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Mein erstes Auto

„Bist du eigentlich komplett bescheuert?“, „Warum tust du das?“, „Mach das nicht!“, oder auch einfach nur ein langes Lachen – Das waren meistens die ersten Reaktion wenn ich hier jemandem erzählt habe, dass ich mir hier einen Lada Jiguli gekauft habe.

Dem vorangegangen war, dass ich hier von März bis Mai meinen Führerschein gemacht habe. In dieser Zeit habe ich nicht nur viele Russische Autovokabeln, sondern vor allem auch fahren gelernt. Zusammen mit meinem Gastbruder habe ich die Theoriestunden besucht (Ohne seine Hilfe hätte ich das natürlich nie geschafft) und am Ende haben wir auch beide die Prüfung bestanden.

Dass Auto fahren sehr anders ist als in Deutschland wusste ich vom ersten Tag an. Aber ich hätte nie erwartet, dass es durchaus ein System dahinter gibt. Beispielsweise schaut man beim Autofahren niemals nach hinten, sondern nutzt nur die Rückspiegel und im Zweifelsfall die Hupe. Auch Kreisel sind sehr besonders, weil es dort sehr komplizierte Vorfahrtsregeln gibt. Mittlerweile habe ich das alles aber einigermaßen verstanden und kann schon gut fahren.

Und auch wenn ich schon eine Stammwerkstatt habe bin ich trotzdem sehr zufrieden und glücklich mit meinem Auto und hoffe natürlich dass ich es hier noch sehr lange und viel fahren kann.

Navruz

Навруз муборак! с праздником! Alles Gute zu Navruz!

Glückwünsche, die ich in der letzten Woche ziemlich oft hören durfte. Denn von Mittwoch bis Sonntag war in Tadschikistan das Navruzfest.

Navruz: Das ist das persische Neujahr, das hier in Chudschand sehr groß und bunt gefeiert wird. Für mich begann es bereits einen Tag vorher mit der Feier am Gymnasium Safina. Zuerst gab es viele Aufführungen mit viel Tanz, Musik und schönen Worten. Danach gab es auf dem Schulhof eine kleine Disco mit viel Tadschikischer Musik.

Vor allem die Disco war für die Schüler und mich ein besonderes Ereignis, da es so etwas an Safina bisher noch nicht gegeben hatte. Danach gab es natürlich noch das obligatorische Plov, an dem Tag sogar drei Mal für mich.

Außerdem viel Zumanak, eine spezielle Speise, deren Zubereitung 24 Stunden dauert und wobei man ständig rühren muss.

Außergewöhnlich ist an Navruz außerdem die Kleidung: Vor allem die Frauen in Tadschikistan beeindrucken mit ihren farbenfrohen und bunt gemusterten Kleidern.

Alles in allem war es ein Fest, das mich für einige Zeit vergessen ließ, dass ich eigentlich in einem sehr muslimisch-konservativen Land bin und dass es hier oft nicht ganz so locker zugeht, gerade zwischen Jungs und Mädchen. Ich hoffe sehr, das in Zukunft nochmal wieder erleben zu dürfen.

PS: Hier noch der Blog meiner Mitfreiwilligen Julia, die ebenfalls in Chudschand ist: http://Www.juliagoestadschikistan.wordpress.com

