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Ein Essensbeitrag

Da reist man um die halbe Welt, um dann feststellen zu müssen, dass auch in Argentinien Wettervorhersagen ziemlich unzutreffend sind.

Heute habe ich es zum zweiten Mal geschafft, Strumpfhose und Kleid im Platzregen anzuhaben. Als Wiedergutmachung von mir an mich gabs dann in der Bäckerei zwei Facturas, also süße Hefeteilchen (die meistens keine 40Cent kosten, mal also Gefahr läuft, oft welche zu essen), an denen ich sonst immer vorbei laufe.

Jetzt bin ich wieder halbwegs trocken und kann von weiteren Abenteuern berichten. Zum Beispiel von meinem Besuch auf dem Markt von Lanús am letzten Freitag. Schon in meiner ersten Woche wurde mir gesagt, ich muss dort unbedingt Freitags in der Mittagspause hin, es gebe dort nämlich frittierte Empanadas. Ich, als großer Empanada (und Frittiertes)-Fan, habe direkt Herzklopfen bekommen und es mir fett im Kalender angestrichen. Als ich dann endlich dort war, habe ich auch das „Sprichwort“ verstanden, das mir eine Lehrerein gesagt hatte: Je dreckiger der Stand, desto besser die Empanadas.

Ich habe mich selten blonder gefühlt und meine „Ich bin nicht von hier-Aura“ so gespürt, wie auf diesem Markt. Die Schüler, die natürlich auch alle zum besagten Stand gepilgert sind, staunten sehr, als sie mich dort sahen. Ich kann gar keinen bestimmten „argentinischen Stereotypen“ nennen, aber ich stelle immer wieder fest, dass ich definitiv nicht drin bin.                         Als ich schließlich in meine erste frittierte Schinken-Käse-Empanada biss, wurde mir erst klar, was ich da in der Hand hielt: Mini-Calzone! Ein Träumchen.

Viele Schüler fragen mich, wie deutsche Empanadas so seien. Ich antworte meistens mit einem relativ schlechten Wortwitz, den Sara vor einiger Zeit mal gemacht hat: EmpaNADA

Am Wochenende haben Pia und ich dann auch unsere ersten selbstgemachten Empanadas gebacken. Als ich das Ergebnis am Montag im Lehrerzimmer präsentierte, ging ein Raunen durch den Raum. Backen können sie, die Deutschen, ließ Carlos verlauten. Na Danke. Auch wenn die besten Empanadas eigentlich immer die mit Hackfleisch sind, waren unsere mit Kürbis gefüllt. Das hat sich nämlich inzwischen, zusammen mit Spinat und Dulce de Leche, zu einem meiner Grundnahrungsmittel gemausert. Sehr günstig, immer vorhanden und echt lecker. Gestern gab es Kürbis-Spinat-Quiche, vorgesestern Kartoffeln mit Kürbis-Spinat-Pfanne, Sonntag Kürbis-Empanadas…

Eine weitere Premiere war das Steak, das wir uns am Samstag gebraten haben. Tatsächlich verdammt lecker.  Das kann echt was, das argentinische Fleisch und mehr als die Hälfte günstiger als in Deutschland ist es auch noch. Mit argentinischer Fachberatung habe ich auch gelernt, wie einfach Steakbraten doch eigentlich ist. Ich werde meine Empanadas zwar weiterhin mit Kürbis füllen, aber mich vielleicht doch auch mal trauen, ein Steak zu braten. Ist ja schließlich eine Fertigkeit, die man sich in Argentinien ganz gut aneignen kann.

 

 

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