Gerade aus Beijing wiedergekommen, wartet schon das nächste Stück „Arbeit“ auf mich: Die Bayern sind da!
Meine Schule hat über die MERCATOR-Stiftung eine Schulpartnerschaft mit dem Goethe-Gymnasium in Regensburg. Gemeinsam machen beide Schulen verschiedene Umweltprojekte und jetzt sind die 12-18 jährigen Regensburger hier in Qingdao, um ihre Projekte vorzustellen. Nächstes Jahr im Sommer soll der Gegenbesuch nach Regensburg folgen. Natürlich werden die touristischen Highlights Qingdaos nicht ausgelassen und so haben die Schüler Qingdao und das Dorf Pingdu erkundet, während ich noch in Peking war.
Die Gruppe ist ziemlich cool drauf und ich habe schnell Kontakt zu ihnen knüpfen können. Waren ja die einzigen Ausländer an der Schule und somit sehr einfach zu identifizieren ;). Den Ersten, Moritz, habe ich gleich am Mittwochmorgen in der Schulkantine getroffen. Wir sind dann zum Lao Shan gefahren, den Berg in der Nähe von Qingdao. Da hat sich dann wieder mal gezeigt, wie wichtig und vorteilhaft Kontakte sind in China: Die Vizedirektorin kannte den Ticketkontrolleur und hat uns dann über einen Trampelpfad an der Kontrolle vorbei geschmuggelt. Der Kontrolleur hat in der Zeit dann zufällig in eine andere Richtung geschaut… 😀
Nach ewigem Treppensteigen waren wir irgendwann oben. Das einzige beeindruckende am Lao Shan ist die Sicht vom Berg auf das Meer. Besonders hoch ist das Gebirge nicht, aber wenn sich vor einem ein kleines Dorf in ein Tal bettet und dahinter gleich das große, weite (von blau kann nur bei klarem Himmel zu Rede sein) Meer ausbreitet, dann fühlt man sich fast wie im Urlaub! Ach, Qingdao hat doch echt schöne Ecken!
Mit dabei war immer ein Lehrer der Schule, der für Fotos und Videos zuständig war. Besonders toll: Nach jedem Gruppenfoto holte er seine Videokamera raus und filmte haargenau das gleiche, was schon auf dem Chip seiner Spiegelreflexkamera drauf war… und immer schön winken :)! In irgendeinem Tempel im Lao Shan sind wir dann auf eine weitere deutsche Gruppe von Schülern getroffen, bei deren Anblick es aufgeregte „Das sind auch Deutsche!“-„Oh mein Gott, DEUTSCHE!“-Ausrufe gab.
Am nächsten Tag sind wir ins Aquarium gegangen. Ganz schlimm das Ding! Ich mag ja Zoos und Aquarien so schon nicht, aber die armen Tiere in diesen Minibecken tun mir wirklich leid. Greenpeace sollte eingeschaltet werden! Es gab alles mögliche da, Schildkröten, leuchtende Quallen und sogar Meerjungfrauen halten die sich…schlimm, schlimm! Für extrem Faule gibt es ein Laufband durch den Unterwassertunnel, auf das man sich einfach draufstellt und treiben lässt… Ich bemühe mich ja, nicht alles auf „die Chinesen“ zu schieben, aber Sachen wie Rolltreppen über 10 Treppenstufen und ein Laufband, das langsamer ist als das eigene Gehtempo, werden doch eigens für die inländischen Touristen gemacht, weil dieser Teil der größte der Touristen ausmacht. Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass chinesische Touristen stinkefaul sind. Und mein Chinesischlehrer bestätigt das auch. Es gibt hier andere Reisegewohnheiten als in Europa. Urlaub machen heißt für Chinesen relaxen. Anstatt sich dann aber einfach an den Strand zu legen oder in ein Spa-Hotel zu begeben, bevölkern sie die Hauptsehenswürdigkeiten Chinas, wohlwissend, dass da auch Millionen andere Chinesen sein werden. Ich weiß nicht, was daran so entspannend sein soll. Sie versuchen sich die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten, in dem ein Rund-um-sorglos-Paket gebucht wird. Pauschalreisen sind hier besonders beliebt. Man steig in einen vollklimatisierten Reisebus, lässt sich von einem Tour-Guide mit Fähnchen und viel zu lautem Bauch-Lautsprecher durch alle Sehenswürdigkeiten jagen, macht überall Fotos und trägt dabei stolz die Einheitsmütze/-cappy, die signalisiert „Ich bin Tourist und stolz drauf!“. Ich hatte mich ja schon des öfteren über chinesische Pauschaltouristen lustig gemacht.
