Nasenbären und sehr viel Wasser

Den Juni verbrachte ich wieder mit schönen Aktivitäten in und um Montevideo. Aufgrund der seltsamen Visumsregelungen in Uruguay, die dafür sorgen, dass deutsche Staatsbürger*innen sich immer nur 90 Tage im Land aufhalten dürfen und es dann 24 Stunden verlassen müssen, um es erneut wieder betreten zu können, verschlug es uns am zweiten Juniwochenende mal wieder nach Buenos Aires, da unser Patagonientrip zu diesem Zeitpunkt schon fast drei Monate her war. Das Wochenende war schön, aber zu kurz und etwas stressig. Die Bargeldsituation in Argentinien machte es uns nicht gerade einfach und so irrten wir erstmal den halben Samstag herum, um an etwas Geld zu kommen. Schlussendlich mussten wir bei Banco Patagonia Geld abheben, da alle Western Union Filialen entweder geschlossen oder nicht mehr genug Geld da hatten. Der Kurs war aber im Endeffekt gar nicht soo schlecht. Am nächsten Tag trafen wir uns noch mit zwei anderen Freiwilligen aus Buenos Aires und verbrachten einige nette Stunden miteinander. Abends ging es dann mit der Fähre schon wieder zurück nach Montevideo. Die Reise war dann doch etwas stressiger gewesen, als zunächst angenommen.

Die Wochen darauf verbrachten wir in Montevideo, wir testeten unter anderem verschiedene Cafés aus, waren auf dem Geburtstag einer Praktikantin und bei einer Party für internationale Studierende und trafen uns zum Fußballschauen. Von der Arbeit aus durften wir uns Ende Juni eine Ballettvorstellung von „Der Zauberer von Oz“ anschauen, die extra für die Kinder aus den ländlichen Schulen (escuelas rurales) gezeigt wurde und die aus dem ganzen Land angereist sind.

Die letzten zwei Wochen hatte ich einige Sachen zu tun, die für meinen Studiumsbeginn wichtig sind, so musste ich unter anderem meine Kurse wählen und Sprachtests und einen Mathetest absolvieren, der sich nach anderthalb Jahren ohne Schulunterricht schwieriger herausstellte, als ich gedacht hätte. Zum Glück hatte ich hier aber genug Zeit, um mich in Ruhe um alles zu kümmern.

Am ersten Juliwochenende stand dann tatsächlich die letzte Reise während meines Freiwilligendienstes an. Für Emil und mich ging es gemeinsam mit einer Freundin und einem Praktikanten aus Buenos Aires zu den Iguazú-Wasserfällen. Diese Reise wollten wir schon von Anfang an machen und jetzt hat es zum Glück noch geklappt. Wir nahmen wieder die Fähre nach Buenos Aires und verbrachten da noch den Tag im Ecoparque und im Restaurant, bevor es abends zum Flughafen ging. Leider erwischten wir das vermutlich kälteste Wochenende des Jahres in der Gegend und so machten wir uns sonntags bei 14 Grad mit dem Bus auf zur brasilianischen Grenze. Nach der Passkontrolle mussten wir noch bis zum Parkeingang fahren, um die Tickets zu kaufen und anschließend einen weiteren Bus nehmen. Nach der langen Anreise bot sich ein toller Blick auf die Wasserfälle, von denen die meisten auf der argentinischen Seite liegen und somit von Brasilien aus gut sichtbar sind. Leider regnete es auf dem Weg immer und immer stärker und als wir schließlich auf einem Steg unterhalb der Garganta del Diablo, dem größten Wasserfall, standen, waren wir leider komplett durchnässt. Blöd nur, dass wir eigentlich gerne noch in die brasilianische Stadt Foz fahren wollten. Das ließen wir uns aber nicht verderben und so fuhren wir doch noch mit dem Bus dorthin, um eine richtig brasilianische Erfahrung zu machen, in eine Mall zu gehen. Wir hatten das Gefühl, die ganze Stadt verbrachte dort ihren Sonntag. Nach einem leckeren Essen und einem kurzen Schock, nachdem unsere Pullover, die wir über die Stühle gehangen hatten, verschwunden waren, weil die Reinigungskraft zu schnell war und sie schon in den Keller zu den Fundsachen gebracht hatte, gönnten wir uns noch eine Açai-Bowl und kauften im Supermarkt einen Kuchen und tropische Früchte, bevor wir ein Taxi zurück auf die argentinische Seite nahmen.

Montags hatte Nora, unsere Freundin, Geburtstag und so frühstückten wir ausgiebig, bevor es in den argentinischen Teil des Parks ging. Auch hier waren die Wasserfälle, die wir diesmal teilweise von oben sehen konnten, sehr beeindruckend und wir verbrachten insgesamt sieben Stunden im park. Am Ende stieß noch eine andere kulturweit-Freiwillige zu uns, mit der wir einen der Wege nochmal abliefen. Währenddessen kam sogar nochmal die Sonne heraus und wir konnten die vielen Regenbögen über den Cataratas bewundern. Auf dem Weg und an den Picknickstellen trafen wir auf eine Horde Nasenbären, die schon so sehr an die Menschen gewöhnt sind, dass sie sich einem ganz furchtlos nähern. Am Ende verliefen wir uns leider ein bisschen im Park und wir fanden Ausgang zunächst nicht auf Anhieb, was uns allerdings den Anblick von kleinen Affen, die das Hotel im Park hochkletterten, und einiger Tukane bescherte. Zurück in Puerto Iguazú kehrten wir noch in ein mexikanisches Restaurant ein.

Am nächsten Tag machten wir noch einen Spaziergang zum Dreiländereck, von dem aus man Paraguay und Brasilien sehen kann. Nach einem Mittagessen in der Stadt machten wir uns schon wieder auf zum Flughafen. Gegen 17.30 landeten wir wieder in Buenos Aires und Emil und ich begaben uns zurück zum Fährterminal. Nachdem wir ein letztes Mal die Migración nach Uruguay durchlaufen hatten (gut, dass wir immer ohne Probleme reingelassen wurden…), mussten wir leider noch über eine Stunde warten, da die Fähre verspätet war. Gegen 1 Uhr nachts kamen wir endlich wieder in unserer Wohnung an.

Alles in allem war der Trip wirklich wunderschön und ich werde Argentinien sehr vermissen! Ich werde sicherlich wiederkommen und mir noch andere Landesteile anschauen.

Jetzt sind es noch zweieinhalb Wochen, bis ich wieder zurück nach Deutschland fliege, es wird bis dahin aber sicherlich nochmal ein Blogpost kommen.

Kostenlose Snacks schmecken am besten

So langsam hat sich der Alltag hier eingependelt. Mit der Wohnung ärgern wir uns regelmäßig herum, mal geht die Glühbirne im Bad kaputt, dann haben wir Schimmel an den Wänden, dann funktioniert das Deckenlicht im Schlafzimmer nicht mehr und so weiter… Etwas frustrierend bei fast 900 Euro Miete im Monat, aber hoffentlich erledigt sich das alles innerhalb der kommenden Tage. Abgesehen davon unternahmen wir die letzten Wochen wieder nette Dinge. Tatsächlich verschlug es uns recht schnell ein weiteres Mal in die Botschaft, da eine Pianistin dort ein Konzert gab und wir im Anschluss noch unfassbar leckeres Essen beim Sektempfang genießen konnten. Zudem konnten wir mal wieder eine Plaketten-Verleihung beiwohnen, die diesmal im Rahmen des UNESCO-Weltdokumentenerbes an verschiedene montevideanische Institutionen wie das Centro de Fotografía verliehen wurden. Das Ganze fand im Palacio Taranco statt, einem wunderschönen Stadtpalast im französischen Stil. Diesmal war aber leider kein Imbiss dabei…

Wir besuchten einen Tag später das uruguayische Parlament, in dem regelmäßig Führungen angeboten. Das Gebäude ist sehr pompös und fast alle Böden sind aus Marmor. Dort konnten wir auch einen Blick auf die Originalversion der ersten Verfassung werfen, in einem Glaskasten natürlich!  Ich kenne ja auch schon das argentinische Parlament, was sehr ähnlich aussieht, da kann sich der Bundestag auf jeden Fall etwas abschauen…

Außerdem besuchten wir gemeinsam mit einer Freundin endlich Colonia del Sacramento, was wir eigentlich bereits im Oktober geplant hatten, dann aber irgendwie nicht dazu kamen. Die Busverbindungen dorthin sind von Montevideo aus sowieso besser. Colonia hat wirklich eine super schöne Altstadt, die durch die portugiesischen und spanischen Einflüsse und aufgrund der Tatsache, dass es sich um die erste von den europäischen Kolonialherren gegründete Stadt auf uruguayischem Boden handelt, ganz und gar nicht mit anderen Städten im Land zu vergleichen ist. Für 150 Pesos (etwa 3,60 Euro) bekommt man eine Karte, mit der man Eintritt in fast alle Museen der Stadt bekommt, die sich mit verschiedenen Aspekten der Stadtgeschichte und auch Natur beschäftigen. Mittags aßen wir mexikanisch und holten uns später noch eine Suppe, da es wirklich unerwartet kalt geworden war. An diesem Tag war ich bereits ziemlich erkältet, weshalb ich mir noch einen Schal kaufte. Die Tage darauf war ich leider nicht wirklich fit, aber nach viel Tee und Ausruhen geht es mir jetzt wieder gut. Es standen nämlich noch zwei Kulturveranstaltungen auf dem Programm, montags ein Poetry-Slam in einer Bar, dem ich leider nur in der ersten Hälfte beiwohnen konnte, weil meine Nase dann leider doch nicht ganz so mitgemacht hat wie ich wollte, nichtsdestotrotz war es eine spannende Veranstaltung. Donnerstags ging es dann zu einer Lesung des Gedichtbandes „Arten zu sterben tragen“ der deutsch-türkischen Autorin Özlem Özgül Dündar, welcher von einem Übersetzerinnenkollektiv der Universidad de la República mit Unterstützung des DAAD ins Spanische übersetzt wurde. Bei der Lesung wurde sowohl das deutsche Original als auch die spanische Übersetzung präsentiert und es war sehr spannend zu sehen, wie die Lyrik in einer anderen Sprache umgesetzt wurde. Natürlich geht dabei auch oft etwas an Bedeutung verloren, deshalb fand ich die Arbeit der Übersetzerinnen sehr beeindruckend. Auch hier gab es danach einen brindis (Imbiss), über den wir uns natürlich sehr freuten 😉

Ein Tag später bekamen wir spontan von unserer Chefin noch Karten für eine offene Probe des Sinfonieorchesters des Sodre-Theaters, das war ein schönes Vormittagsprogramm, bevor es zur Arbeit ging.

