Balkantour Teil 2 (Woche 44)

Tag 10 ( Montag 11.07.22): Tirana

Die letzte Nacht mussten wir nicht mehr auf der Couch verbringen, sondern konnten uns gemütlich in unseren Betten ausruhen, sodass wir und am Morgen erholt auf den Weg in Richtung Dajti, den Hausberg Tiranas machen. Mit dem Bus geht es bis zur Gondelstation, wobei wir sehr froh sind, im Stadtverkehr von Tirana nicht selbst fahren zu müssen. Mit der Gondel geht es dann auf den Berg, wo wir erstmal überrascht feststellen, wie nah Tirana tatsächlich am Meer liegt. Das Meer zu sehen, lässt auch unsere Vorfreude auf unseren nächsten Stopp: Kotor, steigen.

Zu Fuß machen wir uns von der Gondel aus auf den Weg in Richtung Wald, beziehungsweise ist das Motto: einfach weg von dem Tourizeug.

Ganz hinten kann man das Meer erahnen.

Das gelingt uns auch und wir finden den wohl schönsten Aussichtspunkt überhaupt. Und das Beste: wir sind die einzigen Menschen.

Ich versperre leider den Blick auf den schönsten Teil des Ausblicks: den Bergsee.

Zurück am Fuß des Dajti geht es für uns noch unter den Berg, in das BunkART Museum, eine Ausstellung zur Geschichte des Sozialismus in einem ehemaligen Atomschutzbunker. Die Atmosphäre ist spannend, die Ausstellung an sich leider sehr textlastig und irgendwann wird es in dem Bunker auch so kalt, dass man die Ausstellung nicht mehr richtig genießen kann.

Selbstauslöser tuts auch.

Für ein bisschen Authentizität: so bin ich die meiste Zeit durch die Gegend gelaufen.

Ups, da hab ich mir doch beinahe den Kopf angehauen.

Fiona passiert das zum Glück nicht.

Etwas durchgefrohren geht es von dem Museum mit dem Bus zurück ins Zentrum, wo wir noch ein Eis essen und Postkarten kaufen und einen kurzen Stopp im Hostel einlegen, bevor wir zum Abendessem zurück in die Stadt gehen. Nach der leckeren Pizza seit Langem, treffen wir uns mit Tobi im Komiteti, einer sehr coolen Bar, probieren das lokale Bier und gehen schließlich später als geplant zum Hostel zurück, um zumindest noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.

Tag 11 (Dienstag 12.07.22): Tirana-Kotor

Den Schlaf brauchen wir, da es am nächsten Morgen schon früh nach Kotor in Montenegro geht.

Zunächst läuft auch alles gut, wir sind schneller als gedacht über der Grenze und näheren uns Podgorica, der Hauptstadt von Montenegro. Kurz vor der Stadt stehen wir dann erst einmal im Stau und sind fasziniert davon, wie mit dem Stau umgegangen wird. Er wird nämlich einfach umfahren, indem kurzerhand auf die Wiese neben der Straße ausgewichen wird. Und zwar nicht nur Autos, sondern auch Reisebusse und LKWs. Als wir dann in Podgorica sind, brauchen wir ein paar Sekunden, bis wir realisieren, dass das tatsächlich die Hauptstadt ist. Denn das Zentrum scheint ein großer Kreisverkehr zu sein und danach ist man wieder im Nirgendwo. Das Nirgendwo verwandelt sich langsam in Berge und schließlich fahren wir eine der schönsten Panoramastraßen überhaupt entlang.

Der Blick aus dem Busfenster.

Kurz vor Kotor, es sind noch 20min und wir sind sowieso schon eine Stunde zu spät, geht es dann plötzlich nicht mehr weiter. Irgendwas mit dem Bus. Irgendwann kommt dann der Ersatzbus und wir trudeln schließlich 2,5h später als geplant in Kotor ein, wo wir erst einmal die Wohnung finden müssen. Einmal gefunden, machen wir uns direkt auf den Weg zum Strand, wo wir die letzten Sonnenstrahlen nutzen und den atemberaubenden Blick auf die Berge um uns herum genießen.

