Duftig und kalt

Im Herbst pilgern die Chinesen scharenweise auf den Duftberg in der Nähe von Peking.

Der 香山 (xiang shan) ist bekannt für die vielen Laubbäume, die den Berg im Herbst in ein Meer von roten Blättern verwandeln sollen. Im Idealfall. Als ich dort war, sah man eher enttäuschte Gesichter. Doch nicht alles so schön rot wie der Chinese das gerne hätte. Umso mehr wurde neben jedem roten Baum gepost, der gefunden wurde. Ganze Schlangen bildeten sich und alle roten Blätter wurden gesammelt. In Deutschland findet man sowas an jeder Straße, in China gehen Leute dafür extra auf einen Berg. Und es stimmt, mir sind auf den Straßen noch nicht wirklich rote oder gelbe Bäume aufgefallen, obwohl doch überall Laubbäume rumstehen. Aber vielleicht fallen sie auch nicht so auf, weil alles mit einer grauen Staubschicht bedeckt ist und der Himmel grau-weiß ist. Besonders der Nebel, oder was auch immer das sein mag, nervt. Man hat nur eine geringe Sichtweite (im Vergleich zu Deutschland) und fühlt sich wie in einer Glocke, abgeschirmt vom Außenleben. Da wirkt ein klarer, blauer Himmel um Einiges befreiender und den brauche ich manchmal auch. Selbst das Meer ist durch den trüben Himmel nicht blau, sondern reflektiert nur die Farbe des Himmels. So scheinen Himmel und Meer ineinander überzugehen und nur die Wellen deuten auf das Wasser hin.

Aber zurück zum Duftberg. Es war kalt und verregnet als ich mich auf den Weg zum Berg

Eingang zum Duftberg

machte. Ich hab mir auch schön Zeit gelassen und bin nicht wie geplant um 8 Uhr aufgestanden, sondern erst um 10. Zum Brunchen gings erstmal ins nahegelegene KFC, und dann war es auch schon 11. Bei dem Wetter hab ich mir überlegt, ob ich wirklich auf den Berg soll, weil die Aussicht wahrscheinlich nicht so dolle sein wird, bin aber wegen mangelnder Alternativen und, weil ich an keinem anderen Tag wieder so viel Zeit hätte, bin ich doch hingefahren. Nach einer halben Stunde an der Busstation (auf den Lonely Planet kann man sich doch nicht immer verlassen) fand ich endlich den richtigen Bus und fuhr vielleicht 40 min stadtauswärts. Es waren erstaunlich viele Menschen da für das schlechte Wetter. Bei gutem wäre der Berg wohl aus allen Nähten geplatzt.

Ich traf auf dem Weg dorthin noch 2 Schwestern, mit denen ich mich gemeinsam an den Aufstieg machte. Die machten aber schon auf halben Weg schlapp, sodass ich alleine den Weg bis zum Lift ging. Von oben hat man echt einen grandiosen Blick auf Nord-West-Peking und den Sommerpalast. Und wenn ich die Sonnenuntergangsfunktion meiner Kamera nutzte, konnte ich mir auch ein wenig den Indian Summer vorgaukeln ;). Bei der Seilbahnstation wehte ein kräftiger Wind und es war eisig kalt, Ich hatte meine Winterjacke in QD gelassen, weil anfangs das Wetter echt gut war. Nun waren es gute 10°C weniger…

Originalaussicht

Fake - Enjoy your Illusion 😉

Auf dem Berg habe ich eine Stelle gefunden, die einen unvergesslichen Blick über die Berge und teils Peking bot. Es waren Felsen auf Steilhängen und man fühlte sich so unglaublich frei darauf, als könne man fliegen, weil der Boden unter einem quasi verschwand. Ich liebe solche Orte. Dort könnte ich stundenlang sitzen, aber nach 30 min wurde mir doch zu kalt und ich machte mich auf den Weg zu einem kleinen Shop an der Seilbahnstation. Dort sah ich überall Leute mit Instantgetränken rumstehen und kaufte mir auch eins. Das einzige warme Getränk, das es dort gab. Nachdem ich meine Finger wieder zum Leben erweckte, nahm ich die Seilbahn runter. Die war teurer als gedacht, ganze 60 Yuan. Aber mir war auch zu kalt den ganzen Weg runterzulaufen und zu faul war ich auch. Leider entpuppten sie die Gondeln nicht als

Am Steilhang. Leider kommt die Weite auf dem Bild nicht so gut über...

Gondeln, sondern als Sessellifte, wie man sie aus Skigebieten kannte. Also nichts geschlossen. Entsprechend kalt und windig war es auch. Ich hätte mir auch für 30 Yuan einen Mantel leihen können, aber das war mir das Geld nicht wert. Wenn ich schon so viel für die Fahrt bezahle, muss ich eben an anderer Stelle sparen. Und so lange war die Fahrt ja auch nicht. Also saß ich, fror, genoss die Aussicht und wärmte meine Hände an dem Becher. Außer mir nahmen nur wenige Leute diesen Weg des Abstiegs.

Am nächsten Tag war ich erkältet. Musste ja kommen ^^

Kommentar zu all den Bildern: In echt sah das alles noch viel geiler aus!

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