Die Woche begann eigentlich sehr ruhig. Zu ruhig. Montag wartete ich mal wieder vergebens auf meine Schülerinnen der 11. Klasse. Kurz vor ende der Stunde trudelten die ersten ein – Messe- was soll’s. Nächste Stunde – 10. Klasse – Examen. Und dann auch schon die letzte Stunde – 9. Klasse. Nichts besonderes. Aber am Ende der Stunde kam eine Schülerin zu mir und fragte: Sofie, was ist dein Haus? Ich darauf hin: Nicht was sonder wo ist dein Haus? Sie guckte mich verwirrt an und ich übersetzte auf spanisch. Daraufhin schüttelte sie den Kopf und sagte: Nein, Sofie. Dein „House“. Und zeigte auf das Plakat der „School Games“ die diese Woche sind.
Die ganze Schule (auch die Jungenschule) samt Kollegen, Administration und Eltern sind in vier Häuser eingeteilt (ja, wie bei Harry Potter). Es gibt St. Mark, St. Luke, St. Metthew und St. John (die vier Apostel) oder wie ich es immer nenne grün, rot, gelb und blau.
Ich musste meiner Schülerin also sagen, dass ich kein Haus habe. Ich hatte es nämlich noch nicht geschafft mir eins zu organisieren bzw. es einfach vergessen. Egal.
Am nächsten Tag wurde ich allerdings in der Pause von einer Horde 5. Klässlerinnen belagert die mich in drei Sprachen anschrieen und mich schon wieder nach meinem Haus fragten. Ich darauf hin wieder, ich habe keins. Ganz entsetzt schauten mich alle an, nach dem Motto: wie kann sie nur! Sie wollten mich gar nicht gehen lassen bis ich ein House ausgesucht habe. Aber so funktioniert das nun mal nicht. Ich fragte mich bei meinen Kollegen durch und fand schließlich auch raus wo ich ein House herbekomme. Schnell eine Nachricht geschrieben, dann hieß es abwarten. Nach Ende meines Unterrichts hatte ich dann die Antwort. Ich soll kommen und mir mein Tshirt abholen: St.John (blau). Gesagt getan. Ich glaube ich war noch nie so motiviert quer über das Gelände zu hetzen (meine Schule ist doch sehr groß). Glücklich bin ich mit meinem Tshirt nach Hause und wusste eigentlich immer noch nicht so recht was mich am nächsten Tag erwarten wird. Ich wusste nur dass die einzelnen Häuser gegeneinander ankämpfen in Disziplinen wie Volleyball, Basketball oder Fußball. Ich wusste auch, dass die Lehrkräfte mit machen können (Betonung auf können).
Gestern in der Schule mit meinem neuen Tshirt angekommen, ging es dann los. Meine Lehrerin war heute gar nicht da, also irrte ich erst mal nur herum, bis mich eine Kollegin einfach mitschleppte. Und zwar zur Anfangszeremonie. Es wurde gejubelt, getanzt gesungen gelacht und am Schluss, wie bei den Olympischen Spielen das Freuer angezündet. Maskottchen durften natürlich nicht fehlen. Jetzt ging es also los. Massen von Menschen (beide Schulen zusammen haben etwa 2000 Schüler_innen) strömten in alle Richtungen, immerhin ist die Schule mit 60 ha nicht gerade klein und ein Großteil davon sind Sportanlagen. Mit einer Kollegin aus „meinem Haus“ ging ich dann zum ersten Volleyball spiel: Mixed-Middel-School. und irgendwie verweilte ich den ganzen Tag beim Volleyballfeld. Zwischendurch schaute ich mir noch Basketball, Schwimmen und turnen an, aber das Volleyballfeld hatte einen großen Vorteil – es hat ein Sonnensegel. Denn obwohl die Tage der Winter offiziell begonnen hat, knallte heute den ganzen Tag die Sonne. So sah ich heute allerlei Volleyballspiele, mal gewannen wir, mal verloren wir und der Tag trödelte an mir vorbei. Damit nicht genug, die School-Games gehen noch 2 Tage weiter. Wie bei all den Menschen irgendwer den Überblick behalten kann frage ich mich trotzdem.
Für mich war der Tag etwas ganz anderes, etwas vergleichbares habe ich in Deutschland noch nie erlebt. Sport und Wettbewerb hat hier einen ganz anderen Stellenwert. Auch wenn es einigen schwer fällt zu verlieren und manche bei ihrem Einsatz im Spiel übertreiben, steht Spaß und Zusammenhalt im Vordergrund. Immerhin gibt es auch für Team-Spirit und Benehmen punkte fürs Team