Von Äpfeln und Avocados

Sydney, Surry Hills, am Schreibtisch im Wohnzimmer 31.07.2019

Heute ist Mittwoch. Und an diesem Mittwochvormittag sitze ich zum ersten Mal am Schreibtisch in unserem Wohnzimmer – und mir ist kalt. Mir ist schon klar, dass wir uns momentan hier in den End Zügen des Winters befinden und dass 15° Grad Celsius im Vergleich keine kalten Winterwerte sind, doch da ich keine richtige Winterjacke dabei und auch nicht immer Lust habe, zwei Pullover übereinander anzuziehen, durfte ich in den letzten Tagen öfter frieren. Vor allem im Haus. Und vor allem, wenn ich mich schlafen legte. Auch wenn ich meine Heizung in Berlin nie betätige, finde ich es erstaunlich, dass es hier überhaupt keine Heizung gibt. In den letzten drei Nächten hatten wir im Wohnzimmer immer einen Heizlüfter an, aber den auch nur für die Wäsche und das ist eine andere Geschichte, die ich aber gerne erzähle:

Sonntagabend, nachdem ich aus der Uni wieder kam, fand ich Alice in meinem Zimmer vor, wo sie mein neues Bett aufbaute – ein simples IKEA Gestell. Zusammen beendeten wir das Projekt, räumten noch den einen schmalen hohen Schrank um, funktionierten eine Plastik-Saftkiste zum Nachttisch um und fertig war mein Zimmer. Danach schoben und räumten wir noch im Wohnzimmer und auch das ist jetzt schon viel gemütlicher. Die Zimmer der Mädels sehen dagegen eher aus wie Kraut und Rüben. Während der ganzen Räumerei warteten wir voller Vorfreude auf die Waschmaschine, deren Ankunft sich jedoch immer und immer weiter nach Hinten verschob. Deshalb zeigten mir die Mädels dann erst einmal, den „besten“ Lebensmittelladen in der Nähe, ein IGA. IGA steht für Independent Grocers Alliance und ist ein Franchise Unternehmen aus den USA. Letztendlich ist es ein Laden, wie jeder größere Lebensmittelmarkt auch, nur dass das meiste Obst und Gemüse tatsächlich aus Australien kommt! – und Avocados um einiges günstiger sind als Äpfel: $2.49 pro Avocado, was ca. 1,50€ entspricht vs. $6.99 pro KG Äpfel, was ungefähr 4,30€ wären. Ansonsten scheinen mir die Lebensmittel hier nicht unbedingt günstig, aber auch nicht extrem teuer. Erst einmal sieht alles sehr teuer aus, doch bei einem Kurs von 1 zu 1,6 rechnet sich das wieder runter.

Zurück von unserem kleinen Einkaufs-Trip quatschten Alice und ich in der Küche, während ich ihr beim Kochen zuschaute und irgendwann kam sie dann… die Waschmaschine! Sofort wurden zwei schnelle Ladungen hintereinander Gewaschen, denn was soll ich sagen, die Mädels brauchten wieder saubere Unterhosen und auch ich war froh, ein paar meiner Lieblingsstücke aufzufrischen. Unsere Waschmaschine ist schon etwas älter und so konstruiert, dass der Deckel aufgeklappt werden kann, während sie wäscht. Zuzuschauen, wie das Wasser in die Trommel fließt und wie diese dann hin und her wirbelt ist eine wahre Freude. Dabei konnte ich feststellen, dass eine Waschmaschine im Endeffekt auch nichts anderes macht, als Wasser mit Waschmittel zu vermischen und dann die Kleidung in der Mixtur aneinander zu reiben, fast wie von Hand.

Montag war ich wieder länger in der Uni. Davor bin ich jedoch eine wunderschöne Runde in Richtung Sydney Opera House und dann so lange wie möglich am Wasser lang zurück gejoggt. Währenddessen schien die Sonne und verschiedenste Vögel kreuzten meinen Weg und alles war sehr idyllisch. Dabei kam mir nicht ansatzweise die Idee, dass es die nächsten Tage über regnen würde – doch das Tat es. Sehr zum Leid der Wäsche, die wir im Hinterhof aufgehängt hatten. Heizlüfter sei Dank, lies sich aber auch das wieder wettmachen.

Gestern wollte ich mal nicht zum Uni-Gelände und ging stattdessen ins Museum of Contemporary Art, welches mit freiem Eintritt wirbt. Die Ausstellung(en) waren teilweise sehr modern, aber in einem für mich angenehmen Rahmen. Es wurden vor allem regionale Künstler präsentiert und auch viele mit Aborigine Hintergrund. Mitgerissen von den starken Schicksale und Emotionen der Aborigines, kaufte ich mir ein Buch über die Lebensweise eben jener, als 1877 die Neu-Besiedlung Australien begann und setzte mich dann in einen versteckten Starbucks, mit Wifi. Dort verbrachte ich die nächsten Stunden damit, ein Konzept für das Video für die noch offene deutsche Leistung für das Seminar „Natur-Mensch-Kultur“ zu diesem Thema zu erarbeiten. Ich bin noch lange nicht fertig, aber es fühlt sich gut an und besser das Thema „Natur-Tourismus“.

Zuhause gab es schon wieder ein neues Schmuckstück: einen Router! Somit haben wir jetzt auch im Haus Wifi und ich kann diesen Text jetzt gleich und hier hochladen, bevor ich mich mit Alice treffe. Sie arbeitet in der Nähe der Uni und wird mir zeigen, wo ich einen Wasserfilter und eine Teekanne kaufen kann. Gestern habe ich es nämlich geschafft, das Glasgefäß, in welchem ich immer meinen Tee gehen lassen habe, in mehrere Stücke springen zu lassen. Wahrscheinlich hätte das metallene Teesieb nicht im Behälter sein dürfen, als ich das heiße Wasser drauf kippte – ich weiß es nicht, aber es war auf jeden Fall spektakulär anzusehen, wie das Glas zersprang und das Wasser sich in der Küche verteile. Am Abend gehe ich zur ersten Sitzung vom Kurs von „Exploring Human Communication“ und ich bin schon sehr gespannt. Alle Hausaufgaben sind gemacht und die Erwartungen recht hoch. Kann also kaum was schief gehen.

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