Arbeit

Endlich habe auch ich angefangen zu arbeiten! Meine Zeitarbeit beim GI Peking hat begonnen. Ich soll bei der Vorbereitung für die am Wochenende (22. – 24.10.10) anstehende, erste nationale PASCH-Direktorenkonferenz mithelfen.

Konkret heißt das: Ich habe ganze 73 PASCH-Taschen gepackt, was 4 Stunden gedauert hat, und 96 dazugehörige Mappen, was nochmal 3 1/2 Stunden gedauert hat. Die Taschen waren nicht so einfach zu packen, weil viele große Gegenstände, wie Teebecher, reinmussten und ich ständig hin und her gelaufen bin,  um alles zusammen zu suchen. Da waren die Mappen besser. Ich kam mir wie im Fastfood-Restaurant vor. Von jedem Zettel einer und dann noch im bestimmten Muster drapieren. Ich wurde nach 30 Mappen auch richtig schnell drinn 🙂 und es ging zack zack. Dabei wurde mir auch nicht langweilig, weil ich mich nebenbei noch mit einem Kameramann unterhielt, der für’s Goethe einen Film über die Direktorenkonferenz drehen soll. Wir saßen aus Platzmangel im gleichen Zimmer. Er lernt gerade Deutsch und will demnächst in Deutschland weiter studieren, da ist es verständlich, dass er sein Deutsch an mir ausprobieren will. Sein Deutschlevel entspricht in etwa meinem Chinesischlevel und so konnten wir uns eigentlich recht gut unterhalten, auch mit Hilfe des Wörterbuchs in seinem I-Pad.

Irgendwann waren dann alle Taschen und Mappen gepackt und am Freitag gings los. Ich musste schon um 9 Uhr antreten, weil noch nicht alle Mappen mit dem neuen Grußwort der Botschaft versehen waren und einige Namensschilder noch geschnitten werden mussten. Um 10.30 Uhr sind wir dann in das Hotel gefahren, in dem die Direktoren übernachten sollten. Und das war nicht irgendein Hotel, sondern das wohl teuerste in ganz Peking. Das Diaoyutai! Dieses Hotel wurde von Soldaten überwacht und man kommt nur mit Anmeldung rein. Gewöhnlich nächtigen hier Staatsgäste, wie z.B. Barack Obama. Und Goethe steckt da PASCH-Direktoren rein. Nicht dass ich das schlecht finde, aber in Deutschland fände man das doch ein bisschen übertrieben. Aber nun gut, das nötige Kleingeld hatte Goethe ja. Jeder der Direktoren durfte noch eine Begleitperson, meistens Deutschlehrer, mitbringen, die im naheliegenden 5 Sterne-Hotel Diaoyutai Da Jiu Dian wohnten, das aber öffentlich zugänglich war. Aber immer noch übertrieben geil! Noch dazu hatten die alle ein Doppelzimmer einzeln belegt. Das muss man sich mal vorstellen!! Ich hab eins der Zimmer besichtigen können und es war eben 5 Sterne-Standard…

Diaoyutai - Hier ist u.a. auch Obama abgestiegen

Jedenfalls hab ich den Freitag Nachmittag damit zugebracht, mit Yu Yi , der Assistentin von Sebastian Vötter, meinem Koordinator, an der provisorischen Rezeption zu sitzen und den Leuten die Namensschilder und Mappen zu überreichen. Ziemlich unspektakulär, aber ich hab mal alle PASCH-Schuldirektoren aus China gesehen. Um 18 Uhr ging es endlich auf in die dt. Botschaft (die letzten Direktoren checkten um zehn vor sechs ein O.O, wobei um 4 eigentlich offiziell Schluss war). Im Bus unterhielt ich mich mit dem

Diaoyutai Park

Direktor der Schule aus Xi’an und er erzählte mir wie toll seine Schule doch sei. In der Botschaft empfing uns der deutsche Gesandte Herr Riedel und hieß alle willkommen. Nach der Rede gab es ein leckeres deutsches Buffet, bei dem ich mächtig zuschlug. Besonders die Brötchen habe ich vermisst. Ich wurde vielen interessanten Leuten vorgestellt und habe den stellvertretenden Direktor meiner Schule kennengelernt. Schonmal ein Fortschritt. Er wusste überhaupt nicht, dass ich existiere, obwohl ich auf dem Schulcampus wohne. Vielleicht kann ich mein Zimmer doch für Übernachtungen anbieten ^^.

12 points go to GERMANY!

Lena Meyer-Landrut war auf dem Titelbild der Goethe-Zeitschrift. Ich hab mir erstmal 2 Exemplare für meine zukünftigen Schüler gesichert, eins auf chinesich, das andere auf Deutsch. 😀 Ich habe auch die Gewinnerin der Deutscholympiade 2008 kennengelernt und mit ihr eine neue chinesische Gewohnheit: die Indirektheit. Sie kannte Lena und da war ich natürlich interessiert woher. Sie hat erzählt ihre Austauschschülerin hätte ihr die Musik mitgebracht, und ich hab dann gefragt, wann die Austauschschülerin denn kam, weil Lena ja im Mai erst gewonnen hat. Hat mich einfach nur so interessiert, aber auf die ständige Nachfrage reagierte sie mit einem „Du bist aber schrecklich“ … Ich war wohl zu dreist und/oder direkt.  Ich hab dann versucht ihr zu erklären, dass es eine dt. Gewohnheit ist, genaue Daten zu erfragen. Finde ich jedenfalls.

Nach dem Gruppenfoto ging es dann zurück ins Hotel. Der Tag endete um 21.30 Uhr.

Gruppenfoto - Wer findet mich zuerst?

Am Konferenztag war ich nicht mehr Praktikantin, sondern auch geladener Gast :D. Ich habe in der Arbeitsgruppe „kulturweit“ eine Präsentation über meine Motivation und bisherigen Erfahrungen gehalten, wobei mich eine Dolmetscherin unterstützte. Beim lecker-Mittagessen lernte ich Ilona, eine Lehrerin aus Guangzhou, kennen, die ebenfalls Teochew

Ankunft

spricht. Sie hat mich gleich zu sich nach Hause eingeladen, wenn ich mal in GZ sein sollte, was sich bestimmt einrichten lässt. Danach bin ich zurück ins Goethe Institut gefahren, um einer Deutschstunde beizuwohnen und mich auf meine Tätigkeit als „Lehrerin“ vorzubereiten. Am Abend ging’s zurück zum Diaoyutai Da Jiu Dian für’s Abendessen. Ich verpasse doch kein Essen, was schon bezahlt ist!  😉 Es gab Seegurke und andere unbeschreibliche Meeresfrüchte, viel Fleisch und eingelegtes Gemüse. Wang Ziting (meine Mentorin), die Lehrerin aus Guangzhou, Chen Ye,

cooler Krieger

ein weiterer Lehrer aus Wuxi, der sich wenig später als Nicos Mentor rausstellte, und ich gingen

Und "Waffel" auch noch falsch geschrieben... dabei sollen das deutsche Waffeln sein!

nach dem Essen noch ein bisschen in Hou Hai spazieren.Dort sind alle möglichen Kneipen, Bars, Diskotheken und Geschäfte mit Funartikeln sowie Souvenirs stationiert. Ich hab auch gleich mal was eingesackt 🙂 und schon wieder zuviel Geld für Souvenirs ausgegeben, dabei bin ich noch ein Weilchen da… aber eben nicht in Peking! Hier gibt es eigens Leute dafür, die die Passanten dazu überreden wollen, in ihre Bar zu gehen.

Auch bei Frisören gibt es das. Letztens hat mich ein Typ auf dem Weg zum Goethe angesprochen, ob ich denn nicht mal mit in den Salon kommen möchte. Es wäre ganz unverbindlich und man würde mir nur ’ne Beratung geben. Das ganze lief auf Chinesisch. Ich habe erst gar nicht verstanden, was der mir da andrehen wollte, verstand nur irgendwas mit jian tou fa (剪头发 ) . Ich hab nachgefragt, ob damit Haare schneiden gemeint ist, doch er verneinte und blubberte weiter. Dabei lief ich weiter in Richtung Goethe, er neben mir her. Ganz schön hartnäckig der Kerl. Irgendwann kapierte ich und folgte ihm in dem Frisörsalon, weil ich eh schon überlegt hatte, mir demnächst die Haare schneiden zu lassen. Dort angekommen stand ein ganzes Empfangskomitee à 5 Personen auf jeder Seite bereit, um mich mit einem huan yin guang nin zu begrüßen. Ich war ganz schön überrrascht, um nicht zu sagen geschockt. So eine Kundenfreundlichkeit hatte ich noch nie erlebt. Der Frisör erzählte etwas von Proportionen im Gesicht und war der Meinung, ich bräuchte mehr Volumen am Hinterkopf und den Schläfen. Ich hörte mir alles an, nickte ab und zu und wunderte mich über seinen langen Nagel am kleinen Finger*. Bei dem Sonderpreis von nur 10 Yuan (=1 €; Waschen,Schneiden, Fönen) hab ich auch nicht lange überlegt und ihm machen lassen. Jetzt hab ich schöne Haare für wenig Geld 🙂

*Die langen Nägel am Kleinen Finger: Ich habe dieses Phänomen schon bei vielen Männern beobachtet und frage mich, wozu sie den Nagel am Kleinen Finger so lang wachsen lassen, alle anderen Nägel aber kürzen. Eine Vermutung habe ich schon, aber ich glaube, ich werde mal eine/n Chinesin/en fragen und dann davon berichten.