Das Wochenende vom 1. auf den 2. Juni verbrachten wir zu dritt in Piriápolis, einem kleinen Badeort etwa 1,5 Stunden östlich von Montevideo. Dort wollten wir eigentlich den Pan de Azúcar, einen der höchsten Hügel (Ich sage extra nicht Berg…) in Uruguay besteigen. Aber irgendwie sollte es nicht sein. Samstags waren wir 5 Minuten zu spät am Beginn des Wanderweges und durften dann nicht mehr loslaufen und sonntags versuchten wir es nochmal, wurden allerdings nach 2 Minuten wandern wieder zurück geholt, weil die lokale Feuerwehr aufgrund des Wetterberichts den Weg geschlossen hatte. Das war super schade und ärgerlich, aber was will man machen… Immerhin gab es unterhalb einen Tierpark, in dem wir uns etwas aufhalten konnten. Hier konnten wir sogar einen Jaguar und einen Puma so wie Capybaras und Nutrias und viele Vögel beobachten.

Wir schauten uns auch noch das Castillo de Piria an, das von dem Stadtgründer Francisco Piria erbaut wurde und schlenderten sonst ein bisschen durch den Ort. Wir entdeckten eine mega günstige Bäckerei, wo wir uns mit Donuts eindeckten und samstagabends bestellten wir eine 1m lange Käsepizza, das gibt es hier oft als Angebot in den Pizzerien. Am nächsten Morgen schlugen wir auch beim Frühstücksbuffet im Hotel ordentlich zu. Abends ging es dann wieder zurück nach Montevideo, wo wir noch unsere Reise zu den Iguazú-Wasserfällen Anfang Juli buchten, da freue ich mich schon sehr drauf!

Montevideo ist underrated

Endlich mal wieder ein Lebenszeichen von mir! Durch den Umzug nach Montevideo komme ich jetzt erst wieder dazu, einen Blogartikel zu verfassen. Und die letzten Wochen waren auch wirklich mehr als abwechslungsreich. Nach fast zwei Wochen im Hostel mit ziemlich fragwürdiger Ernährung aufgrund fehlender Küche konnten wir dann Anfang Mai endlich in das Airbnb einziehen. Die Wohnung ist klein, der Herd ist so semi-gut (Nudeln wurden eine ziemliche Matschepampe, weil das Wasser nicht richtig kochen kann) und die Miete viel zu teuer, aber die Lage ist top und es ist super ruhig, da wir in einem Wohnkomplex sind und deswegen nicht direkt an der Straße wohnen. Sobald wir in der Großstadt angekommen waren, häuften sich auch schon die Besuche von anderen Freiwilligen, ist schon ziemlich praktisch einen Schlafplatz mitten in der Stadt zu haben.

Schon vom ersten Wochenende an genossen wir das Großstadtleben und die vielen Möglichkeiten, die sich hier bieten. Wir testeten zwei tolle Streetfoodmarkets aus, besichtigten ein paar Museen und gingen einmal zu einer Ballett-Vorstellung und ins Theater.
Die neue Arbeit gefällt mir sehr. Unser Büro befindet sich jetzt im Bildungs- und Kulturministerium und wir teilen es mit den Kolleg*innen der Abteilung für internationale Kooperation. Rein für die UNESCO arbeitet lediglich Carmen, unsere Chefin, und es gibt noch den Generalsekretär der Kommission, der allerdings auch für die Vizeministerin arbeitet. Das Gebäude ist auch hierarchisch aufgebaut, wir im fünften Stock, die Vizeministerin im achten und der Minister ganz oben im neunten Stock. Zu unseren Aufgaben gehörten bisher das Abtelefonieren der uruguayischen UNESCO-Projektschulen, um die Kontaktdaten zu aktualisieren (eine gute Übung für das Spanisch), ein paar Instagramposts zu erstellen und wir waren sogar schon auf Geschäftsreise. Den 7. bis 9. Mai verbrachten wir nämlich in Trinidad in der Mitte des Landes im UNESCO-Global Geopark „Grutas del Palacio“. Hier wurden einige Plaketten eingeweiht, die das „Rutas UNESCO“ Logo zeigen und Emil und ich wurden bereits vorgeschickt, damit die Plaketten angebracht werden konnten, bevor sie mittwochs feierlich enthüllt werden sollten. Für uns war dieser Trip perfekt, da wir sowieso noch hinfahren wollten, um zwei weitere kulturweit-Freiwillige zu besuchen, die im Geopark arbeiten. So wurden sowohl unsere Fahrtkosten als auch unsere Verpflegung vor Ort vom Ministerium übernommen. Am ersten Tag gab es außer die Übergabe der Plaketten nicht viel zu tun und so wurden wir von einem Bekannten der beiden mit auf sein Campo (Feld) genommen. Den nächsten Tag verbrachten wir dann bei den Grutas, um der Konferenz der Tourismusdirektor*innen der Regionen Uruguays beizuwohnen. Donnerstags fand dann das erste Geotourismustreffen im Land statt, bei der nicht nur der Tourismusminister, sondern auch der Intendente (vergleichbar mit einem Landrat) der Region Flores und auch Vertreter*innen von Geoparks in Mexiko, Chile und Spanien anwesend waren (letztere virtuell). Zudem gab es noch einen Vortrag einer Mitarbeiterin eines brasilianischen Geoparks, dem wir auf Portugiesisch lauschen durften. Man hat sogar so gut wie alles verstanden, brasilianisches Portugiesisch ist ziemlich ähnlich zum Spanischen, die Aussprache ist nur oft ungewohnt. Trinidad ist meiner Meinung nach die perfekte Uruguay-Erfahrung, mehr Gaucho-Lifestyle bekommt man nicht!

Noch am selben Tag mussten wir uns schon wieder auf den Rückweg nach Montevideo machen, denn am nächsten Tag hatten wir ein Treffen mit dem deutschen Botschafter. Hier waren sowohl vier kulturweit-Leute als auch verschiedene deutsche Praktikant*innen anwesend, die zum Beispiel aktuell an der Deutschen Schule, beim DAAD oder in der Botschaft selbst eingesetzt sind. Der Botschafter erzählte uns von seinem Lebensweg und beantwortete unsere Fragen zur Arbeit als Diplomat und über die deutsch-uruguayischen Beziehungen. Mit der DAAD-Praktikantin verstand ich mich auf Anhieb sehr gut und wir verbrachten den restlichen Tag mit ihr und den beiden anderen Kulturweitlerinnen. Auch am nächsten Tag traf ich mich nochmal mit ihr, um zur Playa Malvín zu fahren und montags nahm sie uns mit zum Stammtisch der Praktikant*innen der deutsch-uruguayischen Handelskammer. Mir war tatsächlich nicht bewusst, dass so viele Deutsche momentan in Montevideo leben, aber der Abend war super nett und wir führten interessante Gespräche.

Für Mittwoch hatten wir uns entschlossen, bei der Demo für Palästina mitzulaufen, die von der Intendencia bis zur Plaza Independencia ging. Das war eine sehr bewegende Erfahrung und die Solidarität und Anteilnahme auch in Form von Gedichten, die bei der Kundgebung vorgetragen wurden, hat mich sehr beeindruckt.

Donnerstags während der Arbeitszeit wurden wir von einem Fahrer des Ministeriums (irgendwie ungewohnt, chauffiert zu werden) zum Palacio Taranco, einem wunderschönen Stadtpalast, gebracht, um die Räumlichkeiten für ein Event kommenden Donnerstag zu inspizieren, bei dem wieder Plaketten verliehen werden. Tags darauf waren wir abends mit einigen der Praktikant*innen verabredet, um einen Geburtstag nachzufeiern, wir waren koreanisch essen und danach noch in einer Bar, in der ich das erste Mal Grappa Miel probiert habe, einen super leckeren Honig-Likör. Danach zog es uns sogar noch in den Club, wo wir bis fünf Uhr morgens tanzen waren. Ich habe mich zwar immer noch nicht an die Ausgehzeiten gewöhnt, aber wir hatten auf jeden Fall eine gute Zeit und die Müdigkeit hielt sich tatsächlich in Grenzen.

