Erster Schnee und 430 km/h

Auf dem Heimweg von Tunxi nach Shanghai stand der Bus eine Stunde lang an einer      Raststätte. Grund: Stau! Ich nutzte die Gelegenheit einige Fotos vom ersten Schnee in China zu machen.  In Anhui lag der Schnee dick auf den Bergen, sodass Skifahren wohl möglich gewesen wäre. Je weiter wir in den Osten kamen, desto weniger schneite es. Aber Shanghai hat der Schnee trotzdem erreicht.Den Weg zum Flughafen verkürzte ich mir mit einer Fahrt im schnellsten Zug der Welt: dem Transrapid!! Die Fahrt dauerte nur etwa 10 min und der Zug beschleunigte auf bis zu 430 km/h. Die Geschwindigkeit wurde ein bis zwei Minuten gehalten und dann fing er auch schon wieder an, abzubremsen. War schon gut 🙂 und jetzt kann ich sagen:          Ich bin mal Transrapid gefahren.

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Auf den Spuren der Hui im Süden Anhuis

Kaum war das Zwischenseminar beendet, ging es für mich und meinen Reisekumpel wieder auf Tour. Dieses Mal (11.12. – 15.12.2010) besuchen wir den sagenumwobenen Berg Huang Shan und eines der Hui-Dörfer, Hongcun.

Ein wahres Häusermeer tut sich neben mir auf. Ein Hochhaus überragt das nächste und ich kann weit schauen. Die Sonne scheint. Der Bus fährt eine Hochautobahn rauf und links neben mir taucht Ikea auf. Die gelb-blaue Fassade und der kastenförmige Bau lassen bei mir Heimatgefühle und die Lust nach einem Hotdog aufkommen. Ikea zieht an mir vorbei und ich schaue nach vorne. Der Bus überholt mehrere Autos mit lautem Gehupe und lässt auch sonst alle Verkehrsteilnehmer merken, dass er das größte Gefährt auf der Straße ist. Wir verlassen Shanghai. […] Der Blick aus dem Fenster verrät das Betreten einer anderen Provinz: Anhui Province steht auf einem Schild. Die Landschaft verändert sich; immer mehr weiß gestrichene Häuser mit schwarzen Ziegeldächern gruppieren sich zu Dörfern und auf den Feldern brennt Mist. 5 einhalb Stunden später erreiche ich Tunxi, auch Huangshan Shi genannt, ein Dorf in der Nähe des Huang Shans. Jedenfalls dachte ich, es wäre ein Dorf, doch die Leuchtreklamen und Hochhauslichter, die mich begrüßten, lassen auf eine kleinere Stadt schließen, die die gewohnte Infrastrucktur bietet – nur kein McDonald’s.

Am Sonntag, den 12.12.10, heißt es früh aufstehen. Um 7 Uhr werden wir von einem Shuttlebbus abgeholt, der uns zum Tunxi Busbahnhof bringen soll, wo wir in einen Minibus nach Tangkou umsteigen. Nach einer entspannten einstündigen Fahrt mit beschlagenen Fenstern, kommen wir am Ausgangslager für die Bergwanderung an. Wir treffen auf eine Chinesin, die ebenfalls den Berg zu Fuß besteigen will und so entschließen wir uns zusammen zu wandern. Ein weiterer Bus bringt uns zum Eingang des Berges. Leider ist das Wetter regnerisch, doch die Sicht ist noch gut. Wir beginnen die ersten Treppen hochzulaufen. Wälder, Senftenträger und Menschen, die kiloweise Gemüse den Berg hochtragen, begegnen uns. Wir haben unsere gelben Regenponchos übergestreift und passen uns so den anderen Wanderern an. Die meisten wandern bergab. Zwischendurch leisten uns Affen Gesellschaft. Sie klettern in den Bäumen herum und schauen neugierig herüber, halten aber nie für ein Foto still. Anders als auf Gibraltar, Spanien, sind die Affen im Huang Shan recht scheu. Keiner muss Angst um seine Mütze haben.  Bei einer ersten Frühstückspause stimmen Patrick und ich Weihnachtslieder an; es war schließlich der 3. Advent und mit der Weihnachtsmütze auf dem Kopf wirkt es noch echter. Nur kalt genug ist es nicht; es regnet schließlich.

Die Wanderung bei dem Wetter ist anstrengend; sind es doch nur Stufen, die wird hinaufsteigen. Mit jeder Stufe mehr erhöht sich mein Pulsschlag. Ich merke, dass ich einfach nicht in Form bin. Oder liegt es an dem schweren Rucksack, in dem ich Proviant für einen Tag und eine Nacht dabei habe? Je höher wir kommen, desto nebeliger wird es, bis wir schließlich nur noch 5 m weit sehen können. Es regnet unerbittlich weiter und mit jeder Pause wird meine Hose nasser. Glücklicherweise habe ich gute Schuhe mit hohem Schaft, sodass ich von den nassen Hosen wenig mitbekomme. Zu Regen setzt nun auch ein starker Wind ein. Meine Handschuhe sind schnell durchässt und nutzlos. 2 Löcher in den Poncho gerissen und Hände tief in die Jackentaschen vergraben. Ausgehungert machen wir oben am Berg Halt. Ich finde außer den chinesischen Broten die Energiebombe schlechthin: ein Snickers. Nun steh ich vor der Qual der Wahl: Esse ich das Snickers, während mir meine Hand abstirbt oder wärme ich meine Hände und ziehe einen grummelnden Magen und niedrigen Bltuzuckerspiegel vor? Ich hab’s gegessen und meine Hand ist mir fast abgestorben – Lösung: einfach schneller essen!

Welcoming Guests Pine mit fröhlichen Chinesen davor

Nebelschwaden sind beim Huang Shan oft vorhanden und meistens auch erwünscht, da sie das ganze Gebirge in ein mystisches Licht hüllen und den Sagen Ausdruck verleihen. Eines der fünf Wunder am Huang Shan ist auch das Wolkenmeer, aus dem einzelne Gipfel inselhaft rausragen. Doch heute sind eindeutig zu viele Nebelschwaden unterwegs. Man sieht die Hand vor Augen nicht und wird nach der echt anstrengenden Wanderung nicht mal mit einer fenomenalen Aussicht belohnt, sondern stattdessen von einer weißen Nebelwand begrüßt. Die Welcoming Guests Pine welcomt heute nur wenige Gäste und der Best Photographic Point scheint auch nur eine Verarschung zu sein. Enttäuscht entscheiden Patrick und ich die Seilbahn ins Tal zu nehmen und nicht wie geplant eine Nacht auf dem Berg zu verbringen, um am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu sehen. Vermutlich gäbe es für uns keinen Sonnenaufgang und so sparen wir eine teure Übernachtung. Wir müssen uns beeilen, denn der Seilbahnbetrieb hört um 16.30 Uhr auf. Noch rechtzeitig steigen wir erschöpft und erleichtert in die Gondel und fahren gemütlich runter und dann zurück nach Tunxi in unser Hostel.

Es heißt, der Huang Shan (wörtlich: Gelber Berg) sei der schönste Berg Chinas. Diese Haltung spiegelt sich auch in dem entsprechend hohen Eintrittspreisen wieder, die bis zu 230 Yuan in der Hochsaison kosten. Die Seilbahn kostet extra und bis zu 80 Y pro Strecke. Momentan in der Nebensaison ist alles günstiger. 150 Y Eintritt und 65 Y Seilbahn. Schüler bekommen beim Eintritt einen Rabatt und zahlen nur 115 Y. Es ranken sich viele Sagen um diesen Berg und ich bin mir sicher, bei gutem Wetter ist er auch wunderschön. Jährlich wird er von Tausenden Menschen besucht.

