Die Mails sind endlich beantwortet, in Deutschland schlafen alle, deshalb ist keiner mehr im ICQ und der erste gemeinsame Ausflug der kulturweit-ler aus Misiones nimmt erste Formen an -> Endlich Zeit mal wieder ein Blogeintrag zu schreiben, der letzte ist ja wahrlich schon ewig her, vor allem wenn man betrachtet was ich seither wieder alles erlebt habe. Da das so viel ist, will ich es diesmal gliedern, mich kurz fassen und vor allem Bilder sprechen lassen:
- Freitag, 2.10. -> Cataratas del Iguazú
- Samstag, 3.10. -> Chillen
- Sonntag, 4.10. -> Oktoberfest in Além
- Montag, 5.10. -> verspäteter Tag der Deutschen Einheit an der Schule
Freitag, 2.10. -> Cataratas del Iguazú
Wieder einmal früh morgens ging es mit dem Bus von der Schule aus los…aber was rede ich eigentlich drum rum: Nach knapp 2 Stunden Fahrt waren wir dort und den Rest versuche ich durch diese Bilder auszudrücken, auch wenn das eigentlich nicht möglich ist, man MUSS es selbst gesehen haben, um sich dieses überwältigende, beeindruckende, nicht in Worte zufassende, gigantische Naturschauspiel der Superlative überhaupt nur vorstellen zu können.
Nichtdestotrotz sollen die Fotos Eindrücke davon vermitteln =)
Als kleine Info am Rande: der Iguazú-Fluss hat momentan so viel Wasser, dass einige Bereiche der Wasserfälle gesperrt sind, da der Pegelstand zu hoch ist und es zu viel Gischt gibt…was man stellenweise auch auf den Fotos sieht
Nach den Wasserfällen (bei denen wir leider nur 5 Stunden waren, da kann man locker 2 Tage verbringen (*twinker* @ Timon) ging es noch zu einer Tieraufzucht-Station – im Gegensatz zur Schlangen- und Reptilienfarm diesmal auf sehr hohem “Niveau” und sehr durchdacht und professionell aufgezogen. Vielleicht liegt es daran, dass der Staat das betreibt, denn um die Wasserfälle gibt es einen riesigen Nationalpark mit tausenden Vogel-, Insekten-, und Tierarten, davon auch etliche, die unter Artenschutz stehen.
Samstag 3.10. – Chillen am Tag der Deutschen Einheit
Da die letzten Tage und Wochen richtig voll waren und eigentlich immer irgendetwas auf dem Programm stand, genoss ich den Tag der Deutschen Einheit, den 3. Oktober nämlich, so, wie ich es aus Deutschland gewöhnt war: Als Feiertag, an dem man ausschläft, relaxt und entspannt. Genau das tat ich, nebenher wurde noch ein bisschen eingekauft und das ein oder andere Gespräch mit der Gastfamilie geführt.
Hier sei noch kurz angefügt, dass der Tag der Deutschen Einheit außerhalb Deutschlands eine extrem andere Stellung hat, als innerhalb Deutschlands. Denn der Nationalfeiertag ist der Tag, an dem sich Deutschland im Ausland repräsentieren muss; der Tag, an dem man in vielen Städten Argentiniens spezielle Veranstaltungen abhält. Dieses Jahr war diese Veranstaltung für die Provinz Misiones in Posadas, sie war aber auch schon in Montecarlo. Dabei wird dann Polit-„Prominenz“ eingeladen, Reden gehalten, die Hymnen gespielt und meistens noch etwas aufgeführt…Für mich bis dahin völlig unbekannt, aber wer ein bisschen in anderen Blogs liest, kann die unterschiedlichsten Beispiele finden, wie der Tag der Deutschen Einheit im Ausland von den Deutschen (bzw. meistens von der Deutschen Botschaft im betreffenden Land) begangen wird.