Das Wochenende ließ ich aber ein wenig langsamer angehen und erledigte Einkäufe auf dem Markt und im Supermarkt und kochte mir einen leckeren Nudelauflauf. Das ist wohl auch die beste Art, hier mit dem Herd Nudeln zu machen…

Für Juli habe ich mich jetzt für das DELE-Sprachzertifikat C1 angemeldet. Ich bin noch nicht ganz überzeugt davon, das locker zu schaffen, deswegen muss ich mich da auf jeden Fall noch viel ransetzen und üben… Aber wird schon, sind ja noch zwei Monate hin!

Ich freue mich jedenfalls sehr auf die kommenden Wochen, da jetzt schon einige spannende Dinge anstehen. Die Entscheidung, nach Montevideo zu ziehen, bereue ich auf jeden Fall nicht! Ich finde, die Stadt ist total underrated, sie ist zum Besichtigen nicht so spannend, aber zum Leben wirklich toll!

Zwei Tage am Meer

Meine Zeit hier in Fray Bentos neigt sich dem Ende zu. In drei Wochen werde ich bereits in Montevideo wohnen. Irgendwie ging das jetzt doch schneller als gedacht. Nach ewiger Suche haben wir endlich eine Wohnung gefunden, die einigermaßen bezahlbar ist und in einer mega Lage in dem sicheren, aber zentralen Stadtviertel Palermo nahe der Uferpromenade liegt. Sie ist ab dem 2. Mai beziehbar, deshalb verbringen wir die ersten Tage noch in einem Hostel direkt neben der NatCom. Aber das ist jetzt definitiv die beste Lösung. Von der Wohnung müssen wir auch nur noch 20 Minuten zur Arbeit laufen, was meinen von unserem ewig langen Arbeitsweg hier in Fray Bentos geschundenen Füßen auf jeden Fall gut tun wird.

Letztes Wochenende unternahm ich mit einer anderen Freiwilligen noch einen kleinen Trip an die Küste. Samstags waren wir auf dem 18. Geburtstag ihrer Gastschwester eingeladen und konnten diese kulturelle Erfahrung auch noch mitnehmen. So etwa konnten wir das obligatorische Fotoshooting mit der Torte miterleben.

Nach einer Nacht in Nueva Helvecia machten wir uns am nächsten Tag mittags auf nach Montevideo. Nach einem kurzen Schock, weil sie ihren Geldbeutel vergessen hatte und wir deswegen den Bus nach Colonia Valdense verpassten und die Tante der  Gastfamilie uns deswegen schnell dorthin bringen mussten, saßen wir dann zum Glück im Bus in Richtung Hauptstadt. Von dort sind es nur noch circa zwei Stunden Fahrt. Nach kurzem Umstieg im Tres Cruces Busbahnhof, wo wir uns mit Proviant eindeckten, stiegen wir dann in den Bus von Rutas del Sol, der uns ans Meer bringen sollte. Die Fahrt zog sich ziemlich, aber die Landschaft war dann doch etwas abwechslungsreicher als im Westen des Landes und so erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit das Terminal, von dem aus die Shuttle in den kleinen Ort fahren. Cabo Polonio ist ein kleines Dorf, das inmitten des gleichnamigen Nationalparks liegt und deswegen nur von den Anwohner*innen mit Privatautos angefahren werden darf. Alle anderen müssen das safarifahrzeugähnliche Shuttle nehmen, mit dem es dann quer durch die Dünen und den Wald über den Strand geht. Allrad ist hier unabdingbar! In Cabo Polonio gibt es keine Straßen, sondern nur Sandwege. Wir verliebten uns direkt in das süße Örtchen. Ganz so extrem, wie es in manchen Dokus und Reiseführern dargestellt wird, ist es übrigens nicht. Cabo Polonio ist zwar nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, doch es gibt überall und zu jeder Tageszeit Strom aus Solarpaneelen und fließendes Wasser ist auch vorhanden. Wir übernachteten in einem winzigen Hostel, in das Zimmer passte genau das Bett und mehr eigentlich auch nicht. Frühstück war sogar inklusive, was aufgrund der touristischen Preise und beschränkten Einkaufsmöglichkeiten im Ort auf jeden Fall von Vorteil war. Am nächsten Tag erkundeten wir die Gegend, beobachteten die Seelöwen, die sich auf den Felsen vor dem Ort entspannen und sahen uns den Leuchtturm an, der aus unerklärlichen Gründen leider nur von donnerstags bis sonntags bestiegen werden kann. Nachmittags kletterten die Temperaturen wieder auf über 25 Grad, weshalb wir den Rest des Tages am Strand verbrachten und baden gingen. Abends picknickten wir auf den Felsen vor den Seelöwen und schauten uns den Sonnenuntergang an. Die Ruhe in dem Ort aufgrund der fehlenden Autos und die Entspanntheit der Menschen waren auf jeden Fall eine wirklich schöne Auszeit.

Den nächsten Tag nutzten wir dazu, auszuschlafen und dann eine kleine Wanderung am Strand entlang zum Cerro de la buena vista (zu deutsch „Hügel der schönen Aussicht“) zu unternehmen. Diese war tatsächlich länger als gedacht, nach etwa anderthalb Stunden erreichten wir das zweite Cap, das die Bucht begrenzt und machten dort Mittagspause, bevor wir den Hügel hochkletterten. Von dort machten wir uns dann wieder auf den Rückweg, weil wir um 18 Uhr das Shuttle zurück erwischen mussten. Ich musste schließlich, anders als meine Mitfreiwillige, die noch ein paar Tage in Punta del Diablo angehangen hat, am nächsten Tag wieder arbeiten. Hier befand ich mich schließlich 440 km von Fray Bentos entfernt, für die ich wegen der gemächlichen Busse im Land etwa elf Stunden brauchen sollte. Und so ging es zunächst erst zurück nach Montevideo, wo ich noch drei Stunden auf den nächsten Bus warten musste. Ein nächtlicher Aufenthalt in Tres Cruces ist aber gar kein Problem, weil die Menschen hier teilweise wirklich nachtaktiv sind. So haben die meisten Ticketschalter und viele Essensmöglichkeiten geöffnet und es herrscht noch reger Betrieb. Um 6:30 kam ich dann endlich wieder in Fray Bentos an und legte mich nochmal anderthalb Stunden hin, bevor es dann zur Arbeit ging. So hielt sich die Müdigkeit zum Glück in Grenzen.

An diesem Tag lernte ich auch die Eltern meines Mitfreiwilligen kennen, die aktuell zu Besuch in Uruguay sind. Ich freute mich sehr darüber und wir verbrachten die nächsten zwei Tage mit ihnen und wurden sogar bekocht <3

Seit Freitag bin ich wieder alleine, weil die drei gerade noch eine zehntägige Tour durch Uruguay machen.

Gestern wurde ich spontan von Bekannten noch mit zur „Semana de la cerveza“ (Bierwoche) nach Paysandú genommen. Dort gab es mehrere Konzerte und viele Essens- und Marktstände und wir verbrachten einen schönen Abend. Um 3:30 war ich dann wieder zuhause und schlief erstmal aus. Die nächsten zwei Tage steht nichts an, was auch mal gut ist, um mich etwas auszuruhen und ein paar Haushaltssachen zu erledigen.

Von Pinguinen, Wanderungen und zu vielen Umzügen

Inzwischen ist schon mehr als die Hälfte meines Aufenthalts vorbei. Es kommt mir verrückt vor, in etwas mehr als 4 Monaten schon wieder zurück in Deutschland zu sein. So lang ist ein Jahr eigentlich gar nicht. Meine letzte große Reise ist nun auch vorbei, für mich ging es mit meinem Mitfreiwilligen noch für 10 Tage nach Patagonien. Die Anreise war lang, wir mussten zunächst von einer Kollegin nach Argentinien gebracht werden und dann den Bus nach Buenos Aires nehmen. Dort verbrachten wir die Nacht am Flughafen, an dem überraschend viel los war und die paar Stunden gingen schneller rum als gedacht. Um 7:40 hob dann unser Flieger nach El Calafate ab. Die Stadt liegt in der Provinz Santa Cruz im Süden des Landes, hier liegt die Bevölkerungsdichte bei weniger als 1 Einwohner*in pro Quadratkilometer. Dementsprechend verwirrt waren wir beim Landeanflug als wir nur eine karge wüstenähnliche Landschaft sehen konnten und einfach keine Landebahn auftauchen wollte. Doch schließlich kamen wir gut an dem winzigen Flughafen an und nahmen einen Shuttle in den Ort. In diesem lernten wir zufällig eine andere Deutsche kennen, die aktuell ein Praktikum in Buenos Aires absolviert und verabredeten uns noch mehrfach mit ihr. El Calafate ist ein sehr touristischer Ort, man merkt, dass dort alles auf die (besonders europäischen und US-amerikanischen) Urlauber*innen ausgelegt ist. Dementsprechend teuer und edel sind die meisten Restaurants und Läden dort. Irgendwie wirkt es nicht so, als würden dort wirklich Menschen leben. Wir besuchten zunächst ein Museum, in dem unter anderem nachgebaute Dinosaurierskelette ausgestellt sind, die in der Region gefunden wurden. Besonders angetan hat es mir aber das Riesenfaultier, das hier vor zehntausenden Jahren noch gelebt hat und dessen Überreste in einer Höhle in der Gegend gefunden wurden. Abends testeten wir ein arabisch-venezolanisches Restaurant (ja, wilde Kombi!) und aßen leckere, aber überteuerte Falafelwraps. Generell ist Patagonien wunderschön und unbedingt eine Reise wert, jedoch nichts für einen schmalen Geldbeutel. Am nächsten Tag stand eins der Highlights der Reise an, der Ausflug zum „Perito Moreno-Gletscher“ im Nationalpark „Los Glaciares“, der auch auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Es war unglaublich beeindruckend, diese Eismassen zu sehen und auch zu hören, wie Teile des Gletschers abbrechen. Die Temperaturen in Patagonien waren im Vergleich zum unendlichen Sommer am Río Uruguay ziemlich niedrig, weswegen wir aufgrund fehlender Winterjacke den Zwiebellook voll ausreizen mussten. Meine Outfits bestanden meistens aus einer Leggings unter meiner Wanderhose, einem Langarmshirt, einem Kurzarmshirt und dann je nach Temperatur ein dünner Pulli und schließlich ein dicker Pulli und eine Regenjacke. Eine Mütze und Handschuhe wären aber manchmal tatsächlich nicht schlecht gewesen… Ich möchte mir das Wetter dort nicht im Winter vorstellen!

