Spuren der Vergangenheit

Von guten Mächten wunderbar geborgen

Von guten Mächten wunderbar geborgen

…erwarten wir getrost, was kommen mag… Deutschsprachiger Gesang erfüllt das Kirchenschiff. Wir befinden und einmal mehr in Südamerika, in Uruguay, und hören doch die deutsche Sprache. In der Nähe[1] meiner Einsatzstelle Nueva Helvecia befindet sich eine deutschsprachige Mennonitenkolonie, deren Kinder auch gerne in der Colonia Suiza zur Schule gehen. Höchste Zeit also, kurz vor Schluss dem Heimatort einiger meiner Schüler zusammen mit zwei Bekannten aus „meiner“ Kirchengemeinde einen Besuch abzustatten.

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Alter in Antofagasta

Alter in Antofagasta

Das Spannendste an Antofagasta ist der Flughafen. Die zweitgrößte Stadt Chiles war eigentlich nur Zwischenstation für mich auf dem Weg in das Atacama-Dorf San Pedro, die bessere Alternative zu dem Kaff Calama, aber zwei Attraktionen hatte sie dann doch zu bieten: zum ersten Mal war ich an der Pazifikküste (die aber vom Humblodt-Strom weit unter Badetemperatur abgekühlt wird). Und natürlich ihre reiche Geschichte im Salpeterkrieg.

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Zeugen der Zerstörung

Zeugen der Zerstörung

Zum indigenen Erbe Chiles

Uruguay ist ohne Frage ein sehr schönes Land, mit einer atemberaubenden Natur, die man in Deutschland so nicht mehr vorfindet, und deren touristisches Potenzial (zum Glück?) auch bei weitem noch nicht voll ausgeschöpft ist, aber mit einem hat mich das Land doch etwas enttäuscht: es gibt fast keine Spuren der Ureinwohner. Uruguay ist älter als die Bundesrepublik in ihrer heutigen Form, und dennoch ein junges und geschichtsloses Land. Fast alle Einwohner sind Nachfahren von Europäern. Indigene Spuren sind kaum bis praktisch nicht zu finden, und die Namen öffentlicher Plätze, Straßen und Einrichtungen wiederholen sich von Ort zu Ort mit den immer gleichen Generälen aus dem Freiheitskampf gegen Argentinien.
In Chile sieht das etwas anders aus. Zwar gibt es auch hier unzählige „Faschingsgeneräle“, wie ich sie nenne (der wichtigste ist Ire und heißt, hispanisiert, Bernardo O’Higgins), und die Bevölkerung ist ebenfalls größtenteils europäischer Abstammung, aber diese Land hat eine reiche (und teilweise bis heute unterdrückte) präkolumbiane Geschichte. Den ehemaligen ethnischen Aufbau Chiles weiß ich mittlerweile auswendig. Das Wenige, was von diesen Geschichten übrig ist, lässt sich in Santiago und außerhalb in unzähligen Museen besichtigen. Es sind Zeugen der Zerstörung, Spuren des erbarmungslosen Vernichtungswillens der Spanier, diese „heidnischen“ Kulturen ein für alle Mal auszurotten. Gott sei Dank, muss man sagen, ist es ihnen nicht vollständig gelungen.

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Das ist nicht Buenos Aires

Das ist nicht Buenos Aires

Ich bekomme Luft. Nachdem ich beim Landeanflug die Smogglocke, die aufgrund der Inversionswetterlage über der chilenischen Hauptstadt hängt, gesehen hatte, stellte ich mir das Atmen in dieser Stadt etwas schwer vor. Doch ich hatte Glück: die Stadt begrüßte mich mit dem hellsten und strahlendsten Sommerwetter. Auf die Erfahrung, zum ersten Mal im Leben eine Atemmaske tragen zu müssen, konnte ich also verzichten. Beste Voraussetzungen, um die Tour durch Santiago de Chile zu beginnen.

