Es ist schon eine gewisse Zeit her, dass ich den letzten Blogeintrag geschrieben habe.
Es ist viel passiert, wir haben alle zusammen Weihnachten gefeiert und kurz darauf Silvester in einer viel zu kleinen Wohnung für 10 Leute in Bansko.
Bansko von oben.
Bansko ist DER Skifahrtsort in Bulgarien, es gibt schlechte Fußgängerwege, weil dort niemand läuft sondern mit seinem 50.000 Euro teueren SUV durch die Gegend kurvt. Vom Busbahnhof zu unserer Wohnung in einem Aparthotel, mit SPA dauerte es gut 30 Minuten. Auf dem Weg dahin reihten sich Hotels an Hotels, sogar ein Kempinski mit schönen Ausblick war zu erkennen. Nachdem wir eingecheckt sind und die Wohnung in Augenschein genommen haben, hatten wir direkt den Plan wieder abzureisen weil die Wohnung spärlich eingerichtet war und wirklich sehr klein war. Nach einer Runde im SPA hatten wir unsere Meinung geändert und wollten das beste daraus machen. Das hat auch gut funktioniert, wir waren am nächsten morgen auf dem Wichren Berg, einer der höchsten Berge im Nationalpark Pirin. Wir sind mit der Gondel hoch und standen dann in einem Skikessel ohne Skier. Weiter höher ging es nur mit Skiern.
Im Wald haben wir nach einer Tortur durch den Tiefschnee ein paar verlassene Bungalows entdeckt und sind auf eine abenteuerliche Erkundungtour gegangen.
Zurück im Aparthotel gab es zu Silvester eine dicke Feier in der 30 Quadratmeter Wohnung. Und schönes Feuerwerk. Am Neujahrstag ging es dann auch wieder zurück und unser Sprachkurs hat am Montag begonnen. Nach einer Intensiv Woche haben wir jetzt jede Woche zwei Einheiten. Es läuft, aber bulgarisch ohne russische Vorkenntnisse ist gar nicht so einfach.
Am Mittwoch wurden wir (Josi, Pius & Ich) nach einem Zoom Meeting zur deutschen Botschaft eingeladen und haben uns dort über die Karrierechancen informiert und konnten beim Bau der neuen Botschaft zusehen. Die Botschaft hat noch Look der DDR, ich habe da leider keine Fotos machen können, weil wir unsere Handys ausmachen und in einen Schrank legen mussten.
Am Wochenende war eigentlich ein Trip mit einem Mietwagen zum Rila Kloster geplant. Das Auto haben wir auch bekommen und sind dann mit guter Musik über die Straßen Bulgariens gebrettert. Leider wurden wir kurz vor unserem Ziel von einem Polizisten aufgehalten, der uns verständlich machte, dass die Zufahrtsstraße für die nächsten 2 Wochen gesperrt war. Er versuchte uns eine Lawine zu verdeutlichen.
Als die nächste Woche begann war auch schon mein Geburtstag und ich hatte nach einer halben Ewigkeit mal wieder Sushi gegessen. Der Geburtstag war sehr schön und ich habe viele praktische Geschenke bekommen. Die restliche Woche verging wie im Flug und dann saß ich auch schon im Bus nach Russe.
Ab da begann ein kleines Spontan-Abenteuer. Ich wollte mich mit einer Mitfreiwilligen zum Zwischen-Seminar in der Stadt an der Donau und Rumänischen Grenze treffen, jedoch wurden meine Pläne durch eine Behörde durchkreuzt. Sophia musste einen Schrieb abholen und konnte somit nicht wie geplant am Samstag nach Russe. Um trotzdem mit ihr Zeit zu verbringen habe ich mich kurzerhand mit dem Bus auf den Weg nach Bukarest gemacht und bin dann mit dem Zug weiter nach Brasov gefahren. Die Hauptstadt von Rumänien ist sehr groß und prunktvoll hat sehr viele große Plätze und das Parlament in der Mitte ist sehr schwer zu übersehen.
Die Züge sehen im vergleich zu Deutschland, alt, aber sehr cool aus und es ist sehr angenehm mit ihnen durch die Gegend zu reisen. In Brasov angekommen habe ich den Sonntag mit einer Wanderung auf die Zinne genossen und am Montag bin ich ins Zwischenseminar gestartet.
Um das Zwischenseminar nicht zu verpassen haben wir unsere Rückreise nach Russe in die Nacht verlegt, so sind wir am Abend nach Bukarest und am frühen Morgen um 04.30 mit dem Bus wieder nach Bulgarien. Es war eine sehr schnelle Fahrt und die Grenze war sehr schnell passiert, da der Grenzbeamte mit frischen Brötchen und Kaffee „bestochen“ wurde.
