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Nachgedanken zum Vorbereitungsseminar

„Tschau, ich bin raus. Wer suchet verschwindet“
(Alligatoah – Wie Zuhause)

Eigentlich wollte ich gar keinen Beitrag über das Vorbereitungsseminar schreiben. Doch irgendwie zwingt mich mein inneres Bedürfnis nach Struktur, nun auch noch diesen Eintrag zu verfassen.

Ende August lag die Zeit am Werbellinsee noch vor mir wie eine Ewigkeit. Was soll ich denn da nur zehn Tage lang machen? Diese Frage stellte ich mir, als ich mich auf den Weg zum Berliner Hauptbahnhof machte und auch später noch, als unser Bus durch die brandenburgische Pampa gurkte. Endlich angekommen bekam ich dann recht bald eine Antwort auf diese Frage. Uns erwartete ein straff durchgeplantes Programm, vollgepackt mit Seminaren und Workshops zu Diskriminierung und (Post-)Kolonialismus, der Auseinandersetzung mit konkreten Aufgaben, Ängsten und Erwartungen sowie einer Exkursion nach Berlin. Neben diesem inhaltlichen Zweck sollte das Seminar wohl vor allem einen sozialen Zweck erfüllen: 330 Mitfreiwillige wollten kennengelernt werden. Dass ich dabei nicht jedem, bzw. jeder (jaja, ich schreibe jetzt politisch korrekt), persönlich die Hand schütteln konnte, versteht sich irgendwie von selbst. Aber die, die ich wirklich kennenlernen durfte, möchte ich jetzt nicht mehr vermissen.

Abgeschottet vom Rest der Welt, eingebettet in einen strukturierten Tagesplan und umgeben von Gleichgesinnten, fühlten sich die Tage am See manchmal sehr nach Blase an. Diese hatte ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile. So blieben manche Vorbereitungen zu Hause dann doch auf der Strecke, außerdem meldeten sich mit der Zeit auch Gedanken, die sich vorher noch nicht an die Oberfläche gewagt hatten. Ich fragte mich kritisch, wie sehr ich mich zum Aushängeschild Deutschlands machen lassen möchte. Aber auch, aus welcher Motivation heraus ich damals meine Bewerbung geschrieben hatte und ob das Argument „macht sich gut im Lebenslauf“ nicht noch eine Prise Idealismus vertragen könnte.

Zum Glück wurden solche Fragen meistens aufgefangen. Entweder von meiner Trainerin während der sogenannten „Homezone“ (die Kleingruppe, in der die meisten Seminare stattfanden), oder von den anderen Freiwilligen, die sich teilweise mit ähnlichen Gedanken beschäftigten. Ich freue mich jetzt schon auf das Zwischen-, bzw. auf das Nachbereitungsseminar mit Euch.

Vergangenen Montag, also fast genau vor einer Woche, ging es dann noch einmal nach Hause und somit zurück in die Realität. Packen und die letzten Abschiede standen auf dem Plan. Pünktlich kurz vor Abreise besuchte mich dann noch eine dicke Erkältung. Und so lag ich immer wieder auch nur im Bett oder auf der Couch, statt mich mental wirklich auf alles vorbereiten zu können.

Nun sitze ich in meinem Zimmer in Sofia und habe schon zwei Nächte überstanden. Morgen geht es dann wirklich los. Ein bisschen fühle ich mich wie vor sechs Jahren am Vorabend meines ersten Unitages. Damals hatte ich mich perfekt auf alles vorbereitet. Der Rucksack war gepackt, die Schnittchen geschmiert und ich ließ den Abend gemütlich vor dem Fernseher ausklingen, um am nächsten Morgen bloß pünktlich aus dem Bett zu kommen. Ganz so streng wird es wohl heute Abend nicht zugehen. Aber dennoch gebe ich zu, dass ich nicht ganz so gelassen bin, wie ich es gerne sein würde.

„Homezone 25“ – Bulgarien und Serbien.

„Erwin“ musste natürlich mit!

Pumuckl geht auf Reisen

Mein Zimmer in Sofia

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Bald!

„Und das Gelbe auf dem Schnee von gestern,
sind nur Spritzer vom Abschiedsbier.
Wenn du weißt morgen bist du fort von hier,
wenn du weißt morgen wirst du weiter ziehn.
Aus supertrist wird superschön.
Wenn du weißt morgen wirst du gehn“
(Bosse – Mordor)

Die letzte Woche in Berlin ist angebrochen. Nur noch drei Nächte in meinem Hochbett. Nur noch drei Abende, an denen ich mich mit Freunden treffen kann.  Nur noch dreimal mit den Mitbewohnis in der Küche sitzen. Ich stehe in meinem schon leeren WG-Zimmer und frage mich, wo die Zeit geblieben ist. War nicht eben noch März? Habe ich nicht gestern erst die Zusage für den Freiwilligendienst in Sofia bekommen?

Als ich die Bestätigungsmail für Bulgarien im Postfach hatte, war meine Freude riesig. Wow, Goethe-Institut! Cool, Auslandserfahrung! Endlich, weg aus Berlin! Das waren so die Gedanken, die mir damals durch den Kopf schossen. Auch in den letzten Wochen war ich „noch ganz gechillt“, wie meine Mutter das jetzt sagen würde. Arbeit, Uni-Exkursion und Kurzurlaube haben kaum Platz gelassen, irgendwie groß über die kommenden 12 Monate nachzudenken. Und wenn, dann nur mit Vorfreude.

Aber nun ist es fast so weit. Mein Freiwilligendienst beginnt offiziell am Samstag. Da fahre ich zum Vorbereitungsseminar an den Werbellinsee. Dort treffe ich zum ersten Mal auf die anderen Freiwilligen, lerne das Orga-Team von kulturweit kennen und werde wohl so richtig und wahrhaftig mit der Tatsache konfrontiert, dass es nun wirklich bald losgeht. Und plötzlich sind sie da, diese etwas unschönen Fragen in meinem Kopf: Hätten nicht 6 Monate auch gereicht? Habe ich alle wichtigen Unterlagen? Hätte ich nicht doch noch ein bisschen bulgarisch lernen sollen? Und dann dieses komische Gefühl, dass ich Berlin, bzw. „meine Berliner“, ganz schön vermissen werde. Irgendwie fühlt sich der Moment, auf den ich so lange gewartet habe, gerade viel zu nah an.

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