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Es gibt auch Fisch in Uruguay…

Es gibt auch Fisch in Uruguay…

Dieser Blogbeitrag beginnt mit einer großen Erkenntnis: in Uruguay, dem Land, welches das beste Rindfleisch (sorry, liebe Argentinier) der Welt produziert und den Worten des deutschen Botschafters zufolge zu Fleischgerichten als Beilage am liebsten Fleisch konsumiert, in diesem Land also essen sie auch Fisch. In Punta del Este nämlich, dem mondänen Strandbadeort am Atlantik und Ziel des internationalen Jetsets (wenn man nicht, wie ich, erst am Ende der Hauptsaison kommt), wo das Faschingsmeer endlich ein richtiges Meer sein darf und nach Salz riecht, kommt auch Fisch auf den Teller. Außerdem zu besichtigen: die weltweit größte Seelöwen-Kolonie außerhalb Alaskas, das meiner Meinung nach bisher zweitbeste Museum des Landes und den 400-Meter Berg Cerro de Pan de Azúcar, auf den ich diesmal sogar draufgeklettert bin.

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Yo nací con memoria

Yo nací con memoria

Silvester in Buenos Aires. Das war die Idee. Bereits kurz nach dem Zwischenseminar hatten Rebecca, die Freiwillige aus Buenos Aires, und Josephine, meine Nachbarin aus Colonia del Sacramento, die jetzt nach Montevideo gewechselt ist, beschlossen, Silvester in Buenos Aires zu verbringen. Da sich die einstündige Fährfahrt für einen einzigen Tag nicht lohnen würde, nahm ich mir ein wenig mehr Zeit, um diese Stadt, in der ich nun schon drei Mal war und doch kaum etwas von ihr gesehen habe, näher zu erkunden. Diesmal mit dem Fokus auf der argentinischen Geschichte. Yo nací con memoria, ich bin mit einem Gedächtnis zur Welt gekommen, und an diesen Jahreswechsel werde ich mich sicher noch lange erinnern.

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Das teuerste Foto meines Lebens: Auf den Spuren des Jesuitenstaats

Das teuerste Foto meines Lebens: Auf den Spuren des Jesuitenstaats

Hiermit erkläre ich die Reisesaison 2015/16 offiziell für eröffnet. Wieso, werden Sie sich jetzt fragen. Du reist doch schon die ganze Zeit herum. Ja, aber nun haben auch endlich die Sommerferien im Colegio und im Liceo begonnen. Freie Zeit genug also, die ich nutzen werde, um dieses Land, diesen mir immer noch so unbekannten Kontinent besser kennenzulernen. Ich lade Sie ein, sich mitnehmen zu lassen auf diese Reise, die mich als allererstes in das kleine uruguayische Städtchen Carmelo führt.

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Eine Woche Urlaub?

Zum Sinn und Unsinn von Zwischenseminaren. Ein Erfahrungsbericht.

Zehn Stunden Busfahrt über Nacht, das klingt erst mal abschreckend. Tatsächlich wurde mir aus Deutschland davon auch abgeraten: Flieg lieber! Nur 1. zahlt kulturweit keine Flüge, 2. sind Flüge umweltschädlich und 3. muss ich noch mal daran erinnern, dass hier Fernbusse eine andere Stellung haben als in Deutschland. Insbesondere hier in Argentinien, in Villa General Belgrano, dem Ziel meines Zwischenseminars.

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¡Feliz Día del Ñoqui!

¡Feliz Día del Ñoqui!

Alle Monate wieder kommt der Día del Ñoqui, so auch heute. „Ñoqui“ bedeuet Gnocchi und ist nicht nur ein weiteres Beispiel für die mangelnde Anpassungsfähigkeit unserer Sprache im Vergleich zu anderen Sprachen an Fremdwörter, sondern auch ein typisch uruguayisches Gericht. Bitte? Typisch uruguayisch? Vielleicht in Geografie nicht ganz aufgepasst? Doch, tatsächlich. Ich habe bereits einmal über den Einfluss der Einwanderer auf Uruguay, insbesondere auf die Sprache, geschrieben, das Essen ist ein weiteres Beispiel. Die Italiener brachten ihre Kartoffelklöße mit in ihre neue Heimat, wo sich bald darauf die Tradition des „Tags des Gnocchi“ etablierte: an jedem 29. eines Monats kommen deswegen hierzulande Gnocchis auf den Tisch – so auch bei uns. Guten Appetit!

Eine vergessene Geschichte

Auf den Spuren deutschsprachiger Einwanderer in Uruguay

Vergangenen Sonntag hat einer der ältesten Chore Uruguays, der Coro Concordia in Nueva Helvecia, sein einhundertjähriges Bestehen gefeiert. Das klingt nach wenig in deutschen Ohren, aber 100 Jahre sind ganz schön viel für ein Land, das erst 1825 unabhängig geworden ist.
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