Jetzt ist es schon so weit…

Zunächst muss ich mich für die lange Pause entschuldigen. Ich würde gerne sagen, dass ich wahnsinig viel um die Ohren hatte und die Abendteuer meines Lebens erlebt habe. Im Grunde ging es mir jedoch einfach nicht so gut. Das ist eine Erfahrung, die ich mir gerne erspart hätte, aber sie wird für irgendetwas gut sein.

Tatsache ist jedoch, dass ich morgen Mittag im Bus zurück nach Deutschland sitze. Das ist schon sehr verrückt. Gegen Ende ging es sehr schnell. Ich bin froh, dass ich in den letzten Wochen noch Schulaktionen im Park mitmachen konnte und etwas über die Geologie erfahren habe.

In den letzten Wochen hatten wir hier sehr viel Sonne und diese Woche ist es sehr warm. Die Vögel singen sich heiser und überall öffnen sich wunderhübsche Blüten. Da fällt der Abschied schon schwer…

Ich denke, ich werde mit gemischten Gefühlen Portugal verlassen, bin jedoch dankbar für dieses halbe Jahr.

Laterne, Laterne…? Nö!

Heute ist St. Martin und es stand eine Aktion mit dem dritten Schuljahrgang an. Die St.-Martins-Tradition hier hat nichts mit Laternen oder Weckmännern zu tun. Auch wird die Geschichte nicht nachgespielt. Es wird vielmehr die Kastanie in den Mittelpunkt gestellt. Sie hat ja auch Saison. Das Ganze nennt sich Magusto. Letztlich werden Kastanien über dem Feuer geröstet-und mit den schwarzen Fingern nach dem Schälen malt man sich gegenseitig die Gesichter an. Wir haben es in Vale de Pradinhos im kleinen Stil gemacht, aber in manchen Dörfern wird auf dem Platz vor der Kirche eine riesige Feuerschale aufgebaut, in der dann die Kastanien brutzeln. Sehr lecker. Rauchig wie Stockbrot, aber natürlich mit der charakteristischen nussig-süßen Note. Ein „Pflichtteil“ für die Erwachsenen ist wohl auch noch das Trinken eines bestimmten Alkohols (hab den Namen vergessen). Aus Vale de Pradinhos kommt ein bekannter Wein-jedenfalls habe ich mir das sagen lassen. Mit den Kindern konnten wir die Produktionsstätte besichtigen. Sie stellen Weiß- und Rotwein her. Erinnert ihr euch noch an meine Weinlese-Erfahrung und den Aguardente? Der wird hier auch hergestellt. Ein Foto von der Destillieranlage seht ihr unten. Nach dem Mittagessen haben wir mit den Kindern noch Sackhüpfen und Eierlauf (zur Sicherheit mit Zitronen) gespielt. Meine Kollegin meinte, dass diese Spiele mit zu St. Martin gehören. Apropos hören: es lief Kindermusik über einen großen Lautsprecher und das erste Lied war tatsächlich eine portugisische Variante des Ententanz-Songs!

Was ist klein, gewölbt und glänzend dunkelbraun?

Kastanien wecken kalt-warme, wohlduftende Erinnerungen an Weihnachtsmärkte, „Die kleine Hexe“ und kaputte Finger vom Einritzen und Pellen der Kastanien.

Die ganze Woche habe ich mich schon auf heute gefreut, weil ich von einer Kollegin mit zum Kastanien sammeln genommen wurde. Das Wetter war herrlich: keine einzige Wolke, bunte Bäume und eine warme Sonne. Ich wurde um 7:15 Uhr abgeholt und war auf einen arbeitsreichen Tag eingestellt. Wie auch bei der Weinernte haben wir vorher noch einen Zwischenstopp eingelegt, um das Auto zu wechseln. Das war nicht ganz so abenteuerlich, wie beim letzten Mal, aber ich kann verstehen, warum man für die Felder ein anderes Auto braucht: normale Autos sind nicht hoch genug und würden permanent aufsetzen. In vergangenen Jahren wurde immer bis ca. bis 14 Uhr gesammelt, aber tatsächlich waren wir schon um 10:30/11 Uhr fertig. Auch für Kastanien ist 2022 ein schlechtes Jahr. Viele Kastanien waren hohl oder platt wie eine Flunder. Trotzdem habe ich einen ordentlichen Sack mitbekommen. Eine Auswahl der schönsten Exemplare. Den Rest haben wir an ein anderes Familienmitglied gegeben, damit daraus Mehl gemacht werden kann. Das war jedenfalls das, was ich verstanden habe. Ein Teil geht auch als Futter für Schweine drauf.

