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Чао!

„Nur für diesen einen Moment sind wir
wie gemalt, doch unser Bild verbrennt
Wir haben ja sowieso verloren komm wir machen uns was vor“
(Antiheld – Wenn die ganze Welt brennt)

Eigentlich hatte ich vor, einen Beitrag über meine Reise nach Belgrad in der vergangenen Woche zu schreiben. Ich wollte mich hier nochmal darüber auslassen, wie schön die Stadt, aber wie schwierig die Rückreise nach Sofia war und von den mehr als zwanzig Stunden erzählen, die wir zusätzlich in der serbischen Hauptstadt verbracht hatten. Hatte vor, von der Mischung aus Pech und Selbstverschulden zu berichten und von dem Gefühl, im Nachhinein definitiv klüger zu sein, als noch zu Beginn des Kurzurlaubs. Belgrad wäre definitiv einen Artikel wert gewesen. Die Nachmittage an der Donau, die Abende auf den Burgmauern und die Tatsache, dass ich ein paar Tage mit Mitbewohnerin-Arbeitskollegin und vor allem Freundin Selma verbringen konnte – all diese Dinge waren schön und hätten es verdient genauer erzählt zu werden. Stattdessen sitze ich hier in meiner Wohnung und muss mich mit dem Wort und vor allem dem Gefühl „Abschied“ auseinandersetzen.Von Anfang an habe ich mich in Sofia meistens sehr wohl und ziemlich schnell auch „Zuhause“ gefühlt. Dementsprechend war klar, dass das Ende nicht leicht werden würde. Aber so hart? Nee, richtig erwartet habe ich das nicht. Irgendwie hatte ich immer gehofft, bzw. geglaubt, dass irgendwann der Punkt kommen würde, an dem die Gedanken an ein Wiedersehen mit Familie und Freunden in Deutschland das Traurige überschatten würden. Tatsächlich freue ich mich sogar darauf, bald meine Mama, meine Schwester, unseren Hund und meine beste Freundin umarmen zu können. Trotzdem fühlt sich die Tatsache „ganz zu gehen“ irgendwie falsch an. Für zwei Wochen oder drei, ja okay. Aber so ganz?

Eigentlich hätte ich wohl die letzte Woche nochmal so richtig ausnutzen müssen. Nochmal in dieses und jenes Café gehen, stundenlang im Park spazieren, sämtliche Restaurants und Museen dieser Stadt abklappern und irgendwie im Großen und Ganzen aktiver sein müssen, als ich es letztendlich war. Die vergangenen Tage waren vor allem von Müdigkeit und Unwohlsein geprägt. Oft lag ich einfach nur im Bett, wälzte mich in Gedanken, bzw. versuchte mich von diesen durch Smartphone, Laptop oder Buch abzulenken. Dadurch blieben viele Dinge auf der Strecke. Immerhin: Am Sonntag war ich noch einmal im Vitosha-Gebirge wandern und an den letzten Abenden habe ich mich immer auf irgendein Abschiedsbier mit irgendwem getroffen. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie schlecht, versuche mich aber dank eines lieben Hinweises von Pia („Du warst jetzt ein Jahr da, da ist es auch okay mal 4 Tage zuhause zu sitzen“) nicht mehr zu stark über diese Letharige zu ärgern.

Jetzt sind die Koffer gepackt und der Boden gefegt. Ich bin ein letztes Mal die „Oborishte“ entlang gelaufen, habe einen letzten Kaffee beim „grummeligen Mann“ gekauft, der Newsky-Kathedrale einen Besuch abgestattet. Immer mit dabei: Gedanken, Erinnerungen und Rückblenden. Die vergangenen elf Monate waren ganz  schön voll. Erst jetzt realisiere ich, wie viel ich tatsächlich erlebt und gesehen habe und vor allem, mit was für großartigen Menschen ich diese Zeit teilen durfte. Ein bisschen verrückt ist es schon, dass ich damals, als ich hier ankam, eine solche Angst vor der Sprachbarriere hatte, dass ich mich am ersten Abend mit Dosenbohnen und einem Bier über den Abend gerettet habe – einen größeren Einkauf hatte ich mir damals irgendwie nicht zugetraut. Heute lache ich darüber und denke daran, wie froh ich in der letzten Woche war, aus Serbien zurück in Bulgarien zu sein – einem Land, dessen Sprache ich zwar nach wie vor nur in Grundzügen verstehe, die sich mittlerweile aber so vertraut anfühlt und anhört.

Ich lasse hier in Sofia vieles zurück, das ich vermissen werde. Das fängt bei der Wohnung an, geht über die geregelten Tagesabläufe und die Arbeit im Goethe-Institut und hört bei einigen Menschen auf, die ich nun fürs Erste zum letzten Mal gesehen habe. Ich glaube, dass es vor allem sie sind, die mir hier die besten Momente beschert haben. Denn: Ohne sie wäre ich oft ganz schön aufgeschmissen gewesen. Deswegen hier nochmal: Vielen Dank an meine deutschen und meine bulgarischen Freunde sowie an meine Kolleginnen. Ihr habt Sofia für mich zu dem gemacht, was es gerade ist und in den letzten Monaten auch die meiste Zeit war: Nämlich einfach schön. 🙂

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