Pekingente

Der Sommerpalast

Am ersten Tag, den 13.10.10,  in Peking sind wir zum Sommerpalast (颐和园, Yíhéyuán) gefahren. Dieser besteht aus dem Sommerpalast, einem umgebenen Park und dem großen Kunming (昆明湖) -See. Der Palast steht auf dem Berg der Langlebigkeit (万寿山, wàn shòu shan). Die ganze Anlage ist wunderschön. Wir hatten aber auch richtig gutes Wetter. Den Palast an sich fand ich jetzt nicht so bemerkenswert; er sieht halt aus wie viele andere chinesischen Tempel oder Paläste auch. Den Park drum herum aber umso mehr. Vor allem der See hat es mir angetan. Es war zwar eigentlich „nur“ ein See, aber er war wunderschön 🙂 (das müsst ihr jetzt nicht verstehen, ich hab einfach ein Faible für Gewässer). Wir mieteten ein Tretboot, genossen die Abendsonne und die schöne Sicht auf den Sommerpalast und die Siebzehn-Bogen-Brücke (十七孔桥, shí qi kong qiáo) samt Südseeinsel (南湖岛, nán hú dao).

十七孔桥 Siebzehn-Bogen-Brücke vom Tretboot aus fotografiert

Der Sommerpalast, erbaut von Kaiser Qianlong 1764, diente als Sommerresidenz der Kaiser und ihres Hofes, wenn die Temperaturen in der Verbotenen Stadt unerträglich wurden. Die Kaiserinwitwe Cixi war diejenige, die den Palast nach Angriffen durch die Briten im Zuge des 2. Opiumkrieges 1860 und den Boxeraufstand 1900 wieder aufbauen ließ. Sie leitete die eigentlich für den Flottenaufbau bestimmten Gelder um, woran heute noch ein Marmorschiff erinnert. Desweiteren gibt es einen 728m langen Wandelgang, an dessen Balken ich mir den Kopf gestoßen habe, beim Versuch ein gutes Foto zu schießen.

Sonnenuntergang 😀 soooo schön!

Die Hallen haben alle so merkwürdige Namen wie Halle des Aromas, Wolkenzerstreuende Halle und Pavillon des Buddhistischen Wohlgeruchs. Um den See herum stehen viele schöne Brücken mit halbrunden Bögen, die besonders kunstvoll aussehen.

Kalligraphie im Sommerpalast (das krakelige "Deutschland" ist von mir)

Am Abend waren wir stilecht Pekingente essen. Wir wollten ein Reataurant aus dem LonelyPlanet aufsuchen, was sich aber schwerer rausstellte als gedacht. Wir irrten eine halbe Stunde auf einer Hauptstraße umher, gingen in einige Seitenstraßen und fanden dieses Restaurant einfach nicht. Unsere Suche führte uns auch in ein Hotelgebäude, von dem wir nicht wussten, dass es eines war. Rein kamen wir, raus aber nicht. Die Tür ließ sich einfach nicht mehr öffnen. Schon leicht panisch versuchten wir es mit Gewalt: die Tür wackelte gewaltig, hielt aber stand. Auf das Klopfen reagierte keiner der Außenstehenden (was im Nachhinein betrachtet auch besser war ^^) bis ein Mann in das Gebäude wollte. Er steuerte auf die linke Wand neben der Glastür hin und da bemerkte ich einen Schalter, den man gewöhnlich bei solchen Gebäuden drücken musste, um die Tür zu öffnen. Oh Mann, waren wir blöd!

Irgendwann im Restaurant angekommen, mussten wir erst noch 20 min auf einen freien Tisch warten, dann noch Ewigkeiten bis sich eine fú wù yuán (服务员) an unseren Tisch gesellte, um die Bestellung aufzunehmen, um schließlich Zeuge der Entenzerlegung zu werden, die direkt an unserem Tisch stattfand. Der Kopf wird abgerissen, dann die besten Stücke fein säuberlich geschnitten auf einen Teller gelegt. Zu guter Letzt wird der Kopf halbiert und beide Teile zusammen mit einer Fleischdeko serviert. Es schmeckte köstlich! Die Haut ließ ich meistens weg, weil sie einfach viel zu fettig war. Den Rest der Ente bekamen wir kleingehaxelt zurück, von dem das meiste Müll war. Anscheinend wird die übrige Ente mitgenommen und zu Hause ausgepult, denn die übrigen Gäste schauten immer mal wieder zu uns rüber und schienen sich über unser Essen (Entenfleisch, Reis, ein Haufen Knochen) zu amüsieren. Wir waren ziemlich knauserig, weil das Essen in dem Restaurant furchtbar teuer war. Allein für die Ente bezahlten wir 140 Yuan. DA ich mich zu sehr beobachtet fühlte und nicht noch weiter negativ auffallen wollte, steckte ich meine Kamera zurück in die Tasche und machte kein Foto von der Sauerei.

