Fährt noch!

Der Autoverkehr – wohl eines der besten Beispiele, um Unterschiede zwischen Ländern und Gesellschaften zu zeigen. Auch in Argentinien ist der Verkehr etwas ganz Besonderes. Zunächst einmal ist es wichtig mit WAS man fährt.
Hier auf dem Land gibt es vor allem viele Pick-Ups, neuere wie ältere und auch die ein oder andere Limousine, wenn auch eher selten. Es gibt jedenfalls viele Kleinwagen, auch einige Autotypen, die es bei uns so nicht gibt (z.B. den VW Gol, Mischung aus Polo und Golf), aber vor allem gibt es hier noch richtig alte Autos, man könnte auch Rostlauben sagen. Obwohl es inzwischen in Argentinien neue Gesetze bzgl. der Sicherheit und Umweltfreundlichkeit der Autos. Nun ja, die Durchsetzung kommt wohl gerade erst in die Gänge 😉
Hier einige Beispiele für Autos, die hier so rumfahren:

Einer der typischen Holz-Laster hier

Einer der typischen Holz-Laster hier

Neben diesen Peugeots fahren hier auch noch viele Fiat 600

Neben diesen Peugeots fahren hier auch noch viele Fiat 600

Noch gut in Schuss, oder? ;-)

Noch gut in Schuss, oder? 😉

Nun weiter zu den Straßen: Die großen und wichtigen Straßen sind geteert und auch in gutem Zustand, in und um Buenos Aires gibt es auch richtig gut ausgebaute Autobahnen. Hier in der Provinz gibt es allerdings auch so einige Straßen, die auch Verbindungsstraßen zwischen Dörfern sind, die nicht geteert sind. Auch in Montecarlo gibt es viele Straßen in Wohngebieten die nur mit Steinen gepflastert sind. Und damit das Wasser bei den heftigen Niederschlägen hier auch immer gut abfließen kann, sind die Straßen alle leicht gekippt gebaut, sprich die rechte Fahrspur fällt leicht nach außen ab und die linke ebenso…wenn man an eine Kreuzung kommt, ist es auch völlig normal, dass es erstmal in ein kleines Loch nach unten geht und dann wieder nach oben, dann hat man die „Wasserrinne“ überfahren – vor allem in Bussen ist dies doch auch ein kleines Abenteuer (schafft er es ohne aufzusetzen?). AUF den Straßen gibt es dann noch einen wahren „Spaßkiller“ – „Lomo de Burro“ nennt es sich auf Spanisch – „Hubbel“ würde man auf Schwäbisch sagen: Man muss davor immer richtig stark abbremsen nur um danach wieder auf die innerorts erlaubten 60km/h zu beschleunigen – und zwischendurch zuerst ordentlich nach oben und dann nach unten katapultiert zu werden.

Die Hupe hat hier übrigens neben der auch in Deutschland bekannten „Du parkst falsch/stehst im Weg“ noch eine weitere Bedeutung: Wenn man jemanden neben der Straße laufen sieht, den man kennt, so ist es völlig normal, kurz zu hupen und demjenigen zu winken – dieses Phänomen gibt es hier auch viel häufiger als in Deutschland.

Noch ein Wort zum Busverkehr:
Das ist das Rückgrat der argentinischen Infrastruktur, Busse fahren an so ziemlich jeden Flecken im Land.
Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede: Große, richtig moderne Reisebusse verbinden die Provinzen untereinander, meistens geht die Fahrt auch die Nacht hindurch (z.B. von Montecarlo nach Buenos Aires: nachmittags 17 Uhr Abfahrt, nächster Morgen 9 Uhr in Buenos Aires). Der Komfort der Reisebusse ist auch nicht zu verachten, es gibt verschiedene Klassen… ich vergleiche diese mal mit den Klassen im Flugzeug:

  • First Class ist hier Cama Suite bzw. Cama total: der Sitz, der so breit ist wie ein Sessel, kann komplett zum Bett umfunktioniert werden.
  • Business Class ist hier Cama ejecutivo oder nur Cama: der Sitz ist immer noch so breit wie ein Sessel, kann allerdings nur 160° nach hinten verstellt werden
  • Economy Class ist Semi-Cama: Das sind die Bussitze, die man aus deutschen Reisebussen kennt, allerdings lässt sich der Sitz weiter nach hinten verstellen, als in D

Allen Klassen ist gemeinsam, dass man etwas zu Essen bekommt (auf den Langstrecken) und auch Getränke werden angeboten. Die großen Überlandbusse halten auch nur in den Bus-Terminals.
Anders wird es bei den Mittel- und Kurzstrecken: Die Mittelstrecken werden meistens mit Semi-Cama-Bussen bedient und sind bei mir zum Beispiel die Strecken innerhalb der Provinz. Es gibt manchmal einen kleinen, aber verdammt süßen Kaffee und die Busse halten unterwegs öfters, auch in kleineren Dörfern.
Die Kurzstrecken werden meistens von älteren, nicht mehr ganz so modernen Bussen bedient. Wichtig ist hier (und auch schon bei der Mittelstrecke): Wenn man den Arm hebt, wenn der Bus in die Nähe kommt, NUR dann hält er auch an! Eine Bushaltestelle muss dabei übrigens auch nicht immer in der Nähe sein 😉
Und noch eins: Genaue Fahrpläne gibt es nur für die Langstrecken, die Mittelstrecken haben ungefähre Fahrpläne und die Busse hier im Ort kommen, wann Sie wollen 😉

Noch mehr Wissenswertes aus meinem „Everyday Life“ gibt es im nächsten Beitrag zum Thema „Fernsehen“

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