Keine Sorge, der folgende Eintrag ist nicht auf Englisch, die beiden Titel werden im folgenden aber noch von Bedeutung sein. Wie die zweite Hälfte schon verrät, war das Highlight der Woche definitiv das Wochenende. Der Rest der Woche sollte aber dennoch nicht vernachlässigt werden.
Also von Anfang an:
Montags war es dann doch härter als gedacht, wieder in den Schulalltag hineinzufinden. Wahnsinn, was eine Woche „Pause“ so für Auswirkungen hat! Wahrscheinlich lag es aber weniger an der Dauer und mehr an der Intensität der Pause. Wenn man so eine aufregende Woche hinter sich hat, dann kann Schule bisweilen doch ein wenig trist wirken. Nach den ersten paar Stunden hatte sich dieses Gefühl aber gelegt und ich bin wieder voll und ganz in das Schulleben eingetaucht.
Genauso schnell ist leider auch der Schnee vom Wochenende verschwunden und so kam es, dass bereits am Montagabend in den Straßen kein Schnee mehr zu sehen war. Immerhin der Schnee, den ich auf den Feldern am Rande Brnos sehen konnte, wenn ich mich vor meinem Küchenfenster auf die Zehenspitzen stellte blieb mir noch ein wenig erhalten.
Zusätzlich zur Weihnachtsstimmung beigetragen hat auch das Paket, welches ich am Montag endlich im Empfang nehmen konnte. Es kam von meiner Familie und enthielt neben dem dringend benötigten Schlafsack (warum es dringend war, dazu kommen wir später), Schuhen und einem Kleid (beides wird in meinem nächsten Eintrag eine Rolle spielen) auch eine Überraschung: einen selbstgemachten Adventskalender inklusive zweier Nägel (Danke Papa), um ihn an der Wand zu befestigen. Nach ein wenig Improvisation bezüglich des Hammers (das hätte den Gewichtsrahmen des Pakets wohl deutlich gesprengt) und zwei Fehlversuchen hing der Adventskalender schließlich und mein improvisierter Hammer, mein Wanderschuh, war auch noch intakt (jetzt weiß ich immerhin, dass die Sohle durchaus robust ist).
Dienstags war es leider noch nicht Zeit für das erste Säckchen, dafür war Weihnachten aber Thema im Unterricht. Dass die Klasse keinen Spekulatius kannte, sorgte nicht nur bei mir für Bestürzung, sondern auch bei einem Mitfreiwilligen aus Bratislava, dem der erste Teil des Titels zu verdanken ist, da wir der Überzeugung waren, Weihnachten ohne Spekulatius ist kein Weihnachten und die Wissenslücke der Schüler:innen muss dringend gefüllt werden(im wahrsten Sinne mit Spekulatius). Ich muss mich hier allerdings klar zum Team Lebkuchen bekennen, auch wenn ich insbesondere Dank der letzten Woche immer mehr auf den Geschmack von Spekulatius gekommen bin. So oder so stand die Mission für die nächste Woche aber fest und ich machte mir schonmal Gedanken, wo ich Spekulatius herbekommen könnte.
Die weniger erfreulichen Nachrichten bezüglich Weihnachten kamen dann in der Stunde darauf. Im Moment scheint zwar noch alles glatt zu laufen, die neue Corona-Variante sorgt allerdings bei meinen deutschen Kolleg:innen für Skepsis, was die Heimfahrt an Weihnachten angeht und bei mir für große Sorge, ob Deutschland oder Tschechien womöglich das jeweils andere Land zum Virusvariantengebiet erklären, sollten die Fälle in einem Land rapide steigen, und eine Reise somit beinahe unmöglich machen. Erschwerend kommt hinzu, dass in Tschechien nach langem hin und her ein Regierungswechsel ansteht, der die Handlungsbereitschaft der Politik noch deutlich mehr einschränkt, als der Regierungswechsel in Deutschland. Es kann durchaus sein, dass der Beginn der Ferien vorgezogen wird, wir davon aber erst kurz vorher erfahren. Somit ist die Situation kaum planbar und mir bleibt momentan nichts anderes übrig, als das Beste zu hoffen.
Mittwochs konnte ich dann endlich das erste Säckchen meines Adventskalenders öffnen und ich habe mich sehr über den Inhalt, Schokolade, gefreut. Weniger erfreut war ich zunächst von der Nachricht, die mich am Vormittag in der Schule erreichte. Die stellvertretende Direktorin wollte am Donnerstag in einer meiner Stunden hospitieren. Also habe ich mich am Nachmittag hingesetzt und ein Unterrichtskonzept ausgearbeitet, dass mir halbwegs durchdacht und pädagogisch wertvoll erschien (soweit ich das beurteilen kann). Eine sehr viel erfreulichere Nachricht erreichte mich dann allerdings aus Deutschland. Und zwar in Form einer Karte und eines selbstgebastelten Sternes von Antonie, einer meiner Schülerinnen, inzwischen eine Freundin, die gemeinsam mit ein paar anderen Schülerinnen gerade ein Praktikum in Stuttgart macht.
Außerdem hatte ich die Gelegenheit, endlich ein Rezept auszuprobieren, dass schon lange auf meiner Kochliste stand: Nudeln mit Tomaten und Kürbis. Klingt nicht besonders spektakulär, war aber definitiv das beste selbstgekochte Essen, seit ich hier bin.