Ironie?

5 oder mehr Stunden sind wir Treppen hochgelaufen und wieder runtergelaufen. 5 oder mehr Stunden hat es unentweg geregnet und 5 oder mehr Stunden lag dieser dicke Nebel über uns. Der Trip hat sich nicht gelohnt. Überhaupt nicht! So muss ich wohl ein anderes Mal wiederkommen und hoffe, dass der Best Photographic Point hält, was er verspricht.

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Durchnässt checken wir ein zweites Mal im Hostel ein. Am Montag wollen wir in ein nahegelegenes Dorf fahren und entscheiden uns aus Kostengründen für nur eines der beiden UNESCO-Weltkulturerben: das Dorf Hongcun. Es liegt eineinhalb Stunden von Tunxi entfernt und wieder geht es mit einem Minibus durch die Pampa. Die Straßen bestehen fast nur aus Schlaglöchern, sodass die Fahrt zeitweise einer Achterbahnfahrt gleicht und wir mehrfach von unseren Sitzen gerissen werden. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist die Fahrt ein echtes Erlebnis mit hohem Spaßfaktor! Ich bin noch nie so weit raus auf das Land gefahren. Die Landschaften sind atemberaubend schön und mit der passenden Musik im Hinbtergrund gibt es mir ein unbeschreibliches Gefühl an Freiheit und Abenteuerlust; so wie wir durch die Pampa cruisen. In diesem Moment bin ich wieder so froh in China zu sein.

Irgendwann nachmittags kommen wir in Tunxi an und werden, kaum aus dem Fahrzeug rausgeklettert, von einer Frau angesprochen, die uns eine Übernachtungsmöglichkeit anbietet. Schnell das Eintrittsticket zum Schülerpreis gekauft (diesmal hat der KW-Ausweis wieder funktioniert…) und der Frau hinterher zu einer Pension direkt am Südsee mit sauberen Zimmern, an denen nichts auszusetzten ist – außer dem Preis. Der ist uns für 120 Y die Nacht deutlich zu hoch, also folgen wir der Konkurenz zu einer anderen Pension. Es geht durch die verschiedensten Gassen und Straßen, hier links, da rechts, dann wieder links, bis ich gar nicht mehr weiß, wo Norden uns Süden ist. Der Typ  hält vor einem Torbogen an und führt uns rein. Der Innenhof sieht schonmal sehr gut aus. Ein kleiner Teich in der Mitte, umsäumt von Balustraden, viel Grün und 2 Singvögeln. Patrick ist sofort von dieser Pension, überzeugt ohne überhaupt die Zimmer gesehen zu haben. Unser Zimmer bekommen wir für 80 Y mit eingenem Bad und Klimaanlage und die Sache ist geritzt. Es ist schon erstaunlich, dass man vom 1. Stock aus über die meisten anderen Häuser hinweg sehen kann. Das kriegt der gemeine Städter nicht oft zu Gesicht.

„Hongcun liegt im Süden der Provinz Anhui. Das Dorf entstand in der Nördlichen Song Dynastie (960-1127 n. Chr.), und ist somit fast 1000 Jahre alt. Die gesamte Anlage von Hongcun zeigt, welche hochentwickelte Technologie dieses Volk schon damals hatte. Das Dorf selbst ist in Form eines Büffels angelegt, und die künstlichen Wasseradern, die durch das Dorf geleitet werden, „die Eingeweide des Büffels“, bringen frisches Quellwasser zu jedem Haus. Dieses sammelt sich am Ende in einem halbmondförmigen See, dem „Magen des Büffels“. Anschließend passiert das Wasser eine Filteranlage und fließt erneut durch das Dorf, um schließlich, ein weiteres Mal gefiltert, in den Süd-See geleitet zu werden und von dort in einen Fluß.“ (http://www.china-guide.de/china/reiseziele/xidi_____Hongcun.html)

Die Häuser haben ein bis zwei Stockwerke und sind alle ähnlich gebaut. Man kommt durch ein Mondtor in den Innenhof. Oft weiß man nicht, ob man sich noch auf der Straße befindet oder schon im Innenhof eines Hauses. Die Außenwände sind weiß gestrichen und auf den Dächern finden sich schwarze, dünne Ziegel. Betritt man das Haus, kommt man direkt in das „Wohnzimmer“. Gegenüber dem Eingang hängen große Leinwände, die oft Götter oder Weise zeigen. Unter ihnen steht ein Tisch und rechts und links davon ein Stuhl. Auf dem Tisch steht ein kleiner Altar mit Räucherstäbchen. Rechts und links im Raum sind Stuhlreihen oder Schränke aufgestellt. Über der Mitte des Raumes ist eine Öffnung, wo das Dach nicht weitergebaut wurde. Durch diese Öffnung gelangt Sonnenlicht hinein und der Rauch, der durch das Kochfeuer entsteht, kann entweichen. Die Innenwände sowie die Fenster sind mit raffinierten Holzschnitzereien ausgekleidet. Reiche Leute bauen sich einen Balustrade auf dem Obergeschoss. Schlafzimmer und andere Zimmer befinden sich im hinteren Teil des Hauses. Die Wände bestehen außen aus Stein und innen aus Holz, wobei alle Häuser besonders hohe Decken haben.

ChinaPost und ATM aus der Ming-Dynasty

Das Dorf war trotz des bedeckten Himmels wunderschön. In den vielen kleinen Gassen haben wir uns des öfteren verlaufen, aber dank der kleinen Größe war das nie weiter schlimm. Durch Zufall fanden wir das Dorfzentrum mit Supermarkt, Post und Geldautomaten.

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Zwischenseminar in Shanghai

Am Nikolaustag 2010 trafen wir etwas verspätet im Hostel in Shanghai ein, checkten schnell ein und gingen sofort Richtung Seminargebäude. Das 5 tägige Zwischenseminar begann!

Ich habe mich ja schon am Freitag riesig gefreut, 7 von 18 Leuten wiederzusehen; da war die Freude am Montag noch viel größer! Endlich die alten Freunde vom Werbellinsee zu treffen, wobei ich gar nicht alle kannte, aber schnell kennenlernte. Wir waren alle, bis auf die Shanghaier, in einem Hostel nahe dem Jing’an Tempel sehr zentral untergebracht. Das Hostel hatte wunderbare Sofas und Sitzecken, auf denen wir bis tief in die Nacht hinein saßen und gequatscht haben. Man möchte jede Sekunde des Seminars genießen und soviel wie möglich mit den anderen KWs unternehmen. Es war einfach soo schön :). Das Seminar an sich war ähnlich dem Vorbereitungsseminar voller Workshops, die alle über Selbstreflektion, Kulturbegriff und weiteres Vorgehen in der Einsatzstelle handelten. Täglich gabs Programm von 9 – 18 Uhr, wobei öfters erst um 9.30 Uhr angefangen wurde aufgrund fehlender Teilnehmer ;). Mittags hatten wir 2 Stunden Pause und abends sind wir immer zusammen Essen gegangen.