In Russe fing es dann auch an richtig zu schneien und wir konnten sogar einen Schneemann bauen. Die Donau war nicht weit weg und in den Pausen des Zwischenseminars hatten wir immer einen schönen Spaziergang zur Donau. An einem Tag konnten wir sogar den Sonnenuntergang genießen.
Zurück nach Sofia hat man wieder gemerkt wie schlecht der Straßenbelag in Bulgarien ist und wie wenig Bulgaren sich darum kümmern eine Maske auf engstem Raum zu tragen. In der Hauptstadt geht es weiter mit der Arbeit und es wird auch langsam wieder wärmer, zum Wochenende erwarten wir 14 Grad.
Von Sprüchen wie „Pack ma’s bevor es uns packt!“ (Josi, 24.10.20) bis zu Stau auf der Rückfahrt, hier erfahrt ihr alles von unserer kleinen Weltreise in die bulgarische Mitte, namens Gabrovo.
Am Freitag Nachmittag ging es schon los, ich sagte bei meinen Kollegen im Goethe-Institut bescheid, dass ich etwas früher schluss machen muss, damit ich den Bus nach Gabrovo bekomme. Die Reaktion war gemischt, zwei haben sich gefreut, dass ich mir ein neues Bild von Bulgarien mache, die anderen zwei meinten zu mir, dass die Gabrovos (ich habe keine Ahnung wie die Einwohner aus Gabrovo heißen) sehr speziellen Humor haben, aber darauf komme ich noch später zurück. Wir haben uns also um 15:30 am Busbahnhof in Sofia getroffen und ich habe mich entschlossen bei dem schönen Wetter einfach hinzulaufen, vom Goethe-Institut sind das so ca. 25 min Fußweg. Sobald man aus der Innenstadt rauskommt und auf den großen Straßen am Fußweg läuft sieht man immer mehr Sinti & Roma, die hier Gypsies genannt werden und immernoch öffentlich von der Gesellschaft diskriminiert werden. Sie tragen schmutzige Kleidung, sitzen auf einem Hausvorsprung und machen schöne Musik, ich pausiere meine Musik und höre ihnen gespannt zu, am Ende werfe ich ihnen 2 Leva (ca. 1 Euro) in ihren Hut und mache mich auf dem Weg zum Bus. Am Busbahnhof angekommen warten schon Josi und Karla auf mich. Nele kommt in wenigen Minuten auch dazu. Wir warten in der warmen Sonne (wohlbemerkt Mitten im Oktober und wir hatten 24 °C) auf den Bus. An unserem Busgleis Nummer 32 kommt ein blauer Bus zum stehen, ein Busfahrer mit der Maske bis zur Nase steigt aus dem Bus und öffnet die Kofferraumklappe, wir können einsteigen. Ich halte noch mein wie ein Kassenbon aussehendes Ticket dem Busfahrer unter die Nase aber der winkt ab und macht mir verständlich einfach einzusteigen. Sonst wird das Ticket auch nicht kontrolliert, es kommt nur eine Frau kurz in den Bus um nachzuzählen, wieviele Leute im Bus sind.
Sobald sich der Bus in Bewegung setzt, ergattern sich manche Fahrgäste leere Sitzreihen und die Sitzsituation wird etwas entspannter. Wir brauchen ungefähr eine halbe Stunde bis wir alle Vororte Sofia’s abgefahren haben und uns auf eine Autobahn begeben. Da Sofia in einem Tal liegt und unser Ziel ca. 150 Kilometer östlich und etwas höher liegt erwarten uns direkt die Berge mit wunderschönen herbstlichen Wäldern. Im Bus dann wird ein bisschen gequatscht, bis wir beide (Nele und Ich) auf den Konsens kommen, dass wir beide von der Woche sehr geschafft sind. Ich wähle mich in das Bus-Wlan ein und genieße Musik aus meinen Kopfhörern, dabei genieße ich draußen die Landschaft. Es gibt noch sehr viele Grüne Bäume aber manche verfärben sich auch schon gelb. Nach einiger Zeit fahren wir durch zwei Tunnel, wovon noch einer gebaut wird und wir wegen der Ampelschaltung kurzzeitig im Stau stehen. Dann fahren wir von der Autobahn ab und begeben uns auf eine Art Landstraße, diese hat deutlich mehr Schlaglöcher und der (deutsche) Bus quietscht und rüttelt immer mehr. Nicht, dass ich Angst hatte, dass er auseinander fallen würde, aber ich hab mich schon gewundert, was denn passieren würde, wenn man mit einem Reisebus mitten in Bulgarien liegen bleibt. Bevor ich mich versah waren wir auch schon bei unserem ersten Stop. In einer kleinen Stadt namens Sevlievo, dort sah man tolle alte Plattenbauten, mit verblätterter Fassade, die in den Landesfarben gestrichen. Der Busbahnhof ist klein und unser Stopp beträgt auch nur 5 Minuten, dann geht es weiter auf die letzten 30 Kilometer Richtung Gabrovo.
