Terelj Nationalpark
Nachdem ich den Ferien ein paar Projekte mit den Kindern gestartet habe, wollte ich auch einmal aus der Stadt heraus kommen. Und da Judith und Louisa auch gerade in UB waren, haben wir beschlossen zu viert in den Nationalpark Terelj östlich von UB zu fahren. Im Reiseführer fanden wir ein Ger-Camp eines Holländers, der uns auch in UB mit dem Auto abholen wollte. Laut „Lonley Planet“ sollte dieser Ausflug 15 Euro kosten . Bert sollte uns Freitag um 12 Uhr an der Chinesischen Botschaft abholen. Am Tag zuvor und auch in der Nacht hatte es noch mal geschneit, aber es war trotzdem kalt. Als Bert dann mit seinem roten Auto kam, fanden Judith, Johanne und ich auf der Rückbank des Laders Platz. Louisa saß auf dem Beifahrersitz und unser Gepäck wurde im offenen Lader hinten verstaut. Dann ging unsere Tour los, während wir noch ein bisschen bibberten, öffnete Bert das Fenster und meinte es sei wie in einer Sauna. Bert sprach auch sehr gutes Deutsch, sodass es kaum Verständigungsschwierigkeiten gab. Als wir endlich aus der Stadt waren fing es auch schon wieder an zu schneien und der Wind fegte auch den Schnee schön glatt. An der Einfahrt zum Nationalpark saß leider keine, sodass wir die 3000 Tugrik nicht zahlen mussten. Dann kamen wir ins Örtchen Terelj, wo es unter anderem noch ein großes teures Hotel gibt.
Sonst eine Bar und fünf Tante Emma Läden. Sonst vor allem Ferienhäuschen. Nun fing die Holperpiste an. Wir fuhren über den zugefrorenen Fluss und durch den schön verschneiten Wald. Unsere Herzen öffneten sich vor Glück. Nach ca. zwei Stunden Fahrzeit kamen wir zum Camp. Das Camp bestand noch aus zwei Jurten, die für den Winter sind. Das Sommercamp war
schon abgebaut. Die Jurte der Familie hatte zwei Vorbauten und drum herum Kühe und Pfe
rde. Viele Hunde, unter anderem auch fünf Welpen, lie
fen herum. Gleich wurden wir gebeten in die Jurte zu kommen. Unsere Sachen könnten wir später holen, erst einmal Lunch. Es gab Brot mit selbstgemachtem Gauda, Gurken, Tomaten und auch Wurst. Tee und Kaffee. Bert fragte uns was wir gerne essen wollten, und so wählten wir Kartoffeln mit holländischem Gulasch für die Canarier und eine Gemüse-Tofu-Pfanne für die Vegetarier. Nach dem Lunch begutachteten wir unsere Jurte und heizten sie ein. Daraufhin wollten wir die Umgebung etwas erkunden. Sobald wir ein paar Minuten gegangen waren, fing es auch schon wieder mehr an zu blasen. Wir liefen zum nächstgelegenen Berg und hatten eine nette Aussicht über das Tal, in dem das Camp liegt.
Als wir, zumindest ich war verfroren, zurück kamen, gab es Gemüsesuppe. Die ganze Familie und noch andere – vielleicht gehörten sie zur Familie, vielleicht waren sie angestellt – waren da. Der Holländer ist vor zehn Jahren hier her gekommen und heiratete eine Mongolin. Sie haben drei Kinder. Die älteren Söhne gehen auch in UB zur Schule und die einjährige Lisa, ist zu Hause. Lisa war echt ein typisches, süßes, strahlendes Mädchen, das dazu noch sehr intelligent ist! Louisa hätte sie am liebsten mitgenommen! Und wie wir da so saßen, wurde uns bald darauf auch noch gleich das Abendessen serviert. Wir bekamen das gewünschte Essen. Der Tofu war so gut angebraten und das Gemüse auch so übelst lecker! Dazu bekamen wir auch noch Käsesoße, in die sich Judith einfach nur reinlegen konnte. Unsere Jurte war nun auch sehr warm. Während wir so Karten spielten(die K
arten bekamen wir auch von der Familie) wurde es immer wärmer. Zum Schluss konnte man nicht mal mehr in den Schlafsack kriechen. Anstatt einer Gute-Nacht-Geschichte gab es in unserer Jurte eine Diskussion über Hierarchie und Anpassung. J Bevor wir aber schliefen wo
llten Judith und ich noch eine Nachtwanderung machen, kehrten dann aber schon bald um. Der Grund dafür waren drei Autos; wir wurden gewarnt unsere Jurte zu verriegeln, da manchmal liegengebliebene Leute kommen würden. Waren das auch solche? Wir fanden es nie raus, aber kam warm – vom rennen – wieder zurück. Als wir morgens aufwachten war es schon ein bisschen frisch und es schneite wieder. Um kurz nach neun sollte es Frühstück geben. Es gab wieder Brot; diesmal sogar zwei Sorten Käse – Gauda und Käse mit Kümmel. Außerdem gab es hart gekochte Eier oder Käse-Spiegelei nach Wunsch. Dann ging es los auf eine Wanderung. Bert fuhr uns – wir baten um fünf Kilometer – mit dem Auto weg und setze uns aus. Wir liefen dann die Strecke – ein bisschen ausgebaut – wieder zurück. Lieber im Tal, da es auf dem Berg sehr windete. Nach etwa zwei Stunden kamen wir wieder im Camp an. Ich war die einzige, die abgefrorene Zehen hatte und auch meine Hände waren kalt. Die anderen schwitzen. Trotzdem heizten wir die Jurte nochmals ein. Wir benutzen sowohl Holz als auch Kohle. Nun sollten wir etwas von der guten – fürs Cafe Amsterdam in UB gemachte – Erbsensuppe bekommen. F
antastisch schmeckte sie! Viel Gemüse und di gelben Erbsen. Wieder war die ganze Familie in der Jurte. Der jüngere der Jungs hatte sich drei Wochen zuvor das Bein beim Fußballspielen gebrochen und humpelte in der Jurte herum. Lisa erfreute uns wieder mit ihrem Lachen. Außerdem eignete sie sich gut als Fotomodell. Dann wurden uns auch noch Käse-Chushoor serviert. Klar, eigentlich mit Schafsfleisch gefüllt, geht aber auch anders. Und sau lecker! Alle bemühten sich um uns und so wurden unsere Mägen immer mehr gefüllt. Zufrieden konnten wir wieder zurück in den Schneesturm. Judith träumte immer noch vom Schlachten einer Kuh, was Bert aber dieses Wochenende nicht machen wollte. Am liebsten hätte sie es eigenhändigt erledigt und das Fell gleich mitgenommen und sich in ihre Wohnung gelegt. Die Kühe waren aber auch einzigartig. Verschiedene Farben und gelocktes Fell. So bleibt nun nur ein Foto zur Erinnerung.
Auf dem Rückweg nach UB sahen wir den „Lesenden Mann“ und hielten auch bei der Schildkörte. Mit abgefrorenen Füßen kamen wir abends wieder in UB an.