Nachdem Aquarium gab’s ne kleine Show zweier Communities in der Schule, Taekwondo und Tanz. Ich hab auch mal eines der Bretter zerschlagen und hab den Trick durchschaut ;). Entlang der Maserung fällt das Brett einfacher auseinander. Dann gabs noch ein Gruppenfoto mit dem (wahrscheinlichen) Mädchenschwarm der Schule und der Tag war zu Ende.
Weiter Programmpunkte waren die offizielle Vorstellung am Montag morgen, eine kleine Einführung in chinesische Musik und Kalligrahie, der Besuch des langweiligen Schulmuseums und der interesssante Besuch im Bayernbüro, wo ich mich als Nicht-Bayrer manchmal etwas fehl am Platze fühlte.
Was aber unbedingt noch erwähnt werden muss, ist der Freitagabend mit den chinesischen Schülern. Wir sind alle gemeinsam zuerst auf den Taidong-Nachtmarkt gegangen und wollten dann weiter in ein Restaurant essen. Hat auch alles so geklappt, aber wie es geklappt hatte, weiß ich auch nicht. Diese Unorganisiertheit, bei der niemand eine Ahnnung hatte, was eigentlich los war, ist mir wirklich auf die Nerven gegangen. Wir sind erstmal ein bisschen auf dem Markt rumgeeiert ohne zu wissen wann und wo man die anderen wieder zum Essen treffen soll. Zufällig sind wir dann auf weitere Schüler gestoßen, wurden dann aber gleich von unseren chinesischen Schülern zum Weitergehen gedrängt. Die Verständigung war eh nicht so einfach für die Regensburger, weil die Chinesen ihre hart erarbeiteten Chinesischkenntnisse nicht verstanden und einzelne außer ni hao, xiexie und duo shuo qian nicht viel mehr konnten. Fragen brachte auch nicht viel, weil dann eine Antwort kommt, die etwas komplett anderes aussagt als die Frage gefragt hat. Und selbst die Kommunikation auf Englisch lief nur unbefriedigend ab. Irgendwann war ich so fix und foxy vom ganzen Gedrängele und dem Versuch den Überblick zu behalten, dass ich mein Hirn einfach abschaltete, nichts mehr hinterfragte, den ständigen Körperkontakt meiner „Austauschschülerin“ geschehen und mich treiben ließ (wobei man bei den Massen eigentlich immer gegen jemanden stieß). Zwischenzeitlich waren wir auch mal in einer Gasse fernab der Massen. Auf die Frage ob ich wisse wohin wir gingen, konnte ich nur „geradeaus“ erwiedern. Von den Chinesen wäre wohl eine ähnlich Antwort gekommen, nur mit dem Zusatz, dass mit dem Finger auf irgendein entlegenes Gebäude vor uns gezeigt werden würde. Aber nie wird das eigentliche Ziel genannt, nur Wir gehen Essen. Im Restaurant angekommen war ich so fertig, dass ich einfach Li Jia Wei, einer der chin. Schüler, gesagt habe, er solle die Gerichte auswählen und ich würde alles essen. Ich war einfach nur hungrig und müde!
Die Schüler scheinen einen Ausdruck in China gelernt zu haben: 好的 – hao de, was so viel heißt wie ok, gut. Der wird dann schön deutsch haudé ausgesprochen und war ständiger Begleiter in Konversationen und Co..