und weiter ging’s nach Guangzhou
… wo ich auf meine lieben Mitfreiwilligen Clara und Johanna stieß, die mich im sehr kalten, sehr windigen Nansha, einem Vorort von Guangzhou, in dem Clara an einer Schule arbeitet, sehnlichst erwarteten, in der Hoffnung, dass wir zu dritt Claras nicht winddichtes Zimmer aufwärmen würden. Leider war ihre Hoffnung unberechtigt.
Das Jahr des Drachen hatte gerade begonnen, was sich daran bemerkbar machte, dass sowohl Clara, als auch Johanna, die beide das neue Jahr in jeweils einer Gastfamilie begrüßt hatten, mit Geschenken überhäuft waren. Davon konnte ich glücklicherweise auch profitieren, da Clara eine riesige Kiste, die gefüllt war mit Nüssen aller Art, und Johanna ihren Karton voller Fischpasteten großzügig mit mir teilten.
Weil uns Feinschmeckern dies aber noch nicht genug war und wir uns erhofften durch ein warmes Abendessen von innen gewärmt zu werden, machten wir uns bald auf die Suche nach einem Restaurant. Da merkten wir rasch, welchen Stellenwert das chinesische Neujahr in China hat. Denn in der ganzen Umgebung, in der man normalerweise an jeder Straßenecke etwas Essbares kaufen kann, hatte nur ein einziges Restaurant geöffnet. Selbst von der Hauptattraktion Nanshas, dem von Clara liebevoll genannten „Dörfchen“, in dem es die anscheinend besten Nudeln ganz Guangzhous gibt, die man normalerweise sieben Tage die Woche, zu jeder Tages- und Nachtzeit bekommen kann, konnte ich mir kein Bild machen, da es dort zu der Zeit nichts zu sehen gab außer verschlossene Türen. Neben dem Restaurant, in dem wir uns schließlich doch mit Köstlichkeiten den Bauch vollschlugen, hatte nur das Ticketbüro geöffnet und war sehr gut besucht. Auch Johanna und ich buchten unser Flugticket nach Hangzhou, was etwas anders geplant war, da wir eigentlich vorhatten mit dem Zug zu fahren. Doch fünf Tage vor der angestrebten Abreise war kein einziges Zugticket mehr zu bekommen. So kaufte ich dann auch schnell meine Rückfahrt von Shanghai, bevor ich keinen Fahrschein mehr kriegen sollte.
Am nächsten Tag ging es nach Guangzhou City, wo wir in einem sehr schönen Hostel auf Shamian nächtigten, einer Insel auf der früher Europäer wohnten und auf der daher sehr viele schöne Häuser im Kolonialstil stehen.
Dort trafen wir auf unseren Mitfreiwilligen Alex, der eisern mit einem Heizstrahler gegen die Kälte in seinem Zimmer ankämpfte. Die Luftfeuchtigkeit in Guangzhou war unglaublich hoch, sodass dichter Nebel die Sicht auf die zahlreichen Hochhäuser Guangzhous unmöglich machte. In der Luft war etwas wie Nieselregen, doch es regnete nicht und wenn man die Hand ausstreckte, konnte man es auch nicht wirklich fühlen, aber die Haare wurden nach einiger Zeit nass. Im Treppenhaus von Alex‘ Schülerwohnheim, in dem er untergebracht ist, lief das Wasser von den Wänden und der Putz fiel nach und nach ab. Der Boden war so nass, als ob jemand einen Eimer Wasser darüber geschüttet hätte.
All dies hinderte uns allerdings nicht daran, eine schöne Zeit zu haben, das etwas menschenleere Nachtleben Guangzhous zu genießen, leckerstes internationales Essen zu genießen (nur die kantonesischen Restaurants hatten geschlossen) und in einen Park zu gehen, der mit unzähligen, sehr schönen Lampions und Statuen geschmückt war.
