Durch die Uni, durch die Stadt

25.07.2019 Sydney Surry Hills 21.38 Uhr

Was gibt es schöneres, als im Bett zu liegen, während ein Kater die Füße und Beine massiert, indem er sich unentschlossen auf eben jenem Bett herumtreibt. Wobei das Bett in Wirklichkeit ein Klappsofa ist, das eigentlich im Wohnzimmer steht und mir eher als Übergangslösung dient. Nichtsdestotrotz bin ich sehr glücklich mit meinem neuen Zimmer und meinen neuen Mitbewohnerinnen und generell mit der Wohnlage. Und auch wenn Bonja natürlich nicht zu ersetzen ist – für detaillierte Berichte gerne etwas früher im Blog stöbern – finde ich es schon bezeichnend, dass ich in meinem Auslandssemster wieder einem Kater begegne, diesmal in Orange.

Wie mein Zimmer, ist ziemlich viel im Haus noch recht provisorisch. Mein Teewasser zum Beispiel, durfte ich mir in der Mikrowelle erwärmen und einen Kühlschrank gibt es auch nicht. Das erinnert mich an Zeiten, als wir in der Auerstraße unsere Lebensmittel auf der Fensterbank kühl hielten. Doch genug Langzeiterinnerungen hinterher geträumt und ab ins Kurzzeitgedächtnis.

Also zu gestern, will heißen Mittwoch – gestern war ich am Morgen ganz spontan eine kleine Runde laufen, um mich dann im Bus auf dem Weg zum Kurs `What is Academic Writing´ mit dem Gedanken herumzuplagen, ob ich es wohl noch pünktlich schaffen würde. Die Antwort darauf, ein klares Jein. Ich war zwar zu spät, aber verpasst habe ich nichts, dank technischer Schwierigkeiten. Bei so viel Technik in der Uni, ist es aber auch kein Wunder, dass nicht alle immer durchsehen. In fast jedem Gebäude konnte ich bis jetzt unzählige Arbeitsplätze ausmachen – mal mit und mal ohne Apple Computer. Überall gibt es Sitzecken, für Einzel- und Gruppenarbeit und generell wirkt alles recht neu. Überhaupt scheint die Uni ziemlich viel Geld zu investieren. Gestern Abend zum Beispiel, bei einem Empfang für die Internationals, gab es für jeden drei Freigetränke und dazu Plattenservice und heute nach der Begrüßungsveranstaltung für die neunen Postgraduates ebenfalls wieder was zum Trinken. Von der Veranstaltung am Mittwoch bin ich jedoch ziemlich schnell wieder geflüchtet. Eigentlich kein Wunder, dass mir Veranstaltungen, die mir Zuhause keine Freude bereiten, auch hier nicht zusagen. Immerhin war ich da und konnte ein Sprudelwasser aufs Haus trinken. Ansonsten scheint mir noch erwähnenswert, dass ich mir am Mittwoch zweieinhalb Stunden Mittagsschlaf gegönnt habe. Was für ein Leben!

Heute begann der Tag mit Sachen zusammenpacken bzw. damit die Sachen einzusammeln, die noch nicht im neuen Heim auf mich warteten. Um 9 Uhr startete der Kurs `How to avoid Plagiarism´; was eigentlich ganz einfach ist: selber denken, selber schreiben und richtig zitieren. Sollte machbar sein. Danach hatte ich sechs Stunden Zeit. In dieser trank ich einen frisch gepressten grünen Saft und fing dann an das Familienmythos-Video zu schneiden. Und die vier Stunden Arbeit haben sich meiner Meinung nach gelohnt. Wer einen Blick auf den ersten Entwurf werfen möchte, möge sich gerne melden. 6pm (gewöhnen wir uns zusammen an die andere Zeitangabe) startete die Willkommensveranstaltung für die Master und PhD Menschen. Die Veranstaltung wurde professionell durchmoderiert und mit Interaktionen dreier tanzender und musizierender Aborigines eröffnet. Ich weiß jetzt, wie ein Känguru tanzt!

Generell wird viel an die Aborigines erinnert, an ihre Geschichte – immerhin die älteste Kultur der Welt – und daran, dass Sydney auf ihrem Land errichtet wurde. Das ändert zwar nichts an den historischen Ereignissen und macht keine Gräueltaten gut, aber ich kann mir vorstellen, dass es der noch bestehenden Community hilft. Definitiv ein Punkt, mit dem ich mich hier noch intensiver auseinander setzen möchte.

Im Anschluss ging zu meiner ersten wirklich richtigen echten Veranstaltung: ´Unterstanding and Engaging Audiences´. Dort fühlte ich mich gleich viel wohler und wir starteten auch sofort los. Es war eine sehr interaktive spannende Session. Die Inhalte erinnern mich an die Branding und Marketing Kurse in Irkutsk. Es wird auf jeden Fall sehr praktisch und mit einer Menge Eigenarbeit und `Homework` verbunden sein. Und das trifft soweit ich das beurteilen kann auf alle drei Kurse zu. Zwar gibt es nur ein Zusammenkommen pro Kurs pro Woche, aber dafür sehr viele Online-Aufgaben mit Abgabedaten, die einen regelrecht zwingen, oder motivieren – wie man es nimmt – die Texte zu lesen. Werden die Aufgaben nicht rechtzeitig erfüllt und nicht ordentlich online mitdiskutiert, führt das zu Prozente-Abzug und Prozente sind hier alles was zählt.  Ob das mit der Bewertung dann am Ende wirklich so streng ist, wie uns Internationals aufgetischt wurde, wird sich zeigen.

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