Ahoj Slowakei (Woche 25)

Dobrý den und Jak se máš? 

Mám se dobře. (Mir geht es gut)
Die vergangene Woche bestand zum Glück nur noch zu einem kleinen Teil aus Quarantäne, den ich angesichts des ereignisreichen Rests im Grunde schon wieder vergessen habe.

Aber von vorne:

Montag:

Aufstehen, nichts tun, Frühstücken, … -Soweit ist alles beim Alten. Zum Mittagessen gibt’s Vesper. Und dann schaffe ich es tatsächlich, mich mal ein wenig zum Thema Uni zu informieren. Ein Thema, das ich das letzte halbe Jahr vor mir hergeschoben habe. So langsam wird es aber mal Zeit, mir Gedanken zu machen. Und wann habe ich diese Zeit, wenn nicht in der Quarantäne?

Damit und mit Unterrichtsvorbereitung kann man sich die Zeit ganz gut vertreiben.

Und schließlich ist es ja der vorletzte Tag. Juhuu!

Dienstag:

Heute wird der unfreiwillige Urlaub nochmal richtig ausgekostet: Ausschlafen, im Bett fläzen und Serien schauen,  Harry Potter hören und schließlich Abends: der kulturweit-Infoabend, bei dem ich als Alumna/aktuelle Freiwillige teilnehme. Wahnsinn, wie Zeit verfliegt! Vor einem Jahr, habe ich auch an einem Infoabend teilgenommen, allerdings aus der anderen Perspektive. Es macht Spaß, all die Fragen zu beantworten, mit Interessierten ins Gespräch zu kommen und Geschichten anderer Alumni zu hören.

Gleich gehts los…

Und dann ist er da: der letzte Abend in Quarantäne. Zum Glück, denn länger hätte ich es kaum ausgehalten.

 

Am Mittwoch geht es dann gnadenlos über in meine übliche Routine. Der erste Schritt aus der Tür geschaltet sich direkt als schwierig, die Treppe vor der Tür ist von Schüler:innen bevölkert. Jetzt ist es endgültig vorbei mit Ruhe und Einsamkeit. Die Unterrichtsstunden verlaufen wie immer, allerdings fällt eine Sache auf: die Schüler:innen tragen fast alle blaue oder gelbe Kleidung oder zeigen in Form von Ansteckern, Flaggen und Ähnlichem ihre Solidarität mit der Ukraine. Und die Hilfsbereitschaft ist riesig. Überall werden Spenden gesammelt, Demonstrationen organisiert, Unterkünfte angeboten, … Wie könnte es anders sein, in einem Land, dessen größte Minderheit Ukrainer:innen darstellen, das selbst zahlreiche Einmärsche verschiedener Nationen erlebt hat und dessen Bevölkerung ich von Anfang an als unglaublich hilfsbereit und warmherzig wahrgenommen habe. Und trotz all dieser positiven Energie ist eine Unsicherheit spürbar. Natürlich, Tschechien ist in der NATO, genau wie Deutschland, aber „wenn Putin die Ukraine nicht anerkennt, warum sollte er dann vor der Slowakei und Tschechien Halt machen?“ – so die Sorge einer Lehrerin.

Ich selbst kann es schlecht beurteilen. Ich fühle mich hier sicher. Und dennoch werde ich, wie alle anderen auch, die Situation im Auge behalten und helfen, wo ich kann.

Am Mittwochnachmittag stand dann ein weiteres kulturweit-Event an. Das Vorbereitungsseminar der März Ausreise. Was ich damit zu tun habe? Ich habe die Gelegenheit bekommen, den PAD/ZfA beim Partnertag zu unterstützen und als aktuelle Freiwillige meinen zukünftigen Mitfreiwilligen Fragen zu beantworten. Ich habe es sehr genossen, mit den neuen Freiwilligen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten, die mir selbst noch vor sechs Monaten auf der Seele brannten und ein bisschen an der aufgeregten und von Vorfreunde geprägten Atmosphäre teilhaben zu können, die das Vorbereitungsseminar ausmacht.

Im Anschluss ging es dann direkt weiter, denn eine lang geplante Reise stand an: es sollte nach Košice in der Slowakei gehen. Nach einigem Hin und Her und regem Austausch über die Situation mit den Freiwilligen vor Ort, entschied ich mich schlussendlich dazu, zu fahren.