In Hongkong habe ich mich auch bei meinem zweiten Besuch direkt wohl gefühlt. Die Umstellung auf den Linksverkehr war diesmal nicht allzu schwierig, weil ich mich in Macau schon daran gewöhnen konnte. Leider war das Wetter, nur eine Fährstunde vom sonnigen Macau entfernt, kühl und nass. Nichtsdestotrotz waren sehr viele Touristen in der Metropole, die Hostels ausgebucht und doppelt so teuer wie üblich, denn das Jahr des Drachen stand vor der Tür. Gefeiert wurde dies mit einer Parade und einem gigantischen Feuerwerk, für die ich mich natürlich mit in die Masse stürzte. Zum Auslgeich habe ich einen Spaziergang auf der kleinen, idyllischen und autofreien Insel Lamma gemacht, wo zwar auch einige Touristen mit der Fähre hingekommen waren, aber auf dem schönen Weg an der Küste entlang und über die Hügel, konnte man trotzdem sehr gut entspannen.
Macau-eine Stadt in der Welten aufeinander prallen in einer Mischung aus portugiesischen und chinesischen Einflüssen – in der Küche, der Architektur. Auf der einen Seite 30 von der UNESCO als Weltkulturerbe bezeichnete Gebäude, andererseits die surreale Welt der Casinos, die höhere Gewinne erzielen, als die Spielhallen in Las Vegas.
Obwohl ich den Schwerpunkt meines Besuchs auf den alten Teil Macaus legte, verließ ich die Stadt nicht ohne auch die Casinos gesehen zu haben. Deren Inneres schaute ich mir im Schnelldurchgang an, die Durchschnittsaufenthaltsdauer betrug ca. 15 Minuten pro Casino. Obwohl sie überhaupt nicht meine Welt sind, hatten viele von ihnen doch einiges zu bieten. Wenn auch nicht alle eine Kopie der bekanntesten Gebäude Venedigs oder Wassershows à la Bellagio vorweisen konnten, dann zumindest Gratiswasser oder (Milch)tee.
Alles in allem eine sehr spannende Mischung. Ich fühlte mich ein wenig wie im Sommerurlaub in Südeuropa, was auch den vielen süßen Plätzen, den zahlreichen Vespas und dem tollen Wetter zu verdanken war. Aus dem Fotografieren kam ich fast nicht mehr raus. Hier eine kleine Auswahl meiner Eindrücke.
Zugegeben,außer einem günstigen Ausgangspunkt für meine Weiterreise nach Macau, erwartete ich nicht allzu viel von einer Sonderwirtschaftszone mit „nur“ ca. 1,4 Mio. Einwohnern. Doch ich wurde positiv überrascht. Während wir (zwei Mitfrewillige/-reisende und ich) Shenzhen im Regen verließen, empfing uns Zhuhai mit Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen, sodass wir unsere durchnässten Regenjacken ohne Weiteres in unserem menschenleeren Hostel auf einem Luxusferienresort lassen konnten.
Gutes Wetter, schöne Parks, Meer, leckeres Essen und liebe Mitreisende. Was will man mehr? Hier einige Impressionen.
Chinesisches Neujahr- meine Reisepläne
Chinesisches Neujahr bedeutet, dass fast ganz China frei hat und die Zeit nutzt um quer durchs Land zu reisen. Dies hat zur Folge, dass trotz aller Bemühungen von Seiten der Bahn-und Fluggesellschaften Züge/Busse überfüllt sind und die wenigen (Flug)tickets, die noch zu bekommen sind, viel teurer sind, als üblich.
Trotzdem lasse ich mir die Chance nicht entgehen, meine freie Zeit zu nutzen, um etwas mehr von China zu sehen.
Was so ansteht:
Im Moment sind Clara aus Nansha, einem Vorort von Guangzhou und Timo aus Wuxi bei mir in Shenzhen. Am 17.1. werden wir zusammen mit der Fähre nach Zhuhai fahren, einer anderen Sonderwirtschaftszone. Von da aus geht es für mich vom 18. bis zum 20.1. nach Macau. Von dort werde ich die Fähre nach Hongkong nehmen, wo ich vom 20. bis zum 25.1. bleiben werde. Am 25. werde ich eine weitere Fähre nehmen (ich hoffe durch alternative Transportmittel den Massen zu entkommen) und zu Clara nach Nansha fahren, wo sie mit Johanna aus Hangzhou auf mich warten wird. Hoffentlich. Nach einer Übernachtung werden wir zusammen nach Guangzhou fahren und dort bis zum 28.1. bleiben. Dann werden Johanna und ich, in der Hoffnung, dass bis dahin Tickets wieder einfacher zu bekommensind, mit dem Zug nach Hangzhou fahren. Nach einem kurzen Aufenthalt dort und eventuell einem Abstecher nach Suzhou, geht es bis zum Ende der Ferien nach Shanghai.