Abendstimmung:)

Den Abend verbringen wir gemütlich in der Wohnung, kochen, waschen unsere Wäsche und genießen es, einmal allein zu sein.

Tag 12 (Mittwoch 13.07.22): Kotor

Eigentlich wollten wir morgens aufstehen, um direkt auf den Berg zu wandern. Wir sind allerdings so erschlagen von den letzten Wochen, dass wir kurzerhand beschließen, auszuschlafen, als der Wecker klingelt und wir und partout nicht aus dem Bett bewegen können.

Die Entscheidung erweist sich als goldrichtig, denn nach einem gemütlichen Frühstück, bummeln wir ein wenig durch die unglaublich schöne und total verwinkelte Altstadt und genießen es fast ein bisschen, mal wieder unter Touristen zu sein und nicht aufzufallen. Von der Altstadt aus, geht es direkt an den Strand, wo wir das kalte aber klare Wasser genießen und vor allem den einmaligen Blick.

Die Altstadt von Kotor. Oder zumindest ihre Dächer.

Zurück in der Wohnung, schnüren wir dann doch noch unsere Sportschuhe und machen uns auf den Weg zur „Leiter von Kotor“, einer alten Handelsstraße. Wir sind leicht schockiert, als wir feststellen, dass man für den Wanderweg tatsächlich Geld bezahlen muss, geben uns dann aber einen Ruck und können jetzt sagen, der Blick lohnt sich auf jeden Fall, besonders bei Abendlicht, aber nächstes Mal würden wir uns  einen anderen, kostenlosen Aufstieg suchen.

Da war ich noch nicht knallrot im Gesicht.

Hier dann schon ein bisschen mehr.

Aber für diesen Blick lohnt es sich!

Zurück in der Stadt holen wir in unserer Wohnung den vorbereiteten Nudelsalat und machen uns mit dem Topf im Arm auf den Weg ans Meer. Mit so einem Blick schmeckt der Nudelsalat gleich doppelt so gut und zurück in der Wohnung, fallen wir nach packen und aufräumen, todmüde ins Bett.

Tag 13 (Donnerstag 14.07.22): Kotor – Sarajevo

Früh morgens heißt es: Aufstehen und ab zum Busbahnhof. Von dort geht unser Bus nach Sarajevo und nach einigem Hin und Her, haben wir auch endlich ein Ticket, um den Busbahnhof überhaupt betreten zu können (eine nervige Angewohnheit der Busbahnhöfe hier). Im Bus schlafe ich zumindest nochmal, bis wir an der Grenze stehen. Das geht zum Glück recht zügig, die schwierigste Grenze scheint wirklich die serbische zu sein. Egal ob man rein oder raus will. Hinter der Grenze wartet dann allerdings eine Strecke auf uns, die zwar schön, aber auch dermaßen kurvig ist, dass ich, als nach einer Stunde immer noch kein Ende in Sicht ist, schließlich doch zu meinen Reisekaugummis greifen muss. Damit geht es besser und auf dem letzten Stück ist die Landschaft dann wieder so unglaublich schön, dass die Übelkeit vergessen ist. Noch so eine Angewohnheit der Busfahrer ist es, regelmäßige Pausen von 20 Minuten zu machen, sodass man im Grunde immer eine Stunde zu spät kommt. So auch dieses Mal.

In dem Wasser würde ich gerne schwimmen.

Am Busbahnhof wollen wir dann noch unser Ticket nach Zadar kaufen. Die Betonung liegt auf wollen, denn die Busverbindung existiert aus irgendeinem Grund nicht (mehr). Nach einigem Durcheinander buchen wir schließlich einen Bus nach Split für morgen Nachmittag, sodass wir weniger Zeit in Sarajevo haben und eine Nacht ohne Hostel o.Ä. in Split. Wir sind gespannt.