Am Morgen war ich durchaus nervös, weil ich wusste, dass ich wieder in einer Umgebung bin, in der sehr wahrscheinlich kein Englisch gesprochen wird, aber ich habe mich gut mit Portugiesisch durchgeschlagen und habe recht viel verstanden.

(Wander)Wochenende

Ich sage es mal so: mein Wochenende war durchwachsen. Ich habe seit Freitag mit ein paar meiner Dämonen zu kämpfen. Nichtsdestotrotz habe ich mich nicht in meinem Bett verkrochen, sondern zwei kleine Wanderungen am Azibo entlang gemacht. Das Wetter war sehr schön! Mir ist sogar letztens aufgefallen, dass ich einen hellen Streifen auf der Nase habe, dort, wo meine Sonnenbrille sitzt 😀 Die Tour am Samstag zusammen mit Antónia und einer weiteren Kollegin (Ana) ging über ca 8km von meiner Unterkunft bist zu einem Strand am See.

An einer Stelle konnte man deutlich alte Steinmauern sehen. Auf meine Frage hin wurde mir erklärt, dass sie früher die Felder/Grundstücke begrenzt haben. Dazu muss man wissen, dass der Azibo ein künstlicher See ist und erst mit dem Dammbau 1982 entstand. Ursprünglich sollte er die Landwirtschaft unterstützen. Mit der Zeit gewann seine Bedeutung im Tourismus und als Naherholungsgebiet. Antónia erzählte mir, dass sie früher nach der Schule häufig zu ihren Großeltern, die Kühe im Azibo-Seegebiet gehalten haben, gegangen ist und somit noch die Zeit vor dem Damm kennt.

Am Strand wurden wir abgeholt, weil Ana noch einen Termin hatte. Den Rest des Tages habe ich mehr oder weniger mit meinem Buch in der Sonne verbracht. Abends habe ich meinen Vorrat an selbstgebackenen Brötchen aufgestockt:) Aber ich muss mich noch mit dem Ofen anfreunden. So richtig auf einer Wellenlänge sind wir noch nicht!

Die Baumgruppe ist normalerweise nicht zugänglich…

Der Sonntag versprach ebenfalls sehr schön zu werden und ich habe ihn mit einer neuen Jogging-Runde gestartet. Spontan habe ich Antónia, Ana und eine ihrer Freundinnen auf einen kleinen Markt in einem Nachbardorf begleitet. Es war ein Mix aus Lebensmitteln, Klamotten und Küchenutensilien/Haushaltswaren, wobei Stände für Unterhosen und Socken in meiner Wahrnehmung den größten Teil ausmachten. Man konnte sogar lebende Hühner und andere Vögel kaufen. Ich gebe zu, dass mich das durchaus irritiert hat, weil es für mich sehr ungewohnt ist.

Am Nachmittag sind Antónia und ich einen Trail des Geoparks gelaufen, den Schmetterlingspfad. Im Frühjahr finden hier Exkursionen mit Kindern statt, denn man kann hier sehr gut Schmetterlinge beobachten und bestimmen. Ganz zu Beginn der Runde sind mir lustige Bäume aufgefallen. Der Stamm war „nackt“. Weil ich die Blätter nicht direkt erkannt habe, habe ich einen Moment gebraucht, um zu sehen, dass es Eichen waren. Bei Eichen denke ich immer an uralte, dicke, knorrige, gedrungene Bäume, aber die Bäume vor mir waren hoch und schlank und die Blätter haben nicht so eine tiefe Einkerbung, wie „gewohnt“. Es gibt halt sehr viele Arten. Portugal ist berühmt für seinen Kork. Regelmäßig werden die Eichen geschält. Meist wird der Stamm mit einer Zahl versehen, um die erneute Ernte zu kennzeichnen. Auf den Fotos könnt ihr das sehen. Der eine wird dann wohl im Juli 2025 wieder geschält. Woran man allerdings die Jahreszahl bei dem anderen Baum ablesen soll, ist mir schleierhaft. Da er, erkennbar an der rostroten Färbung (ich dachte zunächst, er sei angemalt), gerade frisch geschält wurde, kann ich mir nicht vorstellen, dass er in zwei Jahren schon wieder geschält wird…