Halbzeit: Ein Zwischenfazit

Ziemlich genau ein halbes Jahr ist nun vergangen seit ich in Chudschand angekommen bin und fast genau solange habe ich auch nicht mehr geschrieben.
Vieles ist seitdem bei mir passiert, zu Vieles um über alles davon zu erzählen. Die Wichtigsten Details einmal in Kürze:
Ich wohne jetzt seit Dezember in einer eigenen Wohnung zwischen dem Stadtzentrum und der Schule. Soweit gefällt mir das Alleine-Leben auch super und so habe ich auch Mal mehr Zeit für mich, was ich zwischendrin doch auch sehr vermisst habe.
Anfang Dezember hatte ich einige ziemliche Visumsprobleme, weshalb ich sehr oft nach Duschanbe musste und zwischenzeitlich sogar schon Alternativpläne gefasst hatte was ich mache, wenn ich aus dem Land geworfen werde. Mittlerweile habe ich aber mein Visum für ein Jahr und bin froh mich mit Tadschikischer Bürokratie nicht mehr allzu oft auseinandersetzen zu müssen.
Insgesamt habe ich es schon sehr gut geschafft vor allem die Städte der Region zu berreisen. Da waren Taschkent (Usbekistan) und von dort aus eine Zugfahrt nach Alamaty (Kasachstan) zum Zwischenseminar und zuletzt im Januar Bischkek bei bis zu eisigen -28°. Außer dem gefühlt unzählige Besuche in Duschanbe und mein dreiwöchiger Urlaub in Frankfurt im Januar.

Im Moment bin ich mit der Vorbereitung der 9. und 10. Klassen auf das Sprachdiplom DSD I beschäftigt und helfe außerdem bei verschiedem Projekten, ebenfalls den 9. und 10. Klassen.
Das Leben in Chudschand gefällt mir sehr gut und ich bin froh darüber, dass ich nicht nur für ein halbes Jahr hierher gekommen bin. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt und habe zumimdest das Gefühl viele Tadschikische Eigenarten besser zu verstehen als noch zu Beginn meines Freiwilligendienstes. Über zwei davon möchte ich in diesem Beitrag Mal etwas genauer berichten. Zum einen die Offenheit der Menschen hier und zum anderen das Thema „Schein und Sein“

Denn leider geht es in Tadschikistan sehr viel um Prestige und darum, dass alles einen guten Eindruck nach außen vermittelt. Das fällt mir mittlerweile immer öfter in kleinen Bemerkungen auf, aber auch im großen Ganzen. Oft höre ich hier als Begründung etwas zu kaufen: „Das sieht besonders schön/saftig/lecker/… aus“. Auch haben hier viele Familien einen eigenen, besonders schönen Raum, falls Gäste kommen. Die Hochzeiten, die man hier beinahe täglich sieht sind ebenso sehr auf Prestige ausgelegt. So hat doch beinahe jeder, der etwas auf sich hält an diesem Tag 3 riesige weiße Limousinen gemietet und veramstaltet eine unglaublich pompöse Feier.

Was mir aber auch aufgefallen ist, ist die unglaubliche Neugier der meisten Tadschiken. Es ist beinahe unmöglich einen Tag mal nicht mit Taxifahrern, Verkäufern, Tischnachbarn in den Bars oder Schülern von mir ins Gespräch zu kommen! Denn trotz meiner beschränkten Russischkenntnisse schafft man es immer irgendwie zu kommunizieren, wenn nicht mit Worten dann eben mit Gesten. Diese Neugier ist auch meistens gepaart mit einer unglaublichen Wärme und Freundlichkeit. So verabschiedet man dann selbst Leute, die man kaum kennengelernt hat mit „chai brat“, also „Tschüss Bruder“

Und in diesem Sinne dann auch von mir : Chai!

Die Fahrt durch den „Todes-Tunnel“ oder Wahlabend mit Hindernissen

Mein Wochenende habe ich dieses Mal in Duschanbe verbracht. Da die Botschaft zur Wahlparty eingeladen hatte und mein Gastbruder sowieso dorthin musste habe ich mich kurzfristig entschlossen ebenfalls dorthin zu fahren.

