In der letzten Zeit durfte ich mir schon öfter (immer freundlich verpackt) anhören, dass ich nur noch so selten etwas schreiben würde. Das stimmt wohl und das hat auch mehrere Gründe. Eben hab ich überlegt, ob ich all diese Gründe hier ordentlich aufschreiben soll, doch ich denke, die kann ich euch auch erzählen, wenn ich wieder im Lande bin.
Seit dem letzten Eintrag sind 2 Wochen vergangen. Und in dieser Wochen ist die Kälte hier eindeutig angekommen! Diesen Mittwoch hatten wir -36°C und das nutzten sogar die russischen Schulkinder um sich vom Unterricht befreien zu lassen. Wobei ich das auch nachvollziehen kann. Viele müssen lange an Bushaltestellen warten und das macht bei dieser Kälte nun wirklich keinen Spaß. So kam es, dass die Schule am Mittwoch und Donnerstag zwar von Lehrer, aber kaum von Schülern bevölkert war (pro Klasse waren meist nur 3 bis 6 Kinder). Bedingt dadurch musste ich auch nicht zur Schule. Am Donnerstag hab ich mich zum Russischunterricht raus getraut, aber da war es dann schon nicht mehr so kalt (vielleicht -28°C). Das ist sowieso sehr interessant, wie sich mein Kälteempfinden hier verändert hat. Ich weiß, dass ich früher im Winter nie ohne Strumpfhose unter der Jeans (oder mit 3 Strumpfhosen ohne Jeans) raus bin und jetzt, hab ich entweder Jeans oder Strumpfhose an. Das liegt natürlich auch daran, dass ich sonst Probleme mit den wunderbaren Stiefeln hätte, die Mama mir über Phuong hierher geschickt hat und daran, dass ich immer meinen langen Wintermantel trage. Doch selbst Stiefel und Mantel lass die Knie vor der Kälte ungeschützt und da kann man die Temperaturen dann deutlich spüren! Genug zum Wetter.
Diesen Montag und Dienstag waren die großen DSD II Prüfungen für die 11.Klässler. Extra deshalb ist die ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) Verantwortliche für unsere Region aus Ekaterinburg angereist und ich fühlte mich stark an meine 5.PK (die Präsentationsprüfung im ABI) erinnert. Die ganzen letzten Wochen gab es Konsultationen mit den Schülern, wurden Themen und Präsentationen überarbeitet und im Unterricht noch einmal so richtig gepowert. Und das, obwohl die meisten Schüler mit den Nerven schon vor Neujahr am Ende waren. Denn diese Prüfung ist das worauf sie sich seit der 1. Klasse vorbereitet haben. Diese Prüfung entscheidet drüber, ob sie in Deutschland studieren können oder nicht, ob ihr Sprachniveau bei B1 bleibt (wenn sie durchfallen), ob sie B2 bekommen, oder tatsächlich C1 schaffen (was fast Muttersprachlerniveau entspricht). Die Prüfung bestand aus 2 Teilen. Erst hatten die Schüler ca. 20 min Zeit um einen Kurzvortrag zu einem ihnen davor unbekannten Thema zu erarbeiten (sowas wie Organspende, Meinungsfreiheit, Cybermobbing oder Heimat). Zu diesem Thema mussten sie dann vor der Prüfungskommission (2 Lehrer plus die ZfA Beauftragte) ca. 4 Minuten sprechen und dann wurden solange Fragen gestellt bis 10 Minuten vorbei waren. Teil 2 bestand aus einer 4 minütigen Präsentation eines schon vor Monaten gewählten Themas (mit Problemfrage), wieder gefolgt von Fragen. Alle Schüler haben bestanden und einige C1 erreicht. Ein Junge bekam sogar die volle Punktzahl! Diese ca. 20 Prüfungen waren sehr spannend aber auch ziemlich nervenaufreibend. Leider heißt die bestandene mündliche Prüfung noch nicht, dass auch alle die schriftliche Prüfung, die schon im Dezember geschrieben wurde, geschafft haben. Das wird sich erst im März zeigen.
Zuhause führe ich zurzeit einen Kleinkrieg mit Bonja. Das macht tierisch viel Spaß! Manchmal befürchte ich zwar, dass er sich mitten in der Nacht an mein Bett schleichen wird um sich dann so richtig zu rächen, aber dafür haben wir uns eigentlich viel zu lieb. Bonja ist sowieso jetzt sehr fordernd geworden. Wenn ich zum Beispiel auf meinem Bett sitze und etwas am Laptop mache erschnurrt er sich sozusagen meine Hand und ist erst dann zufrieden wenn ich ihn bekraule. Ich werde diesen fetten Kater wirklich sehr vermissen!