Um 6.15 klingelt mein Wecker – wie jeden Tag. Ich schnappe mir eine dunkelblaue Jeans und mein weißes Schulshirt – freitags trage ich „uniform“. spätestens um 7 Uhr muss ich an der Bushalte stelle sein. Ein Bus, ein Sammeltaxi und 40-60min später bin ich dann in der Schule. Aber angekommen heisst nicht gleich angekommen. Freitags geh ich immer in die Pre-School (3-5 Jährige Kínder). Da muss ich aber erst mal hin kommen- etwa 10min später bin ich dann wirklich da. Wenn ich glück habe werde ich mitgenommen und spare mir das Sammeltaxi und das 10min laufen.
Auf den letzten Treppen nach oben (meine Schule ist nicht nur groß, sondern liegt auch zwischen zwei Bergen – ergo überall sind Treppen) begegnen mir die ersten Kollegen, Eltern und Kínder. Ich gehe direkt ins letzte Klassenzimmer – Nido A. Die Kínder sind alle 3 oder 4 Jahre alt. Es sind insgesamt 17 Jungen und Mädchen, denn seit Mai haben wir zwei neue Schüler. In einem Deutschen Kindergarten vielleicht nicht ungewöhnlich. Hier aber schon. Auch im Kindergarten beginnt man zum Schulanfang. Unsere neuen Schüler sind allerdings zugezogen, einer sogar aus Chile.
Allgemein ähnelt der Kindergaten hier schon mehr der Schule. Zwar gibt es am Anfang immer freie Zeit zum Spielen, dann Morgenkreis und im Anschluss einen Snack. Danach gibt es aber bestimmte „Einheiten“ wie zB.: Kommunikation/Spanisch, Sport/Motorik, Religión… und natürlich Einheiten mit der Klassenlehrerin. Dabei hat die Klasse immer eine Lehrkraft und ein Helferin – sie sind also doppelt und mit mir sogar dreifach besetzt.
Wenn ich morgens ankomme, bin ich manchmal die erste und manchmal komme ich mitten drinne. Die erste Stunde mag ich besonders- da bin ich noch fit und es wird gespielt. So habe ich morgens um 8 Uhr schon ein Rockkonzert erlebt – Genesis natürlich! Der dreijährige sagte dass mit einer selbstverständlichkeit. Manchmal machen wir auch Zirkus oder bauen Häuser und Türme.
Dann geht es in Routine-Morgenkreis. Es wird gesungen und gelacht. Dabei wird ¨spanisch und ein wenig englisch gesprochen -endlich mal kein deutsch!!
Nach einem kleinen Snack geht es raus, entweder auf den kleinen Spielplatz oder in den Innenhof, der alles bietet was ein Kinderherz verlangt. Von einem Haus zum spielen bis zu einer Verkleidungsecke mit Kostümen wie Spiderman, Prinzessinnen und sogar Holzpferdchen. Wenn einem dass nicht reicht geht es ans Türme bauen. So musste ich auf eine Stufe steigen und mir wurden die Steine gereicht, denn der Turm musste etwa 2 meter hoch sein. Warum auch nicht?
Und wenn das nicht reicht, schnappe ich mir ihr Spielzeug und renne weg – 10 Kinder schreiend und kreischend hinter mir her. So bin ich auch schon 15min mit 5 Gummitieren im Zick-Zack über den komplett Hof gerannt. Und habe am Ende natürlich „trotzdem“ verloren. Meine Kollegin fragt mich immer wer wohl mehr Spaß hat ich oder die Kinder – ganz klar ich! Die 10min danach ist mein Kopf zwar knall rot und möchte nur noch einen schluck wasser. So geht der Tag vorüber wir bastel, wir spielen, wir haben communicación (spanisch) und am Schluss gehen wir alle nach Hause.
Ich bin so gerne in der Pre-School weil ich dort einfach was anderes machen kann – es holt mich aus dem Alltag raus. Ich weis Freitags nie was mich erwartet, ich weis nur es wird Spaß machen. Und ich weis jetzt schon ich werde Freitags vermissen.