Von Brno nach… (Woche 38)

Herzlich willkommen zu einem neuen Beitrag über eine Woche, die ich, wie der Titel schon verrät, zu einem Großteil nicht in Brno verbracht habe.

Aber von Anfang an.

Den Montag verbrachte ich noch in Brno und dort größtenteils in meiner Wohnung, da ich mich nach den vielen Besuchen der letzten Wochen erst einmal ein wenig sortieren musste. Nach ein paar Unterrichtsstunden, sowie einem intensiven „Glockenläuttraining“, dass ich in unserem Kabinett absolvierte (Warum, dazu kommen wir noch), machte ich mich dann am Nachmittag noch auf den Weg in die Kirche. Warum in die Kirche? Weil dort die Zeugnisübergabe von zwei Abschlussklassen, die ich unterrichtet hatte, stattfand. Im Anschluss präsentierten diejenigen unter den Abiturient:innen, die Abitur in Kunst, Musik oder Theater gemacht hatten, noch ihre praktische Arbeit, sodass wir uns alle ein Bild davon machen konnten, wie talentiert jede:r Einzelne von ihnen ist.

Abifeier mal anders.

Ach Brno…

Am Dienstag hatte ich dann das Gefühl, wieder einigermaßen Herrin der Lage zu sein, sodass am Nachmittag Zeit zum Einkaufen, Joggen und schließlich eine weitere IDSS Stunde blieb, bevor ich mich am Abend auf den Weg zu meinem ersten Pubquiz überhaupt machte.

Das Pubquiz war auf Deutsch, drehte sich allerdings um ganz verschiedene Themen, wobei mir die Kategorie „Online-Währungen“ definitiv am wenigsten lag. Zum Glück hatten meine Teammitglieder a.k.a andere Deutschlehrer:innen von diesem Thema etwas mehr Ahnung, sodass „Familie Boro“ (der Teamname basiert auf einem Deutschbuch und ist Lehrerhumor genau nach meinem Geschmack) schließlich auf einem klasse dritten Platz landete und sogar die Schnapsfrage gewann.

Alles richtig in der Kategorie „Sonstiges“ 🙂

Obwohl es schon spät war, als ich mich auf den Heimweg machte, musste mein Bett noch ein wenig auf mich warten, da es zunächst noch hieß: Rucksack packen.

Warum? Es sollte am nächsten Morgen nach Prag gehen, wo das Halbfinale und Finale von Jugend debattiert MOSE stattfanden.

Am Mittwochmorgen klingelte der Wecker entsprechend früh, sodass ich mich noch leicht schlaftrunken zum Bahnhof bewegte. Dort weckte mich dann aber die Anzeige „30 Minuten Verspätung“ recht unsanft vollständig auf. Da ich mit so etwas schon gerechnet hatte, kam ich schließlich trotzdem pünktlich im Goethe-Institut in Prag an, wenn auch leicht verschwitzt, nachdem ich mir mal wieder einen Wettlauf mit der Google Maps Zeitangabe geliefert hatte (ich habe gewonnen).

Nach und nach trudelten auch die Debattierenden ein, unter denen die Wiedersehensfreude riesig war, sodass direkt klar wurde: Konkurrenzdenken herrscht unter ihnen absolut nicht, stattdessen sind bereits jetzt tolle Freundschaften entstanden.

Wenig Zeit zum Verschnaufen blieb allerdings nicht, denn kaum war das Mittagessen vorbei, begann auch schon die Vorbereitung auf das Halbfinale, das in Form von zwei Debatten nacheinander zum Thema „Soll bei allgemeinen Wahlen eine Stimmabgabe per Internet ermöglicht werden?“ stattfand. Nach einer Jurybesprechung, bei der ich dabei sein durfte, da ich in den Debatten als Zeitwächterin fungierte. Konkret bedeutet dass, kurz vor Ablauf der Redezeit einmal mit der Glocke zu klingeln und bei Ablauf zwei Mal, was mehr Übung erfordert, als man denken könnte.

Noch ein letztes Mal üben mit einem großartigem Ausblick.

Die Verkündung der Ergebnisse war bei den Brünner Fans und insbesondere bei den Zuschauern unserer Schule und natürlich auch bei mir ein Grund zur Freude, denn „unser“ Debattant zog ins Finale ein!

Nach einem Expertengespräch, bei dem wir Input zum Finalthema „Sollen in der EU nationale Staatsangehörigkeiten durch eine EU-Staatsangehörigkeit ersetzt werden?“ bekamen, ließen wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen, vielen tollen Gesprächen (unter anderem einem Test, wir gut ich das ř denn inzwischen aussprechen kann, ich habe bestanden) und einem kurzen Abstecher in eine Bar ausklingen und machten wir uns schließlich auf den Weg ins Hotel, wo wir einen wenig vertrauenswürdigen Fahrstuhl vorhanden, sodass wir in den 7. Stock liefen und uns auf einem Zimmer trafen, um das Thema des morgigen Finales vorzubereiten. Der Input des Experten war von großer Hilfe, dennoch wurde es 2 Uhr, bis wir schließlich im Bett waren.

