Ahoj zu einem neuen Beitrag!
Nachdem die vergangene Woche an sich nicht besonders viel Berichtenswertes hergibt, möchte ich es kurz machen und fast direkt zum Wochenende übergehen, welches es durchaus wert ist, hier festgehalten zu werden.
Aber erst noch einmal kurz zur Woche.
Der Unterricht verlief noch größtenteils normal, zumindest der, der stattfand. Viele Stunden fanden nämlich gar nicht erst statt, weil die Klassen oder Lehrkräfte auf einen Ausflug oder bei einem anderen Projekt waren.
Mir war das ehrlich gesagt gerade recht, denn so hatte ich genug Zeit, mich um meine Unibewerbungen zu kümmern, die nicht ganz so glatt liefen, wie erwartet und daher deutlich mehr Zeit und Nerven in Anspruch nahmen als gedacht.
Ein paar Beinahe-Nervenzusammenbrüche und viele Flüche später war dann aber der Großteil erledigt und es wurde Zeit, auch noch etwas für mein Tschechisch zu tun und gleichzeitig noch ein neues Café kennenzulernen. Und wie könnte man beides besser kombinieren als bei einer Tandemstunde? Da unser letztes Treffen schon etwas länger zurücklag, war mein Tschechisch ein wenig eingerostet, taute aber schneller als gedacht wieder auf.
Abgesehen von diesem kleinen Highlight, war die Woche allerdings wirklich sehr unspektakulär und da ich das Gefühl habe, dass das Wochenende sowieso so viel hergibt, dass der Beitrag so oder so wieder lang werden wird, springen wir jetzt einfach bis zum Freitagmittag.
Da machte ich mich nämlich mit gepacktem Rucksack auf den Weg zum Busbahnhof, um von dort in Richtung Slowakei aufzubrechen. Der Titel hat auch schon verraten, wohin genau es gehen sollte: In die Tatra! Genauer gesagt in die Hohe Tatra. Dieses kleine aber feine Detail habe ich aus stilistischen Gründen (Auf in die Hohe Tatra! klingt einfach nicht so schön als Überschrift) in der Überschrift weggelassen, soll hier jetzt aber auf keinen Fall vergessen werden.
Bevor ich allerdings tatsächlich in die Hohe Tatra fuhr, war mein erstes Ziel Dolný Kubín, wo ich bei Fiona übernachten wollte. Auf dem Weg dorthin durfte ich allerdings feststellen, dass FlixBus es sehr ernst meint, wenn sie von einer Direktverbindung sprechen und so gurkten wir die ersten anderthalb Stunden über Landstraßen, von denen ich nicht einmal wusste, dass ein Bus dort überhaupt fahren kann. Er konnte aber und so kamen wir zum Glück unbeschadet, wenn auch mit ein wenig Verspätung in Žilina an, wo Erik (Freiwilliger dort) mir bei den verbleibenden 20min meiner ursrünglichen 45-minütigen Wartezeit Gesellschaft leistete, bevor ich in den Bus stieg, der mich, so glaubte ich, direkt zu Fiona bringen sollte.
Tja, der Bus fuhr auch tatsächlich durch Dolný Kubín und hielt an der richtigen Bushaltestelle, nur stieg ich aufgrund von Missverständnissen, die hier zu kompliziert zu erläutern wären, erst eine Station später und somit mitten im Nirgendwo aus. „Was solls“, dachte ich mir, „ich bin ja schließlich hier um wandern zu gehen und drei Kilometer geht ja noch.“ Es ging auch und ich kam schließlich leicht verschwitzt und definitiv hungrig bei Fiona an.
Wenig später trudelte auch Richard ein, beziehungsweise wir holten ihn am Bahnhof ab und machten uns auf den Weg zur Pizzeria, um unsere knurrenden Mägen zu beruhigen.
Das Aufstehen am nächsten Moren fiel einigen von uns leichter als anderen, aber da wir einen straffen Zeitplan vor uns hatten, half alles Gejammer nichts und wir quälten uns aus dem Bett, beziehungsweise vom Boden hoch, auf dem Richard (freiwillig, wie ich an dieser Stelle anmerken möchte!) geschlafen hatte.
Unser Zeitplan sah wie folgt aus:
8:00 Uhr: Aufstehen
8:00 Uhr: Losfahren (ja, es war gestern schon etwas später, als wir uns das überlegt hatten)
8:30 Uhr: Ankommen (wo, das kommt gleich)
9:00 Uhr: wieder losfahren
9:30 Uhr: Einkaufen
10:00 Uhr: Frühstücken und Duschen
10:40 Uhr: Emilie vom Bahnhof abholen
11:30 Uhr: wieder losfahren (wohin, das kommt auch gleich)
Ich glaube, ich muss hier niemandem sagen, dass dieser Zeitplan leicht unrealistisch war und daher verschob sich zumindest der erste Teil um eine knappe halbe Stunde nach hinten.