Weiter im Thema: Jedenfalls ist Hou Hai total schön am Abend. Wir sind erst durch

(Wa) Kar!!! - Krass!!!

touristisch umgebaute Hutongs gelaufen und dann zu einem See, um dem die Bars angeordnet sind. Ab und zu hielten wir an und lauschten der Live-Musik. Es gab die verschiedensten Musikrichtungen in den Bars: Gitarrenbars, Rockmusik, Balladen, Techno, … die meisten hatten Musiker engagiert. Ich lernte einen chinesischen Ausdruck kennen, den Jugendliche bei Begeisterung loslassen; ähnlich dem deutschen krass. Es hört sich ungefähr so an wie wa kar! Und das von einem verheirateten Dreißigjährigen! 😀

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Grauen-voll! Die Metro um 18 Uhr

Der Metro zur Rush Hour widme ich einen eigenen Eintrag. Anders lässt sich diese Sache nicht integrieren, denn sie weicht von allem ab, was ich bisher erlebt habe. Ich dachte, die Medien übertreiben, wenn sie über Chinas volle Züge berichten, aber das ist alles Realität (jedenfalls zur Rush Hour).

Diese Rush Hour erstreckt sich gewöhnlich von 7-8 Uhr und von 18-19 Uhr, wobei es abends schlimmer ist. Viel schlimmer.

Wir wollten einmal mit der Metro zur besagten Zeit fahren und warteten auf die Bahn. Als sie endlich kam sah man in ihr dicht gedrängt Menschen stehen. Sie war komplett überfüllt und so wollten wir die nächste nehmen. Den Chinesen hat das nichts ausgemacht. In die ohnehin schon platzende Bahn sind noch mindestens 6 weitere Chinesen eingestiegen. Ich weiß nicht, wie die das gemacht haben. Und sollte es bald herausfinden! Die nächste Bahn sah genauso aus wie die davor, also entschieden wir uns dieses Mal einzusteigen. Wir wollten als eine der Letzten einsteigen, weil wir nach 2 Stationen schon wieder raus mussten. Also stellten wir uns hinten an. Als wir dann drin waren, kamen hinter uns noch mindestens 4 Weitere. Nichts da mit nahe-an-der-Tür-stehen… Unbeweglich zwischen allen möglichen Menschen eingezwängt, fuhren wir in die nächste Station. Dort stiegen mindestens nochmal so viele ein. Man bedenke: Als wir eingestiegen sind, war die Bahn schon voll. Aber es schafften immer noch Leute, sich rein zu zwängen. Wie machen die das bloß?! Unsere Station wurde angesagt und wir machten uns fertig zum aussteigen. Als sich die Türen öffneten, kamen wir gar nicht dazu, uns mit bester Manier durchzuboxen. Denn ein gewaltiger Strom an Menschen zwängte sich in diesen Zug! Zwar sind auch einige ausgestiegen, aber leider nicht die, die vor uns standen. Und die dachten nicht mal dran, kurz auszusteigen, um die Leute hinter ihnen rauszulassen, nein, dann kämen sie selbst ja nicht mehr rein! Hoffnungslos fuhren wir also eine Station zu weit. Dort schafften wir es endlich dank der Menschen vor uns, aus diesem Zug zu entkommen.

Puh, nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann schon weiter. Wir mussten ja eine Station wieder zurückfahren. Der Zug in die Gegenrichtung sah nicht besser aus. Also stiegen wir nun wirklich als eine der letzten ein. Vor mir drängte sich noch ein Mann rein, aber ich hatte ja nur ihn vor mir und war mir sicher, die nächste Station rauszukommen. Falsch gedacht! Kurz bevor sich die Türen öffneten fragte ich ihn, ob er zur Seite gehen könne. Entweder hörte er es nicht, oder aber er ignorierte mich, jedenfalls schien keiner außer uns aussteigen zu wollen (oder zu können) und der Schwall an Menschen brach auf uns ein. Ich hatte wirklich nur diesen einen Typen  vor mir und wollte mich an ihm vorbei zwängen, aber der Idiot dachte nicht dran Platz zu machen, kurz auszusteigen. Wir waren gefangen, kamen weder vor noch zurück und wurden weiter ins Innere des Zuges geschubst. Ich stand im Vergleich zu Patrick noch relativ nah am Ausgang, also holte ich meine spitzesten Ellenbogen raus und wühlte, drängte mich durch die reinbrechenden Massen an Körpern, die alle nur ein Ziel kannten: das Innere des Zuges, ohne Rücksicht auf Verluste. Tatsächlich schaffte ich es aus dem Zug und flog beinahe auf die Fresse, weil der Druck so urplötzlich nachließ. Ich muss wie ein Geschoss ausgesehen haben, das eine Mauer durchbrach, weil ich mich zur einfacheren Fortbewegung duckte. Es war wirklich grauenvoll. Es fühlte sich an, als würde man Gegenstände oder Tiere mit aller Kraft aus dem Weg schieben wollen.

Das hatte ich selbst um 7.30 Uhr und um 13.45 Uhr am Altenbekener Damm in Hannover noch nicht erlebt, obwohl es da mit den ganzen Schülern und ihren 4-You’s auch schon mal ganz schön eng werden konnte. Aber niemals so eng. Hannover ist ein Traum dagegen.

Erst dann ist mir aufgefallen, dass in SH und BJ ’s Metrostationen vieles darauf ausgerichtet ist, große Menschenmassen sicher zu lenken. So gibt es Glasfassaden auf den Bahnsteigen, die die Menschen von der einfahrenden Bahn und den Schienen trennen, an Stellen durch  Automatiktüren zum Ein- und Aussteigen unterbrochen. Aufseher werden bezahlt, die die Menschen neben den Türen positionieren, um den aussteigenden Fahrgästen Platz zu machen, selbst Pfeile sind in den Boden eingelassen. Es gibt große, stabile Gitter, die den Strom in die richtigen Bahnen lenken und beim Umsteigen ziemich nervig sind. Selbst auf geraden Strecken verhindern die Gitter ein heilloses Durcheinander. Wahrscheinlich ist deshalb noch keine Massenpanik ausgebrochen… Die Ausschilderung ist sehr gut. In SH noch besser als in BJ, aber in SH ist auch die EXPO und es sind auch mehr Linien unterwegs, aber diese Riesenpfeile auf dem Boden sind wirklich idiotensicher. Desweiteren sind die Bahnen breiter gebaut,die Türen scheinen nicht groß auf Gegendruck zu reagieren und es gibt keine Lichtschranken. Alles nur hinderlich in der Rush Hour. In dem Bahnhöfen gibt es große Wartesääle mit Sitzgelegenheiten, damit sich nicht alle auf dem Bahnsteig tummeln. Kruz vor Abfahrt des Zuges werden die Leute dann durchgelassen. So gibt es auch kein Durcheinander auf den Gängen zum Bahnsteig und man folgt einfach der Masse. Es werden dann bei jedem Halt die Wagontüren abgeschlossen, um einen Menschenstrom durch den gesamten Zug zu verhindern. Und auch sonst stehen überall Leute in Uniform rum, die für Ordnung sorgen. Es gibt Verkehrshelfer, weil Ampeln nicht reichen, und Polizisten, weil der Fußweg der Nanjing Lu zu schmal ist.

Hach ja, China… 中国人太多了!

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Das Highlight!

Heute war der mit Abstand der beste Tag in Peking: Wir waren an der Mauer. Und hatten so einen Spaß!

Los ging es schon früh. Patrick und ich haben uns um 8.00 Uhr am Dongzhimen zhan getroffen. Im Riesen-Peking hieß das für mich: 6.00Uhr aufstehen, denn ich brauchte mit der Metro eine Stunde bis zu dieser Haltestelle. Mal wieder war etwas schwer, sich zu finden, obwohl wir uns am gleichen Ausgang verabredet hatten, aber dank voller Handykarte ging es. Daniel, ein ehemaliger KW-Freiwilliger erklärte mir den Abend davor haargenau, wie man den Busbahnhof findet (danke 🙂 ) und deshalb war es für uns auch kein Problem dorthin zu gelangen. Im Prinzip war er genau beim Ausgang B der Metrostation, aber kann doch leicht übersehen werden. Wir gönnten uns noch schnell einen O-Saft bei McDonalds. Der Busbahnhof war eine große Halle, an deren Ende die Busse abfuhren. Nach Huairou fuhr nur der 916er und bei dem gab es eine riesen Schlange. Sofort wurden wir von einer Frau angesprochen, die uns überreden wollte, an das Mauerstück in Jinshanling zu fahren. Sie war sehr freundlich und gar nicht aufdringlich; komisch eigentlich. Um nach Jinshanling zu kommen, hätten wir mit dem Bus nach Miyun gemusst und dort mit einem Minivan ein ganzes Stück weiter. Der Preis des Minivans hätte man aushandeln müssen, aber da es sicherlich noch über 100km gewesen wären, wäre er wohl ziemlich hoch gewesen. Außerdem stand kein Mensch an für den Bus nach Miyun. Das musste einen Grund haben und wir vertrauten eher der Masse, die mit uns nach Huairou wollte. Die Frau meinte es gäbe für Miyun mehr Busse als für Huairou und nur Kinder und Alte würden nach Mutianyu fahren, was sich später als total falsch rausstellte. Die Schlange bewegte sich recht schnell voran und wir waren innerhalb von etwa 20 min im Bus. Und die meisten im Bus wollten gar nicht an die Mauer, was für uns gut war. Leider wusste dann auch keiner so recht Bescheid wo wir aussteigen mussten. Wir leider auch nicht…  schade. Ich meinte es müssste einfach der Busbahnhof sein, weil es anders für mich keinen Sinn ergeben würde. Wir fragten ein älteres Ehepaar, die der Meinung waren wir hätten schon einige Stationen früher aussteigen müssen. Leichte Panik kam hoch. Andere Reisende konnten uns dann beruhigen; der Busbahnhof käme noch. Und tatsächlich: Nach exakt 1 Std. und 40 min (wie in meinem LP beschrieben) kamen wir am Huairou qiche zhan an.