Die Fahrt mit dem Auto dauert etwa 5 Stunden und ist für das Auge ein absolutes Highlight! Man fährt über diverse Bergpässe einmal quer durch die Ausläufer des Himalaya. Man fährt durch Täler und über Berge und hat von der Strecke aus, die zum Teil auf über 2500 Metern liegt ein unglaubliches Panorama. Doch ganz ungefährlich ist die Reise nicht. Auf dem Weg muss man durch den Anzob-Tunnel, der sich als „Todes-Tunnel“ einen Namen gemacht hat. Angeblich solle dort das Wasser bis zu einem halben Meter hoch drin stehen, es solle riesige Schlaglöcher geben und der Tunnel solle weder beleuchtet noch belüftet sein. Entsprechend viel Angst hatte ich als wir in den Tunnel gefahren sind. Allerdings war ich dann doch erleichtert – bis auf die Tatsache dass der Tunnel nicht belüftet ist und Es nach kurzem im Auto fürchterlich nach Benzin gestunken hat war dies ein normaler Straßentunnel.

Duschanbe selbst ist eine ganz andere Welt als Chudschand. Die Innenstadt ist voll von ausländischen Geschäften und kaum eines der Gebäude dort ist älter als 20 Jahre. Es wird sehr viel gebaut, der Sohn des Präsidenten ist dort Bürgermeister und hat viele Prestigeprojekte dort in Auftrag gegeben. Viel weiter als die Innenstadt bin ich in den 2 Tagen aber leider auch nicht gekommen.

Zur Wahl selbst hat natürlich jeder seine eigene Meinung. Die Stimmung auf der Wahlparty war aber vor allem nach den ersten Ergebnissen umd vom Erfolg emder AfD sehr gedämpft und wurde auch nicht mehr besser, weshalb wir bereits recht früh gegangen sind.

Jetzt bin ich erstmal wieder in Chudschand, aber das nächste Mal fahre ich schon recht bald nach Duschanbe, wir sind zur Feier des Tages der Deutschen Einheit am 6. Oktober (und an welchem Tag könnte man besser den 3. Oktober feiern?) in der Botschaft eingeladen.

PS: hier noch ein Bild vom höchsten Flaggenmast der Welt, einer von Duschanbes extremen Weltrekorden

Die ersten Tage in Chudschand

Nun ist es soweit- Ich bin angekommen in Chudschand. Einer Stadt in Zentralasien, etwa so groß wie Darmstadt und die trotz ihrer 2300 jährigen Geschichte in der westlichen Welt ziemlich unbekannt ist.

Nachdem ich um 6 Uhr morgens am Flughafen ankam wurde ich von meinem Gastbruder Mechroj abgeholt und mit einem üppigen Frühstück von der Familie gleich herzlich empfangen. Dies sollte allerdings nur ein Vorgeschmack auf meine ersten Tage sein, in denen es mir an einem definitv nicht gemangelt hat: Gutem, fleischlastigem Essen.

Gleich an meinem ersten Tag sind wir in die Schule gelaufen und dabei vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im Zentrum der Stadt befindet sich der große Markt Pantschanbe, übersetzt ‚Donnerstag‘, da dies früher Markttag war. Von Technik und Kleidung, hauptsächlich aus China importiert, bis hin zu Non, das tadschikische Fladenbrot, das man zu jeder Mahlzeit serviert bekommt, gibt es hier beinahe alles.

Außerdem gibt es im Zentrum eine berühmte Moschee und neben dem zentralen Busbahnhof Univermag auch einige sehr gepflegte Parkanlagen und das historische Museum der Stadt.

Die größte Schwierigkeit ist für mich bisher definitiv die Sprachbarriere – ich habe im Zentrum von Chudschand bereits mehr Leute getroffen die Deutsch sprechen als Englisch. Letzteres spricht hier eigentlich niemand da Englisch erst seit kurzem auf den Lehrplänen steht. Was hier allerdings wirklich jeder versteht ist Russisch, daher habe ich mir vorgenommen diese Sprache jetzt (momentan 3 Mal die Woche) möglichst schnell zu lernen.

Um euch abschließend noch ein wenig neidisch zu machen: Hier werden es zurzeit jeden Tag etwa 31°C und der Kajrakum-Stausee, nur 15 Minuten Busfahrt entfernt, hat eine sehr angenehme Badetempertatur.