Ursprünglich habe ich geplant, Silvester in Odessa zu verbringen und danach nach Krakau fahren. Aus Odessa wurde am Ende (leider) nichts, dafür war ich länger in Deutschland, was aber auch sehr schön war. Also ging es für mich Anfang Januar nach Polen, erst nach Krakau, dann nach Rzeszów und zurück in die Ukraine, in der ich das Wochenende dann noch mit Freiwilligen in Lviv verbracht habe.
Ich habe mich extra für eine Busfahrt entschieden, weil ich dachte, es sei deutlich angenehmer eine Direktverbindung zu nehmen, die es nur bei einer Busstrecke gibt, als mit dem Zug mindestens zwei Mal umsteigen zu müssen. Mit dem Zug wäre es am Ende trotzdem um einiges schneller und einfacher gewesen.. Um halb zwölf morgens sollte mein Bus abfahren und um sieben Uhr abends in Krakau ankommen. Er kam auch wie geplant in Drohobytsch an, nur dass mir beim Einsteigen gesagt wurde, dass dieser nicht der richtige sei und meiner erst um 16 Uhr kommt. Die Leute waren total freundlich und hilfsbereit und haben versucht, so gut es geht, mir zu helfen. Also wollte ich mich schon ziemlich ratlos und etwas verzweifelt zurück nach Hause begeben und nachmittags zurück kommen. Zum Glück habe ich noch einige Minuten am Bahnhof gewartet, denn die Männer kamen später nochmal auf mich zu und meinten, dass ich doch mitfahren könnte. Im Internet stand dann auch, dass der Bus nach Krakau erst um 16 Uhr abfährt, gebucht habe ich aber einen früheren Bus, den man gar nicht mehr im Internet sehen konnte. Also saß ich, nicht ganz sicher, ob es tatsächlich nach Krakau geht, im Bus und musste zum Glück nicht bis zum Nachmittag warten. In Lviv haben wir dann schon mal fast zwei Stunden warten müssen. Zu viele Tickets wurden verkauft, also mussten einige den Bus wieder verlassen, neue kamen rein, was ziemlich lange so ging. Wirklich lange sind wir nicht gefahren, ziemlich schnell kamen wir schon an der Grenze zu Polen an. Ich wusste natürlich, dass die Grenzkontrolle etwas dauern würde. Dass wir am Ende sechs Stunden warten mussten, und davon teilweise über zwei Stunden überhaupt nicht vorwärts kamen, habe ich aber nicht erwartet. Zwischenzeitlich musste ich dann noch mein Hostel umbuchen, weil man in meinem eigentlich nur bis Mitternacht einchecken konnte. Um Mitternacht kam ich dann schließlich mit fünf Stunden Verspätung und mit den Nerven ziemlich am Ende in Krakau an. Und immer mit dem Gedanken, dass ich auch wieder zurück in die Ukraine muss.
Die Tage danach verliefen etwas reibungsloser.Obwohl mir vorher oft erzählt wurde, wie schön Krakau sei, konnte ich das in den Tagen, die ich dort verbrachte, nicht ganz nachvollziehen. Anfang Januar ist da einfach kein besonders guter Zeitpunkt, das Wetter war schlecht und die Stimmung in der Stadt war wie das Wetter betrübt, so war zumindest mein Eindruck. Aber um Krakau kennenzulernen, war es trotzdem schön und ich konnte einiges von der Stadt sehen. In den zwei Tagen habe ich fast alle polnische Spezialitäten probieren können, die teilweise den ukrainischen sehr ähnlich sind. Die Nachmittage/Abende mit den Freiwilligen aus Krakau, Juli und Moritz, waren wirklich sehr schön und allein deshalb hat sich die Tour auf jeden Fall gelohnt. Wenn man gerade noch aus Drohobytsch kommt, kommt einem Krakau total westlich und manchmal habe ich mich schon fast wie in Deutschland gefühlt. Hier wurde mir nochmal bewusst, wie unterschiedlich unsere Aufenthalte doch sein können. Geografisch liegen unsere Einsatzstellen gar nicht so weit von einander entfernt, aber trotzdem glaube ich, dass unsere Erfahrungen, unser Alltag und Erlebnisse nicht unterschiedlichster sei können.
Freitag ging es dann nach Rzeszów, eine Stadt, die mit dem Zug knapp anderthalb Stunden von Krakau entfernt ist. Ich kam dort schon im Dunkeln an, aber das, was ich gesehen habe, hat mir total gut gefallen, eigentlich auch viel besser als Krakau. Eine Nacht habe ich dann bei einer anderen Freiwilligen, Anja, verbracht. Am nächsten Morgen sind wir, diesmal mit dem Zug, nach Lviv gefahren. Die Grenzkontrolle ging diesmal um einiges schneller, da man schon im Zug kontrolliert wurde. Ohne Verspätung kamen wir in Lviv an, wo wir dann zusammen mit noch zwei anderen Freiwilligen aus Lublin, die auch gerade ein Wochenenden in Lviv verbracht haben, ukrainisch essen gingen. Die Freiwilligen aus Polen waren noch alle so begeistert, wie billig es hier ist. Ich war dafür in Polen überrascht, wie teuer doch alles ist. Wir haben uns die Stadt noch etwas angeschaut und den Straßenmusikern zugehört, die in Lviv an jeder Ecke des Marktplatzes trotz der Kälte stehen. Ich war zwar schon oft in Lviv, aber erst wenige Male am Abend. Die Stimmung, die in der Innenstadt abends herrscht, hat irgendwie etwas ganz besonderes.
Am Sonntag waren wir dann umgerechnet für knapp 4€ „all you can eat“ frühstücken und haben dann bei einer Free Walking Tour teilgenommen. Später sind Anja und ich noch auf das High Castel, den höchsten Aussichtspunk in Lviv, gegangen und haben an einer zweiten Free Walking Tour mitgemacht. Für mich ging es dann am Nachmittag wieder zurück nach Drohobytsch, worauf ich mich nach der Woche dann auch ziemlich gefreut habe.