Angefangen haben wir mit einer Kennenlernrunde und Namensspielen, was ich teilweise etwas komisch fand, weil ich fast alle ja schon kannte. Aber für unsere Trainerinnen war das gut zum Namen merken. Dann gingen auch schon die Workshops los. Wir redeten, spielten, diskutierten und malten viel. Mittwoch wurden 2 Ausflüge angeboten: eine Bootstour auf dem Huang Pu oder ein Stadtspaziergang. Ich hab mich für letzteres entschieden, bei dem wir die Altstadt erkundeten. Wir hatten auch eine kleine Weihnachtsfeier, die echt schön war. David hatte seine er hu dabei, eine chinesische Geige. Während Elena darauf Weihnachtslieder spielte, sangen wir anderen dazu. Es wurden wirklich alle Weihnachtslieder angestimmt und wir hatten unseren Spaß. Das war das erste Mal in China, dass bei mir wirklich Weihnachtsstimmung aufkam! Die Trainerinnen waren auch so lieb und haben Weihnachtsmützen, Weihnachtsstern, Spekulatius, Lebkuchen, Mandarinen und Lametta aus Deutschland mitgebracht. Da kam wirklich Heimatstimmung auf… Das Singen wurde von einem spotanen Krippenspiel gefolgt. Wir zogen jeder eine Rolle und der Erzähler rief einen dann auf. Durch die spontanen Reaktionen und Dialoge kam es dann u.a. dazu, dass Balthasar eine Breakdanceperformance einlegte.

An einem anderen Abend saßen wir einfach nur im Hostel und haben bis spät in die Nacht das Werwolfspiel gespielt  bzw. geredet und ferngeschaut. Keiner wollte so wirklich ins Bett und die Zeit verschlafen. Einmal sind wir auch in die höchste Bar der Welt gegangen: die Bar des Hyatt Hotels im 92. Stockwerk des World Financial Centers (WFC, auch Flaschenöffner genannt). Von dort aus hatte man einen unglaublichen Blick über Puxi und die Gebäude von Lujiazui, dem berühmtesten District in Pudong. Der Bund war in seiner Schönheit zu bewundern, aber die ehemals größten Häuser Shanghais wirkten vom WFC winzig klein. Dem so großen Jin Mao Tower schaute man auf den Kopf und schwebte auch sonst über Shanghai. Die Bar war natürlich sehr exklusiv, aber dank der Ladies Night kam ich umsonst rein. Besonders die Toiletten sind erwähnenswert: Wenn man die Tür öffnete, klappte der Klodeckel automatisch hoch. Der Sitz war beheizt. Es war möglich, sich den Hintern abspülen und trocknen zu lassen und dabei auch noch die Wassertemperatur zu regeln. Einmal sind wir alle in einen kleinen Imbiss gegangen und haben quasi einen Flashmob gemacht. Die Angestellten waren leicht überfordert mit uns :D. Wir haben fast 3/4 des Imbisses eingenommen.

Media Markt

Am letzten Abend sind wir alle zusammen zum KTV gegangen. Wie ich KTV liebe :D! Natürlich wurde auch Last Christmas gesungen, das man sonst hier kaum hört. Danach wollten wir noch ins Zapatas gehen, aber David führte uns erstmal eine Stunde lang durch Shanghai bis er dann endlich zugab, nicht zu wissen wo wir sind und wo der Club ist. Also 3 Taxis angehalten und die ganze, verdammte Straße zurück gefahren, die wir in der einen Stunde runtergelaufen sind… Aber auf dem Irrweg habe ich das erste Media-Markt in China gesehen!!! Wird wohl demnächst eröffnet werden. So hat Shanghai schon Ikea, C&A, Bauhaus und Media Markt :D. Das Zapatas war echt gut und wir hatten viel Spaß. Auf dem Weg zurück ins Hostel wollten wir bei Burger King vorbeischauen, aber das hatte seit 4 Stunden schon zu. Also den Straßenstand nahe dem Hostel aufgesucht. Die Leute tun mir echt leid, arbeiten bis spät in die Nacht…

Den nächsten Tag hatten wir zur Hälfte frei, weil das Seminar ja schon um 15 Uhr aufhörte. Elena und ich nutzten die Zeit, um zu Fuß zum Bund zu laufen und dort ins berühmte Peace-Hotel zu gehen. Der Weg kostete uns etwa eine Stunde und es war soo warm an dem Tag, das glaubt ihr nicht! Mindestens 20 °C!! Und das an einem 10. Dezember!!! Dezember!!!! Ich lief in T-Shirt und mit Weihnachtsmütze durch die Gegend und habe gesehen, dass Chinesen sich doch anstellen können. Im Peace-Hotel angekommen, empfing uns eine wunderbar duftende Luft. Ja, im Peace-Hotel parfümiert man die Luft! Wir sind erst mal in der Lobby ein bisschen rumgelaufen und haben dann einen Aufzug nach oben genommen, in eins der piekfeinen Restaurants mit Balkon. Wie selbstverständlich gehen wir in dieses Restaurant und steuern auf den Balkon zu, auf dem noch andere Hotelgäste waren. Boah, was für ’ne geile Aussicht wir da hatten! Pudong liegte uns zu Füßen und der Bund rechts und links. Netterweise machte der Hotelangestellte noch Fotos von uns und schwups, waren wir wieder aus dem Hotel raus. Es war einfacher als gedacht, auf solche Aussichtsplattformen zu kommen ohne einen Yuan zu bezahlen.  Man muss nur dreist genug sein. Nach dem Peace-Hotel haben wir nochmal das WFC erklimmt, um Shanghai auch mal bei Tag zu sehen. Wieder waren wir im Restaurant im 91. Stock und so wunderbar dreist, ich liebe es!

Ja, und so endete auch dieses wunderbare Seminar. Es war schwer, alle wieder zu verabschieden. Je näher der Abschied rückte, desto mehr spürte man die Melancholie in der Luft. Ich wollte gar nicht mehr weg aus Shanghai. Es tat so gut, mal wieder mit Gleichgesinnten zu reden und Mädels um mich zu haben, mit denen man über alles quatschen kann. Achje…

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Urlaub im Himmel auf Erden – 杭州

Vor Beginn des Zwischenseminars (3.-6.12.10) bin ich zusammen mit 7 anderen kulturweit-Freiwilligen ins schöne Hangzhou gefahren.

Hangzhou liegt 1-2 Stunden südwestlich von Shanghai und wird von vielen Chinesen als  das Paradies schlechthin betitelt. Es gibt sogar ein Sprichwort, das besagt 天上有天堂,地下有苏杭, was soviel bedeutet wie Im Himmel gibt es das Paradies, auf Erden Suzhou und Hangzhou.

Wenig ist vom alten Charme Hangzhous übrig geblieben. Heute ist es eine 6-Millionen-Großstadt mit Flughafen wie jede andere und trotzdem hat es Hangzhou geschafft, dem Besucher was Besonderes zu bieten. Ich habe dort die ersten wirklich schönen und Fahrzeug-freien Fußgängerzonen gesehen. Die Nanjing Dong Lu in Shanghai ist ja nur eine Möchte-gern-Fußgängerzone. Ständig fährt so eine Bimmelbahn durch… Wie waren im Touristenzentrum Hangzhous untergebracht und haben deshalb nicht so viel vom neuen Hangzhou gesehen, was bestimmt genauso aussieht wie jedes andere Stadtzentrum auch.

Freddi, Patrick, Felix und ich sind als erste angekommen. Die Anfahrt war wenig spektakulär, abgesehen davon, dass wir unser Hostel erst beim zweiten Versuch gefunden haben und so mehrmals durch die Fußgängerzone geirrt sind. Diese ist wirklich hübsch gestaltet. Die neuen alten Gebäude erinnern mich an Paris und der kleine Bach trägt zu gutem Fengshui bei. Schon bei der Anfahrt mit dem öffentlichen Bus habe ich Hangzhous besonderen Charme gespürt. Es wirkt ruhiger und man selbst kommt auch mehr zur Ruhe. slow down…und einfach mal entspannen. Das scheint besonders einfach in dieser süßen Stadt. Der Verkehr ist nicht so hektisch, weniger Fahrzeuge sind unterwegs und das Wetter war gut 😀 !