Wir hatten uns eine Taktik überlegt ein günstiges Auto zu finden und teilten uns auf. Jeder sollte getrennt suchen, weil wir hofften, dass ich einen besseren Preis bekam als Patrick. Hat eigentlich auch gut geklappt, wär aber nicht unbedingt nötig gewesen. Für 45 Yuan brachte uns dann ein Fahrer an die Mauer bei Mutianyu. Dort kauften wir Studenten-Tickets,  was sich schwerer darstellte als vermutet. Wir zeigten zwar unseren Freiwilligenausweis vor, aber die Leute wollten unseren chinesischen Schülerausweis sehen. Hatten wir natürlich nicht. Dann gab es eine längere Diskussion über unseren Status (Freiwillige kriegen keinen Rabatt, nur Schüler) und ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass wir quasi Schüler sind und kein Einkommen haben. Funtionierte leider nicht. Also zückte ich meinen deutschen, schon längst abgelaufenen Schülerausweis und hielt ihr den unter die Nase. Sie meinte dann, dass sie das nicht lesen kann, woraufhin ich ihr Einiges übersetzte und auf die englischen Bezeichnungen verwies. Sie gab nach 😀 und ich bekam den Studentenpreis von 25 statt 45 Yuan. Patrick wollte sie den nicht geben, weil er seinen Ausweis nicht dabei hatte. Aber wir quengelten so lange, bis auch er sein Ticket hatte. Anstrengend war’s. Und echt nervig den Leuten ständig erzählen zu müssen, dass wir quasi Schüler/Studenten sind und einen Rabatt verdient hätten. Daniel gab mir den Tipp, sich einen Schülerausweis ausstellen zu lassen. Ich werde auf jeden Fall meine Schule drum bitten; das erspart doch viel Mühe und Zeit!

Glücklich über das günstige Ticket machten wir uns zum Aufstieg. Wir kamen an einem total süßen Bächlein vorbei, viel Natur und einer Quellhöhle mit Stalaktiten und Statagmiten, in der außer uns kein Mensch war!!! Versucht mal so einen Ort an Chinas Sehenswürdigkeiten zu finden! So viel Natur hatte ich lange nicht mehr gesehen. Viele Treppen später waren wir oben, an der Mauer. Welch ein überragendes Gefühl! Wir kamen an der Sommerrodelbahn hoch und liefen Richtung Seilbahn, also in den längeren Teil der Mauer. Wir hatten eine wunderbare Aussicht auf die Berge und den Verlauf der Mauer und auch das Wetter hat perfekt mitgespielt: Sonnenschein, 22°C! Besser hätte es gar nicht sein können. Wir Glückspilze 😀

Anstrengend war es schon. Die Mauer verläuft ja nicht waagerecht einmal quer durchs Land, sondern passt sich dem Gebirgsverlauf an, der schon recht hügelig war. Also ging es ständig bergauf oder bergab. Das ging echt in die Beine und es gab auch Passagen, bei denen es fast senkrecht hoch ging und man quasi eine Steinleiter hochkletterte. Dann gab es auch Passagen, die glatt runtergingen. Die sind wir am Ende einfach runtergelaufen, wie kleine Kinder, weil es so einfacher war für die müden Beine. Man musste nur aufpassen, nicht vorn über zu fallen. Vorbei an Kanonen, Treppen und Wachtürmen, von denen einer bestiegen werden konnte, auf dem sich mal wieder ein Brautpaar fotografieren lässt, kamen wir endlich an den interessanten Teil der Mauer an: die No-Tourists-Area. Wir sahen uns nicht direkt als Touristen und ignorierten, wie alle, die mit uns auf diesem Mauerabschnitt waren, großzügig die Verbotstafel. Ziemlich viele Chinesen sind mit uns weitergelaufen und der Teil dahinter war keineswegs eine Ruine. Es gab Holzzäune und Holztreppen und auch sonst schien es recht gut restauriert zu sein. Wie langweilig! Irgendwann kamen wir an das Ende der Mauer. Dachten wir jedenfalls, weil uns Wald und dichtes Gebüsch entgegen kam. Tatsächlich aber fing hier erst der beste Teil der Mauer an. Die Mauer ist ab dieser Stelle noch am ehesten in ihrem Originalzustand: verwittert und teilweise zerstört. Es wuchsen Sträucher auf der Mauer, Gras machte sich überall breit und die Mauer war nicht mehr vom umgebenen Wald zu unterscheiden. Es sei denn man ging an ihren Rand und sah doch, wie tief es runter ging: Ok, wir sind immer noch auf der Mauer! Ein kleiner Trampelpfad schlängelte sich durchs Gebüsch und verriet, dass wir nicht die Einzigen waren. Es kam uns sogar eine Wandergruppe von etwa 15 Frauen entgegen, die den ganzen alten Teil der Mauer abgelaufen sind. Wahnsinn! Leider drängte die Zeit (es war schon 15 Uhr), denn ich wollte noch mit der Sommerrodelbahn den Berg hinunter, wobei wir eigentlich keine Ahnung hatten, wann sie überhaupt schließt. Wir hatten somit 3 Std. gebraucht zu dieser Stelle zu kommen. Patrick war davon überzeugt, der Rückweg gehe schneller.

Also machte ich noch ein paar Fotos dieses großartigen Mauerabschnitts und wir kehrten um. Wir hätten es früher entdecken sollen; schade drum. Tatsächlich verlief der Rückweg schneller. Zufällig trafen wir auf eine deutsche Schulklasse aus Speyer, die gerade einen Chinaustausch machte. Wir rührten kräftig die Werbetrommel für „kulturweit“ und unterhielten uns über das Straßenessen und chinesische Toiletten. Wir brauchten noch eine Rückfahrgelegenheit nach Peking und so fragte ich eine der Schülerinnen, ob in ihrem Reisebus noch zufällig 2 Plätze frei wären :). Sie schickte uns zu ihrer Lehrerin mit den Worten „Entweder liebt sie Euch oder sie hasst Euch.“ Ersteres sollte sich bewahrheiten. Unsicher ob wir wirklich so dreist fragen sollten, verhielten wir uns einfach wie waschechte Chinesen und gingen hin. Was hätten wir denn zu verlieren gehabt? Fragen kostet nichts und die sehen wir sowieso nie wieder. Also begrüßte ich die Lehrerin, eine Frau Fischer, mit den Worten „Hallo, wir haben Ihre Schulklasse getroffen und kommen auch aus Deutschschland.“  Total baff, dass ich so flüssig Deutsch spreche, war sie sofort interessiert und fragte uns woher wir genau kämen, was wir in China machen würden und wie wir überhaupt allein zur Mauer gekommen wären. Wir erzählten viel von „kulturweit“ und privaten Taxifahrern und sie kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Sache ist geritzt, dachte ich ;). Als ich nach freien Plätzen im Bus fragten, war sie sofort einverstanden, wollte aber zur Sicherheit nochmal mit dem Busfahrer sprechen. Aber die Frau wirkte so, als würde sie alles durchkriegen und wir konnten einer sicheren Rückfahrt entgegen sehen :D.

In der Schülergruppe gab es eine Schülerin, die mich total komisch angeguckt hat die ganze Zeit. Was wollen die denn? Was fällt denen ein, sich einfach in unseren Reisebus setzten zu wollen. So eine unglaublich dreiste Art habe ich noch nie erlebt. Die drängen sich ja total auf und sowas ginge in Deutschland ja mal gar nicht. Warum sollten wir die überhaupt mitnehnem? […] So oder ähnlich sah ihr Gesicht aus und es sprach Bände… Aber wir sind in China. Sie wurde Zeuge einer typisch chinesischen Eigenschaft!

Wir liefen dann mit einem Teil der Gruppe weiter Richtung Rodelbahn. Die meisten haben sich echt für uns und „kulturweit“ interessiert. Irgendwann waren mir die zu langsam (ich musste ja die Rodelbahn noch kriegen), sodass Patrick und ich vorliefen. Wir kamen 10 vor 5 an, um 5 machen sie dicht. Nochmal Glück gehabt. Leider gab es keinen Studententarif, also verwendeten wir 50 Yuan für diese Rodelbahn. Ich beherzte den Tipp, meinen Vordermann ein großes Stück fahren zu lassen, bevor ich selbst loslegte. Als Patrick ne Zeit lang nicht mehr zu sehen war, fuhr ich los. Erst langsam, dann immer schneller und ich legte mich schön in die Kurven rein… bis ich plötzlich vor mir Patrick und eine weitere Chinesin vor ihm erblickte. Warum ist die noch nicht unten? Die ist schon vor 5 Minuten losgefahren. Ich musste stark abbremsen und entschied mit auf der Strecke anzuhalten und zu warten, bis beide nicht mehr zu sehen waren. Hinter mir kam dann noch ein weiterer Chinese an und wir beide warteten. Die Aufseher an den Seiten schrieen ein „zou, zou, zou“, was so viel bedeutete wie „fahrt, fahrt, fahrt“. Ich wollte schon wieder losfahren, aber der Chinese hinter mir meinte total gechillt „Lass die nur reden. ;)“. Sie konnten eh nichts machen. Wenn wir nicht weiterfahren, können sie uns schlecht die Bahn runterschieben. Also ignorierten wir beide grinsend die Aufseher. Dann ging die rasante Fahrt weiter und es war echt super! Zwar schrieen mir die Aufseher ein „Langsamer!“ hinterher, aber da war ich auch schon hinter der nächsten Kurve verschwunden. Hinter der letzten Kurve war die Bahn zu Ende. Das merkte ich aber erst als sich die letzten 5 m vor mir auftaten und fuhr volle Kanne in den Wagen vor mir, aus dem sich Patrick kurz zuvor retten konnte :D.

Nach der kostenlosen Heimfahrt gingen wir richtig schön Essen, betrachteten Hochzeitsfotos, bei dem man uns für ein Paar hielt, und ein rundum gelungener Tag neigte sich dem Ende zu.