Die Runde war mir 6km recht kurz und nach 1h waren wir wieder am Auto. Nach einem kurzen Abstecher in den Supermarkt (ja, der hat hier auch am Sonntag geöffnet), standen wir geschlagene 30min an der Tankstelle. Ab heute sind die Preise angehoben worden und gestern haben viele „schnell mal eben“ noch getankt und ihre Kanister aufgefüllt. Der Abend war eher dümpelig, aber ich war auch irgendwie müde.

Man sieht im Hintergrund die Staumauer.

Feiertag-und nun?

Der 5. Oktober ist der „Tag der Republik“, ein Nationalfeiertag zum Gedenken an die Ausrufung der Republik 1910. Das Wetter ist noch sehr schön warm, meine Erkältung ist vorbei und ich hatte Lust auf einen ersten kleinen Ausflug. Und ich wollte ans Meer! Also habe ich meine Mitfreiwillige Delia in Porto besucht. Das Transportmittel der Wahl ist der Überlandbus. Die sind hier recht pünktlich, sehr günstig, sauber und komfortabel. Diese Auswertung ist statistisch natürlich nicht signifikant😅 Ich habe ja erst eine Reise gemacht. Von Macedo nach Porto braucht man je nach Verbindung 2-2,5h. Das kann man hin und zurück gut an einem Tag machen. Gesagt, getan.

Der Großraum Porto (dt. Hafen) ist nach Lissabon das zweitgrößte Ballungsgebiet in Portugal. Die Stadt selber hat grob gerundet 238.000 Einwohner (Stand 2011). Sie liegt sowohl direkt am Meer als auch an der Mündung des Douro. Tatsächlich befindet man sich schon in einer neuen Stadt (Vila Nova de Gaia), wenn man den Fluss überquert. Dem Namen nach ist natürlich Portwein DER Exportschlager aus Porto und hier wird Vila Nova de Gaia relevant: am Ufer des Douro befinden sich nämlich die Kellereien, in denen der Wein reift. Wenn er soweit ist, wird er von Porto aus verschifft. Ich bin aber nicht wegen des Weins nach Porto gefahren 🙂

Die Altstadt von Porto (Ribeira) ist seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe.

Ich habe mir vor meiner Abfahrt eigentlich gar keinen richtigen Plan ausgedacht, mir kurz den Wikipedia-Eintrag durchgelesen und bin dann auf ein Foto gestoßen. Das hat mich dann doch angefixt. Es handelt sich um die neogothische Fassade der „Livraria Lello“, die als eine der schönsten Buchhandlungen der Welt gehandelt wird. Und das schlachten sie touristisch natürlich aus. Durch Antónia vorgewarnt, aber gleichzeitig dazu ermutigt, bin ich sehenden Auges in eine touristisch überlaufene Attraktion gelaufen. Ich habe im Vorfeld ein Ticket gekauft (beim Kauf eines Buches wird der Ticketpreis verrechnet), damit Zeit in der Schlange gespart und mich dann durch den kleinen/schmalen Laden geschoben. Die Gestaltung innen ist schon schön. Keine Frage! Und ich liebe Bücher! Wenn ihr die Buchhandlung im Internet sucht, stoßt ihr auch auf das Gerücht, dass J.K.Rowling, die wohl eine Zeit in Porto lebte, nach der Vorlage der Treppe im Laden die Treppen in Hogwarts entworfen hat. Eine gewisse Ähnlichkeit kann man durchaus erkennen, aber die Wahrheit kennt nur J.K.Rowling selber…

Livraria Lello

Den Tag haben wir ansonsten an der Strandpromenade, auf einer Brücke über den Douro, in einem kleinen Café und in kleinen Grünflächen verbracht. Es gibt viel zu gucken in der Stadt, weil jedes Haus anders aussieht! Ich habe die Stadt als lebendig, die Luft als ziemlich gut, die Menschen als sehr freundlich, die Straßen als teiweise etwas eng und den ÖPNV als sehr gut strukturiert empfunden. Da ein, zwei Dinge offen geblieben sind, komme ich sicher nochmal nach Porto und gucke mir die Stadt nochmal an.

