Vom 30. September bis zum 10. Oktober fand in Villa General Belgrano das drittgrößte Oktoberfest der Welt statt. Es gab eine Menge Menschen in Dirndl oder Lederhosen auf den Straßen, viel Bier und leider kaum Brezeln zu kaufen.
Das Oktoberfest von Villa General Belgrano ist der jährliche Höhepunkt der Touristenströme in das „deutsche Dorf“ Córdobas. Es liegt um landesweite Feiertage herum, die meisten Argentinier sind unterwegs, außer die Einwohner Villa General Belgranos. Diese machen häufig ihr Geschäft des Jahres.
Ein wichtiger Teil der „Fiesta nacional de la Cerveza“ (dem „Nationalen Feste des Bieres“) sind die Festumzüge. Dabei ziehen einige Bewohner des Dorfes z.B. Dirndl, Lederhosen oder andere Gewänder an, um Fahnen und Wappen schwingend auf die Oktoberfestbühne zu laufen. Die Flaggen waren dabei meist von europäischen Ländern. Ein paar Schüler und Lehrer der Deutschen Schule liefen dabei ebenfalls mit. Und so kam auch ich am Sonntagmittag zum Treffpunkt. Ich hatte auch überlegt, mir ein Dirndl auszuleihen, damit ich auch ins Festumzugsbild passe. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden. Dirndl sind einfach nicht so meins.
Somit war es wahrscheinlich gut, nicht so ganz dem vorherrschenden eindimensionalen Deutschlandbild zu entsprechen. Es besteht hauptsächlich aus Bier, Flaggen und Wappen, Dirndl, Lederhosen und Filzmützen mit Ansteckern. All das kann man hier in sämtlichen Souvenirläden kaufen. Einiges scheint sogar eine Art Eigenleben entwickelt zu haben. Zum Beispiel kann man zum Oktoberfest Bierkrüge aus Holz, Ton oder Plastik kaufen, die man sich an einer Art Gürtel umhängen kann. Diese Krüge können dann an den Ständen immer wieder aufgefüllt werden.
Andererseits ist es doch genauso mit der Sicht auf andere Länder in Deutschland. Diese beschränkt sich oft auch nur auf Flagge, Kleidung und Essen. Auch hier wird man kaum ein realistisches Bild von Lebenswirklichkeiten finden. Schließlich ist es kaum möglich, ein Land im Ganzen zu erfassen. Dafür sind die Realitäten für dessen Einwohner zu unterschiedlich. In Deutschland wird häufig nicht einmal zwischen Ländern differenziert, wenn zum Beispiel von „dem Afrika“ gesprochen wird. Da können wir uns glücklich schätzen, auf Bayern reduziert zu werden, schließlich befindet sich dieses tatsächlich in Deutschland. Naja zumindest noch ;).
Auch wenn für mich die vielen Deutschlandflaggen zumindest ungewohnt, wenn nicht sogar unbequem waren, hatten die Leute, wie bei allen Stadtfesten auch, einfach Spaß am Verkleiden.
Eigentlich kostet der Oktoberfesteintritt Geld, jedoch nicht für Einwohner Villa General Belgranos. Auch die Teilnehmer des Umzuges müssen nichts bezahlen.
Ich habe auf dem Fest ziemlich viele Schüler gesehen. Die meisten in normaler Kleidung. Da war ich scheinbar nicht die Einzige, die nicht so viel mit all dem anzufangen wusste.
Der Umzug endete auf der zentralen Bühne. Hier spielten an beiden Wochenenden Bands und es traten Tanzgruppen auf. Ich war nur am ersten Wochenende auf dem Fest. Am zweiten war ich mit ein paar anderen Kulturweitfreiwilligen in Tigre und Buenos Aires. Dabei soll es am zweiten Wochenende immer viel voller sein. Um die Bühne herum waren Stände gruppiert, an denen Essen, Bier oder Souvenirs verkauft wurden. Diese hatten zum Teil witzige Namen, wie zum Beispiel „Viejo Munich“ ( „Alt München“): Da gibt es auch ein Restaurant im Dorf. Oder „Weisswurst“: Die Rechtschreibreform ist ein bisschen an den Läden-Namen vorbeigegangen. ß ist aber auch schwer auf der spanischen Tastatur zu finden, da bleibt einem nichts anderes übrig, als von Wikipedia zu kopieren, wenn man so wie ich nur auf Laptops ohne Ziffernblock schreibt.
Ach und zum Schluss noch der Bierpreis: 1500 Pesos pro Maß. Das sind Fünf Euro mit dem Euro-Blue-Kurs (1 Euro = ca. 300 Pesos) und gerade mal ein Drittel von dem Maßpreis auf dem Oktoberfest in München. Trotzdem noch teuer. Wie gut, dass ich kein Bier mag und kein Fleisch esse. Da bin ich mit meinen 400 Pesos für eine Portion Pommes gut weggekommen.