Das Mittagessen war aber ein Erlebnis, besonder geruchstechnisch gesehen. Ich habe ein besonderes Talent, die merkwürdigsten Sachen zu bestellen, wenn ich auf Gut Glück auf die Speisekarte zeige. Man darf ja Fehler machen, solange man daraus lernt. Und ich habe gelernt, dass 臭豆腐 Stinketofu heißt. Jedenfalls hatten wir was zu lachen und die Bedienung im Restaurant auch (s. Bilder).

Wir sind dann erstmal zu viert losgezogen und Richtung Westsee gelaufen, der Touristenattraktion in Hangzhou. Und der See ist wirklich schön! Eigentlich liegt es nicht am See selbst, finde ich, sonder viel mehr an dem Zusammenspiel von den schönen Bergen im Hintergrund, dem See und den Weiden am Ufer. Berge, Wasser, Bäume. Ergibt eben ein perfektes Fotomotiv, das wir gleich für ein Gruppenfoto genutzt haben …und die Chinesen für ein Laowai-Bild! Fast wie im Menschenzoo. Später sprach mich ein Vater an, der sein Kind Frida (blond) für ein Bild auf den Arm geben wollte. Sie hatte verständlicherweise keine Lust drauf. Auch die Jungs hatten keine Lust auf ein Touri-Bild mit einer Chinesin, die mich als Übersetzerin gebrauchen wollte. Nachdem ich ihr erklärt habe, wie scheiße nervig das ist, ist sie mit ihrem Freund beleidigt von dannen gezogen.

Wir sind zur Pagode am Südufer gegangen, die mal ganz anders als erwartet war. Wer hätte gedacht, dass vor dieser, von weitem altehrwürdigen, Pagode eine Rolltreppe den Weg nach oben verkürzt ?! Chinesen sind ja gerne mal etwas fauler und bauen sich Rolltreppen für 10 Treppenstufen, aber eine Rolltreppe vor einer Pagode habe ich noch nicht gesehen. Es stellte sich heraus, dass diese Pagode nur ein Aussichtsturm in Pagodenstil war, denn oben angekommen (wir dachten es könnte nicht schlimmer kommen) erwartete uns ein Glasaufzug zur obersten Aussichtsplattform. Das Innere der Pagode erinnerte auch nicht gerade an buddhistische Zeremonien und Räucherstäbchenduft, sondern war ein Ausstellungsraum für Bilder von Hangzhou. Früher stand an der Stelle mal eine altehrwürdige Pagode, doch beim Taipingaufstand wurde diese bis auf die Fundamente abgebrannt. Jetzt steht da eine Touristenattraktion, wunderbar durch die Bäume abgeschirmt, sodass man Eintritt zahlen muss, um das Ding fotografieren zu können. Von oben hatten wir einen atemberaubenden Blick über den Westsee und die 三潭印月,“Drei Weiher, die den Mond spiegeln“. Das sind 3 kleine Türme, die im Westsee stehen und zum Mittherbstfest durch Kerzenlicht aus den fünf Öffnungen in jedem Turm erleuchtet werden. Sie sind auf der Rückseite des 1 Yuan Scheines abgebildet und Wahrzeichen Hangzhous.

Wir sind noch in der Nähe der Pagode spazieren gegangen und ich habe erstaunlicherweise keine Mückenstiche davon getragen. Und nein, nur weil es Dezember ist, sind noch nicht alle Mücken tot, denn in Hangzhou waren es angenehme 15 – 20°C.

Am Abend sind dann endlich die restlichen 4 Leute angekommen und wir sind alle zusammen auf die Fressmeile gegangen. Viele leckere Sachen gabs und der Vorteil von dem Ganzen war, dass ich gesehen habe, was ich bestelle ;D. Die Jungs gönnten sich Fledermäuse und anderes Getier. Ich war einfach nur überglücklich die Mädels wiederzusehen. Annika und Frida, ich liebe Euch!

Am nächsten Tag sind wir einen Hügel im Norden des Sees hochgelaufen. Ich hatte leider nicht die idealsten Klamotten und Schuhe für diese Klettertour an, aber ließ es mir nicht nehmen da trotzdem hochzuklettern. Hat auch gut geklappt. Nur der Weg runter war ein bisschen wackliger. Von oben hatten wir einen echt super Panoramablick über den Westsee und Umgebung. Ich hätte ewig dort oben bleiben können, fehlte nur noch ein kleines Picknick. Das erinnerte mich an den Kirchturm in Florenz, auf dem ich auch ne Stunde lang einfach nur saß und die Aussicht genoss… Aber leider wolten wir noch etwas schaffen und später Hotpot essen. Wieder runter am See entspannten wir uns auf 2 Booten und ließen uns über den Westsee rudern. Dat war schön :). Man plauderte über dieses und jenes mit dem Fahrer und genoss den Sonnenuntergang. Danach haben wir uns gegen eine Fahrt auf die Insel in der Mitte des Sees entschieden und uns stattdessen die Wasserschow angeschaut, die der in Xi’an ähnelte, besonders von der Musik her. Ich habe fleißig Fotos geschossen, von der untergehenden Sonne mit den Wasserfontänen. Am Abend haben wir in einer Reggae-Bar gechillt und später noch mit unserer chinesischen Zimmerkollegin geplaudert. Sie hatte eine ganz eigene Art, z.B. lobte sie unser perfektes Deutsch und fand es ganz wunderbar, dass wir diese Sprache so flüssig sprechen konnten. Sie fragte, ob unserere Gesichtsmuskeln auch immer so ermüdet wären, nachdem wir viel Deutsch gesprochen hätten (sie lernt Deutsch). Im Gegenzug lobten wir ihr perfektes Chinesisch, woraufhin sie erwiederte, dass es ja ganz normal wäre, da sie ja Chinesin sei. DAS hat sie verstanden. Auch liebte sie es, unsere Konversationen mit ihrer Zustimmung zu einem Thema zu unterbrechen. Auf die Frage, ob und was sie denn verstanden hätte, ratete sie drauf los und lag natürlich daneben.

Für den nächsten Tag war eine Fahrradtour in die südlichen Teeplantagen angesetzt. Wir haben uns im Hostel am Abend davor eine Karte gekauft und die Tour war im Lonely Planet drin. Morgens mussten dann nur noch Fahrräder organisiert werden. Ein freundlicher Chinese führte mich zu einem Fahrradverleih und los ging’s. Schon auf dem Hinweg machte eines der Räder schlapp: die Kette sprang ständig raus. Also zurück und gegen ein neues Rad getauscht. Ich wartete mit den anderen in einem Park und beobachtete Brautpaare beim obligatorischen Fotoshoot. Als die anderen zurückwaren, gings endlich los. Wir fuhren zu einem interessanten Teemuseum und dann weiter in ein Dorf, in dem wir für eine kleine Teepause anhielten, die dann doch länger wurde. Felix und Jan Louis haben dann noch ewig gebraucht, um Hangzhouer Drachenbrunnentee zu kaufen, sodass wir die uns entschieden, die Tour abzubrechen und den Weg zurückzufahren. Es wurde schon später und bald ging die Sonne unter. Und unsere Leihräder waren nicht besonders verkehrssicher. Nach der nervenaufreibenden Warterei gings dann in rasantem Tempo die Landstraße wieder runter. Ich kam mir vor wie in Mario Kart :D, fehlten nur noch die Schildkrötenpanzer.