Am nächsten Tag konnten wir ein neues Land von der Weltkarte freischalten. Es ging morgens mit dem Bus weiter nach Chile, 6 Stunden Fahrt für eine Strecke von 200 km, von denen wir anderthalb an der Grenze verbrachten. Zunächst wurden die Pässe auf argentinischer Seite kontrolliert und ein paar Hundert Meter weiter mussten wir erneut aussteigen (im Regen und Nebel), um uns auf chilenischer Seite auszuweisen. Sogar das Handgepäck wurde durchleuchtet. Vorher mussten wir bereits ein Online-Formular ausfüllen, um anzugeben, was wir an Lebensmitteln einführen. Obwohl wir es dort angegeben hatten, durften wir leider unser Obst nicht mitnehmen. Ich hoffe, die Beamt*innen haben es wenigstens gegessen, anstatt es wegzuschmeißen… Am Nachmittag kamen wir dann endlich in Puerto Natales an, einem süßen Städtchen, in dem man direkt gemerkt hat, dass wir jetzt näher am Pazifik als am Atlantik sind. Das Stadtmaskottchen ist besagtes Riesenfaultier, das hier gefunden wurde. Deswegen ist es auch auf jedem Straßenschild abgebildet und eine Statue ist an der Rambla zu finden. Hier probierten wir eine fantastische Calafate-Limonade (Calafate ist eine Beere aus der Region, die auch El Calafate seinen Namen gab) und hoben bunte chilenische Pesos ab (So langsam wird es durcheinander mit den ganzen Währungen… Aber die chilenischen Scheine waren die schönsten bisher!). Leider fiel uns auf, dass wir uns ja nun nicht mehr in der Materegion befanden, in der der Rhythmus spät in die Nacht verlegt ist, wodurch wir leider nach 20 Uhr nicht mehr einkaufen konnten. Und so traten wir am nächsten Tag um 7 Uhr morgens mit leerem Magen die Fahrt zum Nationalpark Torres del Paine an, um eine 8-stündige Wanderung zu machen. Nach der Ankunft im Park mussten wir noch einen weiteren Shuttle nehmen, um zum Besuchszentrum zu kommen, wo die Tageswanderung zu den „Torres del Paine“ startet. Diese führte uns durch Wald und an einem kleinen Fluss vorbei, an dessen Zuläufen man sich wunderbar die Wasserflasche auffüllen kann. Das Wasser kommt kalt und sauber direkt aus dem Berg. Es ging auch an einer Hütte vorbei, an der Wandernde in Zelten übernachten können, die den W- oder O-Trail laufen, die beide mehrere Tage gehen. Am Ende mussten wir ein recht langes Geröllfeld hochklettern, bevor wir endlich am Ziel der Wanderung ankamen, einer türkisblauen Lagune mit den drei Bergspitzen der „Torres del Paine“ (zu deutsch „Türme des blauen Himmels“ in der Sprache der indigenen Tehuelche). Hier saßen wir etwa eine Stunde, beobachteten die anderen Menschen vor Ort, die schöne Landschaft und aßen unser mageres Picknick, bestehend aus trockenem Baguette mit etwas Honig, einem Apfel und ein paar Chocolinas-Keksen. Danach begaben wir uns auf den Rückweg zum Startpunkt, den wir um 18 Uhr nach ziemlich genau 8 Stunden wieder erreichten. Von hier ging es dann mit Shuttle und Bus wieder zurück nach Puerto Natales. Ich bin mega stolz, diese Wanderung geschafft zu haben!

Am nächsten Morgen probierten wir ein sehr leckeres veganes Café zum Brunch aus und stiegen dann in den Bus nach Punta Arenas, wo wir eine Nacht verbrachten. Von der Stadt konnten wir leider nicht so viel sehen, weil es den ganzen Tag regnete, aber wir aßen leckere chilenische Riesenempanadas und kauften unser Busticket für den nächsten Tag (in dem nur noch 3 Plätze frei waren, also Glück gehabt!). Denn nun ging es schon zum letzten Stopp und zwar zurück nach Argentinien in die südlichste Stadt der Welt, nach Ushuaia. Die Busfahrt war lang, aber kurzweilig, da sie von einer 40-minütigen Bootsfahrt unterbrochen wurde, um die Magellanstraße zu überqueren und auf die Insel Feuerland zu kommen.

Am kommenden Tag entschieden wir uns dazu, ein bisschen Geld zu blechen und gleich zwei Bootstouren im Beaglekanal zu unternehmen. Und so ging es für uns zunächst mit einem kleinen Boot mit etwa 8 Personen zum Leuchtturm „Faro Les Éclaireurs“ und wir konnten viele Tiere beobachten. Das Wetter war traumhaft und wir konnten Wale, Robben und viele Kormorane sehen, das sind Vögel, die von Weitem ein bisschen aussehen wie Pinguine. Die ließen sich tatsächlich auch schon blicken. Eine Gruppe von Magellanpinguinen schwamm ein Stück von unserem Boot entfernt durch das Wasser. Das war alles sehr beeindruckend!
Irritiert haben mich im Vorbeilaufen jedoch jedes Mal die großen Kreuzfahrtschiffe im Hafen nach Ushuaia. Denn von hier starten mehrwöchige Kreuzfahrten in die Antarktis. Und das zum Preis von rund 10.000 Dollar pro Person! Sowas muss meiner Meinung nach wirklich nicht sein. Mir wäre es lieber, wenn die Pinguine dort einfach in Ruhe gelassen werden würden…

Am nächsten Morgen besuchen wir zunächst das „Museo Marítimo y del Presidio de Ushuaia“, ein Museum mit mehreren Ausstellungen in einem alten Gefängnisgebäude. Hier lernten wir etwas über die Geschichte des Gefängnisses, aber auch über die ersten Forschungsreisen in die Antarktis und einen Leuchtturm auf der Isla de los Estados. Danach ging es zu unserer zweiten Bootstour zur Isla Martillo, auch „Pinguininsel“ genannt. Dafür fuhren wir zunächst mit einem Minibus etwa eine Stunde weiter nach Osten, um dann auf ein Schlauchboot zu steigen und zur Insel zu fahren. Hier leben zwei Pinguinarten, Magellanpinguine und Eselspinguine, die wir von ganz nah beobachten konnten. Zu dem Zeitpunkt befand sich auch ein Filmteam auf der Insel, vermutlich, um eine Tierdoku aufzunehmen. Nach einem Heißgetränk und ein paar Medialunas (Croissants aus Hefeteig) ging es wieder zurück nach Ushuaia.

Tags drauf besuchten wir erneut das Museum und entschlossen uns dann trotz des schlechten Wetters eine kleine Wanderung zum „Glaciar Martial“, den Überresten eines Gletschers, zu unternehmen. Hier läuft man eine ehemalige Skipiste hoch und dann, bei guter Sicht, einen fantastischen Blick auf die Stadt und den Beagle-Kanal. Dann brach auch schon unser letzter Tag an, den wir im Nationalpark Tierra del Fuego verbrachten. Hier befindet sich die südlichste Poststelle der Welt, die natürlich überfüllt mit Touris war und in der überteuerte Postkarten verkauft wurden. Wir unternahmen hier noch eine letzte Wanderung, ein Weg, der durch Wald an der Küste entlangführt und mich landschaftlich sehr an die Bretagne erinnert hat. Nach der Rückkehr in die Stadt testeten wir noch ein süßes Café aus, bevor es um 18:30 zum Flughafen ging, um zurück nach Buenos Aires zu fliegen. Dort kamen wir gegen 23:30 an und fielen dann müde ins Bett in einem Hotel, das wir spontan ein paar Tage zuvor gebucht hatten. Den Tag verbrachten wir dann noch in Buenos Aires mit Postkarten schreiben und ein paar Besorgungen zu machen (Kosmetikprodukte sind hier so viel günstiger als in Uruguay!). Wir mussten auch Geld wechseln, um unser Taxi abends bezahlen zu können, was sich zunächst als nicht so einfach herausstellte. Gut, dass mein Mitfreiwilliger noch einen 50 €-Schein dabeihatte, den wir wechseln konnten. Abends ging es dann zurück nach Gualeguaychú und dann mit dem Taxi nach Fray Bentos. Da wir am 1. März unsere alte Unterkunft verlassen mussten, zogen wir mit unserer Rückkehr nach Uruguay auch direkt um, wir stoppten mit dem Taxi kurz am alten Haus, um unser restliches Gepäck zu holen und fuhren dann zu unserem neuen AirBnB. Am nächsten Tag ging es direkt zu Arbeit. Das war anstrengend… Patagonien war aber wirklich traumhaft schön und ich kann es allen, die die Möglichkeit dazu haben, nur ans Herz legen, dort einmal hinzureisen!