Der nächste Morgen brachte dann für manche von uns eine böse Überraschung, in Gestalt eines Stromausfalls in großen Teilen Prags. Konkret bedeutete das für uns: absolute Dunkelheit im Badezimmer (ich gehörte zum Glück nicht zu denen, die zum Zeitpunkt des Stromausfalls unter der Dusche standen) und was für einige noch viel schlimmer war: keinen Kaffee.

Nach dem Auschecken machten wir uns also auf die Suche nach einem Café, wo die Koffeinreserven aufgefüllt wurden und schließlich trudelten wir deutlich zu früh im Goethe-Institut ein.

Die Zeit bis zum Beginn des Finales verbrachten wir nicht nur mit Vorbereitungen, sondern wir bekamen auch eine exklusive Tour durch das Institut, dessen Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde und seither eine Bank, die Bulgarische Botschaft, die DDR Botschaft und schließlich das Goethe-Institut beherbergte.

Ruckzuck war der Morgen vorbei und für die Finalisten hieß es: ab in die Vorbereitung, während im Saal nach und nach die Zuschauer:innen eintrafen. Das Finale begann mit einer musikalischen Einlage und wurde schließlich von einem Vertreter der deutschen Botschaft eröffnet, der sich allerdings vor allem durch sein Verschwinden vor Beginn der Debatte hervortat.

Die Finaldebatte selbst war dann eine Debatte allererster Klasse. Umso schwerer fiel die Entscheidung und schließlich konnten zwei Debattantinnen aus Prag die Sache für sich entscheiden und werden im September bei der internationalen Finalwoche debattieren.

Im Anschluss gab es noch Kaffee und Kuchen und als wir uns schließlich auf den Weg zum Bahnhof machten, fiel allen der Abschied voneinander sichtlich schwer.

Zurück in Brno fiel ich völlig erschlagen von so vielen Eindrücken ins Bett, wo ich dank höllischer Kopfschmerzen auch den Freitag verbrachte.

Der Beitrag hieße allerdings nicht „Von Brno nach…“ wenn das der einzige Ausflug in dieser Woche gewesen wäre. Am Samstag ging es mir zum Glück schon wieder gut, sodass der spontan geplante Ausflug nach Wien stattfinden konnte. Auf halber Strecke nach Wien stieg Lucie aus Břeclav zu und gemeinsam fuhren wir nach Wien, wo wir zuerst den Garten des Schlosses Schönbrunn erkundeten und schließlich mit einem Eiskaffee in der Hand gemütlich über den Naschmarkt und durch die Innenstadt schlenderten.

Schloss Schönbrunn ohne…

…und mit uns.

So schöne Schilder hätte ich gerne in Brno.

Hungrig geworden, machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg zum Museumsquartier, wo wir mit Lucies Mitbewohnerin zum Mittagessen verabredet waren. Gemeinsam schlenderten wir danach noch ein wenig durch die Stadt, bis wir es uns in einem Park gemütlich machten und das gute Wetter genossen.

Noch hält das Wetter.

Das verflüchtigte sich allerdings schneller als uns lieb war und so flüchteten wir uns in ein Café, wo wir warteten, bis der Regen nachgelassen hatte und es schließlich Zeit war, sich auf den Rückweg zu machen.

Am Bahnhof verbrachten wir dann dank einer 45-minütigen Verspätung mehr Zeit als uns lieb war, die wir allerdings in einer Buchhandlung recht angenehm überbrücken konnten.

Der Ausflug nach Wien war allerdings keineswegs der letzte Ausflug, denn auch am Sonntag war etwas geplant. Gemeinsam mit Klára und Simona ging es nach Znojmo, eine kleine Stadt an der österreichischen Grenze, die allerdings stark an ein italienisches Städtchen erinnert und daher absolut einen Besuch wert ist.

Da war die Hitze noch auszuhalten.

Znojmo in einem Bild.

Eine kleine Erfrischung vom Bauernmarkt.

Und dann noch eine kleine Stärkung.

Erschlagen von der Hitze machten wir uns am Nachmittag auf den Rückweg, den wir in einem völlig überfüllten Bus absolvierten, der bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Rucksäcken, Isomatten und stehenden, sitzenden und verschwitzten Menschen vollgestopft war. Endlich in Brno angekommen, konnte ich es kaum erwarten, den Bus zu verlassen und machte mich nach einem kurzen Abstecher in den Supermarkt auf den Weg nach Hause.

Die nächste Woche kann ich kaum erwarten, da am Wochenende ein Ausflug ansteht, auf den ich mich schon seit Wochen freue und der wahrscheinlich einen Großteil des nächsten Beitrags einnehmen wird. Also seid gespannt!