Auf dem Rückweg machte dann ein anderes Rad schlapp: ebenfalls das Kettenproblem. Als wir wieder auf der Hauptstraße waren, ging dann gar nichts mehr. Glücklicherweise begegnete uns ein Fahrradverkäufer, der uns bereitwillig aushalf und sogar noch seinen Kumpel mit Werkzeug schickte. So konnten wir 40 min später zurück zur Leihstation fahren und kamen auch pünktlich um 18 Uhr wieder dort an. Felix verabschiedete sich, er fuhr einen Tag früher. Wir anderen schlenderten noch ein bisschen in der Stadt rum, ich kaufte Postkarten und Notizbücher in einem echt coolen Laden und dann schauten wir noch Pulp Fiction im Hostel. Somit war auch der letzte Tag gelaufen und morgen ging’s zurück nach Shanghai.

Aber es wäre doch zu schön, wenn nicht noch etwas schief gehen würde. Wir fanden zunächst die Bushaltestelle nicht und dann die falsche. Da die Zeit drängte, entschieden wir uns Taxis zu nehmen. Einziges Problem: Es gab keine freien Taxis! Wir brauchten zwei; eines war schnell gefunden und die Jungs fuhren schonmal vor. Wir 3 Mädels haben 20 min lang verzweifelt versucht, ein zweites freies Taxi zu finden und sind von einer Straßenseite auf die andere gelaufen. Es war echt anstrengend und nervenaufreibend, denn der Zug wartet nicht. Als wir dann endlich eins gefunden haben, ging’s endlich Richtung Südbahnhof. Am Anfang lief der Verkehr noch recht flüssig, aber dann kamen wir in einen Stau. Aufgeregt wurde hin- und hertelefoniert und die Abfahrt unseres Zuges rückte immer näher. Wir wurden nervöser und nervöser bis es endgültig klar war, dass wir diesen Zug nicht mehr kriegen würden.

Glücklicherweise hatte Patrick alle Tickets und konnte sie sogar kostenlos umtauschen. So haben wir den späteren Zug genommen und sind trotzdem pünktlich zum Zwischenseminar in Shanghai angekommen. Später erzählten uns die Jungs von ihrer Odyssee, denn ihre Taxifahrerin schien gänzlich die Fassung verloren zu haben. Sie verwechselte den Südbahnhof mit dem Südbusbahnhof und fluchte erstmal wild im Taxi rum, dass der Südbahnhof ja viel zu weit weg sei und die Ausländer sie eh nicht verstünden. Nach einem Telefonat mit ihrem Chef schien sie sich zu beruhigen, aber bei jeder kleinen Nachfrage fuhr sie einen erneut an. Wir vermuten, dass sie nach Zeit bezahlt wird, durch diese Irrfahrt kostbare Zeit verloren hat und deshalb so stinkig drauf war…

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Ghostbusters

China                                Qingdao                                1.12.10                                 7:30 Uhr

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Türchen 1

Einen Adventskalender habe ich aufgrund von China, meines beschränkten Budgets und der mangelnden Auswahl (Hello Kitty?!) nicht, aber gedanklich öffne ich jeden Tag ein Türchen und erfreue mich an dessen Inhalt. Denn die Tatsache, dass ich in China bin, was an sich schon mal verdammt geil ist, ist schon Adventskalender genug. Ich weiß nie, was sich hinter dem nächsten Türchen verbirgt, was der nächste Tag mir bringt, weil einen starren Arbeitsplan habe ich nicht. Zwar schon feste Zeiten, zu denen ich was machen kann, aber zur Not auch mal fehlen darf ;). Ein jeder neue Tag bringt neue Ideen (besonders reisetechnisch) und Überraschungen (wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ich kostenlos Kalligraphieunterricht bekomme und mein Nachhilfeschüler doch urplötzlich kein Deutsch lernen will). Ich bin „kulturweit“ sehr dankbar für diesen ganz besonderen Adventskalender, von dem ich vor einem Jahr noch gar nicht zu träumen wagte. Die Zeit vergeht verdammt schnell! Erst vor gefühlt zwei Wochen habe ich den schönen Werbellinsee und mit dem meine Heimat verlassen, und schon bin ich über 2 Monate hier und es rast auf Weihnachten zu. Vor kurzem musste ich meine Freunde verabschieden und schon morgen werde ich viele wiedersehen :D.

Unglaublich, unglaublich, unglaublich!!!

Hinter einige Türchen habe ich schon gelinst und freue mich auf das, was mich erwartet.

  • Türchen 2 Wiedersehen mit Freunden – 上海.
  • Türchen 3 Urlaub im Himmel auf Erden – 杭州
  • Türchen 6 Seminarbeginn und Wiedersehen mit noch mehr Freunden – 上海.
  • Türchen 11 Wandern auf dem schönsten Berg Chinas – 黄山
  • Türchen 15 (hoffentlich) Celle reloaded! – 上海

Auch im buddhistisch geprägten China werden so langsam Dekorationen für Weihnachten rausgekramt. Auf großen Plätzen werden gigantische kegelförmige Gebilde aufgebaut, die an einen Weihnachtsbaum erinnern und Rudolf blinkt einem überall entgegen. Mit Weihnachten kommt auch ein Gefühl der Sehnsucht. Sehnsucht nach der Familie, nach deutschen Süßigkeiten und nach deutschen Supermärkten ohne aufdringliche Verkäufer. Ich hätte nie gedacht, was ich an Deutschland so vermissen werde. Schokolade, Nutella, vernünftige Schokokekse, allgemein gutes Gebäck, deutsches Vollkorntoast, desinteressierte Verkäufer, Sportvereine, …

… aber andersherum habe ich auch so viele tolle Sachen hier schätzen gelernt, die mir sicherlich wiederum in Deutschland fehlen werden. Gegrillte Süßkartoffel, scharfe Nudelsuppe, allgemein das leckere und eigentlich unbedenkliche Straßenessen, 冰糖葫芦,Süßkartoffelchips, Wasserbirnen, Durian, spottbillige Busfahrten, Snickers für 0.40€,  Lotuswurzel und andere Köstlichkeiten, deren Namen ich nicht kenne.

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Teacher Julia

Am Donnerstag hatt ich meine 2. Deutschstunde 😀 Es waren absolute Anfänger, die ihre erste Deutschstunde hatten. Aber einige von ihnen wussten schon ziemlich viele deutsche Wörter, was mich sehr erstaunt hat. Darunter natürlich auch Ich liebe Dich. Eigentlich hatte ich eine PPT vorbereitet, aber leider die ODF-Version gespeichert, die auf dem Schulrechner nicht lief. Also habe ich erstmal improvisiert und eine Mind-Map zum Thema Deutschland erstellt mit den Schülern. Das lief ziemlich gut. Danach habe ich Begrüßungs- und Verabschiedungsfloskeln wie Hallo und Auf Wiedersehen erklärt. Eine Schülerin konnte schon ziemlich viel Deutsch; sie erzählte mir, dass sie nächstes Jahr als Austauschschülerin nach Deutschland gehen würde. Eigentlich wollte ich den Schülern auch deutsche Namen geben, aber viele hatten dazu keine Lust, weil die meisten schon englische hatten. Also hab ich einfach Geschlechterraten mit den Namen gespielt. Das Vorlesen der Namen  kam den meisten wie ein Zungenbrecher vor und Hannelore wurde mal eben zu einem männlichen Namen erklärt. Es haben etwa 70-80% der Schüler zugehört, was bei einer Klassenstärke von 50 Schülern schon sehr gut ist. Die Stunde hat einfach nur Spaß gemacht 😀 Ich hätte nie gedacht, dass mir Unterrichten so gefallen könnte. Nach der Stunde kamen auch noch einige Schüler zu mir und haben Sachen zur Aussprache gefragt und waren allgemein sehr interessiert. Ich hoffe, das lag nicht nur daran, dass es ihre erste Ddeutschstunde war. Ich würde gerne diese Klasse öfter unterrichten, aber ich weiß nicht, was meine Mentorin dazu sagt. Bei grammatikalischen Themen darf sie gerne wieder übernehemen.

