Trolley packen – zum Flughafen – in den Flieger steigen – 3 Stunden Essen und am PC schreiben – in Shenzhen ankommen
Das nenn ich mal komfortables Reisen. Auf Hartsitz hatte ich echt keine Lust mehr, stattdessen haben Maki und ich uns einen günstigen Flug bis an die Grenzstadt Shenzhen gekauft und sind von dort aus dann mit einem Shuttlebus nach Hongkong reingefahren. Das ist wesentlich günstiger als wenn man direkt nach Hongkong reinfliegen würde, da Hongkong ja schon als Ausland zählt. Vorfreude machte sich breit.
Wir mussten etwa 2 mal den Bus wechseln und jedes Mal das Gepäck wieder rausnehmen und nach den Grenzkontrollen wieder in den nächsten Bus schaffen. Vom Shenzhener Flughafen zu der chinesischen Grenzkontrolle, wo wir den Ausreisestempel bekamen, dann in den nächsten Bus von der chin. Grenze zur Hongkonger, dort wieder raus aus dem Bus zum Anstellen für den Hongkonger Einreisestempel und zum Schluss mit dem Bus von der Hongkonger Grenze rein ins Stadtgebiet. Wenige Ausländer passierten die Grenze, der Anteil der Chinesen war größer und deshalb waren wir schnell durch. Im Stadtzentrum angekommen war ich erstmal überwältigt. Riesige Wolkenkratzer türmten sich neben mir auf, Leuchtreklamen wohin man schaute, die Luftfeuchtigkeit, die viel zu hoch war, und das Gefühl, dass in Hongkong solange Tag ist, bis die Geschäfte um Mitternacht zu machen. Die Menschen schlenderten auf der Straße umher, es gab Ampeln, der Linksverkehr war zunächst ungewohnt, und die Stadt haut dich einfach um!
Nach langer Suche nach einem Geldautomaten, fanden wir einen in einer Metrostation. Wir hatten nämlich keine HKD umgetauscht und hoben so zunächst etwas Geld ab. Dann mit der super ausgelegten Metro zu unserem Hostel, das im wunderschönen Chungking Mansion in Tsim Sha Tsui liegt, der Touristengegend schlechthin. Im Chungking Mansion gibt es die billigsten Hostel in ganz Hongkong und der Laden ist vollgestopft mit Indern, Arabern und Afrikanern. Ich war vorgewarnt, deshalb saß der Schock nicht ganz so tief. Es gab auch Sicherheitspersonal dort, was nichts heißen soll. Unser Hostel nannte sich Ashoka Hostel und ich würde jedem davon abraten dort zu nächtigen. Es ist überhaupt nicht sicher. Eigentlich ist das ganze Chungking Mansion zwielichtig, aber ok, wenn man auf seine Wertsachen aufpasst. Schon am zweiten Abend passierte es: Wir kamen um etwa 19 Uhr zurück vom Tagesausflug und wollten unsere Sachen ablegen, um noch shoppen zu gehen. Die funktionsuntüchtigen, chinesischen Handys deponierten wir auch im Zimmer und schlossen alles ab. Als wir dann um 2 Uhr zurückkamen, waren die Handys weg! Geklaut. Die Tür war abgeschlossen, was hieß, der Dieb hatte Zugang zum Zimmerschlüssel. Die Fenster waren vergittert, weshalb da wohl keiner durchgekommen sein konnte. Ich habe erstmal bei dem Rezeptionisten Terror gemacht. Der Typ meinte nur, dass sein Chef morgen vorbeikommen würde und wir dann weitersehen werden. Ganz toll! Ich verlor mein deutsches und mein chinesisches Handy, Maki ihr teures japanisches Handy. Ich war drauf und dran, dem Chef morgen zu sagen, dass wir das Hostel wechseln und unser Geld wiederhaben wollten. Dieser bot aber von sich aus an, uns eine Entschädigung in Höhe von 3000 HKD zu zahlen. Zusammen viel zu wenig. Wir forderten 4000 HKD, was etwa 320 € entsprach. Nach langen Verhandlungen (da war ich froh, dass ich das Handeln in China gelernt hatte) einigten wir uns auf 3700 HKD (296 €) – ein Erfolg für uns. Geteilt bekam jeder von uns gute 150 €, was nicht schlecht ist. Mein Verlust an Bargeld und Handys wurde nicht komplett gedeckt, aber annähernd. Mit dem Geld kaufte ich mir am nächsten Tag ein neues, besseres Handy, das auch Wifi empfangen konnte ^^.