Schade ist es auf jeden Fall, dass wir weniger Zeit in Sarajevo haben, denn das, was wir an diesem Abend schon sehen, ist wirklich schön. Den Sonnenuntergang genießen wir von der gelben Bastion aus, nachdem es in den „singenden Brennnesseln“ noch typisch bosnische Küche auf vegetarische Art gab. Den restlichen Abend verbringen wir auf den Stufen der Kathedrale wo wir auch zwei andere Deutsche wiedersehen, die mit uns im Bus waren und bekommen schließlich vom Besitzer des Hostels noch einen Rakija spendiert, der Schnaps des Balkans, der in jedem Land, im Grunde in jeder Familie, anders schmeckt.

Blick über Sarajevo.

Tag 14 (Freitag, 15.07.22): Sarajevo-Split

Den Tag beginnen wir mit einem leckeren Frühstück vom Bäcker und -in meinem Fall- mit einem Cappuccino. Dann geht es direkt zur Free Walking Tour, bei der wir Nike und Christina, die beiden Deutschen aus dem Bus, wiedersehen.

Die Tour, die wir dann machen, ist eine der besten Free Walking Tours, an denen ich bereits teilgenommen habe. Wir erfahren nicht nur viel über die (für uns alle) sehr bedeutende Geschichte von Sarajevo, sondern auch über die Kultur und insbesondere das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und die aktuelle Situation in Bosnien-Herzegowina. Wer wusste zum Beispiel, dass das Land aus drei Teilen besteht und damit auch drei Präsidenten hat, oder dass die Flagge von der UN ausgewählt wurde und die Sterne die EU repräsentieren(obwohl Bosnien-Herzegowina nicht einmal Mitglied ist)? Die Bevölkerung ist übrigens nicht glücklich über die Flagge.

Die Brücke, auf der der erste Weltkrieg begann (oder zumindest ausgelöst wurde).

Zwei Kulturen treffen aufeinander: die Österreichisch-Ungarische und die Osmanische.

In die kleinen Häuser und schmalen Gassen habe ich mich direkt verliebt

Nach der Free Walking Tour statten wir noch Emir, einem Freund einer Freundin einen Besuch in der 11/07/95 Gallery ab, wo an den Genozid von Srebrenica erinnert wird. Definitiv einen Besuch wert!

Von dort aus geht es leider schon wieder zum Hostel, um unsere Sachen zu holen und nach einem kurzen Abstecher ans Goethe-Institut, um der Freiwilligen dort Hallo zu sagen, auch schon zum Busbahnhof.

Die jetzt folgende Busfahrt wird mir definitiv im Gedächtnis bleiben und das nicht nur aufgrund der tollen Landschaft und vielen Kurven. Sondern vielmehr, weil mir bei der Grenzkontrolle der Kroaten das erste Mal ein solch offensichtlicher Rassismus begegnet ist, wie noch nie zuvor. Es gab keine Probleme mit Pässen oder Ähnlichem. Und normalerweise muss auch niemand seinen Koffer aufmachen. Nur dieses Mal. Und es traf offensichtlich nicht irgendwen, sondern alle People of Colour in unserem Bus. Die Empörung war bei den meisten Mitreisenden groß, geholfen hat das aber wenig.

Nach dieser unschönen Erfahrung, wähnen wir uns sicher vor weiteren unangenehmen Überraschungen. Allerdings haben wir nicht mit der Sturheit oder vielleicht auch Dummheit unserer Busfahrer gerechnet, die, als die Straße offensichtlich nicht befahrbar ist, da eine Hälfte nur noch ein langer, ein Meter tiefer Graben ist, trotzdem munter weiterfahren und nach 3 Kilometern einfach die Absperrung „Durchfahrt verboten“ auf die Seite räumen.

Nach dieser Busfahrt endlich in Split angekommen, machen wir uns auf den Weg in die Altstadt, wo wir zwischen all den aufgebrezelten Touristen mit unseren Rucksäcken ganz schön auffallen. Immerhin kommen wir so schnell ins Gespräch mit ein paar Finnen und später noch ein paar Engländern, sodass die ersten Stunden schnell vergehen.

Als die Stadt sich schließlich überraschend früh (2 Uhr an einem Freitag) leert, machen wir uns auf den Weg zum Strand, um dort vielleicht noch ein bisschen zu dösen.