Ein paar Tage später bekamen wir noch Besuch von einer anderen Freiwilligen, die 3 Tage bei uns blieb. Solche Momente sind immer sehr schön!

Tatsächlich hält es uns aber nicht mehr lange in Fray Bentos. In 5 Wochen werden wir nach Montevideo ziehen, um dort den Rest unseres Aufenthalts in der UNESCO-Nationalkommission zu absolvieren. Das wird spannend! Etwas Sorge bereitet mir aktuell noch die Wohnungssuche, aber das wird schon irgendwie…

Karneval in Montevideo und Homezone-Wiedersehen <3

Diesmal hat es mich nicht lange in Fray Bentos gehalten. Momentan ist die Anzahl von Tourist*innen aber auch wirklich überschaubar und auch sonst gibt es im Museum nicht wirklich viel zu tun. Die Hitze spielt hier sicherlich auch eine große Rolle. Bei knapp 40 Grad und einer unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit sind die meisten Leute nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen. Auch bei uns im Haus, in dem wir keine Klimaanlage, sondern lediglich ein paar Deckenventilatoren haben, die vergeblich den ganzen Tag auf Hochtouren liefen, um uns ein bisschen frische Luft zu beschaffen, merkte man das allen an. So ging es freitagabends schon wieder weiter zum nächsten Trip, wir verbrachten das Wochenende in Montevideo. Hier wollten wir uns den Karneval anschauen und gleichzeitig nochmal ein kleines Homezone-Wiedersehen mit den meisten anderen Freiwilligen aus Uruguay genießen. Zwei werden schließlich nächste Woche schon wieder in Deutschland sein. Verrückt, wenn ich darüber nachdenke, dass bei mir jetzt fast auf den Tag genau Halbzeit ist. Die Zeit ging so schnell rum und gleichzeitig fühlt es sich an, als wäre ich schon ewig hier.

Montevideo zeigte sich diesmal von einer deutlich besseren Seite als im September. Im Vergleich zu Fray Bentos und eigentlich jeder anderen Stadt in Uruguay ist man in Montevideo in einer anderen Welt. Es gibt Einkaufszentren, ÖPNV, viele Menschen, Kulturangebote und unzählige Märkte, auf denen man ganze Tage verbringen kann. Den Freitagabend verbrachten wir auf der Straße Isla de Flores, auf der jedes Jahr der große Karnevalsumzug „Desfile de Llamadas“ stattfindet. Die Gruppen sind nicht so unterschiedlich wie in Deutschland, sondern immer gleich aufgebaut und unterscheiden sich nur durch die Farbe ihrer Kostüme und Accessoires. Wir konnten Sambatänzerinnen aus dem ganzen Land bewundern und den Candombe-Trommlern lauschen. Interessant war auch der Teil der Gruppe, der aus Pärchen bestand, bei denen die Frau ein Kleid trägt, das an das 19. Jahrhundert erinnert und der Mann mit Stock und aufgeklebtem weißem Bart auftritt.

Samstags besichtigten wir das Museum zur Militärdiktatur in Uruguay und machten einen Abstecher ins Einkaufszentrum Punta Carretas im elegantesten Viertel Montevideos. Abends besuchten wir eine weitere Karnevalsveranstaltung, eine sogenannte Murga, die vergleichbar mit politischem Kabarett in Deutschland ist. Hier treten jedoch ganze Gruppen auf, die tanzend und singend aktuelle politische Themen kommentieren. Das war eine interessante Erfahrung, mangels Sprachkenntnissen im gesanglichen Kontext und detailliertem Wissen über uruguayische Politik, verstand ich aber leider nicht so viel, wie ich gerne hätte. Sonntags wurde zum Markttag und wir streiften über die Feria Tristán Narvaja, auf der alles Mögliche (und auch besonders viel Schrott) feilgeboten wurde. Wahrscheinlich hätten wir hier auch einfach versuchen können, alten Krempel zu verkaufen. Es war viel los und das machte es mit einer so großen Gruppe gar nicht so einfach, zusammenzubleiben. Abends begaben wir uns wieder an die Rambla, wo wir ein paar Jugendlichen dabei zusahen, wie sie die Vorderräder von ihren Fahrrädern abmontierten und dann stundenlang Wheelies um einen Springbrunnen fuhren, in dem Kinder badeten. Großstadt at its best, in Fray Bentos gibt es sowas nicht… Wir gönnten uns als Snack ein paar Churros, die an unzähligen Ständen an der Uferpromenade verkauft werden. Die Stimmung am Strand war unfassbar schön und dadurch, dass der Río de la Plata so breit ist, wirkte es, als wären wir wirklich am Meer.

Montevideo ohne schlechtes Wetter gibt es aber anscheinend nicht. Montags fing es natürlich an zu regnen, was aber bezüglich der Temperaturen natürlich nur von Vorteil war. Wir schauten uns noch das Mausoleum des Nationalhelden José Artigas an und zu dritt besuchten wir schließlich noch das Museum über den Flugzeugabsturz der uruguayischen Rugbymannschaft 1972. Unfassbar berührend und gut gemacht. Der Film über das Unglück „Die Schneegesellschaft“ (La sociedad de la nieve) ist auf jeden Fall eine absolute Empfehlung! Nach einem Snack in einem Café ging es dann auch schon wieder zurück nach Fray Bentos.

Ich muss sagen, am liebsten wäre ich in Montevideo geblieben. Die Möglichkeiten, die man dort hat, sind wirklich nicht mit hier zu vergleichen… Aber ich werde bestimmt bald wiederkommen!

In Fray Bentos hat es mittlerweile deutlich abgekühlt. Das macht den Alltag auf jeden Fall deutlich angenehmer. Obwohl wir in zwei Wochen leider schon wieder umziehen müssen… Ich hoffe, das hat bald mal ein Ende.

Ich kann aber sagen, dass ich es mir nicht vorstellen könnte, wie die meisten Freiwilligen jetzt schon wieder nach Deutschland zurückzukehren. Dafür fühlt sich mein Aufenthalt noch gar nicht komplett an. Ich freue mich auf die nächsten Monate und bin gespannt, was noch so alles passieren wird.

Viele bunte Berge und viele Busfahrten

Für mich ging es mal wieder nach Argentinien. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich schreibe nur dann Blogeinträge, aber um ehrlich zu sein, ist die Urlaubszeit auch am spannendsten. Doch diesmal stand eine längere Reise an. Und so begab ich mich in der Nacht vom 21. auf den 22. Januar wieder zum Busterminal, um mal wieder nach Buenos Aires zu fahren. Nachdem unser Bus zehn Minuten vor der Endstation liegengeblieben war, war ich ziemlich froh, dass ich so viel Puffer vor meinem Flug eingeplant hatte. Dann ging es mit dem Uber zum Flughafen Ezeiza, der wirklich weit außerhalb liegt und der Weg morgens im Berufsverkehr deshalb ungefähr 40 Minuten in Anspruch nahm. Nach einem schnellen Frühstück war ich erstmal verwirrt: Ich hatte am Vortag eine Mail bekommen, in der ich über die Stornierung meines Fluges informiert wurde und mir ein neues Flugticket für einen Flug zehn Minuten später ausgestellt wurde. Also eigentlich alles entspannt. Nachdem ich erst aber zehn Minuten vor Schluss den neuen Check-In gemacht hatte, weil mir nicht bewusst war, dass der nötig war, konnte ich den neuen Flug bei bestem Willen nicht auf den Anzeigetafeln entdecken. Überall stand nur, dass der ursprüngliche Flug gecancelt wurde. Trotzdem lief ich zum Securitybereich für die Inlandsflüge und wurde ohne Probleme durchgelassen. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der neue Flug war eigentlich die Maschine, die bereits um 4:30 morgens hätte abfliegen sollen und aus unerklärlichen Gründen acht Stunden Verspätung hatte. Ich vermute ja, dass beide Flüge nicht voll waren und deshalb zusammengelegt wurden.

Und so überquerte ich in zwei Stunden das flache Land bis plötzlich eine Wolkendecke auftauchte, aus der kurz vor der Landung einige grün bewaldete Berge herausragten. Wie lange hatte ich schon keine Berge mehr gesehen?! In Uruguay gibt es jedenfalls keine… Ich war in Salta, im Norden Argentiniens gelandet und staunte bei der Taxifahrt zum Hostel über die grüne Landschaft, die gar nicht wüstenartig war, wie ich mir sie vorgestellt hatte. Ich verbrachte einige Stunden im Hostel, um auf die Freiwillige aus Argentinien zu warten, mit der ich die nächsten zwei Wochen verbringen sollte.