Es war einmal…

Es ist soweit: der erste Trail steht auf dem Programm! Im Geopark gibt es 24 Wanderwege oder Trails und einen davon bin ich am Samstag mit einer Kollegin gegangen. Da es sehr warm war, haben wir uns erst am späten Nachmittag getroffen. Ca. 8 oder 9 km warteten auf uns. Auf dem Weg zum Treffpunkt bin ich einmal über meine Füße gestolpert und habe meine (neue) Uhr geschrottet. Silly me! Zum Glück habe ich in Deutschland Ersatzteile. Geärgert habe ich mich trotzdem! Der Ärger ist aber recht schnell verflogen, weil der Trail sehr schön ist! Auf dem Weg liegen das Heiligtum von St. Ambrosio, zwei römische Brücken und ein verlassenes Dorf (Banreses).

Hierzu möchte ich euch die Legende erzählen, die ich erzählt bekommen habe. Die verlassenen Ruinen liegen an einer der römischen Brücken, die man auf dem Weg passiert. Es ist ein malerisches Ufer. Ich meinte schon die Feen und Nixen zu sehen und Glühwürmchen, die träge durch die Luft segeln. Irgendwie so.

Jedenfalls erzählt man sich, dass eine Krankheit in dem Dorf umherging. Die Menschen wurden zunächst in Särge gebettet, aber letztlich nur in einem Tuch begraben. Die Bewohner waren eher arm und man sagt, sie haben die Särge im Fluss ausgewaschen und erneut benutzt. Durch das Auswaschen wurde das Wasser verseucht und immer mehr Bewohner wurden krank und starben. Daraufhin haben die letzten Bewohner aus Angst ihre Häuser verlassen. Wie groß der Wahrheitsgehalt ist, weiß niemand, aber die Geschichte passt so gut in die Szenerie!

Ein bisschen Geschichte

Vielleicht habt ihr euch schon gefragt, warum mein Blog „Von Äpfel und Rittern“ heißt. Das möchte ich euch erklären und ein paar Worte zur Stadt verlieren.

Macedo de Cavaleiros, gelegen im Nordosten Portugals, findet erstmals 1258 Erwähnung, mit dem jetzigen Namen 1320. Mittlerweile bezeichnet Macedo de Cavaleiros sowohl eine Stadt als auch einen Kreis, bestehend aus 30 Gemeinden.

Der rote Fleck ist der Kreis Macedo de Cavaleiros.

Der Name hat mehrere Ursprünge. Das portugiesische Wort „maçã“ für „Apfel“ steckt im Namen, da die Böden in der Region fruchtbar und so für die Landwirtschaft geeignet sind.

Neben Wein und Olivenöl wird Honig produziert:) Er ist dickflüssig und sehr, sehr dunkel. Auf den ersten Blick fast schon schwarz.

Die „Ritter“ (portug. „cavaleiros“) im Namen haben wahrscheinlich ihren Ursprung in einem Erbfolgekrieg zwischen Portugal und Spanien. Am 14. August 1385 fand die Schlacht von Aljubarrota zwischen Portugal und Kastilien statt. Der zukünftige König João I wurde von dem Ritter Martim Gonçalves de Macedo vor einem spanischen Angreifer gerettet. Das Familienwappen des Ritters führt seitdem eine blaue Schärpe und silberne Äpfel. Hier gibt es also die Verbindung von Ritter+Apfel. Zuerst dachte ich, dass die Schlacht auch auf dem heutigen Stadtgebiet stattgefunden hat, aber dem ist nicht so. In Erinnerung an die Schlacht wurde die Stadt Batalha (zu dt. Schlacht) gegründet, die eher Richtung Küste zwischen Porto und Lissabon liegt. Also eher nicht so in der Nähe… 😀

In der Region findet man Spuren von Kelten, Visigothen, Römern und Arabern. Bei meinem Besuch des Archäologischen Museums konnte ich Überbleibsel sehen. Beispielsweise liegen dort Fiebeln, um Stoffe zusammenzuhalten, oder Steine als Gewichte zum Spinnen von Wolle, römische Stelen als Straßenmarkierungen oder auch ein wirklich komplett erhaltenes Tongefäß. Das ist schon etwas Besonderes und das Museum ist, denke ich, auch zu recht stolz auf dieses Exponat. Wenn ich mich recht erinnere, wurde es unter einem Haus gefunden. Auf der Gefäßöffnung lag eine Dachschindel. Dadurch muss sich der Druck so gut verteilt haben, dass das Gefäß unversehrt blieb.