Donnerstags stand dann der Unterrichtsbesuch an. Zum Glück hatte ich mich bis zum Beginn der Stunde selbst davon überzeugen können, dass die stellvertretende Direktorin mir nichts Böses will, sondern einfach nur ihren Job macht und noch dazu sehr nett ist. Während der Stunde zum Thema „Ausbildung und Berufe“ war ich dann auch nicht mehr aufgeregt und es lief richtig gut. Ich war ganz stolz auf meine Klasse, die in den letzten Wochen eine wahnsinnige Entwicklung durchlaufen hat, was ihre Motivation und ihr Engagement im Unterricht angeht. Das dies auch der Stellvertreterin auffiel, freute mich natürlich umso mehr.
Die bühnenreife Performance von „Ich lass los“ der darauffolgenden Klasse war dann der krönende Abschluss meines Unterrichtstages. Wer sich jetzt fragt, was dieses Lied aus dem Film „Die Eiskönigin“ in meinem Deutschunterricht zu suchen hat, den kann ich beruhigen: Ich zwinge nicht jede Klasse, zu singen. Diese Klasse singt allerdings ausgesprochen gerne und wünscht sich regelmäßig ein Lied zum Abschluss der Stunde. Diesen Wünschen komme ich immer gerne nach, schließlich sollen die Schüler:innen in meiner Stunde ja Gefallen an der deutschen Sprache finden und das tun sie scheinbar durch Musik.
Den Nachmittag verbrachte ich mit einen Einkaufsbummel durch die Stadt, die vor vorweihnachtlicher Atmosphäre nur so strotzt (trotz der abgesagten Weihnachtsmärkte). Neben einer erfolgreichen Spekulatius-Jagd, einer Isomatte (neben dem bereits erwähnten Schlafsack der zweite wichtige Gegenstand) und einer Strumpfhose, auf deren Suche ich vom Security-Mann des Geschäfts verfolgt wurde (es ist wohl höchst verdächtig, wenn eine Jugendliche alleine ein Modegeschäft betritt und ziellos durch die Gegend läuft), gönnte ich mir auch eine heiße Schokolade und genoss die weihnachtliche Atmosphäre. Die Weihnachtsbäume stehen, die Hütten ebenfalls (allerdings sind Essens- und Trinkstände geschlossen) und alles, einschließlich der Straßenbahn ist mit Lichterketten geschmückt. Die Brünner wissen sich also durchaus zu helfen, wenn es um das Umgehen des Weihnachtsmarktverbotes geht und das Alkoholverbot konnte die Restaurants nicht daran hindern, nun anstelle der Hütten Glühwein zu verkaufen. In gewisser Weise gibt es also doch einen Weihnachtsmarkt, worüber ich mich sehr freue.
Am Freitag stand dann das zweite Seminar von „Jugend debattiert“ an, bei dem es um das Jurieren von Debatten geht. Ich bin schon sehr gespannt auf den Beginn des ganzen Projektes und werde definitiv auf meinem Blog davon berichten. Nachmittags ging es dann etwas gehetzt zum Bahnhof, denn das Wochenende sollte ich nicht in Brno verbringen. Wer sich an den Titel erinnert, der dürfte erraten haben, wohin es für mich ging: Nach Prag.
Dort angekommen war ich vom ersten Moment an fasziniert von der Stadt. Bereits das alte Bahnhofsgebäude ist beeindruckend und die Stadt im Dunkeln von einem etwas höher gelegenen Park aus zu beobachten, lies meine Vorfreude auf die nächsten knapp 48 Stunden wachsen. Etwas befremdlich war es allerdings, dass die Stadt ab 22 Uhr, wenn Restaurants und Bars schließen müssen, wie leergefegt ist.
Die Nacht verbrachte ich dann mit Isomatte und Schlafsack bei Jurij, der bereits in meinem letzten Beitrag vorkam und bei dem ich das Wochenende verbrachte.
Am nächsten Morgen erwartete uns zu unser beider Freunde statt Regen Schnee und wir machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Bevor wir das erste Highlight, die Karlsbrücke, allerdings passieren konnten, wurden wir von unserer Mission, Weihnachtsgeschenke zu finden, abgelenkt und erstanden beide jeweils ein paar. Endlich auf der Karlsbrücke angekommen, war ich gleichermaßen überwältigt von der Schönheit des Ausblicks auf beide Seiten der Moldau und von den vielen Menschen.
Mit FFP2-Maske ging es also weiter in die Altstadt, wo wir zufällig auf eine Bekannte von Jurij stießen, die ebenfalls Besuch hatte. Gemeinsam ging es dann zur Prager Burg, einer wirklich beeindruckenden Anlage und mehr rutschend als gehend wieder hinunter in ein Café wo wir uns aufwärmten und von dort aus zur John Lennon Wall.
Dort trennten sich unsere Wege und Jurij und ich machten uns auf zu unserem ursprünglichen Ziel, der Altstadt.
Abends kochten und buken wir dann (natürlich musste der Backofen in Jurijs Küche ausgenutzt werden) und unterhielten uns lange genug, um am nächsten Morgen nur schwer aus dem Bett zu kommen.
Dennoch machten wir uns erneut auf den Weg in die Altstadt um sie noch einmal bei Tageslicht zu sehen.
Dann hieß es für mich auch schon wieder Rucksack packen und auf zum Bahnhof, wo ich mich mit jede Menge neuen Eindrücken und Weihnachtsgeschenken im Gepäck in den Zug setzte, Brno und einer neuen Woche entgegen.
Also – bis dann!
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