Die nächsten zwei Tage erkundeten wir die Stadt Salta (Salta capital), fuhren zum Beispiel mit der Seilbahn den Cerro San Bernardo hoch und probierten regionale Gerichte wie Humitas (in ein Maisblatt eingehüllte Käse-Mais-Masse) oder Tamales (das Gleiche aber noch mit Fleisch, z.B. vom Lama). Wir besichtigten auch das Museo de Arqueología de Alta Montaña, das vor allem die Anden- und Inkakultur thematisiert. Hier wird auch immer im Wechsel eine der drei Kindermumien, die auf dem Gipfel des Llullaillaco, eines Vulkans an der Grenze zu Chile, gefunden wurden, ausgestellt. Es war ein beklemmendes Gefühl, diese so gut konservierte 500 Jahre alte Mumie anzuschauen. Besonders vor dem Hintergrund, dass diese Kinder geopfert wurden und dort oben erfroren sind. Die indigene Bevölkerung der Region heißt die Ausstellung der Mumien im Museum nicht gut. Generell kommt mir Argentinien hier im Norden nicht ganz so europäisch vor wie Buenos Aires. An vielen Ecken sieht man die bunte Flagge der indigenen Bevölkerung wehen, die hier noch einen großen Anteil der Menschen ausmacht.

Da donnerstags ein Generalstreik gegen die neue Regierung angekündigt war, konnten wir einen geplanten Ausflug nicht machen und verbrachten den Tag nochmal in der Stadt. Am nächsten Tag nahmen wir einen Bus nach Tilcara, ein süßes Bergdorf, in dem wir in einem Hostel mit einer super Dachterrasse übernachteten. In Tilcara besuchten wir die Pucará, ein ehemaliges nachgebautes Inkadorf und einen Kaktusgarten. Allgemein merkten wir bei der Fahrt nach Tilcara, dass es immer höher in die Berge ging und die Landschaft viel trockener und wüstenartiger wurde. Die umliegenden Berge sind dort von Kakteen übersät, was eine mir bisher völlig unbekannte Landschaft ist.

Freitags ging es für uns mit dem Bus nach Purmamarca, ein anderes Bergdorf in der Nähe von Tilcara, um von dort eine Exkursion zu den Salinas Grandes zu starten. Das sind riesige Salzwüsten, die vor ein paar Millionen Jahren auf einem Hochplateau in den Anden entstanden sind und die es zum Beispiel auch in Bolivien gibt. Zwischendurch befanden wir uns schon auf 4170 Metern. Die Salinas waren sehr beeindruckend und die professionellen Fotos, die dort von Mitarbeitenden für 50 Cent Eintritt von uns geschossen wurden, machten den Ausflug noch besser. Traurig ist jedoch, dass überall Schilder stehen müssen, auf denen gefordert wird, dass die Massenförderung von Lithium in der Region aufhören muss. Dies stellt dort ein riesiges Problem dar. Danach liefen wir in Purmamarca noch den Rundweg um den „Berg der sieben Farben“.

Abends kehrten wir nach Tilcara zurück und konnten auf dem Dorfplatz noch eine Tanzgruppe bewundern, die traditionelle bolivianische Tänze aufführte. Am nächsten Tag brachen wir schon wieder auf und es ging nach Humahuaca, noch weiter nördlich, wo wir eine Exkursion in einem Geländewagen zum Hornocal unternahmen. Der Hornocal ist ein Berg, der vor allem als „Cerro de los 14 colores“, also Hügel der 14 Farben, bekannt ist. Hier befindet man sich auf 4.350 Meter, der höchste Punkt auf unserer Reise. Das haben wir auch gemerkt, als wir runter zum Aussichtspunkt liefen, da die Luft spürbar dünner ist als weiter unten im Tal. Wir waren so beeindruckt von dem Berg, dass wir mit den anderen Reisenden etwa 15 Minuten einfach nur da saßen und ihn bewundert waren. Die Gesteinsformation hat sich schon vor etwa 115 Millionen Jahren gebildet und die verschiedenen Sedimente sorgen für die vielen Farben des Berges.

Auf dieser Reise ist uns positiv aufgefallen, dass in der Gegend sehr viele Argentinier*innen Urlaub machen und auch viele junge Menschen unterwegs sind. Deshalb haben wir an so gut wie jedem Stopp tolle Menschen kennengelernt und alle waren sehr offen und interessiert, zum Beispiel eine Tour gemeinsam zu unternehmen oder essen zu gehen.

Den zweiten Tag in Humahuaca nutzen wir, um zum Inca Cueva Weg zu fahren, eine Wanderung, die uns vom Hostel empfohlen wurde. Der Bus, der Richtung bolivianische Grenze fährt, schmeißt einen dafür mitten im Nirgendwo raus und wir folgten einem Schild, auf dem „Inca Cueva“ stand. Zum Glück waren wir eine größere Gruppe mit dem gleichen Ziel und so liefen wir etwa eine Stunde durch eine ehemaliges Flussbett bis wir die eigentliche Höhlenformation aus rotem Stein erreichten. Auf dem Weg begegneten wir auch freilaufenden Lamas! Am Ziel angekommen erzählte uns ein Local etwas über die Höhlen, in denen auch eine der ältesten Mumien weltweit gefunden wurde. Im Anschluss machten wir Mittagspause an einer kleinen Oase. Danach gab es optional die Möglichkeit, an einer verlängerten Wanderung mit einem Guide teilzunehmen, die wir nutzten. Mit einer Gruppe bestehend aus 5 Personen und dem Guide machten wir uns also auf zu einer weiter entfernten Lagune. Zwischendurch regnete es und ich wurde ziemlich demotiviert, doch nach einer Klettereinheit an einer quasi vertikalen Felswand, wurden wir mit einem tollen Ausblick belohnt und konnten auch natürliche Wasserbecken und Pflanzen bewundern, die in dieser Umgebung bestehen können. Auf dem Rückweg ließ uns der Guide das letzte Stück alleine gehen, da er bereits nach Hause ging. Ein Haus mitten in dieser Bergwüste, eine Stunde von der nächsten Straße entfernt und mit dem Auto kaum erreichbar! Leider fing es dann schon an zu dämmern und zu regnen und wir waren alle bereits ziemlich durchgefroren, als wir die Straße erreichten. Wir wussten zwar ungefähr, wann der Bus kommen sollte, da es ja aber schließlich keine richtige Bushaltestelle gibt und er schon Verspätung hatte, spielten wir kurz mit dem Gedanken, zu trampen. Doch dann kam der Bus zum Glück noch und wir konnten durchgefroren, aber happy, unsere Kekse miteinander teilen.

Abends planten wir unsere zweite Woche der Reise und beschlossen, am nächsten Tag nach Iruya, ein winziges Dorf, zu fahren, von dem alle, die wir auf der Reise bisher getroffen hatten, geschwärmt haben. Die Busfahrt war ziemlich ruckelig, weil es von der Schnellstraße aus drei Stunden über unbefestigte Straßen geht, die zwischendurch auch von Eseln versperrt wurden. Iruya selbst hat mich nicht so wirklich umgehauen, die lange Fahrt würde ich nicht nochmal auf mich nehmen. Wir kletterten auf den „Mirador del Condor“ (Kondoraussichtspunkt), eine Wanderung, die ich vor Anstrengung kaum beenden konnte. Aber immerhin sahen wir einige Kondore, also hat es sich schon gelohnt!  Hier blieben wir zum Glück auch nur eine Nacht, da wir es auch mit einer unfreundlichen Hostelbesitzerin zu tun hatten. Dann saßen wir wieder im Bus, der uns in sechs Stunden nach San Salvador de Jujuy (Jujuy capital) bringen sollte. Eine anstrengende und ungemütliche Fahrt, die aber ein Ende nahm und wir in San Salvador mit einem süßen AirBnB belohnt wurden. Es tat gut, endlich mal wieder alle Sachen ausbreiten zu können und nicht direkt spülen zu müssen. Wir gönnten uns ein ausgiebiges Frühstück in der Wohnung und gingen ins Kino. Die zwei Tage ausruhen waren definitiv nötig. Danach hatten wir uns entschieden, wieder nach Salta zurück zu fahren, da man von dort am besten Ausflüge in die Umgebung unternehmen kann. Deshalb ging es für uns noch als Tagestrips nach Cachí und Cafayate, die zwar mit einem Minibus als geführte Tour stattfinden, was eigentlich überhaupt nicht meine Art ist, zu reisen, aber irgendwie tat es auch gut, mal nichts organisieren zu müssen und sich einfach rumfahren lassen zu können.

Unsere Reise neigt sich schon dem Ende zu. Wir sitzen gerade im Bus nach San Miguel de Tucumán, unserem letzten Stopp. Von dort aus geht es für mich morgen Nachmittag mit dem Flieger wieder zurück nach Buenos Aires und dann nach Uruguay. Ich habe das Gefühl, ich sollte mir Uruguay auch bald mal richtig anschauen… Am Wochenende geht es jedenfalls für Karneval mit anderen Freiwilligen wieder nach Montevideo, darauf freue ich mich schon! Generell werden die nächsten Wochen wieder sehr spannend.