Wie ich jetzt die Kurve zu klimatischen Bedingungen oder Geographie bekomme, weiß ich nicht. Das kommt später. Daher gibt es zum Abschluss einen Blick in den Azibo 🙂

Fim de semana

Vielleicht stellt ihr euch vor, dass ich an meinem ersten Wochenende erstmal die bisherigen Eindrücke verarbeite, eher in der Sonne chille und mich einfach ausruhe…Weit gefehlt!

Es geht in den Spätsommer/Herbst und das bedeutet Erntezeit! Generell wird in dieser Region viel angebaut und fast jedes Haus hat einen eigenen Garten oder Felder in den Hügeln. Kürbisse, Tomaten, Zucchini, Oliven und Wein en masse, kleine Pfirsiche, Quitten, Bohnen, sogar Mandeln und Granatäpfel wachsen hier! Ein wahres Paradies für mich!!!

Die ganze Familie und Freunde helfen bei der Ernte und danach gibt’s ein großes Essen. Wir wurden also um 7:30 Uhr zur Weintraubenernte abgeholt. Auf dem Weg haben wir noch den motorisierten Untersatz gewechselt und sind von einem normalen Auto auf einen Jeep umgestiegen. Es hat richtig Spaß gemacht, hinten auf der Ladefläche mitzufahren! 😀 Wir waren insgesamt auf 3 Feldern (auf dem vierten Feld waren wir dann nicht mit), aber die Ernte war wohl nicht gut. Das habe ich jetzt schon von vielen Bewohnern gehört. Es war zu trocken im Sommer. Wir waren nach ca. 3h schon fertig. Normalerweise hat die Familie so viele Trauben, dass sie einen Teil noch in die lokale Fabrik bringen. Dieses Jahr verarbeiten sie alles selber zu Wein. Im Keller steht eine Presse. Die zermatschten Trauben werden 8 Tage lang liegengelassen. Dann wird der Wein in Fässer gefüllt und kann dort reifen. Aus den Traubenresten wird ein sehr hochprozentiger Alkohol hergestellt, der sich „Aguardente“ nennt und noch stärker als Wodka sein soll.

Mir hat die Ernte sehr viel Spaß gemacht, zumal ich vom Familienoberhaupt ein Lob für meine gute Arbeit bekommen habe. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will er mich auch schon für die Olivenernte einspannen. Jedenfalls hat er mich gefragt, ob ich zu der Zeit noch da bin und ja, ich bin noch da und will sehr gerne auch dort mitarbeiten.

Eine Sache muss ich noch einführen: für die, die keinen Kaffee trinken, gibt es eine geniale Alternative, die ebenfalls in der Espressotasse serviert wird: carioca de limão. Das ist letztlich einfach nur ein Zitronentee aus frischer Zitronenschale, aber richtig lecker ^^

 

Der Sonntag war mein Ruhetag. Essen nahm wieder einen großen Teil des Tages ein, aber ich war auch joggen und abends nochmal mit Antónia draußen. Sie war schockiert über den Wasserstand des Sees. Der Anblick lässt einen hilflos zurück. Es ist essentiell, dass dieser Winter nass wird. Ein Teil von mir wünscht es natürlich der Region und der andere Teil würde sich eher trockenes, mildes Wetter wünschen, um viel draußen sein zu können. Das Wasser müsste mindestens an der roten Linie sein, in guten Wintern auch an der violetten.

