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Surrealität

Stell dir vor, du säßest abends an einem Strand. Um dich herum ist es leise. Du bist allein. Vor dir siehst du die gleißende Sonne langsam in das tiefe Ozeanblau tauchen. Der Sand ist noch warm vom Tag. Vor dir saßen schon viele Menschen hier und nach dir werden es viele tun. Aber trotzdem ist es einzigartig. Immer wieder neu. Besonders für dich ist es einzigartig. Denn das sind die Geräusche, die du hörst. Den Wind, die Möwen, die Wellen. Das sind die Gerüche, die du riechst. Ein Feuer, das Salzwasser, die Meeresbrise. Das sind die Anblicke, die du siehst. Die Sonne, das Meer und den Strand. Das sind die Geschmäcke, die du schmeckst. Das Eis, die Sonnenwärme und die Meeresluft. Das sind die Dinge, die du fühlst. Den Wind, den Sand und die Komfortabilität.

Du hast dich ganz bewusst hier hingesetzt. Du weißt, dieser Augenblick ist begrenzt. Irgendwann hat er angefangen und irgendwann wird er aufhören. Theoretisch kannst du hierfür ganz konkrete Zeitpunkte festlegen, aber praktisch, praktisch reicht es doch viel weiter desto mehr du drüber nachdenkst und die Zeit wird surreal. Du kannst keinen Anfang festlegen, weil alles so zu einander geführt hat, und du kannst kein Ende festlegen, weil du die Ausmaße nicht kennst.  Aber du hast dich bewusst entschieden, jetzt, in diesem Moment zu leben. Du lässt den Sand zwischen deinen Finger zerrieseln. Jedes einzelne Sandkorn nimmt seinen Weg nach unten. Zurück in seine gewohnte Umgebung. Zu den anderen Sandkörner und doch, auch wenn es einen ähnlichen Platz im Sand wieder einnimmt, so ist es trotzdem anders.

Während du da sitzt weht der Wind mal stärker, mal kommen Böhen und manchmal ist er ganz still. Der Sonnenuntergang nimmt seinen Weg, unabhängig davon, was du tust. Aber du kannst beeinflussen, wie du ihn siehst. Nicht was du siehst, sondern wie. Und so kann es jeder neben dir auch. Und ihr seht 100, ihr seht 1000 verschiedene Sonnenuntergänge, denn sie sind surreal. Die Realität hängt davon ab, wie du sie siehst. Es gibt nicht eine, es gibt unendliche und doch ist es einzigartig.

So kann sich ein Freiwilligendienst anfühlen. So fühlt sich mein Freiwilligendienst an. Surreal. Und ich erlebe ihn ganz auf meine Art. Ich wusste von Anfang an, was die Daten dieser Zeit sind. Wusste, dass sie aufhören wird, aber nicht, wie es in der Zwischenzeit sein wird. Die Zeit scheint wie der Sand zwischen meinen Fingern zu zerrieseln und trotzdem lässt sie mich verändert zurück. Denn jeder Moment verändert dich und beeinflusst deine Realität. Es gibt die Momente, in denen der Wind etwas stärker ist und mehr an deinen Kräften zieht. Und es gibt die Momente, die dir die Kraft dafür schenken. Menschen, die dich begleiten und wie die wunderschönen Sonnenstrahlen ein Lächeln auf dein Gesicht zaubern und dich im Glanze des Augenblicks genießen lassen. Menschen, die wie Vögel als Silhouette vor das Bild fliegen, es für einen kurzen Augenblick verändern und zu komplettieren scheinen, aber wenn sie weg sind, ist es genauso schön wie zuvor. Menschen, die die Sandkörner auf ihrem Weg nach unten auffangen und ihnen einen langsameren Weg, ein langsameres Rückkehren schenken. Menschen, die einfach neben dir sitzen und den selben Sonnenuntergang sehen, die selbe Zeit in einem Freiwilligendiesnt verbringen und es doch ganz anders wahrnehmen. Denn es ist surreal und hängt nur davon ab, wie DU es wahrnimmst, was du siehst, hörst, riechst, schmeckst und fühlst. Das ist Surrealität.