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Pekingente

Der Sommerpalast

Am ersten Tag, den 13.10.10,  in Peking sind wir zum Sommerpalast (颐和园, Yíhéyuán) gefahren. Dieser besteht aus dem Sommerpalast, einem umgebenen Park und dem großen Kunming (昆明湖) -See. Der Palast steht auf dem Berg der Langlebigkeit (万寿山, wàn shòu shan). Die ganze Anlage ist wunderschön. Wir hatten aber auch richtig gutes Wetter. Den Palast an sich fand ich jetzt nicht so bemerkenswert; er sieht halt aus wie viele andere chinesischen Tempel oder Paläste auch. Den Park drum herum aber umso mehr. Vor allem der See hat es mir angetan. Es war zwar eigentlich „nur“ ein See, aber er war wunderschön 🙂 (das müsst ihr jetzt nicht verstehen, ich hab einfach ein Faible für Gewässer). Wir mieteten ein Tretboot, genossen die Abendsonne und die schöne Sicht auf den Sommerpalast und die Siebzehn-Bogen-Brücke (十七孔桥, shí qi kong qiáo) samt Südseeinsel (南湖岛, nán hú dao).

十七孔桥 Siebzehn-Bogen-Brücke vom Tretboot aus fotografiert

Der Sommerpalast, erbaut von Kaiser Qianlong 1764, diente als Sommerresidenz der Kaiser und ihres Hofes, wenn die Temperaturen in der Verbotenen Stadt unerträglich wurden. Die Kaiserinwitwe Cixi war diejenige, die den Palast nach Angriffen durch die Briten im Zuge des 2. Opiumkrieges 1860 und den Boxeraufstand 1900 wieder aufbauen ließ. Sie leitete die eigentlich für den Flottenaufbau bestimmten Gelder um, woran heute noch ein Marmorschiff erinnert. Desweiteren gibt es einen 728m langen Wandelgang, an dessen Balken ich mir den Kopf gestoßen habe, beim Versuch ein gutes Foto zu schießen.

Sonnenuntergang 😀 soooo schön!

Die Hallen haben alle so merkwürdige Namen wie Halle des Aromas, Wolkenzerstreuende Halle und Pavillon des Buddhistischen Wohlgeruchs. Um den See herum stehen viele schöne Brücken mit halbrunden Bögen, die besonders kunstvoll aussehen.

Kalligraphie im Sommerpalast (das krakelige "Deutschland" ist von mir)

Am Abend waren wir stilecht Pekingente essen. Wir wollten ein Reataurant aus dem LonelyPlanet aufsuchen, was sich aber schwerer rausstellte als gedacht. Wir irrten eine halbe Stunde auf einer Hauptstraße umher, gingen in einige Seitenstraßen und fanden dieses Restaurant einfach nicht. Unsere Suche führte uns auch in ein Hotelgebäude, von dem wir nicht wussten, dass es eines war. Rein kamen wir, raus aber nicht. Die Tür ließ sich einfach nicht mehr öffnen. Schon leicht panisch versuchten wir es mit Gewalt: die Tür wackelte gewaltig, hielt aber stand. Auf das Klopfen reagierte keiner der Außenstehenden (was im Nachhinein betrachtet auch besser war ^^) bis ein Mann in das Gebäude wollte. Er steuerte auf die linke Wand neben der Glastür hin und da bemerkte ich einen Schalter, den man gewöhnlich bei solchen Gebäuden drücken musste, um die Tür zu öffnen. Oh Mann, waren wir blöd!

Irgendwann im Restaurant angekommen, mussten wir erst noch 20 min auf einen freien Tisch warten, dann noch Ewigkeiten bis sich eine fú wù yuán (服务员) an unseren Tisch gesellte, um die Bestellung aufzunehmen, um schließlich Zeuge der Entenzerlegung zu werden, die direkt an unserem Tisch stattfand. Der Kopf wird abgerissen, dann die besten Stücke fein säuberlich geschnitten auf einen Teller gelegt. Zu guter Letzt wird der Kopf halbiert und beide Teile zusammen mit einer Fleischdeko serviert. Es schmeckte köstlich! Die Haut ließ ich meistens weg, weil sie einfach viel zu fettig war. Den Rest der Ente bekamen wir kleingehaxelt zurück, von dem das meiste Müll war. Anscheinend wird die übrige Ente mitgenommen und zu Hause ausgepult, denn die übrigen Gäste schauten immer mal wieder zu uns rüber und schienen sich über unser Essen (Entenfleisch, Reis, ein Haufen Knochen) zu amüsieren. Wir waren ziemlich knauserig, weil das Essen in dem Restaurant furchtbar teuer war. Allein für die Ente bezahlten wir 140 Yuan. DA ich mich zu sehr beobachtet fühlte und nicht noch weiter negativ auffallen wollte, steckte ich meine Kamera zurück in die Tasche und machte kein Foto von der Sauerei.

Am Donnerstag hieß es früh aufstehen für die Verbotene Stadt. Wir wollten uns um 8.30Uhr am Ticketschalter treffen, fanden uns aber erst um 9, weil ich die Entfernungen in Peking gründlich unterschätzt habe. Ich brauchte eine Stunde, um zum Tian’an men Platz zu kommen. Eine Stunde! Wir bekamen nach einer Diskussion die Studenten-Tickets und marschierten los. Drinnen besorgten wir uns noch einen Audioguide auf Deutsch, den wir uns teilen wollten, denn wir hofften 2 Kopfhörer zu kriegen oder die Erklärungen ein zweites Mal abspielen zu können. Gab’s alles nicht. Die Frau am Schalter schärfte uns noch ein, bloß nicht auf den kleinen grauen Knopf zu drücken, der sich auf der Oberseite des Guides befand…

Das erste was ich tat nachdem die Frau außer Sichtweite war, war auf diesen Knopf zu drücken und siehe da, der Audioguide spielte den Vortrag nochmal ab :D.

Verbotene Stadt, einfach gigantisch. Und das Wetter war ja so geil!

Die Verbotene Stadt ist riesig! Auf der Nord-Süd-Achse sind die wichtigsten Gebäude angeordnet, allen voran die Halle der höchsten Harmonie. Früher durfte kein Gebäude höher sein als diese Halle, zumal sie selbst nur 35m hoch war. Es folgten die Halle der Mittleren Harmonie und die Halle der Wahrung der Harmonie. Welch harmonische Stadt doch! Die Plätze zwischen den Hallen waren gigantischen Ausmaßes. Man geht immer weiter nördlich und nach jedem Tor erschien ein ebenso großer Platz wie der davor… Der mittlere Weg war mit Marmor gepflastert. Früher durfte hier nur der Kaiser laufen und läuft man jetzt selbst drauf, spürt man einen Hauch der Macht, die der Kaiser hatte. Leider waren auch noch etliche andere Menschen auf diesem Kaisertrip, sodass es sich nicht ganz so kaiserlich anfühlte ;). Wir verbrachten nur etwa zweieinhalb Stunden in der Verbotenen Stadt. Irgendwann sah alles gleich aus; nur die Infotafeln verrieten, dass man vor einem anderen Haus stand. Also machten wir uns auf dem Weg zum dahinter liegenden Park, der einen Hügel hatte, von dem aus man Peking und die Verbotene Stadt aus der Vogelperspektive sehen konnte.

We really ♥ Mao!

Freitag habe ich vormittags im Goethe Namensschilder gemacht und nachmittags waren wir einige der alten Gassen, die hutong, entdecken. Eigentlich wollten wir in die Unterirdische Stadt, aber aufgrund der genialen Nummerierung der Ausgänge waren wir zu spät dran. Diese Gassen zeugen noch vom ursprünglichen Peking, ähnlich der shikoumen in Shanghai. Zum Teil verfallene Häuser und Gemüsegärten, sowie Innenhöfe gab es zu entdecken. Es sah gemütlich aus :). Danach sind wir noch in eine der Fressmeilen gegangen. Sie war touristisch ausgerichtet und es gab aller Hand „typisch chinesisches“ zu essen: gegrillte Skorpione (kleine als auch große Schwarze), die vor dem Grillen noch aufgespießt fröhlich mit den Beinchen wackelten, alle möglichen Innereien (bestimmt war Hoden auch dabei), Bienen, Tausendfüßler, Seesterne, Seepferdchen, aber zum Glück keine Spinnen (wobei ich die Skorpione schon extrem eklig finde). Diese Delikatessen waren teurer als der normale Lammkebab: 4 Skorpione für 20 Yuan, 6 Lammfleischstücke für nur 2 Yuan. Patrick nötigte mich einer seiner Skorpione zu essen und ich weigerte mich heftigst. Doch dann überwiegte die Neugier und ich versuchte beim Essen an etwas anderes zu denken…  Skorpion schmeckt gar nicht so übel. Schön knusprig :). Aber viel zu teuer. Später gönnte er sich noch Bienen, aber das musste ich mir nicht auch noch antun. Ich erstand stattdessen eine Kokosnuss. Ein Verkäufer schwatzte ihm noch eine Mao-Tasche an, und allgemein kamen wir viel mit den Verkäufern ins Gespräch. Ich ersparte ihnen aber meinen Stammbaum und behauptete einfach, ich käme aus Chauzhou, was sie mir aufgrund meines schlechten Mandarins nicht ganz abkauften. Aber ohnehin war Patrick für sie weit aus interessanter. Wir trafen noch auf ein Pärchen um die 30 aus Deutschland, mit denen sich Patrick lange unterhielt. Sie kamen aus Shanghai.

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Expo 2010 – Ich war da!

An meinem letzten Tag in SH, entschließ ich mich zur Expo zu gehen. Manche Leute rieten mir, es lieber zu lassen und mir stattdessen SH näher anzuschauen, weil man auch in die Länder selbst reisen kann, um sich das anzuschauen. Andere schwärmten nur so von den tollen Pavillons. Ich hatte mir vorgenommen dorthin zu gehen, also bin ich auch hin.