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2 Monate China – ein Fazit

2 Monate bin ich jetzt schon in China. Fern ab der Heimat habe ich viele neue Eindrücke gewonnen, andere Verhaltenweisen gesehen, leckere und weniger leckere Sachen gegessen auf der Straße und anderen Orten, die keineswegs dem westlichen Standard eines Imbisses gleichen, bin viele Zugkilometer gefahren und habe mich immer wieder über dieses andere Volk gewundert, das mir doch so vertraut sein sollte…

Der anfängliche Kulturschock ist überwunden.

Ich habe Fuß gefasst, aber bis ich richtig ankomme und mich einlebe, werden noch viele weitere Monate ins Land ziehen. Ich weiß, wo ich Dinge des täglichen Lebens bekomme, wo ich shoppen gehen kann (was nicht heißt, dass ich es schon in großem Stil gemacht habe) und kenne die Buslinien für die wichtigsten Verbindungen. Am Wochenende kommt Phillip aus Shanghai und dann werde ich auch alle Sehenswürdigkeiten hier gesehen haben. Letzte Woche hat endlich der Deutschunterricht hier angefangen, d.h. ich darf auch endlich anfangen zu arbeiten. Ich glaube, das ist eines der wenigen Male in meinem Leben, in denen ich arbeiten darf. Ich habe einmal hospitiert und einmal eine Geographieeinheit über Deutschland gehalten. Es hat zwar nur die Hälfte wirklich interessiert, aber es war ein gutes Gefühl endlich mal was Sinnvolles tun zu dürfen. Ich habe schon große Pläne für kleine Projekte, aber bei der Umsetzung muss ich noch schauen, ob die Schüler überhaupt Zeit haben und wie man das Projekt ihren doch beschränkten Sprachkenntnissen (A1) anpassen kann.

Eine Journalistin von der 北京青年报 (bei jing qin nian bao, eine Zeitschrift für Jugendliche) hatte mich im Geothe-Institut über meinen Alleingang nach China interviewt. Sie wollte alles von Motivation über Meinung anderer über mein Jahr hier bis zu meinen Eindrücken in China. Ich habe alles ziemlich detailliert beschrieben und das war auch der Auslöser über meine bisherige Zeit nachzudenken. Was habe ich gelernt? Welche Verhaltensweisen habe ich verstanden? Welchen ersten Eindruck hat China bei mir hinterlassen?

Chinesen sind sehr gastfreundlich. Das stimmt schon. Wenn man jemanden kennenlernt, wird man immer gleich nach Hause eingeladen, aber der Einladung sofort zu  folgen, wäre nur unhöflich. Erst abwarten bis die Gastgeber wirklich drauf bestehen.

Chinesen drängeln, schubsen, quetschen und sind sonst auch sehr egoistisch. Alles wahr! Besonders die alten kleinen Frauen können das am besten. Da wundert man sich schon, wenn man von einer Oma über den Haufen gerannt wird, die einem nur bis zur Schulter geht. Und wenn die meisten Chinesen auf der Fahrbahn stehen und alle in eine Richtung blicken, bedeutet das, der Bus ist zu spät. Sie wollen alle die ersten sein, damit sie noch einen Sitzplatz abkriegen und beim Einsteigen geht das Gedrängele erst richtig los. Ohne Rücksicht auf Verluste wird der eigene Körper durch die Tür gebracht, die Fahrkarte kurz an den Automaten gehalten bis ein Piep-Ton erklingt und dann gehts weiter in Richtung Fahrzeuginnere, begleitet von einem monotonen 往里,往里, 往里走! (Geht ins Innere!) des Fahrers in einer Lautstärke, bei der man gerne noch ein Stück weiter weg rückt. Ein Bus kann nie zu voll sein. Einem Satz, dem die meisten Chinesen wohl zustimmen würden. Jedenfalls hält sie das nicht von ihrem Vorhaben in diesen Bus zu steigen ab. Auch in Qingdao gibt es überfüllte Busse und Dauerstau, weshalb eine Metro geplant ist. Aber egoistisch? Ich würde es eher als eine Angewohnheit als als eine Eigenschaft sehen. Wenn man in einem Land mit über 1,3 Milliarden Menschen lebt und in einer Stadt mit 7 Millionen, dann ist es verständlich, dass ein jeder für sich selbst sorgen muss, um auch einen Teil des Kuchens abzubekommen bevor alle anderen ihn aufgegessen haben. Ich glaube nicht, dass solche Schubs- und Drängelaktionen jemals böse gemeint sind oder von „schlechter Erziehung“ zeugen. Eher sind sie das Ergebnis einer für China „angemessenen, richtigen“ Erziehung, die durch ständigen Wettbewerb geprägt ist und schon in der Grundschule anfängt. Ich weiß nicht, wie es im Kindergarten zugeht, denn es gibt Schüler, die schon mit 4 Jahren eingeschult werden und es mag sein, dass das die klügeren und weiter entwickelten Kinder sind. In der Schule lastet schon ein gewaltiger Druck auf den Kindern; bis 22 Uhr werden noch Hausaufgaben gemacht und zwischendurch in Selbststudiumsphasen der Gelernte wiederholt. Jeder will der Beste sein, um an eine der besseren Unis zu kommen. Viele studieren wegen der besseren Aussichten und des geringeren Wettbewerbs auch im Ausland. So etwas wie eine Lehre gibt es gar nicht, weil zu viele Menschen da sind, die geringer qualifizierte Berufe erledigen können, und nur die bestens ausgebildeten Absolventen haben Chancen auf eine gutbezahlte Arbeit. Das Lohnniveau ist sehr niedrig hier. Ich habe von Lehrern gehört, die weniger als ich im Monat bekommen. Ein Schüler will sogar in Deutschland Abitur machen, weil ihm die 高考 (Aufnahmepüfung der Universitäten, vglb. Abitur) zu schwer ist. Er hat Horrorgeschichten über die Prüfungen gehört und lernt deshalb besonders fleißig Deutsch. Er ist der einzige Schüler mit A2-Level und fährt auch zur Deutscholympiade.

Chinesen spucken. Was in Europa unvorstellbar ist, ist hier Normalität. Männer, Frauen, Busfahrer und auch Frauen, die etwas schicker angezogen sind, alle spucken sie wie wild durch die Gegend. Nur Kinder und Jugendliche habe ich bis jetzt noch nicht spucken gesehen. Meine Theorie ist, dass der Boden, auf den sie spucken, ja nicht ihnen gehört und auch privates Grundstück nicht wirklich den Bestizern gehört, sondern alles dem Staat.  Deshalb kann es ihnen egal sein, in welchem Zustand der Boden ist, nicht sauber ist er sowieso. Ich weiß nicht, ob man meine Theorie soweit ausweiten kann, dass man sagt, sie spucken auf den Staat, denn Staatsuntreue möchte ich keinem Chinesen vorwerfen. Ich habe aber auch noch mit keinem Chinesen darüber gesprochen.