Am Donnerstag hieß es früh aufstehen für die Verbotene Stadt. Wir wollten uns um 8.30Uhr am Ticketschalter treffen, fanden uns aber erst um 9, weil ich die Entfernungen in Peking gründlich unterschätzt habe. Ich brauchte eine Stunde, um zum Tian’an men Platz zu kommen. Eine Stunde! Wir bekamen nach einer Diskussion die Studenten-Tickets und marschierten los. Drinnen besorgten wir uns noch einen Audioguide auf Deutsch, den wir uns teilen wollten, denn wir hofften 2 Kopfhörer zu kriegen oder die Erklärungen ein zweites Mal abspielen zu können. Gab’s alles nicht. Die Frau am Schalter schärfte uns noch ein, bloß nicht auf den kleinen grauen Knopf zu drücken, der sich auf der Oberseite des Guides befand…

Das erste was ich tat nachdem die Frau außer Sichtweite war, war auf diesen Knopf zu drücken und siehe da, der Audioguide spielte den Vortrag nochmal ab :D.

Verbotene Stadt, einfach gigantisch. Und das Wetter war ja so geil!

Die Verbotene Stadt ist riesig! Auf der Nord-Süd-Achse sind die wichtigsten Gebäude angeordnet, allen voran die Halle der höchsten Harmonie. Früher durfte kein Gebäude höher sein als diese Halle, zumal sie selbst nur 35m hoch war. Es folgten die Halle der Mittleren Harmonie und die Halle der Wahrung der Harmonie. Welch harmonische Stadt doch! Die Plätze zwischen den Hallen waren gigantischen Ausmaßes. Man geht immer weiter nördlich und nach jedem Tor erschien ein ebenso großer Platz wie der davor… Der mittlere Weg war mit Marmor gepflastert. Früher durfte hier nur der Kaiser laufen und läuft man jetzt selbst drauf, spürt man einen Hauch der Macht, die der Kaiser hatte. Leider waren auch noch etliche andere Menschen auf diesem Kaisertrip, sodass es sich nicht ganz so kaiserlich anfühlte ;). Wir verbrachten nur etwa zweieinhalb Stunden in der Verbotenen Stadt. Irgendwann sah alles gleich aus; nur die Infotafeln verrieten, dass man vor einem anderen Haus stand. Also machten wir uns auf dem Weg zum dahinter liegenden Park, der einen Hügel hatte, von dem aus man Peking und die Verbotene Stadt aus der Vogelperspektive sehen konnte.

We really ♥ Mao!

Freitag habe ich vormittags im Goethe Namensschilder gemacht und nachmittags waren wir einige der alten Gassen, die hutong, entdecken. Eigentlich wollten wir in die Unterirdische Stadt, aber aufgrund der genialen Nummerierung der Ausgänge waren wir zu spät dran. Diese Gassen zeugen noch vom ursprünglichen Peking, ähnlich der shikoumen in Shanghai. Zum Teil verfallene Häuser und Gemüsegärten, sowie Innenhöfe gab es zu entdecken. Es sah gemütlich aus :). Danach sind wir noch in eine der Fressmeilen gegangen. Sie war touristisch ausgerichtet und es gab aller Hand „typisch chinesisches“ zu essen: gegrillte Skorpione (kleine als auch große Schwarze), die vor dem Grillen noch aufgespießt fröhlich mit den Beinchen wackelten, alle möglichen Innereien (bestimmt war Hoden auch dabei), Bienen, Tausendfüßler, Seesterne, Seepferdchen, aber zum Glück keine Spinnen (wobei ich die Skorpione schon extrem eklig finde). Diese Delikatessen waren teurer als der normale Lammkebab: 4 Skorpione für 20 Yuan, 6 Lammfleischstücke für nur 2 Yuan. Patrick nötigte mich einer seiner Skorpione zu essen und ich weigerte mich heftigst. Doch dann überwiegte die Neugier und ich versuchte beim Essen an etwas anderes zu denken…  Skorpion schmeckt gar nicht so übel. Schön knusprig :). Aber viel zu teuer. Später gönnte er sich noch Bienen, aber das musste ich mir nicht auch noch antun. Ich erstand stattdessen eine Kokosnuss. Ein Verkäufer schwatzte ihm noch eine Mao-Tasche an, und allgemein kamen wir viel mit den Verkäufern ins Gespräch. Ich ersparte ihnen aber meinen Stammbaum und behauptete einfach, ich käme aus Chauzhou, was sie mir aufgrund meines schlechten Mandarins nicht ganz abkauften. Aber ohnehin war Patrick für sie weit aus interessanter. Wir trafen noch auf ein Pärchen um die 30 aus Deutschland, mit denen sich Patrick lange unterhielt. Sie kamen aus Shanghai.

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