Zum Glück habe ich mir am Vortag das Ticket gekauft und musste so nicht noch beim Schalter anstehen. Unser Freiwilligenausweis ist echt Gold wert: Mit dem habe ich ein Schülerticket für 100 Yuan (etwa 10 €) statt der üblichen 160 Yuan bekommen und auch sonst bringt er fast überall Vergünstigungen mit sich. Ich nahm den Eingang am europäischen Teil der Expo. Es war so was von voll! Auf der Shoppingstraße Nanjing Dong Lu schlendern die Chinesen gemütlich und langsam und es fällt schwer sich durch die Masse zu bewegen, wenn man es mal eiliger hatte. Aber auf dem Weg zum Eingang der Expo rannten sie förmlich. Jeder wollte der Erste sein. So schnell laufen hab ich die Chinesen noch nie gesehen… Angekommen rannten alle zu der kürzesten Schange, die dann zur Längsten wurde. Ich folgte einem chinesischen Paar, dass sich eine Abkürzung suchte und den Sicherheitsmann bequatschte. Tatsächlich ließ er uns durch und wir ergatterten einen guten Platz, sodass ich nur etwa 15 min anstehen musste. Andere brauchten vielleicht eine halbe Stunde… Am Eingang musste man einen Sicherheitscheck durchlaufen, der dem am Flughafen in Nichts nachstand: Tasche rein in die Röntgenkontrolle und man selbst durch einen Metalldetektor. Mein Wasser durfte ich mitnehmen, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte, was aber eigentlich nicht nötig, war, weil überall auf dem Gelände Trinkbrunnen zugänglich waren. Ich, froh endlich drin zu sein, marschiere Richtung deutschem Pavillon. Zuvor machte ich noch einen kurzen Stop beim niederländischen Pavillon, der nicht soo spannend war. Ausgestellt wurden einige technische Errungenschaften und Kunst. So richtig geöffnet war der Pavillon anscheinend auch noch nicht. Es war angenehm leer, was sich zur Mittagsstunde aber ganz schnell änderte.

Danach bin ich zum deutschen Pavillon. Die Schlange davor war riesig! Ich hätte nicht gedacht, dass der deutsche Pavillon so beliebt ist. Die Leute haben bestimmt mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Stunden, anstehen müssen. Ich aber, bin total lässig und mit Sonnenbrille zu einem der Tausend Freiwilligen auf der Expo hin und hab mich erkundigt, wo denn der VIP Eingang wäre. Ja, da kam ich mir ziemlich toll vor :D! Mit den Wartenden hatte ich Mitleid, aber es war schon ein geiles Gefühl sich als „VIP“ bezeichnen zu dürfen, wenigstens für einen Pavillon ;). Angekommen beeindruckte ich die deutschen Mitarbeiter mit meinem flüssigen Deutsch (natürlich hatten sie das nicht erwartet) und wedelte mit meinem deutschen Pass. Der Pavillon war echt gut gemacht. Es gab Ausstellungen über Energiesparmaßnahmen, die Entwicklung von deutschen Städten wie Berlin zu einer infrastrukturell sehr gut ausgestatteten Metropole, Gartenzwerge, deutsche Literatur und Oper, Autos und andere technische Finessen aus Deutschland sowie die Show mit der Energiekugel, die angeblich durch dir Ener

gie der Menschen in Bewegung gesetzt wird. Aber das glaub ich nicht so recht. Ich denke, das ist alles eine vorprogramierte Show und das Publikum ist nur Schein-beteiligt. Aber die Show ist gut. Auf der Kugel werden kurze Sequenzen über Deutschland gezeigt, wie die Wiedervereinigung mit tanzenden Menschen auf der Mauer, Fußball und Marathon. Außerdem fängt die Kugel auch an hin und her zu schwingen.


Der Energieball. Der schwingt so im Kreis rum. Gerade wird ein Fußbald gezeigt.

Der Vietnam-Pavillon war mir auf Anhieb sympathisch: Sie hatten Kronleuchter an der Decke! In der Mitte spielte eine Live-Band vietnamesische Musik und es erinnerte mich an Mama und Papa’s Filmabende. Im Souvenirshop kaufte ich noch ein Geschenk für meine Eltern und sprach mit einem Vietnamesen auf Chinesisch, weil mein Vietnamesisch nur ausreichte, um ihm zu sagen, was ich kaufen wollte. Die Antwort verstand ich nicht und outete mich sogleich als Nicht-Vietnamese. Darauf folgte eine Diskussion über meine Herkunft, mein Alter und was ich in China mache.

Kronleuchter 😀

Diese Sachen kann ich mittlerweile gut auf Chinesisch darstellen, weil ich sie so ziemlich jedem erzähle, mit dem ich mehr als ein paar Wörter wechsel, da sich doch recht schnell herausstellt, dass ich keine Chinesin bin. Manche halten mich für eine Taiwanesin aufgrund meines Akzents im Chinesischen. Wenn ich ihnen aber erzähle, dass ich aus Deutschland komme, gibt es fast immer erstaunte Gesichter und ein entsetztes „de guo?!?“. Manche sagen dann, dass ich aber chinesisch aussehe und dann sind wir wieder bei der Diskussion über meine Wurzeln angelangt.

Ich war noch im Mongolei-, Kombodscha-, Malediven-, Brunei-, Hongkong-, Irland- und USA-Pavillon. Der Hongkong-Pavillon war cool. Viel Glas und viele Spiegel drinnen und es gab eine 3D-Show über Hongkong. Das Motto war auch sehr passend: Hongkong – potential unlimited.

Zum Schluss bin ich nochmal in den deutschen Pavillon, weil ich unbedingt (!) diesen Pin mit der deutschen und der chinesischen Flagge haben wollte. Ich bequatschte die Frau am Infotresen und die Leute am VIP Eingang, aber sie hatten alle keinen Pin. Also suchte ich drinnen weiter. Der Security-Mann hatte einen,  also versuchte ich ihn zu überreden, ihn mir zu geben. Ich gab meinen Stammbaum zum besten und bot ihn einen meiner Goethe-Buttons an, die ich den Tag zuvor beim Sprachlernzentrum bekam. Leider erfolglos. Den zweiten Security-Mann mit Pin wollte mir seinen auch nicht geben. Ich versuchte es bei den Mitarbeitern. Die eine Mitarbeiterin beschrieb mir eine Kollegin, die angeblich noch viele haben sollte. Ich fragte alle, die mir begegneten. Zum Schluss sollte ich im Show-Raum nochmal gucken, aber als die Türen dazu aufgingen, drükte mir einer der zuvor gefragten Mitarbeiter den gesuchten Pin in die Hand. Ich war so glücklich. Eigentlich verrückt einem Pin so hinterher zu laufen, aber er war was Besonderes für mich…lol. (Hört sich irgendwie krank an xD) Ich bin jedenfalls super froh ihn zu haben. Ich hab mir auch einen I♥SH-Pin gekauft.

Skyline Bilder konnte ich leider keine Guten schießen, weil das Schiff so gewackelt hat. Aber hier eine schön beleuchtete Brücke.

Danach wollte ich noch nach Puxi (die andere Seite des Flusses) und mir den Hannover-Stand anschauen. Ich bin zur Fähre hin und habe mich mit einer Masse von Chinesen auf das Schiff gequetscht. Während der Überfahrt konnte man viele wunderschön beleuchtete Pavillons sehen. Auf der anderen Seite angekommen stürmten alle raus und quetschten sich in den Bus, ich mitten drin.

Die Chinesen sind echt gut im Drängeln, Quetschen und gratis Give-aways ergattern. Besonders die älteren Frauen haben’s echt drauf. Beim Schlange stehen versuchte eine ältere Dame immer, sich an mir vorbei zu quetschen, aber ich versperrte ich höflich den Weg. Ich mags ja überhaupt nicht, wenn man so dicht gedrängt steht und zu allen möglichen Leuten Körperkontakt hat. Deshalb bin ich von der Frau hinter mir auch immer weggerutscht; leider ist sie jedes Mal nachgerutscht. Und Busse scheinen ständig überfüllt zu sein. Schlimmer als beim Altenbekener Damm morgens. Denn die Türen haben keinen Sensor, der die bei Gegendruck wieder öffnet. Also versuchen die Türen unter jeglichen Bedingungen zu zu gehen und die Menschen versuchen dabei auf der richtigen Seite der Tür zu stehen. Ich war froh, dass ich einen Sitzplatz auf der Gepäckablage hatte. Bei den Give-Aways schlagen sich die Leute förmlich drum. Und sei es nur eine Werbe-CD mit den Filmen, die sie soeben im Pavillon gesehen haben. Touristen eben.

digitales Deckengemälde

Jedenfalls bin ich dann irgendwann am Pavillon angekommen, in dem der Hannover-Stand sein sollte. Es war erst 19.30 Uhr und die Pavillons schließen gewöhnlich um 21 Uhr. Also fragte ich einen Freiwilligen, wie ich denn zum Hannover-Stand komme, woraufhin er antwortete, dass der Pavillon schon geschlossen hatte. Komisch, dachte ich und hab mich trotzdem mal auf die Suche danach gemacht. Ich bin bei einem Ausgang rein und wurde sogleich vom Security-Mann gefragt was ich denn suche. Der führte mich zu einem anderen Freiwilligen, der mir wiederum bestätigte, dass der Pavillon schon seit 18 Uhr zu hatte. Frustriert und etwas enttäuscht machte ich mich somit auf den Heimweg. Hätte ich das gewusst, wäre ich früher gekommen. Aber ich tröstete mich mit meinem schönen Deutschland-China-Pin :).