Chinesen trinken sehr viel. In Deutschland würde man bei einem Festessen am Anfang kurz anstoßen und dann trinkt jeder wann und soviel er/sie will. In China werden bei Einladungen zum Essen alle 5 min kurze Reden gehalten und danach heißt es dann immer 干杯!Leert das Glas! Die Frauen nippen meistens nur dran, während die  Männer das kleine Glas leeren. Bei dem Ehrengast wird besonders drauf geachtet, dass er ja auch mittrinkt.

Chinesen sagen Ja und meinen Nein. Man redet gerne um den heißen Brei herum und umgeht ein Problem, in dem man solange über etwas anderes spricht bis der Fragende seine Frage schon vergessen hat. Will ich wissen in welche Klassenstufe mein Gegenüber geht, bekomme ich erstmal das ganze chinesische Schulsystem erklärt. Will ich wissen, wann die nächsten Ferien sind, werden mir sämtliche Ferienzeiten erklärt mit ihren ungefähren Längen nur um dann zum Schluss zu erfahren, dass der Schüler auch keine Ahnung hat. Allgemein hat hier niemand ne Ahnung, wann die Ferien anfangen. Man weiß nur ungefähr wann sie sein sollten (Januar oder Februar…) und bekommt es dann 2 Wochen vorher durch Lautsprecher angekündigt. Informationen werden hier so lange zurückgehalten bis es kurz bevor steht. Ich wusste ja auch nie wann der DE-Unterricht losgeht bis er dann losging. Was besonders aufällig ist, sind die Hierarchiestufen hier. Immer muss der Ranghöhere gefragt werden bis durch zum Direktor. So ziehen sich Entscheidungen über Wochen hin. Ich hoffe, dass die Deutschecke schnell genehmigt wird…

Das sind so meine bisherigen Einblicke in die chinesische Kultur. In einigen Monaten werde ich erneut ein Fazit schreiben und mal schauen, ob ich da was revidieren muss ;). Jedenfalls hoffe ich, mehr Chinesen kennenzulernen und werde deshalb demnächst auch mal den Germanistikstudenten einen Besuch abstatten.

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Haudé! Besuch aus Regensburg

Gerade aus Beijing wiedergekommen, wartet schon das nächste Stück „Arbeit“ auf mich: Die Bayern sind da!

Meine Schule hat über die MERCATOR-Stiftung eine Schulpartnerschaft mit dem Goethe-Gymnasium in Regensburg. Gemeinsam machen beide Schulen verschiedene Umweltprojekte und jetzt sind die 12-18 jährigen Regensburger hier in Qingdao, um ihre Projekte vorzustellen. Nächstes Jahr im Sommer soll der Gegenbesuch nach Regensburg folgen. Natürlich werden die touristischen Highlights Qingdaos nicht ausgelassen und so haben die Schüler Qingdao und das Dorf Pingdu erkundet, während ich noch in Peking war.

Die Gruppe ist ziemlich cool drauf und ich habe schnell Kontakt zu ihnen knüpfen können. Waren ja die einzigen Ausländer an der Schule und somit sehr einfach zu identifizieren ;). Den Ersten, Moritz, habe ich gleich am Mittwochmorgen in der Schulkantine getroffen. Wir sind dann zum Lao Shan gefahren, den Berg in der Nähe von Qingdao. Da hat sich dann wieder mal gezeigt, wie wichtig und vorteilhaft Kontakte sind in China: Die Vizedirektorin kannte den Ticketkontrolleur und hat uns dann über einen Trampelpfad an der Kontrolle vorbei geschmuggelt. Der Kontrolleur hat in der Zeit dann zufällig in eine andere Richtung geschaut… 😀

Nach ewigem Treppensteigen waren wir irgendwann oben. Das einzige beeindruckende am Lao Shan ist die Sicht vom Berg auf das Meer. Besonders hoch ist das Gebirge nicht, aber wenn sich vor einem ein kleines Dorf in ein Tal bettet und dahinter gleich das große, weite  (von blau kann nur bei klarem Himmel zu Rede sein) Meer ausbreitet, dann fühlt man sich fast wie im Urlaub! Ach, Qingdao hat doch echt schöne Ecken!

Mit dabei war immer ein Lehrer der Schule, der für Fotos und Videos zuständig war. Besonders toll: Nach jedem Gruppenfoto holte er seine Videokamera raus und filmte haargenau das gleiche, was schon auf dem Chip seiner Spiegelreflexkamera drauf war… und immer schön winken :)! In irgendeinem Tempel im Lao Shan sind wir dann auf eine weitere deutsche Gruppe von Schülern getroffen, bei deren Anblick es aufgeregte „Das sind auch Deutsche!“-„Oh mein Gott, DEUTSCHE!“-Ausrufe gab.

Am nächsten Tag sind wir ins Aquarium gegangen. Ganz schlimm das Ding! Ich mag ja Zoos und Aquarien so schon nicht, aber die armen Tiere in diesen Minibecken tun mir wirklich leid. Greenpeace sollte eingeschaltet werden! Es gab alles mögliche da, Schildkröten, leuchtende Quallen und sogar Meerjungfrauen halten die sich…schlimm, schlimm! Für extrem Faule gibt es ein Laufband durch den Unterwassertunnel, auf das man sich einfach draufstellt und treiben lässt… Ich bemühe mich ja, nicht alles auf „die Chinesen“ zu schieben, aber Sachen wie Rolltreppen über 10 Treppenstufen und ein Laufband, das langsamer ist als das eigene Gehtempo, werden doch eigens für die inländischen Touristen gemacht, weil dieser Teil der größte der Touristen ausmacht. Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass chinesische Touristen stinkefaul sind. Und mein Chinesischlehrer bestätigt das auch. Es gibt hier andere Reisegewohnheiten als in Europa. Urlaub machen heißt für Chinesen relaxen. Anstatt sich dann aber einfach an den Strand zu legen oder in ein Spa-Hotel zu begeben, bevölkern sie die Hauptsehenswürdigkeiten Chinas, wohlwissend, dass da auch Millionen andere Chinesen sein werden. Ich weiß nicht, was daran so entspannend sein soll. Sie versuchen sich die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten, in dem ein Rund-um-sorglos-Paket gebucht wird. Pauschalreisen sind hier besonders beliebt. Man steig in einen vollklimatisierten Reisebus, lässt sich von einem Tour-Guide mit Fähnchen und viel zu lautem Bauch-Lautsprecher durch alle Sehenswürdigkeiten jagen, macht überall Fotos und trägt dabei stolz die Einheitsmütze/-cappy, die signalisiert „Ich bin Tourist und stolz drauf!“. Ich hatte mich ja schon des öfteren über chinesische Pauschaltouristen lustig gemacht.

Nachdem Aquarium gab’s ne kleine Show zweier Communities in der Schule, Taekwondo und Tanz. Ich hab auch mal eines der Bretter zerschlagen und hab den Trick durchschaut ;). Entlang der Maserung fällt das Brett einfacher auseinander. Dann gabs noch ein Gruppenfoto mit dem (wahrscheinlichen) Mädchenschwarm der Schule und der Tag war zu Ende.

Taekwondo - fliegend

Weiter Programmpunkte waren die offizielle Vorstellung am Montag morgen, eine kleine Einführung in chinesische Musik und Kalligrahie, der Besuch des langweiligen Schulmuseums und der interesssante Besuch im Bayernbüro, wo ich mich als Nicht-Bayrer manchmal etwas fehl am Platze fühlte.