So kamen wir erst gegen 9 Uhr an den heißen Quellen an, die am Waldrand liegen und leider nicht ganz so einsam und idyllisch waren, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Warm waren sie allerdings und so konnten wir uns trotzdem ein wenig entspannen, bevor wir uns auf den Rückweg machten, einen Turboeinkauf hinlegten, unser Frühstück, das wir uns auch erst noch kaufen mussten, auf den Kaufland-Parkplatz verlegten und schließlich direkt zum Bahnhof fuhren, um dort Emilie (Freiwillige aus Michalovce) einzusammeln, zu Fionas Wohnung zu düsen, zu packen, zu duschen und schließlich halbwegs pünktlich um halb 12 wieder im Auto zu sitzen.
Noch ging es allerdings nicht in die Tatra, denn da sollte das Wetter schlecht werden, was sich zum Wandern natürlich nicht gerade eignete. Daher hatten wir uns für den Samstag ein anderes, nicht ganz so freudiges Ziel vorgenommen: das Konzentrationslager Auschwitz in Polen. Von uns Vieren war noch niemand dort gewesen und so hatten wir beschlossen, dass das jetzt wohl der richtige Zeitpunkt war. Nach einer zweistündigen Autofahrt kamen wir schließlich an und das Erste was uns auffiel, war, dass direkt hinter den Stacheldrahtzäunen und Mauern das eigentliche Dorf Oświęcim lag, keine 10 Meter von dem KZ entfernt. Wie wir später während der Führung herausfanden, wurde das Dorf allerdings damals abgerissen, die Bewohner wurden umgesiedelt und die Baumaterialien der Häuser zum Bau des Lagers genutzt. Bevor die Führung begann, mussten wir zunächst durch eine Reihe von Sicherheitskontrollen. Die Führung selbst dauerte dann 3,5 Stunden und führte durch das Stammlager Auschwitz und auch das Vernichtungslager Birkenau. Während das Stammlager selbst, würde man seine Funktion nicht kennen, von außen noch beinahe unscheinbar wirkt, mit den Backsteingebäuden und grünen Wiesen und Bäumen dazwischen, strahlt das Vernichtungslager Birkenau mit seinen schieren Ausmaßen, den Ruinen der Baracken, die sich erstrecken, soweit das Auge reicht, den Gaskammern, die auch das Feuer der Nazis nicht ganz zerstören konnten und den Verbrennungsöfen noch heute eine grausame Atmosphäre aus.
Dennoch würde ich den Besuch jedem empfehlen, am besten mit Leuten, mit denen man sich hinterher über das Gesehene und Gehörte austauschen kann.
Genau das taten wir auch auf dem Rückweg im Auto und so kamen wir schließlich einigermaßen gefasst an unserem nächsten Ziel an. Nachdem wir nämlich Richard am Bahnhof abgeliefert haben, machten wir uns endlich auf den Weg in die Hohe Tatra, genauer gesagt nach Štrbské Pleso, wo wir ein AirBnB gemietet hatten, in dem schon die andere Hälfte unserer Wandergruppe auf uns wartete. Da es scheinbar langsam zur Tradition wird, mit Freiwilligen AirBnBs mit zu wenig Betten zu mieten, wurde es auch dieses Mal wieder recht eng.
Dennoch standen wir am nächsten Morgen einigermaßen erholt auf und machten uns, dieses Mal pünktlich um 8, auf den Weg in Richtung Hohe Tatra, die wir gestern, da wir im Dunkeln angekommen waren, gar nicht gesehen hatten.
Umso mehr sahen wir dafür an diesem Tag, denn nach einem gemütlichen Anstieg durch den Wald standen wir plötzlich direkt vor einem der schönsten Panoramen, das ich je gesehen hatte.
Mit diesem unglaublichen Ausblick vor uns ging es weiter, vorbei an einer Quelle, an der wir unsere Wasserflaschen mit dem besten Wasser, das ich seit Langem getrunken habe, füllen konnten und über einen Steinpfad, bis zum Popradske Pleso, der bereits mitten in der Hohen Tatra liegt.
An diesem See machten wir die erste Pause, hielten (teilweise nicht ganz freiwillig) die Füße ins Wasser, schnippten ein paar Steine und machten natürlich zahlreiche Fotos.
Schließlich ging es dann aber weiter, denn der anstrengende Teil der Wanderung stand uns noch bevor.
War es mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht so bewusst gewesen, wurde mir jetzt klar, dass wir einen der wunderschönen, aber auch sehr hohen Berge, die uns umgaben, besteigen würden. Oder eigentlich war es mir klar, aber was Leonie mit der Aussage „Und dann geht es ewig im Zickzack nach oben und man sieht die ganze Strecke.“ meinte und vor allem, das ewig hier keine Übertreibung war, das wurde mir erst hier so richtig bewusst.