Meine Pins ♥ 😀

Ich wurde noch von einem Bekannten aus Xian zum Essen eingeladen und er erzählte mir Einiges über SH. Dann war ich auch bettfertig, denn am nächsten Tag hieß es um 5.45 Uhr aufstehen, um den Heimzug zu kriegen. Leider verschätzte ich mich ein wenig mit der Zeit (wie immer eigentlich) und musste das letzte Stück ziemlich rennen, um meinen Zug noch zu erwischen. Aber mit massig Gepäck auf dem Rücken war das nicht grade einfach. Die Zugfahrt verbrachte ich damit mein neues chinesisches Handy mit Kontakten zu füllen,Musik zu hören und Fotos vom Sonnenuntergang zu schießen.

Sonnenuntergang

Morgen geht’s mit dem Flieger nach Beijing.

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SH – Leben im Vorgestern und Übermorgen

Schon krass manchmal, wie Neu und Alt so nah nebeneinander existieren können. Eine Bruchbude im Vordergrund, bei der fraglich ist, ob sie überhaupt fließendes Wasser hat, und unmittelbar dahinter Wolkenkratzer der neusten Generation mit allem erdenklichen Komfort... DAS ist China!

Seit 2 Tagen bin ich nun in Shanghai. Und es macht riesen Spaß :D. Endlich sieht man die Leute vom Vorbereitungsseminar wieder, kann ungehemmt auf Deutsch plaudern und lernt eine Riesen-Metropole kennen. Am Dienstagmorgen bin ich angekommen. Vormittags habe ich Xiaoli, Yiyi und Yizhen getroffen, PASCH-Schüler, die ich dieses Jahr in Celle kennengelernt habe. Zusammen waren wir ein bisschen shoppen und ich habe mir ein Paar der hier weitverbreitetn farbigen Kontaktlinsen gekauft. Eigentlich steh ich nicht so drauf, aber neugierig war ich. Mal schauen wie oft ich dir überhaupt tragen werde…

Nachmittags traf ich David und Nico. Wir waren noch am Bund und sind dann nach Hause gelaufen. Eine geschlagene Stunde lang. Und es war kalt. Am nächsten Morgen war ich erkältet, aber immer noch fit genug, um SH zu erkunden. David, Nico und ich sind nach Pudong gefahren und einfach ziellos durch die Gegend gestreunert. Pudong hat einfach mal nur Hochhäuser und einpaar kleine gammlige Wohnhäuser. Nicht besonders schön das ganze. Es wirkte alles so gekünstelt und kalt.

Anonyme Hochhäuser-Wüste

Das Mittagessen war lustig. Wir waren zu sechst jiaozi essen (vergleibar mit Maultaschen) und bestellten zunächst 6 Portionen. Aber wir wussten nicht, dass eine Portion nur 6 Stück hatte. Also bestellten wir pro Person nochmal 12 Stück, sprich 72. Die Kellnerin war ziemlich geschockt über die Menge und fragte gleich, ob nur Männer am Tisch saßen. Vielleicht essen die Chinesen jiaozi nicht pur, sondern nur als Beilage… keine Ahnung. Abends ging es dann noch zum KTV. Wir haben ein ziemlich teures Lokal erwischt, aber den Preis runterhandeln können und kostenlosen Tee bekommen. Letzendlich sind wir nur eine Stunde geblieben. Aber es war extremst lustig, und ungeahnte Talente kamen zum Vorschein. Das muss unbedingt wiederholt werdem im Dezember!!!

Am nächsten Tag war ich mit Phillip in der Französischen Konzession spazieren. Die Franz. Konzession war eine der ausländischen Konzessionen, die nach den Opiumkriegen in Shanghai entstanden sind und Shanghai für den Handel mit Europa öffneten. Nach den Briten am Bund 1842, ließen sich 5 Jahre später auch die Franzosen in Shanghai nieder und prägten die Architektur im Südwesten der Stadt. Noch heute sind die vielen alten Häuser mit hohen Mauern drum herum erhalten geblieben und geben dem sonst so chinesischen Shanghai einen gewissen europäischen Touch. Heute haben sich dort viele teure Boutiquen und Restaurants mit europäischer Küche angesiedelt. Wir waren auch in einem „Feinkostladen“, in dem man Trockenfleisch, getrocknete Innereien und sogar mancher Tiere Zunge, kandierte Pflaumen und anderweitig behandelte Früchte in kleinen Packungen kaufen kann. Unter anderem gab es auch die Möglichkeit den Inhalt zuerst zu probieren bevor man ihn kaufte…

…diese Gelegenheit nach gratis Essen ließ ich natürlich nicht aus und wir probierten uns

chinesische "Süßigkeiten"

durch die verschiedensten Sachen. Von jedem ein bisschen. Nach etwa 10 min reichte es der Verkäuferin anscheinend und sie nötigte uns höflich zum Kauf einiger Sachen, in dem sie uns verfolgte und den tollen Geschmack aller Sachen anpries, die wir länger als eine Sekunde betrachteten. Ich hab dann aus Höflichkeit 2 kleine Packungen  genommen und sie der Verkäuferin zum Wiegen gegeben. Die schmiess die Sachen förmlich auf die Waageund war auch sonst nicht grad gut gelaunt; wahrscheinlich weil wir so wenig gekauft haben (die Packungen haben insgesamt 1,5 Yuan gekostet, was etwa 16 Cent entspricht. Phillip hat nicht viel mehr gekauft) ^^. Dann hat er noch meine ReiseBibel im Geschäft vergessen, aber die Verkäuferin dachte überhaupt nicht dran uns Bescheid zu sagen. Als wir wiederkamen, war ich froh, dass das Buch noch ganz und da war…

Und so geht ein weiterer Tag in der Stadt von Übermorgen zu Ende.

Am nächsten Tag mussten alle arbeiten, nur ich nicht. Also habe ich mich auf den Weg zum Yi-Yuan-Garten gemacht. An der U-Bahn Haltestelle fragte ich eine Chinesin nach den Weg und es stellte sich heraus, dass sie auch dort hin wollte. Also gingen wir gemeinsam hin. Das Viertel um den Garten ist vollends touristisch ausgerichtet. Schilder erleichtern die Orientierung und überteuerte Imbisse schreckten vom Kauf ab. Dennoch war es wunderschön dort. Ein kleiner See mit Brücke und vielen Kois drin, die man füttern konnte. Für den Garten selbst zahlte ich 40 Yuan (4 €) Eintritt, die sich auf jeden gelohnt haben. Es war ein wunderschöner Steingarten mit Torbögen, filigran geschwungenen Dächern, detailreiche Dekorationen überall und einem kleinen Teich. Man möchte einfach nur auf einer Bank sitzen und das hektische Leben außerhalb an sich vorbei ziehen lassen und dabei die Steinformationen betrachten.


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Potthäßlich mit schönen Flecken

So, oder ähnlich würde ich Xian charakterisieren. Die ehemalige Hauptstadt Chinas und der Endpunkt der Seidenstraße hat sich heute in ein Plattenbauviertel mit überfüllten Verkehr und dreckiger Luft verwandelt. China hält nicht viel von Restaurierung, sondern schwingt lieber die Abrissbirne. Der Glockenturm, früher das Herz in Xian, ist heute auf einer Verkehrsinsel gestrandet. Aber trotzdem gibt es ganz hübsche Plätzchen in Xian, wie z.B. den naheliegenden Li-Berg und die große Wildganspagode.

Glockenturm - gestrandet auf einer Verkehrsinsel

Aber von Anfang an. Nach Qufu bin ich zurück nach Qingdao gefahren und am nächsten Tag gleich weiter nach Xian. Ich hatte ein letztes Ticket für diesen Tag ergattert. Es war ein Weischschläfer-Ticket (total bescheuertes Wort…) und somit auch ein ziemlich teures. Aber besser als gar keins. Die Weichschläfer sind weiche Betten in abgetrennten Schlafkabinen à 4 Personen. Das Bett im Zug war weicher als meins in QD und man hatte viel Privatssphäre. Man konnte die Tür einfach zu machen und den Rest des Zuges machen lassen, was er wollte. Nachts war es deshalb auch sehr ruhig und ich hab perfekt geschlafen. Aber die Weichschläfer sind seltener Luxus und auf Dauer doch recht teuer. Die oberen Betten sind etwas günstiger, weil man nicht aus dem Fenster schauen kann, keine gepolsterte Rückenlehne und keine Kleiderbügel hat. Es war echt angenehm so zu reisen und ich hätte Tage lang Zug fahren können. Aber ein Tag reicht ja auch. 24 Stunden hat der Zug von QD nach Xian gebraucht. Dazu muss man sagen, dass er 2 Stunden Verspätung hatte. Eigentlich waren nur 22 Stunden veranschlagt. Ich hab viel gelesen, meinen Aufenthalt mit Hilfe der ReiseBibel (lonelyPlanet) geplant und mich mit meiner Nachbarin unterhalten. (Ja, ich kann mich auf Chinesisch unterhalten :D.) Aus dem Lautsprecher  über uns erklang chinesische Musik. War es Zeit für Essen, wurde die Speisekarte vorgestellt und die Leute daran erinnert, dass es Zeit fürs Essen ist. Schon witzig. Dann wurde noch viel über Gesundheit geschwaffelt und darüber, dass regelmäßiges Essen doch sehr wichtig für die eigene Gesundheit sei und eine gute Gesundheit das Wichtigste überhaupt… 

Smog vom Feinsten

Um etwa 20 Uhr wurde eine chinesische Comedy Show gespielt. Leide hab ich nichts verstanden, nur das künstliche Publikumslachen im Hintergrund deutete auf eine Comedy Show hin. Manchmal ist es schon nervig, wenn man das Radio nicht ausschalten kann. Um 21.30 war dann Nachtruhe. Es wurde ein Einschlaflied gespielt (das, was Babys immer zu hören kriegen aus ihrem Kuscheltier) und die Radio-Dame erzählte einem noch mehr über Gesundheit und die richtige Schlafposition (Nicht unter der Klimaanlage schlafen!). Dann wurden Mütter noch darauf aufmerksam gemacht ihre Kinder im Auge zu behalten. Wie die alle hier verhätschelt werden! Besonders toll war der Morgen danach: Geweckt durch Vogelgezwitscher aus den Lautsprechern und einer viel zu gut gelaunten Sprecherin „hießen wir alle gemeinsam den neuen Tag willkommen“. Jetzt weiß ich, wie sich Planwirtschaft wirklich anfühlt. Wenigstens konnte man im Weichschläfer noch selbst entscheiden, wann das Licht ausgemacht wird. (Anders im Hartschläfer, aber dazu später mehr).

