Halbzeit: Ein Zwischenfazit

Ziemlich genau ein halbes Jahr ist nun vergangen seit ich in Chudschand angekommen bin und fast genau solange habe ich auch nicht mehr geschrieben.
Vieles ist seitdem bei mir passiert, zu Vieles um über alles davon zu erzählen. Die Wichtigsten Details einmal in Kürze:
Ich wohne jetzt seit Dezember in einer eigenen Wohnung zwischen dem Stadtzentrum und der Schule. Soweit gefällt mir das Alleine-Leben auch super und so habe ich auch Mal mehr Zeit für mich, was ich zwischendrin doch auch sehr vermisst habe.
Anfang Dezember hatte ich einige ziemliche Visumsprobleme, weshalb ich sehr oft nach Duschanbe musste und zwischenzeitlich sogar schon Alternativpläne gefasst hatte was ich mache, wenn ich aus dem Land geworfen werde. Mittlerweile habe ich aber mein Visum für ein Jahr und bin froh mich mit Tadschikischer Bürokratie nicht mehr allzu oft auseinandersetzen zu müssen.
Insgesamt habe ich es schon sehr gut geschafft vor allem die Städte der Region zu berreisen. Da waren Taschkent (Usbekistan) und von dort aus eine Zugfahrt nach Alamaty (Kasachstan) zum Zwischenseminar und zuletzt im Januar Bischkek bei bis zu eisigen -28°. Außer dem gefühlt unzählige Besuche in Duschanbe und mein dreiwöchiger Urlaub in Frankfurt im Januar.

Im Moment bin ich mit der Vorbereitung der 9. und 10. Klassen auf das Sprachdiplom DSD I beschäftigt und helfe außerdem bei verschiedem Projekten, ebenfalls den 9. und 10. Klassen.
Das Leben in Chudschand gefällt mir sehr gut und ich bin froh darüber, dass ich nicht nur für ein halbes Jahr hierher gekommen bin. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt und habe zumimdest das Gefühl viele Tadschikische Eigenarten besser zu verstehen als noch zu Beginn meines Freiwilligendienstes. Über zwei davon möchte ich in diesem Beitrag Mal etwas genauer berichten. Zum einen die Offenheit der Menschen hier und zum anderen das Thema „Schein und Sein“

Denn leider geht es in Tadschikistan sehr viel um Prestige und darum, dass alles einen guten Eindruck nach außen vermittelt. Das fällt mir mittlerweile immer öfter in kleinen Bemerkungen auf, aber auch im großen Ganzen. Oft höre ich hier als Begründung etwas zu kaufen: „Das sieht besonders schön/saftig/lecker/… aus“. Auch haben hier viele Familien einen eigenen, besonders schönen Raum, falls Gäste kommen. Die Hochzeiten, die man hier beinahe täglich sieht sind ebenso sehr auf Prestige ausgelegt. So hat doch beinahe jeder, der etwas auf sich hält an diesem Tag 3 riesige weiße Limousinen gemietet und veramstaltet eine unglaublich pompöse Feier.

Was mir aber auch aufgefallen ist, ist die unglaubliche Neugier der meisten Tadschiken. Es ist beinahe unmöglich einen Tag mal nicht mit Taxifahrern, Verkäufern, Tischnachbarn in den Bars oder Schülern von mir ins Gespräch zu kommen! Denn trotz meiner beschränkten Russischkenntnisse schafft man es immer irgendwie zu kommunizieren, wenn nicht mit Worten dann eben mit Gesten. Diese Neugier ist auch meistens gepaart mit einer unglaublichen Wärme und Freundlichkeit. So verabschiedet man dann selbst Leute, die man kaum kennengelernt hat mit „chai brat“, also „Tschüss Bruder“

Und in diesem Sinne dann auch von mir : Chai!

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