Meine erste Woche in Santiago de Chile & die unerwartete Vertrautheit
Nach umfangreichen und aufwendigen Reisevorbereitungen ging es endlich los nach Santiago de Chile. Schon der Anflug auf die Stadt über die Anden war beeindruckend. Mein erster Eindruck: Unerwartete Vertrautheit.
Warum unerwartete Vertrautheit? Als erstes habe ich den Stadtteil Providencia kennengelernt. Meine erste Unterkunft und das Informations-Zentrum des DAAD, wo ich arbeite befindet sich in diesem Stadtteil. Providencia gehört zu einem der sicheren Stadtteile, wo eher die gehobene Mittel- und Oberschicht lebt. Es ist sehr europäisch, modern und strukturiert – ganz anders als ich andere südamerikanische Städte in Peru, Ecuador oder Mexiko bisher kennengelernt habe. Ich habe noch nie eine Stadt erlebt, welche so viele Gegensätze und gleichzeitig so eine Vielfalt in einem vereint. Mein erster Spaziergang entlang des Rio Mapocho hat dies auch nur bestätigt – die extremen Gegensätze & die Vielfalt der Stadt.
Reichtum & Armut:
Entlang des Rio Mapocho in Richtung Providencia und Las Condes erstrecken sich viele moderne Hochhäuser und zahlreiche internationale Unternehmen haben sich hier angesiedelt. Der Reichtum von diesem Teil der Stadt ist deutlich zu sehen. Hier befindet sich unter anderem mit 300 Metern auch das höchste Gebäude Südamerikas Gran Torre. Als ich jedoch entlang des Rio Mapocho in die andere Richtung gelaufen bin, habe ich ein Santiago gesehen, welches mehr zu meinem bisherigen Bild von Südamerika passt: kleine bunte Häuser, Obststände, Menschen die auf der Straße singen und tanzen. Zudem aber auch viel Armut, Wellblechhütten, Menschen, die auf der Straße leben.
Die Vielfalt von Santiago:
Die Stadtteile Lastarria, Bella Vista und Barrio Italia haben mich besonders fasziniert. VIELFALT pur – Ich hatte das Gefühl in vielen verschiedenen europäischen und südamerikanischen Städten gleichzeitig zu sein. Lastarria erinnert mich sehr an Ruzzafa in Valencia – ein alternatives Kultur- und Szenenviertel mit zahlreichen Märkten, Cafés und Wandmalereien. Bellavista mit seinen bunt bemalten Häusern hat auf mich eine gelassene Atmosphäre ausgestrahlt. Gleichzeitig befinden sich hier einige Universitäten der Stadt, weshalb ich auf viele junge Menschen getroffen bin und Nachts ist es besonders belebt auf den Straßen. Im Barrio Italia bin ich wiederum in einer komplett anderen Welt gelandet. Entlang der Avenida Italia befinden sich viele Ateliers von zahlreichen Künstler*innen. Aus den zahlreichen versteckten Innenhöfen steigt mit der Geruch von frischem Café in die Nase und entdecke viele kleine individuellen Geschäfte. Hier bin ich zufällig auf einen kleinen Flohmarkt gestoßen, wo ich viel Zeit verbracht habe. An einem Stand lief ein Lied, welches von drei Chileninnen in meinem Alter mitgesungen wurde.
Song der Woche: Gondwana – Armonia de Amor
Neben der Vielfalt und den Gegensätzen der Stadt beeindruckt mich jeden Tag aufs Neue die Landschaft um Santiago herum. Auf den zwei Aussichtspunkten Cerro Santa Lucia & Cerro San Cristobal habe ich einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und die Anden. Zahlreiche Parks und Gärten geben mir immer wieder die Möglichkeit dem Trubel der Metropole zu entweichen.
Meine erste Woche war vor allem von folgenden drei Gedanken geprägt:
- Pure Dankbarkeit mir meinen Traum erfüllen zu dürfen
- Vorfreude auf das Leben in einer so vielfältigen Stadt
- Gleichzeitige Verwirrung und Überforderung dieser Gegensätze der Stadt
Bei meinen langen Spaziergängen durch die Stadt bin ich an einer Mauer entlang gelaufen auf welcher folgendes Stand:
Ich hatte in meiner ersten Woche auf jeden Fall das Gefühl genau da zu sein, wo ich sein sollte. Ich freue mich Santiago in den nächsten sechs Monaten näher kennenzulernen und bin gespannt inwiefern mein erster Eindruck bleibt oder sich verändern wird.