zu dem bisher bekannten Santo Domingo: Da ist der riesige Kolumbus mit ausgetrecktem Zeigefinger, in Bronze gegossen, direkt vor der ältesten Kathedrale der „Neuen Welt“. Da gibt es Cafés und Restaurants und nette Museen über Kakao und Edelsteine. Da gibt es kleine Geschäfte und die große Fortaleza und den Fluss Ozama mit der Fähre nach Puerto Rico.

Hier kann man kurz vergessen, dass man in einer so großen, doch eher unsicheren Stadt ist. Und auch der amerikanische Einfluss rückt weiter weg. Aber trotzdem spürt man die ewige unterbewusste Anspannung in sich, alles beisammen am Körper zu haben und die Kamera nach einem Foto schnell wieder einzustecken. Umso mehr war ich stolz meine Familie, die mich hier kurz besucht hat, durch Santo Domingo zu führen, zwar mit Vorsicht, aber ohne Angst und obwohl ich noch gar nicht lange hier lebe.

Den Ausschnitt von Santo Domingo, den die Kreuzfahrt-Touristen als erstes und einziges von dieser vielseitigen Stadt sehen, lerne ich erst nach fast drei Wochen kennen, die ich hier bin. Für mich ist die Zona Colonial ein interessantes zweites oder drittes Gesicht Santo Domingos. Es ist spannend, wie unterschiedlich man einen Ort kennenlernt, abhängig davon ob man dort lebt oder Tourist ist. Ich bin gespannt wie vielen Gesichtern dieser Stadt ich noch begegnen werde.