Es ging also auf in Richtung Ostrva, wie der Berg hieß (nicht zu verwechseln mit der tschechischen Stadt Ostrava), und begleitet von viel Geschnaufe und ein paar angestimmten Liedern die allerdings ziemlich schnell wieder abbrachen (ob das an fehlender Textsicherheit oder fehlendem Atem lag, das sei jetzt mal dahingestellt) erreichten wir nach circa einer Stunde endlich das erste Ziel.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer Runde Kekse, beschlossen wir allerdings, keine halben Sachen zu machen und auch WIRKLICH auf den Gipfel zu wandern, denn noch ging es noch höher.
Genau diese Tatsache „es geht noch höher“, ließ uns dann nach einer Viertelstunde auch feststellen, dass wir bisher munter um den Berg herumgelaufen waren, der Weg allerdings keine Anstalten machte, uns auf den Gipfel zu bringen. Also hieß es: umdrehen und den gut sichtbaren, einigermaßen flachen und recht befestigten Weg verlassen und stattdessen den kaum sichtbaren Pfad, der mehr oder weniger direkt auf den Gipfel führte, nehmen. Noch mehr Schnaufen und keine Lieder später, erreichten wir dann aber wirklich den Gipfel. Oder zumindest das, was wir als Gipfel durchgehen lassen konnten. Denn wie es ein Gebirge nun mal so an sich hat, geht es immer noch höher.
Pünktlich um 12 konnten wir also unser Vesper genießen und hatten dabei den besten Ausblick überhaupt. Was uns schließlich dazu veranlasste, wieder aufzubrechen und diesen Ausblick aufzugeben, war zum einen die Kälte, denn auf über 2000 Metern ist es auch jetzt noch recht kühl und zum anderen die dunkle Wolke, die auf einmal hinter uns auftauchte. Wer jetzt denkt einen Berg wieder nach unten zu kommen, ist eine Kleinigkeit, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Denn der Abstieg erfordert fast noch mehr Konzentration als der Aufstieg und ist vor allem eines: nicht kniefreundlich.
Als wir schließlich dennoch heile unten ankamen, waren wir also entsprechend erschlagen und machten uns schließlich nach einer kurzen Pause am See vollends auf den Rückweg.
18,9km und 990 Höhenmeter später, kamen wir wieder an unserem Startpunkt an, wo dann auch kurz Hektik ausbrach, da wir alle gerne unseren Zug bekommen wollten. Da ich nicht damit gerechnet hatte, dass wir so früh schon wieder zurückkommen würden, freute auch ich mich darauf, noch einen Zug nach Brno zu bekommen. So dachte ich zumindest. Denn die unerfreuliche Nachricht, die mir die Frau am Schalter schließlich auf Slowakisch mitteilte, lautete: „Der Zug ist leider voll.“ Damit war zumindest klar, dass ich es an diesem Tag nicht mehr nach Hause schaffen würde. Zum Glück gibt es aber das kulturweit-Freiwilligennetz und nach einem kurzen Anruf war klar, bei Richard in Bratislava gibt es ein Plätzchen für mich. Jetzt musste ich nur noch nach Bratislava kommen, was ja wohl nicht so schwer sein sollte. Nach dem wir uns von Leonie, Nadja, Emilie und Luca verabschiedet hatten, fuhren Fiona und ich Erik zum Bahnhof, nur um dort die anderen noch einmal zu treffen, gemeinsam auf deren Züge zu warten und uns schließlich noch einmal und dieses Mal wahrscheinlich wirklich bis zum Nachbereitungsseminar zu verabschieden.
Dann machte ich mich zum zweiten Mal an diesem Nachmittag auf den Weg zum Schalter, um mein Ticket nach Bratislava zu kaufen. Immerhin, die dritte Verbindung war noch nicht überfüllt und so hatte ich schließlich endlich ein Ticket und Fiona und ich nutzen die Zeit, bis mein Zug fuhr, um uns mit einer Pizza für die Wanderung zu belohnen (eigentlich war der Ausblick an sich schon Belohnung genug, unser Magen verlangte allerdings auch noch nach etwas Aufmerksamkeit).
Endlich im Zug, konnte ich meine steifen Beine ein wenig ausstrecken (das ganze Abteil war voll mit Wanderern und so stanken wir immerhin alle gleich verschwitzt) und kam schließlich hundemüde in Bratislava an, wo ich schließlich in Richards Wohnung meinen Schlafplatz für die Nacht bezog – ein Sofa, dass mir in diesem Moment wie das Gemütlichste auf der ganzen Welt vorkam.
Wie und vor allem, wann ich es dann endlich nach Brno geschafft habe, das ist dann Teil des nächsten Beitrags, der hier ist sowieso schon wieder lang genug. Also sage ich bis dahin Ahoj und Dobrou noc!
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