….ich kann nicht anders. Hier stehe ich, Gott helfe mir. (aus Mönsch Martin)
Dieses Lied wollte mir während meiner gesamten Reise nach Estland nicht mehr aus dem Kopf gehen – ein wahrer Ohrwurm also (allerdings ein Treffender, wie ich finde).
Nachdem mich so viele Leute immer wieder gefragt haben, wann ich denn endlich weg sei, kann ich nun sagen, dass ich tatsächlich seit fünf Tagen in Tallinn bin.
Wie es mir geht? – Gut, geht’s mir.
Bis vor sieben Tagen hockte ich noch mit 328 anderen Freiwilligen auf dem Vorbereitungsseminar. Jetzt sind von wir auf drei Freiwillige in Tallinn zusammengeschrumpft. Generell gesehen war das Vorbereitungsseminar anstrengend, aber richtig gut. So häufig und instensiv wie dort, werde ich mich vermutlich nie wieder mit den Themen Rassismus, Sexismus etc auseinandersetzen. Ein Glück, dass wir bei dem ganzen Stress in unserer Homezone mithilfe von Meditationsübungen auch einfach mal abschalten konnten. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an Martin! Ihr fragt euch jetzt bestimmt, was denn bitteschön so eine Homezone sein soll: Das ist eine Gruppe von meist 10-15 Freiwilligen, die in die gleichen Regionen gehen. In meiner waren beispielsweise Leute, die nach Belarus, Estland, Lettland, Litauen, Polen und in die Ukraine ausreisen.
In den fünf Tagen, die ich nun hier bin, durfte einmal die wunderschöne Altstadt und den Kadriorg Park (zu deutsch: Katharinenthal-Park) und die wunderschöne Sommerresidenz der russischen Zaren bestaunen und eine „Pseudo-Stadtführung“ mit Thekla miterleben – danke! Außerdem habe ich das Einhorn im Kadrioru Kunstimuuseum gefunden (ja, darauf bin ich in der Tat sehr stolz). Ansonsten habe ich es heute tatsächlich noch geschafft an den Strand zu kommen (nachdem ich gestern kurz vor dem Ziel doch noch daran gescheitert bin).
Generell muss ich sagen, dass ich es sehr beeindruckend finde, wie hier Vergangenes auf Modernes trifft. So kann man beispielsweise vom Domberg aus, nicht nur die Altstadt mit all ihren mittelalterlichen Häusern sehen, sondern auch Hotel- und diverse andere Hochhäuser, ohne, dass sie der Atmosphäre schaden würden.
Auch meine neue Schule durfte ich schon einmal betreten, ein wenig die Leute kennenlernen, ein wenig von der Mathe wiederholen, zum ersten Mal Yoga ausprobieren und gleich noch ein Angebot des Geschichtslehrers für eine Unterrichtssequenz einheimsen (also quasi das, wofür alle Lehramtsstudenten erstmal jahrelang studieren dürfen). Noch finde ich das allerdings alles ziemlich gewöhnungsbedürftig nicht als Schüler hinter der Schulbank zu sitzen, sondern als „Bindeglied zwischen Schüler und Lehrer“ zu agieren.
Wie dem auch sei morgen beginnt dann der zweite Arbeitstag – ich bin gespannt.
Liebe Grüße aus Tallinn, Anna