In Lima regnet es nie?!

Eigentlich hatte ich unter diesem Titel etwas ganz anderes geplant. Ich wollte darüber schreiben wie hoch der Wasserverbrauch in einzelnen Gegenden in Lima ist und inwiefern Wasser Teil der Menschrechte ist. Doch jetzt kam alles ganz anders.

Schon als ich im September angekommen bin erzählten mir alle : „In Lima regnet es nie!“. „Toll“, dachte ich mir „Regenschirm umsonst gekauft!“. Und tatsächlich ist das Klima hier sehr seltsam, meistens ist der Himmel bewölkt und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Geregnet hat es aber nicht. Regen in Lima war für mich ein leichte nieseln, auch schon eine Seltenheit, aber immer noch kein richtiger Regen.

Während es in Lima trocken bleibt, herrscht in anderen Regionen Regenzeit. So regnet es in den Anden und der Selva (Regenwald) viel. Die (Nord-)Küste bleibt aber weitergehend trocken. Aber auch etwa 20km von Lima entfernt gab es schon im Januar heftige Regenfälle. Auch Anfang März auf meiner Heimreise nach Lima sah ich, dass die Panamericana beschädigt ist und kurz danach mussten wir mitten in der Wüste einen Fluss überqueren, der über die Autobahn lief. Ich habe mir nichts dabei gedacht, aber letzte Woche hat sich alles geändert.

Dienstag auf Mittwoch Nacht hat es in Lima geregnet, so stark dass am nächsten Tag noch Wasser auf den Straßen stand. Gegen 10/11 Uhr viel dann das Wasser aus, gegen Nachmittag/Abend soll es wieder kommen. Am Abend hatten wir immer noch kein Wasser, derweil sahen wir in den Nachrichten was die Huaycos (Schlammlawinen, die bei starken Regenfällen entstehen). Ganze Regionen wurden zerstört und Familien verloren ihr zu Hause. Am gleichen Abend erfuhr ich, dass die Schulen geschlossen bleiben.

Das Wasser kam 4 Tage lang nicht zurück, zwischen durch bekamen wir Wasser von der Nachbarin und stellten fest, dass unsere Tanks noch voll sind, dass Wasser nur nicht hinunterfließt. Auch konnte ich mich zwischendurch bei einer Freundin duschen, die noch Wasserreserven hatten. Gegen Samstag Abend kam wieder Wasser aus den Leitungen, Sonntag früh waren die Leitungen wieder leer. Jeden Tag wird versprochen, dass das Wasser wieder kommt. Erst am Abend und dann am nächsten Morgen – ich glaub schon gar nicht mehr dran. Es ist seltsam all die überfluteten Regionen zu sehen und zu wissen, dass uns das Wasser abgestellt wurde – Sparkurs??

Zu dem Leitungswasser kam noch ein anderes Problem – Trinkwasser. In meiner WG kochen wir das Wasser eigentlich immer ab oder filtern es. Das Wasser aus der Leitung ist sonst nicht trinkbar. Jetzt wo wir kein Wasser bekommen müssen wir uns welches kaufen – einfacher gesagt als gemacht. Schon Freitag Mittag schrieb mir eine Freundin etwas panisch es gebe kein Wasser mehr in den Supermärkten. Auch ich bin dann Mittag mit einer Freundin in den Supermarkt – die Wasserregale waren fast leer – es gab nur noch Wasser mit Sprudel oder Geschmack. Wir schnappten uns die letzten großen Flaschen mit Sprudelwasser – immerhin wohnen wir zu 6. Während unseres Einkaufs wurden wir vermehrt darauf angesprochen wo wir das Wasser gefunden haben, und ob es noch welches ohne Sprudel gibt. Die Menschen, die es sich leisten können,  fingen an Wasser zu horten. Auf der anderen Seite wurde auch viel Wasser für Hilfsaktionen gekauft. Heute waren wir in einem Supermarkt, der gar kein Wasser mehr hatte – nur noch Limos. Morgen wollen wir mit allen leeren Flaschen in die Uni gehen und hoffen, dass die Trinkwasserspender noch gehen. Laut den Nachrichten ist auch der Kauf von Trinkwasser rationiert.

Seit gestern sind auch die ersten Meldungen nach Deutschland übergeschwappt und ich werde vermehrt gefragt wie es mir geht. Es ist nicht da erste mal, dass ich so lange kein Wasser habe. Allerdings fühle ich mich etwas hilflos –  ich habe keine Ahnung ob sich die Situation bessern wird und obwohl es mich nervt kein Wasser zu haben, weiß ich auch, dass es einigen Menschen viel schlechter geht als mir im Moment. Ich sitze eigentlich nur hier und warte. Was anderes kann ich nicht tun. Ob ich mich eingeschränkt fühle kann ich nicht sagen, ich kann mich immer noch frei bewegen und fast alles machen was ich sonst auch so mache.