3 Priesen wiegen so viel wie ein Ostfriese – Tom, 23.10.20
Angekommen in Gabrovo sehen wir uns Freiwillige (bis auf Pius) zum ersten Mal. Es ist komisch, weil irgendwie kennen wir uns schon, aber irgendwie auch nicht. Wir haben uns alle schon 10 Tage am Stück über Zoom gesehen und viel miteinander gequatscht. Aber uns so in Person zu sehen und zu staunen wie groß oder auch klein manche sind. Als wir dann alle beisammen haben (Paula kam 10 Minuten später als wir an) machten wir uns auf den Weg zur Wohnung von Tom und Connor, die in Gabrovo leben und ihr FÖJ an dem lokalen Nationalpark machen. Auf dem Weg kommen wir an einem Supermarkt vorbei, wo wir uns mit Bier und Wein eindecken, gerade als wir los wollen kommt ein Security Mann aus dem Laden und fragt uns wo wir denn wohnen. Wir sind ganz perplex und geben die Adresse von Tom und Connor durch, er meint okay, dann könnt ihr ja die Flaschen später wieder herbringen. Es gibt also doch ein Pfandsystem, aber ich blicke es noch nicht ganz richtig. Bei Tom und Connor angekommen gab es ersteinmal Nudeln mit Pesto, da Pius noch nicht da war passte auch alles mit den Tellern und Löffeln. Danach gab es noch ein paar Bier und am Ende (um genau zu sein gegen 11 Uhr Nachts) noch Eierkuchen.
Am nächsten Morgen klebte ein Zettel in deutscher Schrift an der Tür, mit dem Hinweis, dass wir wohl zu laut waren und dies nur ein Hinweis war, weil sie wohl bei dem nächsten Mal die Polizei rufen werden. Kurz nachdem wir dann auch aufgestanden waren, stand schon die Ansprechperson von Tom und Connor vor unserer Tür, er war gekommen um uns abzuholen und mit uns in das Dorf Etara zu fahren, wo es ein Open-Air ethnographisches Museum über Bulgarien gab. Bevor wir den Bus genommen haben, zeigte er uns ein wenig die Stadt und erklärte uns die Geschichte. Nach einer halben Stunde sitzen wir im Bus nach Etara, es geht durch die Vororte Gabrovo’s.
Ich frage Sergej nach der seiner Meinung wie er zur EU steht und was er von den Protesten hält. Er erzählt mir, dass er die Proteste sehr wichtig findet, weil Bulgarien sich bereits seit 11 Jahre in einer Übergangsphase befindet. Der jetzige Premier wurde eigentlich schon seit sehr langer Zeit abgewählt, kann sich aber immernoch irgendwie an der Macht halten. Er erzählt mir von dubiosen Versicherungsfirmen mit denen der Premier seine Millionen macht. Er schüchtert wohl seine eigenen Mitbürger ein und versucht ihnen dann eine überteuerte Versicherung anzudrehen. Dabei kennt er wohl keine Grenzen. Sergej findet es zwar gut, dass Bulgarien der EU beigetreten ist, aber er findet es sollte auch etwas passieren, das System sei wohl noch korrupter geworden, als es vor dem EU-Beitritt war. Und es ändere sich nichts, weil Bulgarien ein wichtiger Geopolitischer Partner und die Konservative EVP-Partei im Europäischen Parlament unterstütze. Der Premier sei sogar im Gefängnis gewesen, in Tschechien, verurteilt wegen Prostitution und Drogenhandel. Sergej meint zu mir, viele hier mögen die EU, aber sie wollen dass sich was ändert und sie merken, dass sich nichts ändert, deshalb gehen sie seit mehr als 100 Tagen auf die Straße und fordern seinen Rücktritt und vorgezogene Neuwahlen. Ich habe ihn noch gefragt, was er denkt wenn jetzt Wahlen sind, er meinte zu mir er hofft, dass es freie Wahlen sind und es einen Machtwechsel gibt.
