Grauen-voll! Die Metro um 18 Uhr

Der Metro zur Rush Hour widme ich einen eigenen Eintrag. Anders lässt sich diese Sache nicht integrieren, denn sie weicht von allem ab, was ich bisher erlebt habe. Ich dachte, die Medien übertreiben, wenn sie über Chinas volle Züge berichten, aber das ist alles Realität (jedenfalls zur Rush Hour).

Diese Rush Hour erstreckt sich gewöhnlich von 7-8 Uhr und von 18-19 Uhr, wobei es abends schlimmer ist. Viel schlimmer.

Wir wollten einmal mit der Metro zur besagten Zeit fahren und warteten auf die Bahn. Als sie endlich kam sah man in ihr dicht gedrängt Menschen stehen. Sie war komplett überfüllt und so wollten wir die nächste nehmen. Den Chinesen hat das nichts ausgemacht. In die ohnehin schon platzende Bahn sind noch mindestens 6 weitere Chinesen eingestiegen. Ich weiß nicht, wie die das gemacht haben. Und sollte es bald herausfinden! Die nächste Bahn sah genauso aus wie die davor, also entschieden wir uns dieses Mal einzusteigen. Wir wollten als eine der Letzten einsteigen, weil wir nach 2 Stationen schon wieder raus mussten. Also stellten wir uns hinten an. Als wir dann drin waren, kamen hinter uns noch mindestens 4 Weitere. Nichts da mit nahe-an-der-Tür-stehen… Unbeweglich zwischen allen möglichen Menschen eingezwängt, fuhren wir in die nächste Station. Dort stiegen mindestens nochmal so viele ein. Man bedenke: Als wir eingestiegen sind, war die Bahn schon voll. Aber es schafften immer noch Leute, sich rein zu zwängen. Wie machen die das bloß?! Unsere Station wurde angesagt und wir machten uns fertig zum aussteigen. Als sich die Türen öffneten, kamen wir gar nicht dazu, uns mit bester Manier durchzuboxen. Denn ein gewaltiger Strom an Menschen zwängte sich in diesen Zug! Zwar sind auch einige ausgestiegen, aber leider nicht die, die vor uns standen. Und die dachten nicht mal dran, kurz auszusteigen, um die Leute hinter ihnen rauszulassen, nein, dann kämen sie selbst ja nicht mehr rein! Hoffnungslos fuhren wir also eine Station zu weit. Dort schafften wir es endlich dank der Menschen vor uns, aus diesem Zug zu entkommen.

Puh, nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann schon weiter. Wir mussten ja eine Station wieder zurückfahren. Der Zug in die Gegenrichtung sah nicht besser aus. Also stiegen wir nun wirklich als eine der letzten ein. Vor mir drängte sich noch ein Mann rein, aber ich hatte ja nur ihn vor mir und war mir sicher, die nächste Station rauszukommen. Falsch gedacht! Kurz bevor sich die Türen öffneten fragte ich ihn, ob er zur Seite gehen könne. Entweder hörte er es nicht, oder aber er ignorierte mich, jedenfalls schien keiner außer uns aussteigen zu wollen (oder zu können) und der Schwall an Menschen brach auf uns ein. Ich hatte wirklich nur diesen einen Typen  vor mir und wollte mich an ihm vorbei zwängen, aber der Idiot dachte nicht dran Platz zu machen, kurz auszusteigen. Wir waren gefangen, kamen weder vor noch zurück und wurden weiter ins Innere des Zuges geschubst. Ich stand im Vergleich zu Patrick noch relativ nah am Ausgang, also holte ich meine spitzesten Ellenbogen raus und wühlte, drängte mich durch die reinbrechenden Massen an Körpern, die alle nur ein Ziel kannten: das Innere des Zuges, ohne Rücksicht auf Verluste. Tatsächlich schaffte ich es aus dem Zug und flog beinahe auf die Fresse, weil der Druck so urplötzlich nachließ. Ich muss wie ein Geschoss ausgesehen haben, das eine Mauer durchbrach, weil ich mich zur einfacheren Fortbewegung duckte. Es war wirklich grauenvoll. Es fühlte sich an, als würde man Gegenstände oder Tiere mit aller Kraft aus dem Weg schieben wollen.

Das hatte ich selbst um 7.30 Uhr und um 13.45 Uhr am Altenbekener Damm in Hannover noch nicht erlebt, obwohl es da mit den ganzen Schülern und ihren 4-You’s auch schon mal ganz schön eng werden konnte. Aber niemals so eng. Hannover ist ein Traum dagegen.

Erst dann ist mir aufgefallen, dass in SH und BJ ’s Metrostationen vieles darauf ausgerichtet ist, große Menschenmassen sicher zu lenken. So gibt es Glasfassaden auf den Bahnsteigen, die die Menschen von der einfahrenden Bahn und den Schienen trennen, an Stellen durch  Automatiktüren zum Ein- und Aussteigen unterbrochen. Aufseher werden bezahlt, die die Menschen neben den Türen positionieren, um den aussteigenden Fahrgästen Platz zu machen, selbst Pfeile sind in den Boden eingelassen. Es gibt große, stabile Gitter, die den Strom in die richtigen Bahnen lenken und beim Umsteigen ziemich nervig sind. Selbst auf geraden Strecken verhindern die Gitter ein heilloses Durcheinander. Wahrscheinlich ist deshalb noch keine Massenpanik ausgebrochen… Die Ausschilderung ist sehr gut. In SH noch besser als in BJ, aber in SH ist auch die EXPO und es sind auch mehr Linien unterwegs, aber diese Riesenpfeile auf dem Boden sind wirklich idiotensicher. Desweiteren sind die Bahnen breiter gebaut,die Türen scheinen nicht groß auf Gegendruck zu reagieren und es gibt keine Lichtschranken. Alles nur hinderlich in der Rush Hour. In dem Bahnhöfen gibt es große Wartesääle mit Sitzgelegenheiten, damit sich nicht alle auf dem Bahnsteig tummeln. Kruz vor Abfahrt des Zuges werden die Leute dann durchgelassen. So gibt es auch kein Durcheinander auf den Gängen zum Bahnsteig und man folgt einfach der Masse. Es werden dann bei jedem Halt die Wagontüren abgeschlossen, um einen Menschenstrom durch den gesamten Zug zu verhindern. Und auch sonst stehen überall Leute in Uniform rum, die für Ordnung sorgen. Es gibt Verkehrshelfer, weil Ampeln nicht reichen, und Polizisten, weil der Fußweg der Nanjing Lu zu schmal ist.

Hach ja, China… 中国人太多了!

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