Was aber unbedingt noch erwähnt werden muss, ist der Freitagabend mit den chinesischen Schülern. Wir sind alle gemeinsam zuerst auf den Taidong-Nachtmarkt gegangen und wollten dann weiter in ein Restaurant essen. Hat auch alles so geklappt, aber wie es geklappt hatte, weiß ich auch nicht. Diese Unorganisiertheit, bei der niemand eine Ahnnung hatte, was eigentlich los war, ist mir wirklich auf die Nerven gegangen. Wir sind erstmal ein bisschen auf dem Markt rumgeeiert ohne zu wissen wann und wo man die anderen wieder zum Essen treffen soll. Zufällig sind wir dann auf weitere Schüler gestoßen, wurden dann aber gleich von unseren chinesischen Schülern zum Weitergehen gedrängt. Die Verständigung war eh nicht so einfach für die Regensburger, weil die Chinesen ihre hart erarbeiteten Chinesischkenntnisse nicht verstanden und einzelne außer ni hao, xiexie und duo shuo qian nicht viel mehr konnten. Fragen brachte auch nicht viel, weil dann eine Antwort kommt, die etwas komplett anderes aussagt als die Frage gefragt hat. Und selbst die Kommunikation auf Englisch lief nur unbefriedigend ab. Irgendwann war ich so fix und foxy vom ganzen Gedrängele und dem Versuch den Überblick zu behalten, dass ich mein Hirn einfach abschaltete, nichts mehr hinterfragte, den ständigen Körperkontakt meiner „Austauschschülerin“ geschehen und mich treiben ließ (wobei man bei den Massen eigentlich immer gegen jemanden stieß). Zwischenzeitlich waren wir auch mal in einer Gasse fernab der Massen. Auf die Frage ob ich wisse wohin wir gingen, konnte ich nur „geradeaus“ erwiedern. Von den Chinesen wäre wohl eine ähnlich Antwort gekommen, nur mit dem Zusatz, dass mit dem Finger auf irgendein entlegenes Gebäude vor uns gezeigt werden würde. Aber nie wird das eigentliche Ziel genannt, nur Wir gehen Essen. Im Restaurant angekommen war ich so fertig, dass ich einfach Li Jia Wei, einer der chin. Schüler, gesagt habe, er solle die Gerichte auswählen und ich würde alles essen. Ich war einfach nur hungrig und müde!

Die Schüler scheinen einen Ausdruck in China gelernt zu haben: 好的 – hao de, was so viel heißt wie ok, gut. Der wird dann schön deutsch haudé ausgesprochen und war ständiger Begleiter in Konversationen und Co..

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Duftig und kalt

Im Herbst pilgern die Chinesen scharenweise auf den Duftberg in der Nähe von Peking.

Der 香山 (xiang shan) ist bekannt für die vielen Laubbäume, die den Berg im Herbst in ein Meer von roten Blättern verwandeln sollen. Im Idealfall. Als ich dort war, sah man eher enttäuschte Gesichter. Doch nicht alles so schön rot wie der Chinese das gerne hätte. Umso mehr wurde neben jedem roten Baum gepost, der gefunden wurde. Ganze Schlangen bildeten sich und alle roten Blätter wurden gesammelt. In Deutschland findet man sowas an jeder Straße, in China gehen Leute dafür extra auf einen Berg. Und es stimmt, mir sind auf den Straßen noch nicht wirklich rote oder gelbe Bäume aufgefallen, obwohl doch überall Laubbäume rumstehen. Aber vielleicht fallen sie auch nicht so auf, weil alles mit einer grauen Staubschicht bedeckt ist und der Himmel grau-weiß ist. Besonders der Nebel, oder was auch immer das sein mag, nervt. Man hat nur eine geringe Sichtweite (im Vergleich zu Deutschland) und fühlt sich wie in einer Glocke, abgeschirmt vom Außenleben. Da wirkt ein klarer, blauer Himmel um Einiges befreiender und den brauche ich manchmal auch. Selbst das Meer ist durch den trüben Himmel nicht blau, sondern reflektiert nur die Farbe des Himmels. So scheinen Himmel und Meer ineinander überzugehen und nur die Wellen deuten auf das Wasser hin.

Aber zurück zum Duftberg. Es war kalt und verregnet als ich mich auf den Weg zum Berg

Eingang zum Duftberg

machte. Ich hab mir auch schön Zeit gelassen und bin nicht wie geplant um 8 Uhr aufgestanden, sondern erst um 10. Zum Brunchen gings erstmal ins nahegelegene KFC, und dann war es auch schon 11. Bei dem Wetter hab ich mir überlegt, ob ich wirklich auf den Berg soll, weil die Aussicht wahrscheinlich nicht so dolle sein wird, bin aber wegen mangelnder Alternativen und, weil ich an keinem anderen Tag wieder so viel Zeit hätte, bin ich doch hingefahren. Nach einer halben Stunde an der Busstation (auf den Lonely Planet kann man sich doch nicht immer verlassen) fand ich endlich den richtigen Bus und fuhr vielleicht 40 min stadtauswärts. Es waren erstaunlich viele Menschen da für das schlechte Wetter. Bei gutem wäre der Berg wohl aus allen Nähten geplatzt.

Ich traf auf dem Weg dorthin noch 2 Schwestern, mit denen ich mich gemeinsam an den Aufstieg machte. Die machten aber schon auf halben Weg schlapp, sodass ich alleine den Weg bis zum Lift ging. Von oben hat man echt einen grandiosen Blick auf Nord-West-Peking und den Sommerpalast. Und wenn ich die Sonnenuntergangsfunktion meiner Kamera nutzte, konnte ich mir auch ein wenig den Indian Summer vorgaukeln ;). Bei der Seilbahnstation wehte ein kräftiger Wind und es war eisig kalt, Ich hatte meine Winterjacke in QD gelassen, weil anfangs das Wetter echt gut war. Nun waren es gute 10°C weniger…

Originalaussicht

Fake - Enjoy your Illusion 😉

Auf dem Berg habe ich eine Stelle gefunden, die einen unvergesslichen Blick über die Berge und teils Peking bot. Es waren Felsen auf Steilhängen und man fühlte sich so unglaublich frei darauf, als könne man fliegen, weil der Boden unter einem quasi verschwand. Ich liebe solche Orte. Dort könnte ich stundenlang sitzen, aber nach 30 min wurde mir doch zu kalt und ich machte mich auf den Weg zu einem kleinen Shop an der Seilbahnstation. Dort sah ich überall Leute mit Instantgetränken rumstehen und kaufte mir auch eins. Das einzige warme Getränk, das es dort gab. Nachdem ich meine Finger wieder zum Leben erweckte, nahm ich die Seilbahn runter. Die war teurer als gedacht, ganze 60 Yuan. Aber mir war auch zu kalt den ganzen Weg runterzulaufen und zu faul war ich auch. Leider entpuppten sie die Gondeln nicht als

Am Steilhang. Leider kommt die Weite auf dem Bild nicht so gut über...

Gondeln, sondern als Sessellifte, wie man sie aus Skigebieten kannte. Also nichts geschlossen. Entsprechend kalt und windig war es auch. Ich hätte mir auch für 30 Yuan einen Mantel leihen können, aber das war mir das Geld nicht wert. Wenn ich schon so viel für die Fahrt bezahle, muss ich eben an anderer Stelle sparen. Und so lange war die Fahrt ja auch nicht. Also saß ich, fror, genoss die Aussicht und wärmte meine Hände an dem Becher. Außer mir nahmen nur wenige Leute diesen Weg des Abstiegs.

Am nächsten Tag war ich erkältet. Musste ja kommen ^^

Kommentar zu all den Bildern: In echt sah das alles noch viel geiler aus!

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