Am Nikolaustag 2010 trafen wir etwas verspätet im Hostel in Shanghai ein, checkten schnell ein und gingen sofort Richtung Seminargebäude. Das 5 tägige Zwischenseminar begann!
Ich habe mich ja schon am Freitag riesig gefreut, 7 von 18 Leuten wiederzusehen; da war die Freude am Montag noch viel größer! Endlich die alten Freunde vom Werbellinsee zu treffen, wobei ich gar nicht alle kannte, aber schnell kennenlernte. Wir waren alle, bis auf die Shanghaier, in einem Hostel nahe dem Jing’an Tempel sehr zentral untergebracht. Das Hostel hatte wunderbare Sofas und Sitzecken, auf denen wir bis tief in die Nacht hinein saßen und gequatscht haben. Man möchte jede Sekunde des Seminars genießen und soviel wie möglich mit den anderen KWs unternehmen. Es war einfach soo schön :). Das Seminar an sich war ähnlich dem Vorbereitungsseminar voller Workshops, die alle über Selbstreflektion, Kulturbegriff und weiteres Vorgehen in der Einsatzstelle handelten. Täglich gabs Programm von 9 – 18 Uhr, wobei öfters erst um 9.30 Uhr angefangen wurde aufgrund fehlender Teilnehmer ;). Mittags hatten wir 2 Stunden Pause und abends sind wir immer zusammen Essen gegangen.
Angefangen haben wir mit einer Kennenlernrunde und Namensspielen, was ich teilweise etwas komisch fand, weil ich fast alle ja schon kannte. Aber für unsere Trainerinnen war das gut zum Namen merken. Dann gingen auch schon die Workshops los. Wir redeten, spielten, diskutierten und malten viel. Mittwoch wurden 2 Ausflüge angeboten: eine Bootstour auf dem Huang Pu oder ein Stadtspaziergang. Ich hab mich für letzteres entschieden, bei dem wir die Altstadt erkundeten. Wir hatten auch eine kleine Weihnachtsfeier, die echt schön war. David hatte seine er hu dabei, eine chinesische Geige. Während Elena darauf Weihnachtslieder spielte, sangen wir anderen dazu. Es wurden wirklich alle Weihnachtslieder angestimmt und wir hatten unseren Spaß. Das war das erste Mal in China, dass bei mir wirklich Weihnachtsstimmung aufkam! Die Trainerinnen waren auch so lieb und haben Weihnachtsmützen, Weihnachtsstern, Spekulatius, Lebkuchen, Mandarinen und Lametta aus Deutschland mitgebracht. Da kam wirklich Heimatstimmung auf… Das Singen wurde von einem spotanen Krippenspiel gefolgt. Wir zogen jeder eine Rolle und der Erzähler rief einen dann auf. Durch die spontanen Reaktionen und Dialoge kam es dann u.a. dazu, dass Balthasar eine Breakdanceperformance einlegte.
An einem anderen Abend saßen wir einfach nur im Hostel und haben bis spät in die Nacht das Werwolfspiel gespielt bzw. geredet und ferngeschaut. Keiner wollte so wirklich ins Bett und die Zeit verschlafen. Einmal sind wir auch in die höchste Bar der Welt gegangen: die Bar des Hyatt Hotels im 92. Stockwerk des World Financial Centers (WFC, auch Flaschenöffner genannt). Von dort aus hatte man einen unglaublichen Blick über Puxi und die Gebäude von Lujiazui, dem berühmtesten District in Pudong. Der Bund war in seiner Schönheit zu bewundern, aber die ehemals größten Häuser Shanghais wirkten vom WFC winzig klein. Dem so großen Jin Mao Tower schaute man auf den Kopf und schwebte auch sonst über Shanghai. Die Bar war natürlich sehr exklusiv, aber dank der Ladies Night kam ich umsonst rein. Besonders die Toiletten sind erwähnenswert: Wenn man die Tür öffnete, klappte der Klodeckel automatisch hoch. Der Sitz war beheizt. Es war möglich, sich den Hintern abspülen und trocknen zu lassen und dabei auch noch die Wassertemperatur zu regeln. Einmal sind wir alle in einen kleinen Imbiss gegangen und haben quasi einen Flashmob gemacht. Die Angestellten waren leicht überfordert mit uns :D. Wir haben fast 3/4 des Imbisses eingenommen.
Am letzten Abend sind wir alle zusammen zum KTV gegangen. Wie ich KTV liebe :D! Natürlich wurde auch Last Christmas gesungen, das man sonst hier kaum hört. Danach wollten wir noch ins Zapatas gehen, aber David führte uns erstmal eine Stunde lang durch Shanghai bis er dann endlich zugab, nicht zu wissen wo wir sind und wo der Club ist. Also 3 Taxis angehalten und die ganze, verdammte Straße zurück gefahren, die wir in der einen Stunde runtergelaufen sind… Aber auf dem Irrweg habe ich das erste Media-Markt in China gesehen!!! Wird wohl demnächst eröffnet werden. So hat Shanghai schon Ikea, C&A, Bauhaus und Media Markt :D. Das Zapatas war echt gut und wir hatten viel Spaß. Auf dem Weg zurück ins Hostel wollten wir bei Burger King vorbeischauen, aber das hatte seit 4 Stunden schon zu. Also den Straßenstand nahe dem Hostel aufgesucht. Die Leute tun mir echt leid, arbeiten bis spät in die Nacht…
Den nächsten Tag hatten wir zur Hälfte frei, weil das Seminar ja schon um 15 Uhr aufhörte. Elena und ich nutzten die Zeit, um zu Fuß zum Bund zu laufen und dort ins berühmte Peace-Hotel zu gehen. Der Weg kostete uns etwa eine Stunde und es war soo warm an dem Tag, das glaubt ihr nicht! Mindestens 20 °C!! Und das an einem 10. Dezember!!! Dezember!!!! Ich lief in T-Shirt und mit Weihnachtsmütze durch die Gegend und habe gesehen, dass Chinesen sich doch anstellen können. Im Peace-Hotel angekommen, empfing uns eine wunderbar duftende Luft. Ja, im Peace-Hotel parfümiert man die Luft! Wir sind erst mal in der Lobby ein bisschen rumgelaufen und haben dann einen Aufzug nach oben genommen, in eins der piekfeinen Restaurants mit Balkon. Wie selbstverständlich gehen wir in dieses Restaurant und steuern auf den Balkon zu, auf dem noch andere Hotelgäste waren. Boah, was für ’ne geile Aussicht wir da hatten! Pudong liegte uns zu Füßen und der Bund rechts und links. Netterweise machte der Hotelangestellte noch Fotos von uns und schwups, waren wir wieder aus dem Hotel raus. Es war einfacher als gedacht, auf solche Aussichtsplattformen zu kommen ohne einen Yuan zu bezahlen. Man muss nur dreist genug sein. Nach dem Peace-Hotel haben wir nochmal das WFC erklimmt, um Shanghai auch mal bei Tag zu sehen. Wieder waren wir im Restaurant im 91. Stock und so wunderbar dreist, ich liebe es!
Ja, und so endete auch dieses wunderbare Seminar. Es war schwer, alle wieder zu verabschieden. Je näher der Abschied rückte, desto mehr spürte man die Melancholie in der Luft. Ich wollte gar nicht mehr weg aus Shanghai. Es tat so gut, mal wieder mit Gleichgesinnten zu reden und Mädels um mich zu haben, mit denen man über alles quatschen kann. Achje…
Liebe Julia,
ich lese gerne deine perfektes Schreiben;D . Je wärmer es dort ist , desto kälter ist es bei uns …
Es schneit immer noch…