Ich war nun schon an drei Tagen in der deutschen Schule. Dabei durfte ich in den Kindergarten, in die Primaria und in die Secundaria hineinschauen und musste bereits ziemlich schwierige Fragen beantworten.
Als ich am Mittwoch in der Schule ankam, führte mich meine Ansprechperson Kilian in der Schule herum und stellte mich allen vor. Das Colegio Aleman besteht aus dem Kindergarten, der Primaria (bis 6. Klasse) und der Secundaria. Alle haben eigene Leitungen und sind in unterschiedlichen Häusern untergebracht. Das Gelände ist relativ weitläufig und hat einen großen Sportplatz.
Staatliche Schulen sind auch in Argentinien kostenlos für die Schüler. Die deutsche Schule in Villa General Belgrano ist „halb staatlich“. Das heißt, die Lehrergehälter werden vom Staat gezahlt und der Rest mit den Beiträgen der Eltern finanziert (Hausmeister, Gebäude, Materialien etc.). Dabei gibt es natürlich auch z.B. englische oder französische Schulen in Argentinien, doch die Deutschen sind für die Eltern meist am billigsten. Manche Schüler kommen nicht hierher, weil Deutsch unterrichtet wird, sondern obwohl Deutsch unterrichtet wird.
Die Fahnen
Die Schule sei im Allgemeinen nicht sehr streng, wurde mir gesagt. Doch bei dem Hissen der Flaggen würde sehr genau auf die Vorschriften geachtet. Jeden Tag um 7:50 vor Schulbeginn stellen sich die Schüler der Primaria und Secundaria getrennt voneinander auf. Die Primaria Schüler stehen nach Klassen getrennt hintereinander in Reihen auf dem Schulhof. Zu Beginn werden Freiwillige berufen, die die Flaggen hissen dürfen. Zur argentinischen Nationalhymne werden diese dann emporgezogen. Dabei muss die argentinische Fahne vor der deutschen ihr Ziel erreichen. Während die Hymne gespielt wird, darf niemand seine Hände in den Taschen haben. Am Nachmittag findet die gleiche Prozedur noch einmal statt, wenn die Fahnen wieder eingeholt werden.
Als zweites erstellte Kilian mir einen Plan für die nächste Woche. Als erstes war ich am Mittwochmorgen im Kindergarten bei den 4-Jährigen.
Hocus und Lotus
Im bilingualen Kindergarten beginnen die Kinder im „HOLO-Raum“ spielerisch und musikalisch Deutsch zu lernen. „Hocus und Locus“ sind zwei „Dinocrocs“, kleine, orangefarbene und Dino-ähnliche Wesen, die Abenteuer erleben. Die Zeichentrickserie gibt es in verschiedenen Sprachen. Ihre Episoden besitzen eine Länge von nur wenigen Minuten und die Handlung wird größtenteils gesungen. Die Kinder sehen sich diese kleinen Filmchen immer wieder an, singen mit und machen Bewegungen nach. Dadurch sollen sich Sprachstrukturen frühzeitig einprägen und den Kindern eine neue Möglichkeit gegeben werden, sich auszudrücken. Im Colegio Aleman gibt es das Hocus und Locus Programm bis in die ca. 2. Klasse hinein.
Die Primaria
In den letzten Tagen war ich einmal je in der 2., 4., 5. und 3. Klasse. Zu Beginn gab es dann immer eine Fragerunde an mich. Teilweise waren 35 Kinder in einem Raum, weil eine Lehrerin krank geworden ist. Das war ziemlich laut und wuselig. Manchmal konnte ich auch nicht so viel machen, wenn die z.B. Kinder gerade neue Wörter kennenlernten. Da stand ich dann nur rum und „wurde lang“. Wenn die Kinder jedoch in Gruppen zusammenarbeiten sollten oder es darum ging, Arbeitsblätter auszufüllen, konnte ich herumgehen und versuchen, Fragen zu beantworten.
Am Donnerstag gab es eine Bastel AG der 4. Klasse, in der ich dabei sein durfte. Sie bestand dieses Mal aus 27 Kindern, weil ja eine Lehrerin fehlte. Die Kinder bastelten Schmetterlinge aus dicken Plastikfolien (siehe Bild). Weil ja viele Kinder schon ein bisschen Deutsch verstehen, konnte ich mich meist mit Händen und Füßen begreiflich machen.
Was magst du an Deutschland?
In Argentinien gibt es einen Abschluss, den alle Schüler erwerben. Die Secundaria geht von der 7. bis zur 12. Klasse. Als erstes war ich am Mittwoch mit Kilian in der 9. Klasse. Auch hier sollten zu Beginn Fragen an mich gestellt werden. Die meisten Fragen konnte ich gut beantworten. Doch dann kam eine Frage, auf die ich eigentlich hätte vorbereitet sein müssen: Was magst du an Deutschland? Eigentlich eine einfache Frage. Doch als ich so darüber nachdachte, konnte ich sie nicht beantworten. Vor Schreck sagte ich einfach: „Sauerkraut“. Wahrscheinlich habe ich bisher zu wenig von anderen Ländern mitbekommen. Die nächste Frage kam prompt: „Magst du Fußball?“ dazu konnte ich auch nicht viel sagen. Für Fußball bin ich einfach die falsche Adresse.
Día del maestro
Der Tag des Lehrers wird in Argentinien eigentlich am 11. September gefeiert. Dieser fiel dieses Jahr auf einen Sonntag, weshalb er am 14. September nachgefeiert wurde. Zu diesem Anlass bereiten die Schüler der oberen Klassen der Secundaria jedes Jahr etwas vor. Zunächst wurden den Lehrern Superheldencapes umgebunden und dann eine Rede gehalten. Anschließend präsentierten die Schüler Sketche, in denen sie die Lehrer nachspielten. Ich habe zwar überhaupt nichts verstanden, es war jedoch sehr witzig. Am Ende gab es noch eine Art Stationsarbeit für die restlichen Schüler der Sekundarstufe mit ebenfalls ziemlich lustigen Übungen.
Was jetzt?
Ich bin echt gespannt, wie schnell ich Spanisch lernen werde. Hoffentlich gelingt es mir schnell, denn im Moment können die meisten Schüler besser Deutsch als ich Spanisch.
Mein Plan für die erste Zeit geht noch bis Dienstag. Ich denke, danach werde ich eher zu den schon etwas älteren Schülern gehen, weil ich hier denke ich nützlicher sein kann als z.B. im Kindergarten.