Tag 15 (Samstag, 16.07.22): Split-Zadar

Nach einer Mini-Portion Schlaf, machen wir uns um halb fünf auf den Weg zum Busbahnhof, wo wir sehnsüchtig auf den Bus nach Zadar warten und, kaum eingestiegen, auch schon schlafen.

Viel zu schnell geht die Busfahrt vorbei und wir trotten zum Hostel, in der Hoffnung auf eine Dusche. Die bleibt uns leider verwehrt, aber immerhin unsere Rucksäcke werden wir los und so machen wir uns auf den Weg zum Strand, um dort zu duschen und noch ein wenig zu schlafen. Das klappt auch und so gehen wir gegen Mittag in die Stadt, wo wir Lea und Lotte, zwei Freiwillige aus Bosnien-Herzegowina treffen.

Viel Geschichte, aber auch viele Touristen gibt es in der Altstadt zu sehen.

Gemeinsam erkunden wir die Altstadt, hören der Meeresorgel zu und machen schließlich doch noch ein Nickerchen im Hostel, bevor wir uns am späten Nachmittag nochmal am Strand treffen, wo ich das zweite Mal an einem Tag einfach einschlafe (uneingecremt natürlich…). Wir bleiben so lange, dass wir schließlich sogar den Sonnenuntergang bewundern können und bummeln schließlich noch ein wenig am Hafen entlang und essen ein Eis, bis die vergangene Nacht schließlich ihren Tribut fordert.

Sonnenuntergänge am Meer sind das beste.

Tag 16 (Sonntag, 17.07.22): Zadar

Ausschlafen steht auch dieses Mal nicht auf dem Programm, denn wir wollen den Tag auf der Insel vor Zadar, Ugljan, verbringen. Der Plan ist, mit der Fähre überzusetzen und dann auf die andere Seite der Insel zu laufen und dort zu baden.

Der Fahrtwind tut gut bei der Hitze.

Und an dieser Stelle muss ich einmal sagen: „Glaubt nicht alles, was man euch sagt!“. Uns wurde erzählt, es sei kein Problem, in einer Stunde auf die andere Seite zu laufen, der Weg sei gut machbar. Der „Weg“ stellt sich als 2,5h lang und alles andere als einfach heraus.

Wirklich einfach. Haha.

Was uns schließlich rettet, ist die Hilfsbereitschaft anderer Menschen. Angefangen damit, dass wir von einem vorbeifahrenden Auto Wasser geschenkt bekommen. In der Bucht angekommen, genießen wir dann zwar das Wasser, uns graut es aber schon vor dem Rückweg. Und hier kommen die wirklichen Helden des Tages ins Spiel: eine tschechische Familie, die uns mit ihrem Boot nicht nur bis zur nächsten Bucht fährt, sondern uns von dort aus auch noch mit dem Auto bis zum nächsten Fährhafen. An dieser Stelle kann ich nur sagen: „Lieber Matěj, děkujeme moc, ihr habt uns vermutlich vor einem Sonnenstich bewahrt!“

Die sehr schöne Bucht und das Boot (Balu) , das uns am Ende zurückbringt.

Die Zeit bis zur nächsten Fähre verbringen wir damit, unsere Energiereserven wieder aufzuladen.

Wieder in Zadar angekommen, zieht es uns alle unter die Dusche, bevor wir uns zur Feier des letzten gemeinsamen Abends nochmal ein Restaurant gönnen wollen. Allesamt sehr hungrig genießen wir die veganen Burger und quatschen, bis uns schließlich erneut die Müdigkeit packt und wir uns mit einem Eis an den Hafen setzen, noch nicht bereit, schlafen zu gehen.

Schließlich wird es aber doch Zeit, Abschied zu nehmen. Das Gute ist, beim Nachbereitungsseminar im August sehen wir uns schon wieder.

Im Hostel muss ich noch ein wenig Packen, schließlich möchte ich, wenn ich um 6 aufstehe (ja, es wird schon wieder nichts mit Ausschlafen), nicht alle wecken.