Feiertage in Argentinien sind nicht zu empfehlen

Ich sitze am hinteren Ende des gefühlt kilometerlangen Retiro-Busbahnhofs in Buenos Aires. Die Feiertage verbrachte ich wieder in der Hauptstadt Argentiniens (ist ja auch definitiv eine coolere Stadt als Montevideo…). Aber Feiertage in Argentinien sind einfach nur mies. An Weihnachten war wirklich alles geschlossen. Und mit allem meine ich Läden, Restaurants und sogar Apotheken. Wir hatten kurzzeitig Angst, nichts zu essen zu bekommen, weil wir natürlich nichts eingekauft hatten. Die Naivität, an Weihnachten schön essen gehen zu können, wurde schnell von der Realität überschattet. Es lief darauf hinaus, dass wir Pizza auf der Straße essen mussten, weil das der einzige Laden war, der offen hatte. Hier trafen wir sogar zufällig andere kulturweit-Freiwillige aus Brasilien, ich glaube, das sagt schon alles über die Essenssituation an dem Abend aus. Auch an Geld zu kommen, stellte sich wieder schwierig heraus und so verbrachte ich nach Weihnachten 3h bei Western Union und verließ die Filiale mit 200 Scheinen à umgerechnet 1€. Inflation lässt grüßen. Generell habe ich gemerkt, dass die Preise hier im Vergleich zu vor 6 Wochen wirklich angezogen haben. Mit einem Konto mit Euro oder Dollar ist es immer noch günstig, aber trotzdem merke ich die Veränderung. Mir tun die Leute hier aufgrund der wirtschaftlichen Lage sehr leid. Ich konnte auch einige Demonstrationen gegen den neuen Präsidenten beobachten.

Umso verwunderter war ich bei der Führung durch den argentinischen Kongress. Wenn man nicht weiß, wo man sich befindet, könnte man glatt meinen, ein prunkvolles Theater betreten zu haben. Das macht es noch mehr schade, zu wissen, dass das Land sich in so einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise befindet.

Die Woche hier lässt sich vor allem mit dem Wort spontan beschreiben. Es waren sehr viele andere kulturweit-Freiwillige ebenfalls hier und so wurde es auf jeden Fall nicht langweilig. Von einer spontanen Geburtstagseinladung über zwei Treffen mit den brasilianischen Freiwilligen und unzählige Café-reuniones bis zu einem Silvesterabend, der erst 6h vorher feststand, war alles dabei. Zwischendrin verbrachte ich auch Zeit alleine und besichtigte unter anderem das ESMA-Gelände, auf dem während der Militärdiktatur politische Gegner*innen festgehalten und gefoltert wurden, das Museo Malvinas e Islas del Atlántico Sur, das die territorialen Streitigkeiten zwischen Argentinien und Großbritannien über die Kontrolle der Falklandinseln thematisiert, und die bunten Häuser im Viertel La Boca und konnte somit meine letzten Touri-Bucketlist-Punkte für Buenos Aires auch abhaken.

In der Woche vor Weihnachten, in der mein Mitfreiwilliger bereits nach Brasilien abgereist war und ich in den 5 Tagen genau eine Touristin empfangen konnte, dachte ich erst, dass ich doch besser schon eine Woche früher gefahren wäre. Doch im Endeffekt war es doch besser gewesen, dageblieben zu sein. Ich musste leider die unschöne Erfahrung machen, dass meine Apple-ID gehackt wurde und ich somit die ganze Woche damit verbrachte, meine Daten zu sichern und dann meine Geräte zurücksetzen zu lassen, was ein ziemliches Heckmeck darstellte und mir die Zeit hier in Argentinien nicht gerade verschönert hätte. Aber danke nochmal an dieser Stelle an Emma, dass ich deinen Laptop dafür ausleihen durfte! <3 Gut gemeinter Rat an alle mit Apple-Geräten, die das lesen: Richtet euch einen Wiederherstellungskontakt ein, falls noch nicht geschehen! Das erspart euch das Ärgernis, dass ihr euch ein neues Konto machen müsst und gegebenenfalls alle Daten verliert…

Außerdem hat es in Fray Bentos 4 Tage so stark geregnet, dass ich eines Morgens meine Zimmertür öffnete und der ganze Flur, das Wohnzimmer und die Küche mit Wasser bedeckt waren. Nach einigen Stunden war das Wasser ein bisschen getrocknet und meine Vermieterin hat den Rest noch geputzt, aber das wäre unschön geworden, wenn ich nicht dagewesen wäre und es niemand bemerkt hätte.

Nun sitze ich im Nachtbus zurück nach Fray Bentos. Dieser existiert nämlich wie anfangs anders angenommen doch, kostet zwar etwas mehr als der Bus nach Gualeguaychú vor der Grenze, spart mir aber eine Person, die mich abholen muss und gewährt mir somit eine tolle Flexibilität. Bei der Hinfahrt war ich schon verwundert, dass um 3 Uhr nachts in Fray Bentos immer noch so viel am Busbahnhof los war, da um diese Uhrzeit Busse sowohl nach Montevideo als auch nach Buenos Aires fahren. Als ich hier eben einstieg, wurde ich sogar von einem Carepaket mit Empanadas, Sandwiches, einem Orangensaft und einem Alfajor überrascht. So lassen sich die knapp 4 Stunden Fahrt doch echt gut aushalten! Ich komme gegen 2 Uhr nachts an. Hoffentlich geht es an der Grenze schnell. Ein paar Stunden Schlaf hätte ich dann doch noch gerne, bevor ich morgen wieder arbeiten muss.

In weniger als 3 Wochen geht es für mich schon wieder auf Tour. Nach Salta und Jujuy um genau zu sein und danach vielleicht noch weiter, mal schauen, wo es uns noch so hintreibt. Spontanität wird hier wie gesagt groß geschrieben. Ich werde das erste Mal ganz alleine fliegen, ich bin gespannt, wie das wird. Dort treffe ich mich dann mit einer anderen Freiwilligen und wir reisen gemeinsam weiter.

Ich finde es unglaublich, dass mittlerweile schon mehr als ein Drittel meines Aufenthalts vorbei ist. Ich bin schon 112 Tage hier. Die Zeit vergeht wie im Flug. Gefühlt kann ich schon gar nicht mehr alles anschauen und machen, was ich mir vorgenommen hatte. Das ist verrückt. Aber ich hoffe, dass die restlichen Monate noch genau aufregend und lehrreich werden, wie der Anfang.

Ein bisschen Heimat in Uruguay oder Südamerika ist, wenn der Hauptact erst um 6 Uhr morgens beginnt

Seit Buenos Aires sind gerade einmal drei Wochen vergangen und doch ist schon wieder einiges passiert. Zuerst das vielleicht Wichtigste: Wir sind umgezogen! Das Ganze passierte eher zufällig und ziemlich schnell. Wir hatten mit unserem Kollegen in einem Moment ohne Arbeit ganz prinzipiell noch mal über unsere Wohnsituation und die damit einhergehende Unzufriedenheit gesprochen. Empfohlen wurde uns dann, mal auf Facebook zu schauen (was ja in Deutschland eher ein Ü50 Ding ist, aber in anderen Ländern wirklich noch sehr hilfreich für solche Dinge ist). Eine Immobilienagentur aus Fray Bentos hatte auch einige Wohnungen gepostet und so schauten wir am nächsten Tag dort vorbei, um direkt nachzufragen, ob etwas für uns infrage kommen würde. Die Mitarbeiterin zeigte uns daraufhin ein neues Studierendenwohnheim, das ein paar Tage später öffnen sollte. Wir besichtigten dieses direkt einen Tag später und wir konnten nur Vorteile feststellen: 3000 Pesos günstiger (etwa 70-80 €), direkt im Zentrum mit Gemüseladen und Supermarkt vor der Haustür und ein eigenes Zimmer für uns beide. Gesagt, getan und so zogen wir 5 Tage später direkt um. Aktuell haben wir das ganze Haus für uns, da die Uni hier erst im März wieder losgeht. Nur die Küche teilen wir mit einem Mitbewohner, der in einem Anbau im Garten wohnt. Er ist wohl der einzige internationale Student in Fray Bentos, da er ursprünglich aus Panama kommt. Wir verstanden uns auf Anhieb gut mit ihm und sind generell unfassbar happy über die neue Unterkunft! Das zeigte uns wieder mal, dass man in Südamerika einfach ein bisschen spontaner und flexibler sein muss als in Deutschland.
Noch eine gute Nachricht, mein Paket ist angekommen! Ich hätte es ja schon nicht mehr gedacht, aber war dann sehr erfreut, dass sich die ganze Mühe mit dem Zoll gelohnt hat. Jetzt habe ich auch eine schöne Thermoskanne und kann mit dem Mate-Lifestyle nun endlich richtig durchstarten.

Irgendwie ist es ein seltsames Gefühl, dass in zwei Wochen Weihnachten ist… Während es hier immer heißer und heißer wird, hat es in Deutschland sogar bei mir zuhause in der Rheinebene geschneit. Das Einzige, was hier an Weihnachten erinnert, ist die Deko, die sporadisch im Supermarkt oder an manchen Häusern zu finden ist. Nichtsdestotrotz legten Emil und ich am Freitag einen Backtag ein und zauberten Butterplätzchen, Hildabrötchen mit Pflaumenmarmelade und Schwarz-Weiß-Gebäck, was alles wunderbar gelungen ist. Auch die Uruguay@s sind ganz angetan von dieser Tradition.
Das Wochenende des 8. Dezember verbrachten wir in Nueva Helvecia, einer Kleinstadt im Süden Uruguays, um eine andere Freiwillige zu besuchen. Wir wurden unfassbar herzlich, wie die Uruguay@s nun mal sind, von ihrer Gastfamilie empfangen und durften bei ihnen übernachten, den Pool benutzen und tonnenweise Käse essen (die Familie stellt auf ihrem Bauernhof eigenen her und deshalb ist ungelogen die Hälfte des Kühlschranks voll mit Käse). Der eigentliche Grund, warum wir kamen, war aber das „Bierfest“, was wirklich den deutschen Namen trägt. Nueva Helvecia trägt den Beinamen „Colonia Suiza“ (schweizerische Kolonie), da sich im 19. Jahrhundert eine beträchtliche Anzahl an Schweizer*innen und generell deutschsprachigen Menschen hier niedergelassen hat, um der Hungersnot in Europa zu entfliehen. Das deutsche Erbe ist überall in der Stadt noch zu spüren, obwohl kaum noch jemand Deutsch spricht. Dazu gehören das alljährliche Bierfest, die teils schweizerisch angehauchten Häuser, melodische Straßennamen wie „Guillermo Tell“ und ein Café namens „Tante Eva“, was an von der Einrichtung her an eine Berghütte erinnert. Zudem wird an zwei Schulen auch Deutsch unterrichtet, weswegen es hier eine kulturweit-Einsatzstelle gibt.