Leider habe ich danach keine Zeit mehr, noch weiter zu reisen, da die Schule Anfang Februar wieder anfängt. Aber das sollte wohl vorerst auch reichen.
Bücherlos- verloren (für einige Stunden)
Was es wirklich bedeutet kein Buch zu haben, das man lesen kann, erfuhr ich, als ich vorgestern das letzte meiner zahlreichen, aus Deutschland mitgebrachten Bücher ausgelesen hatte und auch Mitfreiwillige mir nicht aushelfen konnten. Dass Bücher fester Bestandteil meines Lebens waren, noch bevor ich selbst lesen konnte, wusste ich bereits. Doch wie wichtig sie wirklich für mich sind, wie sehr ich sie brauche, ja, dass ich mir ein Leben ohne sie nicht nur unglaublich langweilig und trostlos, sondern ganz und gar nicht vorstellen kann, wurde mir dann erst bewusst.
Natürlich, es gibt auch in China Buchhandlungen. Doch fühle ich mich in ihnen ein wenig frustriert und seltsam. Ich schlage die Bücher auf, doch kann nicht in ihre wunderbare Fantasiewelt eintauchen, nichts von dem Zauber spüren, der aus den Worten entsteht. Natürlich, es gibt auch englischsprachige Bücher in China und ganz selten sogar Deutsche, jedoch sind sie vergleichsweise teuer und als Freiwillige mit anspruchsvollen Reiseplänen, konnte ich sie mir nicht leisten. Natürlich, unsere Schule hat auch eine sehr gut mit fremdsprachigen Büchern ausgestattete Bibliothek, nur leider scheiterte mein Versuch, mich für die Ferien einzudecken, daran, dass meine Karte nicht funktionierte. Völlig verzweifelt und traurig darüber, dass ich in den Ferien keinen unterhaltsamen Begleiter dabei haben würde, ging ich zurück in meine Wohnung. Ein Ass hatte ich noch im Ärmel: meine Mitbewohnerin. Und was für ein Ass das war. Freudig führte sie mich in ihre kleine Bibliothek, die sie sich in 1 1/2 Jahren China aufgebaut hatte und lieh mir direkt zehn Bücher daraus aus. Das sollte vorerst reichen. Nun genieße ich jede Zeile eines wunderschönen Buches von Paulo Coelho, der nicht nur wundervoll schreibt, sondern selbst für sein Leben gern liest.
Warum es gerade interessant ist, dass ich diesen Artikel in China schreibe und warum nicht nur ich, sondern alle, die hier leben sich glücklich schätzen können, dass es volle Buchhandlungen, öffentliche, sowie private Bibliotheken gibt?
Lies es nach.
Stand der Dinge
Wie ich den letzten Tag 2011 und die ersten Tage 2012 verbracht habe, ist am besten auf Claras Blog nachzulesen. Der Übergang war mit viel Essen, viel Schlafen, einem kurzen Skypegespräch nach Hause, viel Reden und Lachen verbunden. Eine perfekte Mischung! Wobei ich zugeben muss, dass ich Raclette und Mamas Zwiebelsuppe schon ziemlich vermisst habe.
Jetzt sind Ferien. Die Schüler schreiben nächste Woche ihre Prüfungen zum Ende des Semesters und das chinesische Neujahr, was hier ein viel größeres Event als unser Neujahr darstellt und daher mit drei Wochen Ferien belohnt wird, steht an.
Meine Pläne sind noch nicht ganz ausgereift. Fest steht nur, dass es nach Hong Kong geht, wo ich vorhabe, mir ganz viele Umzüge, Märkte und Feste anzuschauen und dass ich sonst noch irgendwo im Süden Chinas reisen werde.
