Wie schnell die Zeit vergeht, kann man ganz gut selbst beeinflussen

Ich wünschte ich würde endlich aufhören die Wochen zu zählen. Immer wieder erwische ich mich selbst dabei auf den Kalender zuschauen und auszurechnen, wann die Hälfte des Freiwilligendienstes vorbei ist, wie viele Tage noch vergehen, bis ich zwei Monate hier bin und wie viele Wochenenden es noch sind, bis endlich das Zwischenseminar anfängt, auf das ich mich wirklich freue. Vielleicht vermisse ich den Matheunterricht in der Schule, vielleicht versuche ich auch diese beängstigend lang wirkenden fünf Monate in kleinere überschaubarere Abschnitte zu zerteilen. Ich möchte nämlich sicherlich nicht die Zeit totschlagen und/oder darauf warten, bis dieses halbe Jahr vorbei ist. Es gibt viel zu viel zu Erleben und zu Unternehmen. Diese Möglichkeit einen finanziell unterstützten Auslandsaufenthalt zu erleben, ohne an eine Schule oder Universität gebunden zu sein und nicht nur Urlaub zu machen, sondern wirklich hier zu wohnen ist schließlich einmalig und unbezahlbar. Ich brauche ganz dringend eine entspanntere „laisser-faire“ Einstellung und mehr Aufgaben im Büro, denn immer, wenn mir dort langweilig wird erobern die negativen Gedanken meinen Kopf. Gerade steht leider auch nicht viel Fieldwork an, was die wenige Abwechslung stark intensiviert. Die Zeit vergeht gleichmäßig schnell, aber wie langsam sich das anfühlt, das kann man ganz gut selbst beeinflussen und das möchte ich zu meinem Vorteil nutzen.

Es ist nämlich, abgesehen von der Büroarbeit manchmal, nicht so, dass es mir langweilig werden würde. Wenn ich nicht mit meinen mittlerweile schon relativ zahlreichen neugefundenen Freundinnen unterwegs bin oder mich bei Studierendenpartys durch das Buffet durchprobiere, räume ich auf, putze, wasche, koche, schreibe Berichte und Blogeinträge oder versuche mein Zimmer noch weiter zu personalisieren. Ich bin übrigens doch nicht in ein anderes Zimmer umgezogen, obwohl ich es in meinem ersten Bericht angekündigt hatte. Es ist es mir doch Wert für den eigenen Kühlschrank, die Klimaanlage und die paar Quadratmeter mehr einen höheren Mietpreis zu zahlen.

Dieses Wochenende fahre ich übrigens in die Hauptstadt um Sara, die als kulturweit Freiwillige in der UNESCO Nationalkomission arbeitet, zu besuchen. Obwohl es das Wochenende vor Halloween ist, werden wir es wahrscheinlich ruhig angehen lassen, gut essen und uns nicht in den „Gruseltrubel“ (Bitte als Neologismus einführen) werfen.

Auf dem Universitätscampus geht es seit ein paar Wochen sehr sportlich zu. Das campuseigene Stadion wird immer von Fußballteams bespielt und von Leichtathlet*innen berannt. Auch die Basketball- und Volleyballfelder sieht man selten leer. Das liegt daran, das die universitätsübergreifenden GUSA Games dieses Jahr auf dem KNUST Unigelände ausgetragen werden. Diese zwei Wochen andauernden Sportspiele sind wirklich auf einem sehr professionellen Niveau und ich bin schon gespannt, ob ich ein paar Wettkämpfe mitverfolgen kann. Besonders aufregend stelle ich mir die Eröffnung am 04.11. vor, denn man hört sogar Blaskapellenproben immer mal wieder aus verschiedenen Gebäuden schallen.

Was mich sehr bereichert, ist, dass ich den großen Markt, der sich direkt am Eingang des Campus befindet, entdeckt habe. Ich hatte zuvor immer nur die vereinzelten Obststände gesehen, mich aber nie weiter hineingewagt. Ein bisschen ist es, wie das Zelt der Weasleys im vierten Harry Potter Band. Von außen sieht es klein aus, aber geht man in die Marktgassen hinein, wird alles viel größer und ausladender, als man dachte. Ich habe auf diesem Markt schon allerhand Obst und Gemüse gekauft, aber auch Rosmarin, Mehl, Milch, Eier und Zucker und eine Pfanne, mit der erstmal Pfannkuchen gebacken wurden. Meine Kochambitionen für die nächsten Tage sind genauso groß und ich hoffe, dass mir in Zukunft nicht mehr mitten im Kochen auf dem Elektroherd der Strom ausfällt.

Gerade ist außerdem die Idee aufgekommen, dass wir, ein paar der kulturweit Freiwilligen in Ghana, Posts und Stories für den Instagram Account der ghanaischen UNESCO Nationalkommission entwerfen und damit unsere jeweiligen Biosphärenreservate vorstellen. Das bedeutet Bildmaterial und Fakten sammeln und ästhetisch zusammenführen. Ich bin gespannt, was daraus wird.

Noch eine Information zum neuen Titel des Blogs: Queen Elisabeth II. hat 1961 einen Staatsbesuch in der ehemals britischen Kolonie Ghana abgehalten, die kurz zuvor, 1957, die Unabhängigkeit erlangte. Dass sie auch Kumasi besucht hat, merkt man tatsächlich, nachdem Einiges (zum Beispiel ein Studentenwohnheim auf dem Campus) nach ihr benannt wurde. Elisabeth II. bezeichnete Kumasi damals als „the garden city“, da ihr dort besonders die vielfältige und ausgedehnte Vegetation imponiert hatte. In den Folgejahren musste diese aber, wie in so vielen Großstädten, immer weiter großen Gebäuden und Straßennetzen weichen. Es gibt zwar noch grüne Areale, sie werden aber witerhin dezimiert. Um dem Titel der „garden city“ wieder gerecht zu werden, wurde allerdings 2015 der Rattray Vergnügungspark, eine große Grünanlage mit mehreren Spielplätzen, eröffnet. Der Eintritt kostet einen vertretbaren Euro. Ich war bisher noch nicht dort, die Besichtigung steht allerdings auf meiner To-Do Liste.

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag 😊