Deutsche Minderheit

Deutsche Minderheit

(ein Versuch der vereinfachten Erklärung, der keine Garantie auf Vollständigkeit oder Korrektheit aller Erzählungen aufweist)

Hartian gehört zur Ungarndeutschen Minderheit, weshalb die Deutsche Selbstverwaltung, die auch vom deutschen Innenministerium gefördert wird, eine große Rolle in der Politik Hartians spielt. Sie ist zum Beispiel Träger der Grundschule und des Kindergartens, die also nicht staatlich sind, sondern besonders, auch von der Bundesrepublik Deutschland, gefördert werden. Folglich wird besonders in der Bildung ein Schwerpunkt auf die Entwicklung der deutschen Sprache und der ungarndeutschen bzw. schwäbischen Kultur gelegt. Zur Sensibilisierung für die Kultur finden viele Feste und Kulturprogramme für die Einwohner Hartians und interessierte Gäste von außerhalb statt, die mein Leben hier sehr abwechslungsreich machen. Diese sind ungarische, ungarndeutsche oder kirchliche Feiertage. Zusätzlich dazu gibt es viele ungarndeutsche ortsansässige Vereine, die sich zum Beispiel auch in der Begegnungsstätte Bagolyfészek, meinem Zuhause auf Zeit, treffen und für Abwechslung (teils leider auch viel Lärm) an den Abenden und Wochenenden sorgen.
Diese Minderheit kam ungefähr vor 300 Jahren nach Ungarn, dass sich damals noch nicht lange von der zerstörerischen Türkenherrschaft befreit hatte. Da besonders kleine Siedlungen unter dieser Herrschaft gelitten hatten, rief Graf Grassalkovich, der neue Herrscher der Region, Deutsche auf, nach Ungarn zu kommen. Diese waren bereit, ihre Heimat zu verlassen, da es für viele aufgrund des „deutschen Flickenteppichs“, der vielen Kriege und besonders der strikten Erbfolge wenig Hoffnung auf ein gutes Leben zu Hause gab. So nahmen sie den beschwerlichen Weg mit der Ulmer Schachtel auf der Donau auf sich und siedelten in der Nähe der Donau in Ungarn an. Auch hier war das Leben zunächst nicht einfach, da es landschaftliche, klimatische und kulturelle Unterschiede gab und die Reisenden oftmals noch sehr jung waren. Sie wurden aber dankend aufgenommen, da sie (auch damals schon) mit dem Klischee des Fleiß und Arbeitseifers behaftet waren. Trotz einiger Probleme aber lebten sie sich erfolgreich ein und blieben in z.B. Újhartyán.
Schon im 19. Jahrhundert begann eine Magyarisierungspolitik, bei der die deutsche Sprache allmählich durch die ungarische ersetzt wurde, da das deutsche Bürgertum sich anpassen wollte.
Nach dem zweiten Weltkrieg, zu Zeiten der Sowjetunion, kam es nicht selten dazu, dass die Ungarndeutschen in Arbeitslager verschleppt wurden. Auch weit darüber hinaus bis in die 1970er-Jahre wurden sie häufig diskriminiert oder angefeindet. So kam es dazu, dass sie mehr und mehr ihre Kultur und vor allem die Sprache als Selbstschutz aufgaben. Da Deutsch auch in Schulen nicht unterrichtet wurden durfte, wuchs eine Generation auf, die kaum Deutsch spricht.
Als diese schwere Zeit überwunden war allerdings, begann sich die Minderheit in Selbstverwaltungen zu organisieren und setzt sich seitdem für ihre Rechte und die Bewahrung sowie die aktive Gestaltung ihrer Kultur und Sprache ein.