Hier sind es, nachdem wir bis vorgestern keine Jacken brauchten, eiskalte 7°C mit Nieselregen! Ich glaube, ich muss den Titel meines Blogs ändern. Zu meiner Erleichterung verspricht mir die Wettervorhersage schon ab morgen Besserung. Glücklicherweise hat mir meine Chinesischlehrerin Tee geschenkt, der nicht nur super schmeckt, sondern auch in nicht isolierten Räumen ohne Heizung eine überaus gute Heizung ist. Außerdem wurde mir versichert, dass es ab Februar schon wieder wärmer wird. Ich hoffe es!
Ein Wochenende und eine Woche Vorbereitungsseminar vom Goethe-Institut waren lange nicht genug, um alles in Shanghai zu sehen, was man sehen muss. Trotzdem reichte die Zeit, um mich für diese Stadt zu begeistern. Es gibt unendlich viel zu entdecken, zu bestaunen, zu erleben. Man kann nur jeden Moment in dieser Großstadt genießen. Dies werde ich jedoch das nächste Mal im Sommer machen, wenn es nicht so eisig ist.
Hier ein Bruchteil meiner Eindrücke dieser faszinierenden Metropole.
Für detailliertere Berichte verweise ich auf die Blogs meiner lieben Mitfreiwilligen
Clara: https://kulturweit.blog/allesclaercheninchina/
Johanna: https://kulturweit.blog/wuhanna/
Alex: https://kulturweit.blog/yalishanda/
Nachdem ich nach einem kurzen Ausflug auf dem Rückweg nach Hause gerade einen Sitzplatz mit perfekter Sicht auf die im vorderen Teil des Buses gezeigten witzigen Videoclips à la Upps, die Pannenshow, ergattern konnte, drehte sich die vor mir sitzende Frau um und fragte, ob der Bus zu einer Haltestelle in der Nähe meiner Schule fahre.
Ich: „Ja.“
Sie: murmelt etwas, wahrscheinlich eine Entschuldigung dafür, dass sie dachte, ich sei eine Chinesin (was mir hier aus unerklärlichen Gründen öfter passiert) und dreht sich wieder nach vorne, um sich nach kurzer Zeit wieder umzudrehen und zu fragen: „Bist du Amerikanerin?“
Ich: “ Ich bin Deutsche.“
Sie: dreht sich nach vorne, schaut nach hinten, dann wieder nach vorne. Schließlich dreht sie sich wieder zu mir um: „Wohin fährst du?“
Ich: nenne meine Haltestelle, die nach dem Shoppingviertel in unmittelbarer Nähe meiner Schule benannt ist.
Sie: „Shopping?“
Ich: „Nein, ich gehe zur Shenzhen Mittelschule.“
Sie: will sich wieder von mir abwenden, fragt dann aber noch: „Bist du Lehrerin?“
Ich: „Ja, ich bin Deutschlehrerin.“
Sie: dreht sich nach vorne. Nach einigen Minuten Pause: „Du bist sehr hübsch.“ kurze Drehung „Dein Chinesisch ist sehr gut.“
Mit einem mit chinesischem Akzent ausgesprochenen „Bye bye“ (die gängige Verabschiedung hier), steige ich aus.
Kleine Kinder, kleine Sorgen von Heintje war heute im Deutschunterricht in einer Klasse, die gerne singt (in fast jeder Pause ohne Hemmungen), in einem Land, in dem man Karaoke liebt, der Hit!
Kleine Kinder,kleine Sorgen,
und ein Haus voll Sonnenschein.
Kleine Kinder, kleine Sorgen,
Könnt’es so für immer sein?
Doch so schnell vergehen die Jahre,
gross wird bald dein kleines Kind,
und die kleinen lieben Sorgen,
wo die dann geblieben sind.
Kleine Kinder, kleine Sorgen,
und ein bisschen Kummer bloss.
Aber einmal kommt ein Morgen,
und da sind sie beide gross.
Kleine Kinder,kleine Sorgen,
und ein Haus voll Sonnenschein.
Kleine Kinder, kleine Sorgen,
Koennt’es so für immer sein?
Kleine Kinder,kleine Sorgen,
und ein Haus voll Sonnenschein.
Kleine Kinder, kleine Sorgen…
Mein Weihnachtswochenende werde ich mit den lieben Guangzhou-Freiwilligen Franzi und Clara in Guangzhou verbringen. Ich bin sicher es wird toll!