Sonntag 4.10. – Oktoberfest in Além
Einen Eindruck davon, was man hier im Norden Argentinies unter “deutsch” bzw. “deutscher Kultur” versteht, erhielt ich dann am Sonntag: Unser Schulverwalter hatte uns eingeladen ihn und seine Volkstanz-Tanzgruppe zum Oktoberfest nach Além zu begleiten. Mit Ausschlafen war es leider nix – um 6 uhr ging es los und nach 2 1/2 Stunden auf der Nord/Süd-Achse von Misiones waren wir in Além … naja, eigentlich fühlte ich mich eher wie in Bayern im Hochsommer…es war gut warm (nachher wurde es extrem schwül und stickig) und vor allem liefen fast alle Menschen um mich herum in Trachten herum… Und zwar in den verschiedensten, wobei alle irgendwie mit Deutschland zu tun hatten und in einigen Trachten die deutschen Nationalfarben deutlich erkennbar waren. Ich jedenfalls fühlte mich doch etwas komisch, als “echter” Deutscher sich hier so “undeutsch” vorzukommen, zumindest im Verständnis der Leute dort. Zur kurzen Erklärung muss ich ein wenig in die Geschichte-Kiste greifen: Misiones wurde zwischen 1920 und 1950 von vielen deutschen Kolonisten besiedelt. Die meisten stammten aus dem Schwarzwald und Schwaben. Wichtiger als die Herkunft (okay, für mich nicht, ich finds geil, dass ich hier mit älteren Leuten so extrem schwäbeln kann und alle etwas damit anfangen können, wenn ich sage, dass ich aus der Nähe von Stuttgart komme – “Ah…xy Kilometer südlich/westlich komme ich / kommen meine Eltern her”) ist aber die Zeit: Denn was damals deutsche Kultur war ist es heute hier eben auch noch…Wie soll es sich auch weiterentwickelt haben? Man behält schließlich in der Fremde das, was man von daheim mitgenommen hat… Und diese Generation hat nun mal deutsche Volkstänze, deutsche/bayrische Trachten und deutsche Volksmusik (v a mit dem Akkordeon) mitgenommen…und somit ist das heute der Großteil der “deutschen Kultur in Misiones”…
So, genug erklärt…von Kindesbeinen an lernt man hier Volkstänze (die Rolle, die dabei Großeltern und Eltern spielen habe ich lieber nur angedacht und zeigt diese dann auf solchen Veranstaltungen, wie ich am Sonntag eine besucht habe… Nach dem Mittagessen („leider“ völlig undeutsch, nämlich Asado, Kartoffelsalat, Weißbrot und nochmal Fleisch) und dem Kuchen (5 Peso für ein Stück Kuchen, das mir als “Schwarzwälder-Kirsch-Torte” angepriesen wurde und dem deutschen Original leider nicht so perfekt nachgeahmt war wie zum Beispiel die Trachten) kamen dann die Erwachsenen dran, darunter auch unsere Truppe und nach einer Miss-Wahl (zu was habe ich leider vergessen) ging es dann nach Hause…wohlgemerkt in einem Kleinbus mit unserer Tanztruppe…statt dass man nach grob geschätzten 8 Stunden “Musikantenstadl”-Beschallung Radio hörte, wurde extra noch eine weitere Volksmusik-CD eingelegt…ich hörte da dann doch lieber die Musik auf meinem MP3-Player…Als ich abends im Bad war und duschte hatte ich trotzdem einen Ohrwurm von einem Volksmusik-Lied…ist mir auch noch nie passiert
Hier noch einige Bilder
Montag, 5.10. -> verspäteter Tag der Deutschen Einheit an der Schule:
So…jetzt geht es weiter – die Bilder sind inzwischen ja auch geordnet 😉
Am Montag, also mit 2-tägiger „Verspätung“ fand dann eine kleine Ausstellung zum Tag der Deutschen Einheit an unserer Schule statt. Diese Ausstellung hatten Lena und ich zusammen mit den Deutsch-Lehrerinnen vorbereitet. Zur Vorbereitung sage ich jetzt mal nichts, am Schluss waren doch einige gute und brauchbare Plakate entstanden und die zum Ausstellungsraum umfunktionierten Deutsch-Klassenzimmern sahen ansprechend aus.
Die Honorarkonsulin Deutschlands aus dem Nachbarort war ebenfalls gekommen und eröffnete die Ausstellung mit einer kurzen Rede. Dann wurde feierlich das vorher extra angebrachte deutsch-argentinische Band an der Eingangstüre durchschnitten und die Ausstellung war eröffnet. Es waren zwar nicht übermäßig viele Leute aus Montecarlo gekommen, aber doch der ein oder andere. Aber hauptsächlich war die Ausstellung ja auch für die Schüler gedacht, die sich dann auch gleich über die bereitgestellten Mini-Laugenbrezeln (mhm, die waren echt genau so lecker wie zuhause…da kamen RICHTIG Heimatgefühle auf – und die Brezeln sind von einem Bäcker hier aus dem Ort -> da schaue ich ab sofort öfters vorbei, auch wenn er am anderen Ende der Stadt ist) und die Cola her…aber auch die selbstgestalteten Plakate, neben den Plakaten der Deutschen Botschaft Buenos Aires, die die Schule bekommen hatte, wurde bestaunt und gelesen. Eine Gruppe hatte sich als Plakat-Thema das Deutsche Essen ausgesucht und sogar einen eigenen Kartoffelsalat gemacht, den sie jetzt zusammen mit Würstchen anboten (die Würstchen waren argentinisch, aber der Kartoffelsalat war echt lecker ;-), übrigens ein nord-deutscher, für die schwäbischen LeserInnen).
Nach 2 Stunden war das Ganze vorbei und am nächsten Tag wurden noch die Klassen der Grundschule durch die Ausstellung geführt…ich denke, es hat sich gelohnt und auch den Schülern ein bisschen was vom „modernen Deutschland“ gezeigt, vor allem im Bezug auf deutsche Musik (es gab 4 deutsche Rock und 2 deutsche Pop-Gruppen als Plakat-Thema).
Auch hier zu noch ein paar Bilder:
Und noch kurz was von heute: Gestern war wieder Vorbereitung für das A2-Sprachdiplom angesagt -> so langsam wird das was 😉
Und heute ging es zum ersten Mal in den Parque Vortisch. Denn seit heute findet dort das Orchideenfest statt. Mehr dazu gibts auf der ziemlich guten Homepage: www.fiestadelaorquidea.com Die Schule hat dort einen großen Pavilion und bietet Essen und Getränke an…Neben Spätzle+Gulasch sowie Sauerkraut+Würstchen gibt es Asado und Salate und allerhand zu trinken, ab morgen auch frisch gezapftes Bier… Lena und ich werden die nächsten Tage ziemlich oft helfen…deshalb weiß ich nicht, wann ich wieder bloggen werde, aber ich werde beim nächsten Blog-Eintrag sicherlich gaanz viele schöne Blumenfotos mitliefern, denn schließlich geht es (auch) um Orchideen 😉