Am nächsten Morgen habe ich dann einen ebenfalls alleinreisenden Studenten im Zug getroffen. Ich hab ihn den Tag davor schon gesehn, ihn aber nicht angesprochen. Es stellte sich heraus, dass er auch nach Xian fährt und dort schon 5 Jahre gelebt hatte. Ein Ortskundiger also. Ich fragte ihn, ob er wisse wo mein Hostel wäre und er meinte gleich, dass er mich dorthin bringen könnte (Alleinreisende-Frauen-Bonus :D) Fand ich sehr nett von ihm. Er versuchte mir noch einige Sachen auf Chinesisch zu erzählen, die ich meistens aber nicht verstanden habe…

In Xian angekommen war ich von der Menschenmasse echt überrascht gewesen. Ich wusste es wird voll wegen den Nationalfeiertagen, aber das es SO voll wird, hätte ich mir nie gedacht. Alles schubste und drängte gen Busstation, die heillos überfüllt war.  Man musste ständig aufpassen, nicht von irgendeinem Fahrzeug angefahren zu werden, aber das würde eh nicht passieren. Denn davor wird man kräftigst angehupt, dass das Trommelfell platzt. Die Chinesen scheinen zu glauben, dass sich ein Stau in Nichts auflöst, wenn man nur lange und laut genug hupt! In den Bussen selbst wird gequetscht wie sonst was. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen da rein passen, aber anscheinend muss man nur rein wollen und kräftig genug sein, die Masse vor sich reinzuquetschen, um selbst einsteigen zu können. Rücksichtslose Busfahrer erleichtern das nicht gerade. Wir sind erstmal irgendwo ins Zentrum gefahren, um ein Taxi anzuhalten. Doch das stellte sich auch schwierig raus. Alles war voll! Nach 15 min fanden wir endlich eins, doch der Fahrer kannte mein Hostel nicht -.-“ Irgendwann war ich dann da und Natasha und Edison (die beiden Englisch-Lehrer aus QD) waren sogar vor mir da.

Das Hostel ist wunderschön. Es liegt in einem Innenhof chinesischer Architektur. Fotos folgen. Und da gibt es so süße Kätzchen, die total zahm sind und einfach auf den Schoß hüpfen, wenn sie gestreichelt werden wollen. In Xian selbst habe ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besucht: Glocken- und Trommelturm, Muslimviertel einschließlich der großen Moschee, die Stadtmauer, die große Wildganspagode und natürlich die Terrakotta-Armee. Die Türme waren jetzt nicht so bombe. Ganz hübsch, aber von Autos umgeben auf einer Verkehrsinsel. Man konnte für 5 Yuan die Glocke schlagen, was angebelich Glück bringen sollte. Alles, was Glück bringen soll, kostet Geld! Eine Reihe chinesischer Touristen ließ sich für dieses Spektakel begeistern. Allgemein stehen die Chinesen total auf Touri-Sachen und posen vor jeder Statue (ohne wirklich zu wissen, wer das ist und was er so Tolles vollbracht hat, (Achtung, subjektiver Eindruck!)). Bei der

abendlichen Fontänenshow bei der großen Wildganspagode, rennen manche sogar durch

Blick vom obersten Geschoss der Großen Wildgans-Pagode. Auf dem Platz unten findet die stündliche Fontänenshow statt. Nur deshalb stehen die Menschen so in Linie.

die Fontänen durch (Man bedenke, Tausende stehen drumherum, um sich die Show anzugucken und da läuft son Trottel durch.) Ich habe auch das Gefühl, dass Chinesen wenig wirklich peinlich ist. Für Fotos wird gepost, was das Zeug hält und alles wirkt so künstlich. Hier ein Peace-Zeichen, dort ein Herzchen und fertig ist das Touri-Bild. Tai Chi wird einfach so auf der Straße geübt und man stört sich nicht an gaffenden Zuschauern. Und das Spucken ist so eklig hier. Bevor sie „auswerfen“ ziehen sie es auf der Kehle raus mit einem so ekelhaften Geräusch, dass man Angst hat, einem wird gleich auf dem Kopf gespuckt. Aber manche sind auch

Xian zeigt sich von einer besonders schönen Seite: vorne die Stadtmauer, im Hintergrund die Skyline

schon so fortschrittlich und spucken nur in Mülleimer. Das Muslimenviertel ist echt schön. Da gibt es viele kleine Stände mit örtlichen Spezialitäten und Souvenire. Ich hab einfach mal alles probiert, was ich finden konnte, und manches war echt gut. Auch habe ich mich zum Kauf von allem möglichen Schrott verleiten lassen, aber es so gut es ging runtergehandelt. Die Stadtmauer ist an sich nichts Besonderes, aber wir haben uns ein Rad gemietet und sind die entlang gefahren bei strahlendem Sonnenschein und blauen (!) Himmel. Das war schon ein Erlebnis. Aber bei chinesischen Rädern fehlt die Federung und so war ich froh als wir auf den wiederaufgebauten Teil der Mauer kamen :). Die Terrakotta Armee ist…joa… auf eine Art und Weise schon beeindruckend, aber die Tatsache, dass dort außer uns noch halb China versammelt war,  machte den Besuch zu einer nervenaufreibenden Sache. Letzendlich sieht man Abbildungen der Statuen in ganz Xian. Ich habe vor lauter durcheiander schreienden Guides meinen Audio-Guide nicht verstanden und bei dem chinesischen Guide meiner Freunde konnte ich leider auch nicht mithören. So blieb mir nichts anderes übrig als mich durch die Massen zu den Infotafeln durchzukämpfen. Im Souvenir-Shop saß auch der Bauer, der als erster auf die Armee gestoßen ist durch Zufall und signierte Bücher, die man dort kaufen kann. Es gab auch eine deutsche Ausgabe, aus der ich weitere Informationen holte, die die Infotafeln nicht hergaben oder mir verborgen blieben, weil ich nicht zu den Infotafeln gekommen bin. Ich stand da also ein Weilchen und lies mir alles in Seelenruhe durch; neben geschäftige Verkäufer, die mir das Buch andrehen wollten.

Noch ein Beweisfoto.

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2561 Jahre Konfuzius

kong zi

Am Montag bin ich nach Qufu gefahren, in die Geburtsstadt von Konfuzius. Leider hatte keiner Zeit mitzukommen, also bin ich mit Rucksack alleine los. Der Bus war ziemlich leer. Die Chinesen lieben Kitsch-Filme und Karaoke, also wurde der Bus kurzer Hand zum Kino gemacht: Es gab einen relativ großen Bildschirm und ziemlich laute Boxen. Zu allem Überfluss schreien die Leute auch so gerne hier… Ich saß in der zweiten Reihe vorne! Auf dem Rückweg verkroch ich mich in die Mitte des Busses, da war es erträglicher. Aber die Musik war trotzdem ziemlich laut, sodass ich einfach Ohrstöpsel benutzte und ich verstand trotzdem alles, was die Schauspieler sagten (akkustisch). In Qufu angekommen suchte ich vergeblich nach einem Taxi und fuhr dann mit einem der privaten Taxis. Das war mir alles nicht geheuer und ich war bereit mein Pfefferspray anzuwenden, falls nötig. Aber die Leute waren eigentlich ganz nett und brachten mich sicher und auf direktem Wege zum Hostel. Nur verlangten sie das doppelte vom üblichen Preis, was ich da ja noch nicht wusste. Als Backpacker wird man ständig von Leuten angesprochen, die einen irgendwo hinfahren wollen.

Das Hostel ist echt gemütlich eingerichtet und die Zimmer sind sauber. Ich schlief mit einer anderen Reisenden in einem Schlafsaal für 6 Leute, also hatten wir quasi ein Doppelzimmer :). Darüber war ich sehr froh. In Xian muss ich wohl mit vollen Zimmern rechnen, aber Schlafbrille und Ohrstöpsel sind schon bereit! Ich hab, wie jeder Touri, mir die 三孔, die 3 wichtigen Gebäude von Konfuzius angeschaut: Den Konfuzius-Tempel, das Konfuzius-Haus und den Konfuzius-Friedhof. Der Tempel ist hübsch, mit vielen alten Bäumen und kunstvoll gestalteten Häusern. Das Haus war besser als erwartet. Viele Leute erzählten mir, dass es recht langweilig sein soll, aber ich fands sehr interessant. Es ist die ehemalige Residenz der damals sehr mächtigen Familie Kong gewesen, zu der Konfuzius gehört. Die Häuser waren nicht besonders schön, aber es war echt cool zu sehen, wie die Mächtigen damals gelebt haben. Ich hatte echt das Gefühl in vergange Zeiten zurückversetzt zu werden und beinahe Konfuzius selbst zu treffen. Vllt war das auch nur, weil ich allein unterwegs war und nicht mit diesen Tour Guides, die doch jedes sentimentale Gefühl zerstören. Manchen Gänge waren so eng und verwinkelt, dass ich Angst hatte mich zu verlaufen. Denn die Residenz war riesig! Ich mag die runden Durchgänge 🙂 Der Friedhof

DA liegt er begraben! Er hat den größten aller Grashügel

war ein guter Ort zum Nachdenken. Ich bin als eine der wenigen Touristen gelaufen. Die anderen haben einen der vielen Shuttle-Busse genommen, um den Friedhof zu umrunden. Ich war also öfter mal allein und konnte dem Zwitschern der Vögel  lauschen und meine Gedanken schweifen lassen, ab und zu derbst unterbrochen durch lautes Hupen der Autos einer nahe liegenden Straße. In diesem Friedhof sind Konfuzius und seine männlichen Nachkommen begraben (mal wieder total diskriminierend). Jder hat seinen eigenen Grashügel und je wichtiger die Leute waren, desto größer war ihr Haufen. Der Meister hatte natürlich den allergrößten Grashügel, mit Wächter aus Stein und einigen Tempeln angrenzend. Der Friedhof war an sich nichts Besonderes (Grashügel und Grabsteine), aber wenn man bedenkt, dass Konfuzius, der Asien so sehr geprägt hat und den Konfuzianismus begründet hat, unter jenem Grashügel begraben liegt, nimmt das alles doch eine andere Dimension an…wow! Aber nun gut. Ich hab im Hostel eine nette Chinesin namens Selene kennengelernt, die seit vier Jahren in London studiert. Sie reist auch alleine. Ich hoffe ich treffe sie in Shanghai wieder. Wir hatten interessante Gespräche über die chinesische Gesellschaft (auf Englisch). Eine sehr nette Person.