Das Highlight war für mich aber die Parade als Abschluss des Bierfests, bei der die Bewohner*innen der Stadt mit traditioneller Tracht aus dem Kanton bzw. der Region mitlaufen, aus der ihre Vorfahren nach Uruguay kamen. Eine ganz tolle und spannende Tradition!
Zudem waren wir samstags noch im „Café del Bosque“, einem Outdoor-Club am Strand des Río de la Plata. Vorher lernten wir noch die Freundesgruppe unserer Mitfreiwilligen kennen, mit denen wir den Abend verbrachten. Nach einer spannenden Hinfahrt (zwei von uns mussten hinten auf der Ladefläche des Pick-ups liegen und sich nicht von der Polizei erwischen lassen), verbrachten wir wohl unseren bisher intensivsten Clubabend. Wir kamen gegen 2 Uhr an und es war bereits brechend voll. Um 3 Uhr spielte die erste Band, die an dem Abend angekündigt war und die Stimmung wurde besser und besser. Die Uruguay@s wissen einfach, wie man feiert. Gegen 5 Uhr konnten wir dann die Sonne aufgehen sehen, was befremdlich, aber echt cool war. Etwa gegen 6 Uhr spürten wir die lange Nacht aber auch wirklich und wollten uns gerade auf den Weg machen, als der zweite Sänger tatsächlich gerade erst mit seiner Performance anfing. Südamerika ist, wenn der Hauptact erst um 6 Uhr morgens beginnt, wir waren sehr erstaunt. Tatsächlich handelte es sich um einen recht bekannten argentinischen Sänger, dessen Songs auf Partys rauf und runter laufen. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und nahmen diese Erfahrung auch noch mit.
Bald darauf waren wir aber wirklich fix und fertig und wurden von einer Freundin wieder zurück nach Hause gebracht, wo wir todmüde ins Bett fielen. Alles in allem aber ein Abend, der im Gedächtnis bleiben wird und ein mega Erlebnis!
Gerade sitzen wir im Bus zurück nach Fray Bentos, um morgen wieder arbeiten zu gehen. Das Wochenende hat sich aber wirklich mehr als gelohnt! Mal schauen, was ich in nächster Zeit noch so alles erleben werde. Es bleibt spannend!

BA – Buenos Aires oder doch Brazos Abiertos?

Ich konnte noch ein Land von meiner Bucketlist streichen. Das Zwischenseminar verbrachten wir gemeinsam mit den meisten anderen Freiwilligen aus Uruguay in der Hauptstadt Argentiniens und hatten eine unfassbar schöne Zeit. Nachdem am 10. November noch ein Stadtfest in Fray Bentos stattfand, bei dem wir unter anderem Sambatänzerinnen und eine Gruppe mit argentinischen Folkloretänzen bewundern konnten, machten wir uns am 11. November früh morgens auf den Weg nach Gualeguaychú, der nächstgelegenen Stadt in Argentinien, die auf der anderen Seite des Río Uruguay liegt, allerdings leider nicht mit dem Bus zu erreichen ist. Deswegen wurden alle Kontakte hier vor Ort mobilisiert und schlussendlich wurden wir von der Tante eines Kollegen mitgenommen. In Gualeguyachú stiegen wir dann in den Bus nach Buenos Aires, für den wir trotz der 3,5 Stunden Fahrt nur umgerechnet 7 € pro Person gezahlt haben. Gegen Mittag erreichten wir dann den Retiro Busbahnhof und waren zunächst ein bisschen überfordert, da unser uruguayisches Internet ja nicht mehr funktionierte und wir irgendwie so den Weg zur Unterkunft finden mussten. Nach 1-2 Stopps an Orten mit freiem WLAN war das dann aber auch so möglich. Das große Wiedersehen mit der ganzen Gruppe war super schön und wir stellten auch schnell fest, was für eine tolle Stadt Buenos Aires ist. Dazu kommt, dass sich aufgrund der hohen Inflation die Preise mit einem deutschen Budget und der Erfahrungen aus Uruguay (so teuer!) in einem unfassbar niedrigen Rahmen bewegen. Und so genossen wir die Wochen in vollen Zügen und mussten nicht einmal kochen. Nachdem wir auch endlich etwas Geld wechseln konnten, war der Kurs natürlich noch besser und lag bei 900 argentinischen Pesos für 1 €.
Wir verliebten uns sofort in den Wochenendmarkt am Friedhof Recoleta, auf dem alle Arten von Schmuck, Kleidung und handgemachter Dekoration und Keramik sowie Gemälde verkauft werden. Außerdem besichtigten wir den Friedhof, das Kulturzentrum Recoleta, die Plaza de Mayo, die Buchhandlung El Ateneo in einem alten Theater, die Stadtviertel Palermo und La Boca, das Barrio Chino, den Hafen und den Ecoparque, eine Grünanlage mit Tieren im Herzen von Buenos Aires, und vieles mehr.
Auch kulturell nahmen wir einiges mit und besuchten eine Theatervorstellung mit einem Stück über Sigmund Freud, gingen ins Kino, um den neuen „Hunger Games“ Film anzusehen und gingen feiern, wonach wir um 6:30 den Club verließen und ganz verwundert waren, dass es ja schon wieder hell war. Wohlgemerkt alles an einem Abend!
Unser AirBNB war ein Traum, eine riesige Altbauwohnung mit Platz für 12 Personen und nur wenige Gehminuten vom Obelisken entfernt, also direkt im Zentrum. Besser hätte es nicht sein können!

Das Zwischenseminar war aufgrund des Online-Formats natürlich anstrengend, aber dadurch, dass wir gemeinsam waren und danach immer schöne Dinge geplant hatten, trotzdem recht kurzweilig. Ich habe viele interessante Aspekte besonders über Uruguay mitgenommen, vor allem durch die Gespräche mit einem Deutschen, der seit vielen Jahren in Montevideo lebt und mit einer Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft in Uruguay. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir die Einheiten zur afrouruguayischen Geschichte und der Militärdiktatur in Uruguay, mit beiden Themen möchte ich mich noch weiter beschäftigen. Auch der Kulturausflug war eine tolle Erfahrung, da wir hierfür einen Tangokurs besuchten, in dem wir bereits einige Grundschritte lernen konnten.
Am 19. November, unserem letzten Tag in Buenos Aires, fanden auch die Stichwahlen in Argentinien statt. Dadurch erlebten wir die Tage davor bereits einige Demonstrationen und sahen viele Plakate der Kandidaten. Am Wahltag selbst war es erstaunlich ruhig in der Stadt, was aber auch an der Wahlpflicht im Land liegen kann, durch die die Leute in ihrem Wahlbezirk bleiben. Ein wichtiges Angebot fand ich aber auch den kostenlosen ÖPNV an dem Tag, um allen Menschen die Wahl zu ermöglichen. Erstaunt haben mich die öffentlichen Aushänge der Namen und Ausweisnummer der Wähler*innen vor dem jeweiligen Wahllokal und die Tatsache, dass eine Art Teillockdown verhängt wurde. So etwa hatten alle Kultureinrichtungen geschlossen und am Tag vorher war ab 20 Uhr Tanz- und Alkoholverbot. Das Ergebnis der Wahl kam dann aber erst, als wir bereits wieder an der Grenze zu Uruguay waren. Ich habe endlich einen uruguayischen Stempel in meinem Pass, was bei der ersten Einreise nicht ging, da es am Flughafen ein automatisches Einreisegate ohne Stempelmöglichkeit gab.
Ich habe mich nach den paar Tagen total in Buenos Aires verliebt, wozu bestimmt auch der Stadtslogan beigetragen hat: „Bienvenidos a la Ciudad que siempre te recibe con los Brazos Abiertos“ (zu deutsch: Willkommen in der Stadt, die dich immer mit offenen Armen empfängt). Hier wird auch bewusst damit gespielt, dass BA sowohl für Buenos Aires als auch Brazos Abiertos stehen kann.
Aber das Großstadtleben muss ich nicht lange vermissen, denn über Weihnachten und Silvester geht es erneut in die Stadt, worauf ich mich schon sehr freue! Es war einfach ein ganz tolles Gefühl, an wirklich jeder Ecke ein Café zu entdecken (ungelogen an jeder!), mit der U-Bahn zu fahren, abends in eine Bar zu gehen und nette Leute kennenzulernen und von den ganzen Kulturangeboten zu profitieren! Gestern war es erstmal ganz ungewohnt, wieder die uruguayischen Preise umzurechnen und schockiert über den gewaltigen Preisunterschied zu sein…

Hasta pronto, te amo, Buenos Aires <3