Das ganze Abteil für mich – kein Wunder um kurz vor Mitternacht…

Der Grund, warum ich bereits am Mittwoch in die Frühlingsferien starten konnte, war ein online „Jugend debattiert“ Seminar, mit dem ich im Grunde den gesamten Donnerstag und Freitag verbrachte, bevor mir Leonie und Nadja, zwei Freiwillige, gemeinsam mit Zuzana, einer slowakischen Freundin, Nachmittags die Stadt zeigten. Und die Altstadt lässt sich wirklich sehen!

Die Hauptstraße

Das Stadttheater

Die Handwerkergasse

Das Bettlerhaus

Der östlichste gotische Dom der Welt.

Nach einem kurzen Zwischenstopp für die beste heiße Schokolade in Košice, machten wir uns schließlich auf den Rückweg zu Leonies Wohnung, bevor es Abends wieder zurück in die Stadt ging. Nach einem kurzen Stopp beim besten Vietnamesen in Košice (ich bekam in den letzten Tagen oft die Gelegenheit, die besten … in Košice zu probieren), machten wir es uns in einer Bar gemütlich, wo wir auch auf Luca, den dritten Freiwilligen in Košice und weitere Freund:innen trafen.

Damit war der Abend aber noch nicht vorbei, denn es zog uns ins benachbarte „Piano“, eine Bar mit kleiner Tanzfläche, die wir unsicher machten, bis die Bar schloss, sodass wir uns auf die Suche nach etwas zu Essen machten. Fündig wurden wir schließlich erst in Leonies Tiefkühlfach und fielen schließlich todmüde aber immerhin satt ins Bett.

Entsprechend spät wurde es dann auch am nächsten Morgen, für den wir uns zum Pfannkuchen essen verabredet hatten. Es war Mittag, als schließlich alle eintrudelten und wir es uns mit Pfannkuchen und dringend benötigtem Kaffee auf dem Sofa gemütlich machten. Dort blieben wir dann auch und schmiedeten Pläne für Sonntag, bis Luca, Nadja und Zuzana für einen kurzen Powernap nach Hause gingen, nur um zwei Stunden später zum Halušky kochen, einer slowakischen Spezialität, wieder zu kommen. Und auch hier konnte ich dank Zuzanas Kochkünsten die besten Halušky in Košice essen.

 

Halušky – besteht aus Kartoffeln und gaaanz viel Käse.

So gestärkt machten wir uns schließlich gemeinsam auf den Weg in eine weitere Bar, die ich unbedingt gesehen haben musste. Die vergangene Nacht steckte uns allerdings allen noch in den Knochen, sodass es nicht allzu spät wurde. Und schließlich hatten wir ja auch Pläne für den nächsten Tag.

Also trafen wir uns am nächsten Morgen einigermaßen erholt und mit Rucksäcken und Wandermontur ausgestattet, um zu einer nahegelegenen Schlucht zu fahren. Begleitet von armenischer Musik (Zuzanas und Nadjas Reise nach Armenien hat ihren Musikgeschmack nachhaltig geprägt), kamen wir schließlich bei strahlendem Sonnenschein an und genossen das Wetter und die atemberaubende Natur.

Da fanden wir das Eis noch klasse…

…da dann nicht mehr so.

Der Ausblick war atemberaubend.

Und er wurde immer besser.

Vesperpause

Den Tag ließen wir mit den besten Zimtschnecken in Košice ausklingen, die gleichzeitig auch unser Abendessen darstellten. Gemeinsam korrigierten wir noch ein paar Aufsätze, ließen die vergangenen Tage Revue passieren und schmiedeten fleißig Pläne für ein baldiges Wiedersehen, denn die letzten Tage gingen viel zu schnell vorbei.

Streng genommen gingen nicht nur die letzten Tage zu schnell vorbei, sondern das letzte halbe Jahr. Das wurde uns allen schmerzlich bewusst, mit Blick auf die wenigen Monate, bis das Schuljahr endet und die Tatsache, dass für einige Freiwillige im Februar der Freiwilligendienst zu Ende war und wir sie noch eine ganze Weile vermissen werden.

Gleichzeitig kommen aber bald schon wieder neue Freiwillige, auf die wir uns freuen und schließlich fiebern wir auch alle dem Frühling entgegen, der hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lässt.

In diesem Sinne breche ich am Montag wieder in Richtung Brno auf und genieße die Frühlingsferien, in der Hoffnung, dass sie ihrem Namen alle Ehre machen.