Archiv für den Monat: März 2018

Navruz

Навруз муборак! с праздником! Alles Gute zu Navruz!

Glückwünsche, die ich in der letzten Woche ziemlich oft hören durfte. Denn von Mittwoch bis Sonntag war in Tadschikistan das Navruzfest.

Navruz: Das ist das persische Neujahr, das hier in Chudschand sehr groß und bunt gefeiert wird. Für mich begann es bereits einen Tag vorher mit der Feier am Gymnasium Safina. Zuerst gab es viele Aufführungen mit viel Tanz, Musik und schönen Worten. Danach gab es auf dem Schulhof eine kleine Disco mit viel Tadschikischer Musik.

Vor allem die Disco war für die Schüler und mich ein besonderes Ereignis, da es so etwas an Safina bisher noch nicht gegeben hatte. Danach gab es natürlich noch das obligatorische Plov, an dem Tag sogar drei Mal für mich.

Außerdem viel Zumanak, eine spezielle Speise, deren Zubereitung 24 Stunden dauert und wobei man ständig rühren muss.

Außergewöhnlich ist an Navruz außerdem die Kleidung: Vor allem die Frauen in Tadschikistan beeindrucken mit ihren farbenfrohen und bunt gemusterten Kleidern.

Alles in allem war es ein Fest, das mich für einige Zeit vergessen ließ, dass ich eigentlich in einem sehr muslimisch-konservativen Land bin und dass es hier oft nicht ganz so locker zugeht, gerade zwischen Jungs und Mädchen. Ich hoffe sehr, das in Zukunft nochmal wieder erleben zu dürfen.

PS: Hier noch der Blog meiner Mitfreiwilligen Julia, die ebenfalls in Chudschand ist: http://Www.juliagoestadschikistan.wordpress.com

Halbzeit: Ein Zwischenfazit

Ziemlich genau ein halbes Jahr ist nun vergangen seit ich in Chudschand angekommen bin und fast genau solange habe ich auch nicht mehr geschrieben.
Vieles ist seitdem bei mir passiert, zu Vieles um über alles davon zu erzählen. Die Wichtigsten Details einmal in Kürze:
Ich wohne jetzt seit Dezember in einer eigenen Wohnung zwischen dem Stadtzentrum und der Schule. Soweit gefällt mir das Alleine-Leben auch super und so habe ich auch Mal mehr Zeit für mich, was ich zwischendrin doch auch sehr vermisst habe.
Anfang Dezember hatte ich einige ziemliche Visumsprobleme, weshalb ich sehr oft nach Duschanbe musste und zwischenzeitlich sogar schon Alternativpläne gefasst hatte was ich mache, wenn ich aus dem Land geworfen werde. Mittlerweile habe ich aber mein Visum für ein Jahr und bin froh mich mit Tadschikischer Bürokratie nicht mehr allzu oft auseinandersetzen zu müssen.
Insgesamt habe ich es schon sehr gut geschafft vor allem die Städte der Region zu berreisen. Da waren Taschkent (Usbekistan) und von dort aus eine Zugfahrt nach Alamaty (Kasachstan) zum Zwischenseminar und zuletzt im Januar Bischkek bei bis zu eisigen -28°. Außer dem gefühlt unzählige Besuche in Duschanbe und mein dreiwöchiger Urlaub in Frankfurt im Januar.

Im Moment bin ich mit der Vorbereitung der 9. und 10. Klassen auf das Sprachdiplom DSD I beschäftigt und helfe außerdem bei verschiedem Projekten, ebenfalls den 9. und 10. Klassen.
Das Leben in Chudschand gefällt mir sehr gut und ich bin froh darüber, dass ich nicht nur für ein halbes Jahr hierher gekommen bin. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt und habe zumimdest das Gefühl viele Tadschikische Eigenarten besser zu verstehen als noch zu Beginn meines Freiwilligendienstes. Über zwei davon möchte ich in diesem Beitrag Mal etwas genauer berichten. Zum einen die Offenheit der Menschen hier und zum anderen das Thema „Schein und Sein“

Denn leider geht es in Tadschikistan sehr viel um Prestige und darum, dass alles einen guten Eindruck nach außen vermittelt. Das fällt mir mittlerweile immer öfter in kleinen Bemerkungen auf, aber auch im großen Ganzen. Oft höre ich hier als Begründung etwas zu kaufen: „Das sieht besonders schön/saftig/lecker/… aus“. Auch haben hier viele Familien einen eigenen, besonders schönen Raum, falls Gäste kommen. Die Hochzeiten, die man hier beinahe täglich sieht sind ebenso sehr auf Prestige ausgelegt. So hat doch beinahe jeder, der etwas auf sich hält an diesem Tag 3 riesige weiße Limousinen gemietet und veramstaltet eine unglaublich pompöse Feier.

Was mir aber auch aufgefallen ist, ist die unglaubliche Neugier der meisten Tadschiken. Es ist beinahe unmöglich einen Tag mal nicht mit Taxifahrern, Verkäufern, Tischnachbarn in den Bars oder Schülern von mir ins Gespräch zu kommen! Denn trotz meiner beschränkten Russischkenntnisse schafft man es immer irgendwie zu kommunizieren, wenn nicht mit Worten dann eben mit Gesten. Diese Neugier ist auch meistens gepaart mit einer unglaublichen Wärme und Freundlichkeit. So verabschiedet man dann selbst Leute, die man kaum kennengelernt hat mit „chai brat“, also „Tschüss Bruder“

Und in diesem Sinne dann auch von mir : Chai!