 

Die ersten paar Tage

Ausruhen gibt’s nicht: direkt am ersten Tag ging es ins Büro. Die Verwaltung des Geoparks ist diesen Sommer umgezogen und hat jetzt ihren Sitz im alten Bahnhofsgebäude, das richtig hübsch renoviert wurde. Das alte Gleisbett wird in einen Rad- und Fußweg verwandelt. Insgesamt 5km sind schon fertig. Die Truppe im Büro ist überschaubar und besteht aus 2 Geologen und 7 Frauen, die sich um die Organisation kümmern. Ich wurde von allen begrüßt (Küsschen links, Küsschen rechts) und sofort gefragt, ob ich einen Kaffee haben wolle. Ich wurde durch die Räume geführt und habe dann den Vormittag damit verbracht Infomaterial über den Park zu lesen. Zu Mittag essen alle zusammen in der Küche. Nachmittags habe ich das ausgebaute Gleisbett und danach noch ein wenig die Stadt erkundet. Sie ist nicht sehr groß, trotzdem muss ich erst meine Wege finden.

Auf dem Heimweg war ich zum ersten mal in einem portugiesischen Supermarkt. Die Auswahl ist eigentlich ähnlich wie zu Hause. Ich war nur kurz irritiert, da bei den frischen Sachen immer der kg-Preis angegeben ist. Bei 3€nochwas für eine Kiwi habe ich gestutzt und erst dann richtig auf das Schild geguckt, aber pro kg geht das ja voll. Ein paar Dinge werde ich jedoch vermissen, aber für 6 Monate passt das schon. Die vegane Auswahl ist leider nicht so groß. Wenn man kein Fleisch oder Fisch isst, hat man es eh schwer in dieser Region.

Da das Wetter momentan noch sehr warm ist, habe ich am Freitag das Fahrrad genommen. Der Geopark hat 3 Mountainbikes, die an sich gut sind, aber leider alle eine Macke haben: entweder es ist keine Luft im Reifen, das Pedal ist locker oder die Gangschaltung ist kaputt… Naja sei’s drum: ein semioptimales Rad ist besser als keines! Auf dem Plan für Freitag standen der Besuch des archäologischen Museums (sehr interessant) und abends noch ein Besuch am Azibo-See. Ich glaube, ich habe sogar Otter gesehen…

Vom Weggehen und Ankommen

Wir haben Freitag, den 16.9.22. Heute ist mein 2. ganzer Tag hier in Macedo de Cavaleiros. Auch, wenn Portugal verglichen mit anderen Einsatzländern nahe an Deutschland liegt, hatte ich doch eine lange Anreise, da ich mit dem Bus gefahren bin. Ich würde sogar das Vorbereitungsseminar mit in die Reise mit einbeziehen, da damit der FWD ja begann. Die große Reise hat aber erst am 13.9. also am Dienstag um 6:15 Uhr angefangen, als ich am Flughafen Köln/Bonn in den Reisebus gestiegen bin.

30h Fahrt liegen jetzt hinter mir und es hat alles besser geklappt als gedacht. Ich war sschon sehr nervös, vor allem, ob weil ich umsteigen musste und wir schon zu Beginn Verspätung durch einen Stau hatten. Der Bus wurde auch nach und nach immer voller. Die Busfahrer haben leider kein Englisch gesprochen, aber ich habe andere Reisende aus Deutschland getroffen, die entweder Portugiesisch konnten oder zumindest auch in den selben Bus umsteigen mussten. Das war schon eine große Erleichterung. Der Umstieg war dann auch organisierter als erwartet. Ich dachte, man wird einfach aus dem Bus entlassen, bekommt sein Gepäck und muss dann selber gucken, wie man weiter kommt. Aber es schien mir doch etwas organisierter. Zumindest haben alle, die umsteigen mussten, Zettel bekommen, auf denen die Folgebusnummer und die eigene Haltestelle standen. Vielleicht hätte der Anschlussbus also sogar gewartet, wenn der erste Verspätung gehabt hätte. Es sind fast alle an diesem Umstiegsbusbahnhof umgestiegen. Ich habe nur den Busfahrer etwas geärgert, weil ich mein Gepäck in das „Porto“-Fach habe legen lassen, sodass er dann wühlen musste, als ich ausgestiegen bin.

Am Busbahnhof in Macedo wurde ich von einer Kollegin und meiner Vorvorgängerin abgeholt und dann zum Haus meiner Ansprechperson gefahren, bei der ich auch wohnen kann. Es ist ein hübsches Häuschen in einem Nachbarort. Ich habe dann mit ihr und dem Hund einen Spaziergang gemacht, meinen Karms ausgepackt und bin dann nach einem netten ersten Gespräch am Abend auch müde ins Bett gefallen.