Mit den letzten Worten unseres Gespräches waren wir auch schon in Etara. Und liefen in Richtung des Museums. Am Museum angekommen zeigt er uns verschiedene Häuser mit großen Wasserrädern an der Seite, die Bulgarien benutzten oder benutzen heute noch die Kraft von Bergflüssen um ihre Maschinen anzutreiben, abgesehen von Wassermühlen benutzen sie die Wasserräder fürs Waschen und Schnitzen von Gegenständen. Das Museum hatte zwar Ticket-Büros aber alle waren geschlossen, als wir an diesen vorbeikamen. Nachdem wir eine Runde durch das Museum gemacht haben dürften wir ein malziges Getränk namens Bouza ausprobieren. Es schmeckt so wie Kraftmalz hat aber noch einen sauren Nachgeschmack, nicht wirklich lecker aber hier wirklich das Lieblingsgetränk. Danach gab es Mittag essen, da kam dann auch Pius dazu, der den Bus aus Haskovo am frühen morgen genommen hat.
Sergej hat uns zum Mittag dann verlassen, er hatte nach andere Pläne, wir haben uns alle bedankt. Zum Mittag gab es ein Knoblauch Brot und gerollte Weinblätter mit Reis. Nachdem wir alle gestärkt waren ging es los zum Wandern, wir gingen sogar bei einem markierten Weg hinein hatten aber nach wenigen Minuten schon den Weg wieder verloren und gingen dann einfach Quer-Feld-Ein. Nach ca. 40 minuten kamen wir in ein sehr süßes kleines Kloster mit Kirche. Es gab eine wunderschöne Aussicht. Das Quellwasser aus dem Brunnen hat uns bei einer wohl verdienten Pause geholfen und auf dem Rückweg haben wir sogar den richtigen Wanderweg
gefunden. Zurück im Museum fiel uns auf, dass sie gleich schließen wollten, also haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht und an der Bus Haltestelle auf einen Bus gewartet. Aus den Fahrplänen wurden wir nicht so richtig schlau, also haben wir kurz Sergej angerufen und er hat uns gesagt, dass der Bus in 7 Minuten kommen sollte. Als der Bus da war, haben wir Tickets am Busfahrer geholt und waren innerhalb 15 Minuten wieder in der Innenstadt, dann haben wir uns aufgeteilt, ich war beim Busbahnhof um mir Tickets für die Rückfahrt am Sonntag zu besorgen, leider konnte man diese erst am Tag der abfahrt erwerben, aber wir wussten auf jeden Fall wann wir zurück fahren wollten.
Ich mag die Limonade, ich glaube ich habe das gleiche Spüli – Karla 23.10.20 (unsere Limonade sah aus wie Spüli)
Zurück zuhause gab es dann Eintopf und schon ein oder zwei Bier. Da wir nicht mehr zuhause so laut sein konnten waren wir noch ein bisschen in der Stadt unterwegs. Da es in Gabrovo wohl kaum Clubs gibt und alle aufgrund der aktuellen Umstände geschlossen sind haben wir ein Paar gefragt und wurden an eine Bar namens Allegro, am Rathaus verwiesen. Kurz danach wurden erstmal mit von der Polizei aufgehalten. Sie konnten kein Englisch und wir kein Bulgarisch uns wurde verstänlich gemacht, dass Alkohol auf der Straße nicht erlaubt ist. Danach sind wir zum Rathaus und haben die Bar gesucht, nach vergeblichen suchen haben wir laute Musik gehört und sind der gefolgt. Aus dem roten Audi dröhnt „Losing It“ von Fisher, wir fragen nach wo die nächste Bar ist und landen 5 min darauf in einer Shisha Bar mit tiefen Sofas. Dort hatten wir ein paar Drinks und tolle Gespräche, dann ging es wieder zurück und wir sind alle ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen nahmen wir uns vor in das Humor-Museum zu gehen, leider hatten wir nix zum frühstück da und hatten uns dementsprechend in der Stadt etwas suchen wollen. Leider gibt es keine Mentalität wie in Sofia, da sind auch alle Läden am Sonntag geöffnet. Wir hatten Glück, der Markt, ein Imker und der Billa hatte noch offen. Also habe ich mich für 10 Leva beim Imker mit Honig eingedeckt und dann sind wir zum Billa etwas essbares ergattern. Nachdem wir was gegessen hatten haben wir schon Pius und Paula zum Bus bringen müssen. Danach waren wir im Museum, es
war nicht wirklich ein Humor Museum, sondern eher ein Kunst-Cartoon-Witze Museum, also eigentlich alles was sie da haben. Es gab sogar ein Spiegel Kabinett. Danach ging es auch schon wieder zu den Jungs und dann zum Busbahnhof, wo wir uns alle verabschiedet haben. Auf dem Rückweg sind wir noch in den Regen und Stau geraten. Regen in der Nähe von Bergen sieht so in interessant aus, weil die Wolken so sehr über den Bergen hängen.
Es war eine schöne Zeit mit allen, aber auch anstrengend. Wieder „zuhause“ in Sofia zu sein ist auch ein komisches Gefühl, aber man gewöhnt sich daran. Immerhin freut man sich, wenn man wieder