Dekorationen im Tempel anlässlich Konfuzius' Geburtstag

Ich bin 2 Tage in Qufu geblieben und das war auch merh als genug Zeit. Am Ende des 2. Tages war mir so langweilig (Selene ist schon abgereist), dass ich einfach shoppen war. Auch eine gute Möglichkeit Zeit totzuschlagen. Ich kaufte Schuhe, einen Fächer und ein zusammengerolltes Gemälde (typisch chinesisch;)). Qufu ist ein stück steingewordene Geschichte. Ich finde es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie eine Stadt unter der Familie Kog aussieht. Ich mag die chinesische Architektur dort. Schöne Brücken umsäumt von Weiden mit langen herabhängenden Blätter, die der Stadt etwas Märchenhaftes geben. Das Einzige, was stört, sind die vielen Souvenirstände, die alle das Gleiche anbieten und die vielen Rikschafahrer, die einen minutenlang überreden wollen, sich von ihnen fahren zu lassen. Aber ich hab den Aufenthalt genossen. Das entlang schlendern der alten Straßen mit Selene hatte etwas Magisches…

Konfuzius' Nachkommen

Aber warum bin ich eigentlich nach Qufu gefahren? Am 28.9. war Konfuzius‘ Geburtstag. Der Typ wäre 2561 Jahre alt geworden! Ich hatte gehofft, dass etwas Besonderes in der Stadt los wäre an diesem Tag. Aber das Einzige, was anders war, war dass der Tempel von 9-11Uhr zu hatte. Man feierte Konfuzius Geburtstag im Tempel mit viel Medienrummel und einer aufwendig inszenierten Show, zu der alle Möglichen wichtigen Leute eingeladen wurden. Nur keine Touristen. Also schaute ich mir die Zeremonie im Fernsehen an. Die Tänzer hatten alle alte Kostüme an, aus der Zeit von Konfuzius wahrscheinlich. Es wurde viel Offizielles gemacht und Reden gehalten. Letztendlich bin ich doch froh, nicht zur Zeremonie gehen zu können. Waäre doch arg langweilig gewesen 😉

Naja, und morgen gehts schon weiter für mich. Ich bin heute nach Qingdao zurückgekommen und fahre morgen nach Xian mit Natasha (die Schottin bei mir) und ihren Freunden. Nach etwa 3 Tagen werde ich versuchen ein Ticket nach Shanghai zu kriegen. Hoffen wir das Beste, weil Freitag die Goldene Woche anfängt und ganz China auf den Beinen ist, ist es verdammt schwer an Tickets zu kommen. Man muss Glück haben und flexibel sein.

Aber ich bin ja jung………….lol.

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Mein Block

China - wie man es sich vorstellt

Ich wohne in einem der traditionelleren Viertel der Stadt. Um mich herum breitet sich das ursprüngliche China aus, mit Straßenverkäufern, kleinen Läden, einer Shopping mall mit noch mehr kleinen Ständen und unzähligen Imbissbuden. Überall wuseln die Menschen durcheinander und bahnen sich ihren Weg durch den Straßenverkehr. Obwohl das im ersten Moment sehr willkürlich erscheint und man doch ernsthaft Angst hat, angefahren zu werden, eröffnet sich einem beim zweiten Blick ein System, das von Rücksicht und Pragmatismus lebt. Wenn ein Bus hält, wird einfach im Gegenverkehr vorbeigefahren, davor aber kräftig gehupt, um auf sich aufmerksam zu machen und die anderen zu warnen. Sollten Fußgänger kreuzen, hält man an oder hupt laut, wenn man selbst noch weiter entfernt ist. Will man an einer grünen Fußgängerampel die Straße überqueren, darf man auf keinen Fall zögern. Denn dann werden die Autos

einfach weiterfahren. Unbeirrt drauf los laufen heißt das Motto. Etwas stimmt mit dem Motor nicht? Dann hält man eben (mitten auf der Straße) an, schaltet das Warnlicht an und schaut nach.

Hunde gibt es hier en masse. Fast jeder hat Einen und wenn nicht, dann einen Singvogel.

Von dem neuen Geschäftsviertel, auch Little Hong Kong genannt, habe ich ja schon erzählt.


Marriage en masse

Gestern war ich mit einer Freundin die Strände hier besuchen. Am Beach No.1 tummeln sich aufgeregte chinesische Touristen und suchen mit kleinen roten Eimern nach Muscheln oder anderem Getier, das sich zwischen den Felsen befindet. Nebenbei laufen noch Comicfiguren rum und versuchen die Touristen zu einem gemeinsamen Foto zu bewegen, um danach abzukassieren.

Gleich am Strand ist auch der Huilan Pavillon, eine bekannte Touristenattraktion. Gestern waren echt viele Menschen auf dem Steg unterwegs. Ich gehe hin, wenn es leerer geworden ist. Ich hab ja Zeit 🙂

Wir sind dann mit dem Bus zu einem Park gefahren, in dem sich unzähligeHeiratswillige aufhielten und Hochzeitsfotos machen ließen. Überall weiße Brautkleider und Bräutigamme (Plural?) im weißen Anzug, manchmal auch schön kitschig mit Strasssteinen verziert. Dann wird gepost was der Fotograf vorgibt, damit es auch ja schön aussieht. Zwischendrinn wird das Kleid gewechselt, die Nase gepudert und das Gesicht ausgeleuchtet. Bei der Braut wird tief in die Schminktasche gegriffen und auch mit falschen Wimpern und Camouflage nachgeholfen, sodass sie danach aussieht wie eine weiß geschminkte Puppe, deren oberste Hautschicht nur aus einer mindestens 1cm dicken Make-up-Schicht besteht. Die Haare sind kunstvoll hochgesteckt und mit einer Dose Haarspray fixiert. Unter ihrem Kleid tragen die Meisten Turnschuhe, was auch nötig ist, um auf den Felsen rumklettern zu können. Einmal holte eine Braut alles aus ihrer Kehle raus und spukte was das Zeug hält… das passte doch nicht zu ihrem äußeren Erscheinungsbild. Entlang der Strände waren noch mehr Paare zu finden und es war, als hätte sich ganz China in Qingdao zum Fotos machen versammelt.

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TIC, baby! – This is China, baby!

Ein Satz, der uns in schweren oder anstrengenden Momenten weiterhelfen soll 😉

Wie es hier ist? Noch langweile ich mich nicht, aber wenn die mir nicht bald was zu tun geben, dann schon. Also, China ist ja mal komplett anders als Europa. Komplett! Ich hatte an meinem ersten Tag einen ziemlichen Schock und traute mich nicht allein auf die straßen. Die Autos hupen wie verrückt, Ampeln werden großzügig übersehen und alles ist irgendwie dreckig. Dachte ich. Bis ich dann in das neuere Viertel von Qingdao kam. Wolkenkratzer so weit das Auge reicht und riesige Konsumtempel. Der Boden glänzt und es gibt viel zu viele Verkäufer, die dir alles hinterher tragen. Erneuter Schock. Zwar wusste ich, dass es in China große Unterschiede gibt, aber das selbst zu sehen ist nochmal was ganz anderes. OMG! Ich konnte es einfach nicht glauben, wie dicht alt und neu nebeneinander liegen können. Bestes Bild: Ein alter Mann mit traditioneller alter Schubkarre, allerlei Krimskrams drauf, dem kegelartigen Hut und spitzem Bart sitzt auf einer der Top-Einkaufsstraßen mit modernster Ausstattung und frönt sein Dasein. Leider habe ich kein Foto davon gemacht, hab mich nicht getraut den Mann direkt zu fotografieren. Naja, nächstes Mal 🙂

Ich wohn direkt auf dem Schulcampus, deshab ist es recht sicher, weil der bewacht wird. Meine Tage bestehen aus Essen, Sightseeing, Essen, Shoppen, Essen, Schlafen. Sehr gechillt, aber nicht das, weshalb ich hergekommen bin. Der Deutsch-Unterricht hat noch nicht angefangen und deshalb bin ich zurzeit arbeitslos. Keiner kann mir sagen, wann er anfängt und zurzeit ist eh frei, wegen dem Mondfest. Ich hoffe er startet bald. Sonst such ich mir woanders Beschäftigung. Es ist sehr frustrierend voller Tatendrang und vorbereitet herzukommen, um zu merken, dass du gar nicht gebraucht wirst. Sonst geht’s mir gut 🙂

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