Hongkong ist mehr als nur eine Stadt – es ist eine Weltstadt. Hongkong ist riesig und wirkt auf mich wie New York. Leider war ich noch nie in den Staaten, aber so stelle ich mir New York vor. Eine Stadt, die nie schläft und auch noch nachts so hell beleuchtet ist wie am Tage. Straßen und Gassen, die vor Leuchtreklameschildern nur so wimmeln und alles dicht an dicht. Platzmangel herrscht dort. Jedenfalls im Stadtgebiet, wo Hochhaus an Hochhaus lehnt, man über dem Klo duschen muss und das Zimmer gerade mal groß genug für ein paar Betten ist. Die Menschen sind zivillisierter dort. Es spuckt keiner auf die Straßen und meistens wird auf die Ampeln geachtet. Das Modebewusstsein ist vorhanden. Die Menschen sind alle stilvoll gekleidet, das sieht man in China nur selten. Man merkt deutlich, dass die Engländer hier früher das Sagen hatten. Der Linksverkehr war anfangs gewöhnungsbedürftig, aber übergroße, gelbe “ <-Look left!“ -Hinweise auf der Fahrbahn helfen ahnungslosen Touristen nicht vom Auto überfahren zu werden. Allgemein machen Autos hier nicht Jagd auf Menschen, wie in China üblich, was unter anderem auch daran liegt, dass Fußgänger und Kraftfahrzeug sich nicht die Fahrbahn teilen müssen. Das Essen in Hongkong ist viel teurer als in China. Für unter 20 HKD (20Yuan=2€) bekommt man selten etwas. Meistens aßen wir für zwischen 30 und 50 HKD. Einmal sind wir richtig schick essen gegangen und haben für 100 HKD pro Person unter Kronleuchtern und mit Blick auf den Victoria Harbour die köstlichen Dim Sum probiert. Im Restaurant waren Maki und ich die wohl jüngsten Gäste, denn der Altersdurchschnitt lag bei etwa 40 Jahren…
Dim Sum sind gedämfte Teigwaren, manche gefüllt mit Krebsen, Gemüse oder Fleisch. Sie werden in kleinen Bambuskörbchen serviert, die auf Wagen durch das Lokal gefahren werden. Will man etwas bestellen, hält man einen der Wagen an und nimmt sich etwas runter. Dann bekommt man einen Stempel auf den Beleg, der anzeigt, wieviel das Körbchen kostet. Hat man fertig gegessen, geht man mit dem Beleg zum Ausgang und bezahlt.
Wie gesagt besteht Hongkong nicht nur aus den Distrikten Sheung Wan, Central, Admirality, Wan Chai, Causeway Bay und Kowloon, die zusammen das Stadtgebiet bilden, sondern auch aus Tausend kleiner Inseln, die Natur pur bieten. In den New Territories Richtung chinesischer Grenze gibt es sogar Feuchtbiotope und Naturschutzreservate. Zu den beiden größten Inseln gehören Lantau und Lamma Island. Auf Lantau Island steht bzw. sitzt der größte sitzende Bronzebuddha der Welt und die Insel hat den längsten Strand Hongkongs. Es gab noch das Fischerdorf TaiO, aber da fuhr leider kein Bus mehr hin. Maki und ich haben uns nur die Buddhastatue angeschaut und sind dann zurück gefahren. Mit der Fähre dauerte es nur eine halbe Stunde zurück ins Großstadtgewimmel. Die zweite Insel Lamma ist noch schöner als Lantau. Auf Lamma Island kam ich mir vor wie im Mittelmeer. Die Autofreie Insel verfügt über viele Wanderwege und schöne Strände und Häfen mit kleinen Fischebooten. Leider waren die Strände nicht wirklich sauber, was uns trotzdem nicht von einem Bad darin abhielt. Lamma Island ist wirklich zu empfehlen! Es ist eine andere Welt und nur 20 min entfernt.
Wir sind jeden Abend so bis Mitternacht oder später noch auf der Straße rumgelaufen, weil es noch so viel zu entdecken gab und die Geschäfte teilweise erst sehr spät zugemacht haben. Am letzten Abend haben wir noch nach einer Bar Ausschau gehalten und auf dem Dach der ifc-Mall eine wunderschöne Skyline bestaunen können, die mindestens so beeindruckend war, wie die auf dem Victoria Peak. Preise waren leider zu teuer, weshalb wir zurück nach Kowloon gefahren sind. Auf dem Weg zu einer im LonelyPlanet beschrieben Bar kamen wir an einem Schild vorbei, das besagte, dass heute Abend in jenem Club Ladies Night war… Zwei Frauen, ein Gedanke und nichts wie rein da!
Einen Tag lang fuhren wir auch nach Macau, einer ehemaligen portugiesischen Kolonie. Das liegt nur eine Stunde von Hongkong entfernt und ist bekannt für seine europäische Architektur und die vielen teuren Hotels und Casinos. Und tatsächlich erinnert vieles an die Mittelmeerländer. Kleine Gassen, Straßencafés und Kopfsteinpflaster. Das Macau Museum ist einen Besuch wert und wirklich gut gemacht. Wir flüchteten dorthin vor der heißen Mittagssonne. Vom Dach des Museums hat man wirklich einen guten Blick auf die Stadt. Macau ist ein sehr teueres Pflaster, teurer als Hongkong. Man sieht größtenteils Touristen mit Gucci-Handtasche und Polohemden auf den Straßen, die in einem der superteuren Luxushotels wohnen und ihr Geld bei Glücksspielen aus dem Fenster schmeißen. Wir haben 2 der Casinos besucht, das im Grand Lisboa und das im The Venetian, welches eine exakte Kopie des Originals in Las Vegas ist. Casinos sind schon faszinierend. Lokale Spezialitäten wie Mandelkeckse und süßes Fleisch haben wir auf der straße probiert. Man bekommt die Sachen quasi hinterher geworfen und darf beim Probieren ruhig satt werden.
Hongkong und Macau verbleiben noch etwa 40 weitere Jahre in ihrem jetztigen politischen Sonderzustand, der ihnen weitgehende Autonomie zusichert. Was die Chinesen danach mit diesen beiden Städten anstellen, weiß man noch nicht. Wenn man die Chance hat, sollte man beide unbedingt mal besuchen, bevor China wieder das Sagen hat.